Buzzerbeater! Villanova holt den Titel

Von Martin Gödderz
Dank eines Buzzer-Beater holten die Villanova Wildcats den Titel
© getty

Die Villanova Wildcats sind National Champion 2016! In einem denkwürdigen Finale gewann der Außenseiter mit 77:74 und holte sich den ersten Titel seit 1985. Vier Sekunden vor Schluss hatte Marcus Paige das Spiel mit einem irren Dreier ausgeglichen, doch Kris Jenkins sorgte mit einem unfassbaren Buzzerbeater für die Entscheidung.

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Vor den Augen von Ex-UNC-Star Michael Jordan mussten die North Carolina Tar Heels die wohl bitterste Final-Niederlage ihrer ehrwürdigen Geschichte hinnehmen. Als Marcus Paige (21 Punkte, 6 Assists) das Spiel mit einem brillanten Dreier wenige Sekunden vor Schluss ausgeglichen hatte, rechneten schon alle mit der Overtime, ehe Kris Jenkins (14 Punkte, 6/11 FG) eiskalt zuschlug.

Mit seinem Buzzerbeater bescherte Jenkins den Wildcats nach 1985 den zweiten Titel ihrer Historie. Es war der erste Buzzerbeater in einem Championship Game seit 1983. Der Coach von Villanovas letztem Meisterteam, Rollie Massimino, war ebenfalls in der Halle und bejubelte den überragenden Sieg in einem an Dramatik nicht zu überbietenden Finale, in dem Phil Booth mit einem Karrierebestwert von 20 Punkten (6/7 FG) bester Scorer bei Villanova war.

Josh Hart kam auf 12 Punkte und 8 Rebounds. Bei den Tar Heels erzielte Joel Berry 20 Punkte (7/12 FG), während Brice Johnson auf 14 Punkte und 8 Rebounds kam.

Die Reaktionen:

Jay Wright (Trainer Villanova): "Kris hat seinem Mitspieler gesagt, dass er offen ist. Dann hat Arcidiacono den perfekten Pass gespielt und Kris lebt eben für diesen Moment."

Kris Jenkins (Villanova): "Sie sagten, wir könnten es nicht schaffen. Ich denke, dass jeder Wurf reingeht. Bei diesem war es nicht anders."

Roy Williams (Trainer North Carolina): "Mir geht es nicht gut, ich konnte den Spielern den Schmerz auch nicht nehmen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sie liebe. Ich habe ihnen gesagt, dass ich mir gewünscht hätte mehr helfen zu können."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Im riesigen NRG Stadium in Houston herrschte Gänsehautatmosphäre. Im Stadion war es komplett dunkel, lediglich die Smartphones der Zuschauer leuchteten, als die Teams für das größte Spiel ihres Lebens einmarschierten. In den Anfangsformationen gab es dagegen keine Überraschungen. Villanova mit Brunson, Hart, Arcidiacono, Jenkins und Ochefu. Bei North Carolina starteten Berry, Paige, Johnson, Jackson und Meeks.

1. Halbzeit: Beide Teams legten einen sehr ausgeglichenen und von den starken Defensivreihen geprägten Beginn hin. Bei Villanova lief anfangs viel über Arcidiacono, der sieben der ersten neun Wildcats-Punkte erzielte. Als Villanova Mitte der ersten Hälfte einen 7:0-Run hinlegte, wurde dieser jäh durch einen spektakulären Alley-Oop-Dunk von Bryce Johnson gestoppt.

Im Anschluss ging es offensiv heiß her, wobei sich die Kontrahenten vor allen Dingen sehr zielsicher von jenseits der Dreierlinie zeigten. Die Tar Heels schossen sich dabei in Person von Joel Berry, der 12 der letzten 15 UNC-Punkte vor der Pause erzielte, mit sieben verwandelten Dreiern bei neun Versuchen nahezu in einen Rausch und die Wildcats profitierten vom kleinen Punktepolster, das sie sich zuvor aufgebaut hatten. In den letzten vier Minuten startete UNC allerdings einen 12:5-Lauf und ging so mit einer 39:34-Führung in die Pause.

2. Halbzeit: Die Tar Heels starteten gut in die zweite Hälfte und bauten ihren Vorsprung schnell auf sieben Punkte aus. Dann allerdings leisteten sie sich einige leichtsinnige Fehler und bei Nova lief Bankspieler Booth heiß. Der brachte die Wildcats nach gut fünf Minuten dann auch wieder in Führung. Villanova war heiß und startete den 17:5-Run gegen zunehmend verunsicherte Tar Heels. Fünf Minuten vor dem Ende sorgte Arcidiacono von der Freiwurflinie für die höchste Villanova-Führung des Spiels. Mit zehn Punkten waren die Wildcats vorne.

North Carolina agierte vorne kopflos und traf fast keinen Wurf mehr. Doch die Tar Heels zogen sich aus dem Sumpf. Ein Eckendreier von Paige brachte sie anderthalb Minuten vor Schluss wieder auf drei Punkte ran. Genau so viele Punkte lagen sie 13 Sekunden vor dem Ende auch bei eigenem Ballbesitz hinten. Dann knallte Paige einen unfassbaren Dreier aus dem Lauf zum Ausgleich rein. Das Problem: Es waren noch 4,7 Sekunden zu spielen. Die Wildcats rannten noch einmal nach vorne, Jenkins erhielt die Chance auf den Dreier einen Meter hinter der Linie und versenkte ihn mit dem Buzzer zum 77:74. Ein wahnsinniges Finish.

Der Star des Spiels: Kris Jenkins. Der Junior war vielleicht nicht der beste Spieler in einem sehr geschlossenen Wildcats-Team, doch er war der alles entscheidende Mann. Sein überragender Dreier mit dem Buzzer machte Villanova zum Champion. Mehr geht nicht.

Der Flop des Spiels: Kennedy Meeks. Die Tar Heels hatten große Probleme in der Zone, wo Villanova das Spiel gewann. Das lag auch an Meeks, der lediglich einen seiner acht Wurfversuche traf, sich zwei Turnover erlaubte und zu keiner Zeit Präsenz unter dem Korb ausstrahlte.

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Das fiel auf:

  • Bereits nach einer knappen Viertelstunde hatten die Tar Heels mehr Dreier verwandelt als im gesamten Spiel gegen Syracuse in den Final Four, als sie ihre ersten zwölf Distanzwürfe allesamt verwarfen. In der zweiten Hälfte kühlte UNC hier aber merklich ab, weil Villanova vor allem den enorm starken Berry vom Ball fernhalten konnte. Dabei hatte die Stärke aus der Distanz sowieso verwundert, schließlich ist kein Tar-Heels-Team in der Geschichte je schlechter aus der Distanz gewesen.
  • Viel wichtiger aus Sicht der Wildcats: Villanova dominierte die Zone. So beraubte man die Tar Heels ihrer eigentlich größten Stärke. Hinten machte Nova die Schotten dicht und vorne kam man immer wieder zu Punkten in der Zone, was auch die außerordentlich gute Feldwurfquote von 58,3 Prozent erklärt.
  • Villanova spielte anfangs fast durchgehend mit einer Trap in der eigenen Hälfte. Manchmal gingen sie den Spielaufbau der Tar Heels sogar schon sehr aggressiv in deren Hälfte mit zwei Guards an. Doch North Carolina zeigte sich davon relativ unbeeindruckt, leistete sich nur wenige Ballverluste und nutzte die Räume, die sich dahinter auftaten, für die eigene Dreiershow. In der zweiten Hälfte stellte Wright auf eine normale Manndeckung um und zog North Carolina den Zahn, die Tar Heels kamen offensiv komplett aus dem Tritt.
  • Die Referees nahmen einen relativ großen Einfluss aufs Spiel. Sie pfiffen enorm kleinlich und so hatten beide Teams schon eine knappe Viertelstunde vor dem Ende die Teamfoulgrenzen überschritten. Das führte zu einer Unmenge an Freiwürfen. Nach fast jedem umkämpften Rebound wanderte ein Spieler an die Linie. 35 Sekunden vor Schluss pfiffen sie außerdem ein relativ zweifelhaftes Foul gegen die Tar Heels.

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