Der kuriose Kleinkrieg zwischen zwei belgischen Klub-Präsidenten: Ha! Jurgen Ekkelenkamp weggeschnappt!

Bart Verhaeghe (l.) machte Club Brügge zum besten Klub Belgiens: Seit seiner Amtsübernahme 2011 gelangen fünf Meistertitel.
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Royal Antwerpen: Gheysens erweckt "The Great Old"

2017 übernahm Gheysens das Kommando bei Royal Antwerpen, dem ältesten Fußballklub Belgiens. Ehrfürchtig "The Great Old" genannt, wobei die Betonung damals auf "old" lag. Der letzte Meistertitel datiert von 1957, zum Zeitpunkt der Übernahme war Royal nach Jahren in der Versenkung gerade in die Erstklassigkeit zurückgekehrt. Gheysens beschloss, Antwerpen wieder "great" zu machen und Brügge herauszufordern. Brügge, und vor allem: Verhaeghe.

Dank der Investitionen des neuen Eigentümers etablierte sich Antwerpen schnell in der Liga-Spitzengruppe, landete zuletzt dreimal hintereinander auf europäischen Startplätzen und gewann 2020 den Pokal. Während sich die Mannschaften von Brügge und Antwerpen sportlich duellieren, tun es ihre Präsidenten auf allen Ebenen - sogar verbal: 2019 soll es bei einem direkten Duell ihrer Klubs in der Halbzeit zu einem Wortgefecht zwischen den beiden gekommen sein.

Antwerpen machte seit der Übernahme durch Gheysens für belgische Verhältnisse ein beachtliches Transfer-Minus von 53,29 Millionen Euro. Zum Vergleich: Brügge erwirtschaftete gleichzeitig 63 Millionen Euro. "Sie bauen nichts auf, indem Sie einen Sportdirektor kaufen oder einige Transfers tätigen", tönte Verhaeghe. "Dafür muss man jahrelang hart arbeiten"

Gheysens ist die Kritik selbstverständlich egal. Vergangenen Sommer lotste er den langjährigen belgischen Nationalspieler Radja Nainggolan von Inter Mailand nach Antwerpen. Gefragt nach dessen Gehalt, spottete er in Richtung Brügge, das dem deutlich unbekannteren Hans Vanaken angeblich mehr zahlt: "Wen hätten Sie lieber: Nainggolan für etwas unter zwei Millionen Euro oder Vanaken für drei?" Nun ja: Nainggolan gelangen in der darauffolgenden Saison vier Scorerpunkte in neun Pflichtspielen, Vanaken 27 in 50.

An Stürmer Michel-Ange Balikwisha waren vergangenes Jahr beide Klubs interessiert, den Zuschlag erhielt wie nun bei Ekkelenkamp auch damals Antwerpen. Im Sommer lieferten sich die Präsidenten dem Vernehmen nach ein Wettbieten um den 20-jährigen Mittelfeldspieler Lazaro von Flamengo Rio de Janeiro, der letztlich aber bei UD Almeria landete. Es ist wie bei Spielzeugen von kleinen Kindern: Willst du ihn? Dann will ich ihn auch!

Paul Gheysens übernahm 2017 das Kommando bei Royal Antwerpen - und greift Verhaeghes Brügge seitdem mit großen Investitionen an.
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Paul Gheysens übernahm 2017 das Kommando bei Royal Antwerpen - und greift Verhaeghes Brügge seitdem mit großen Investitionen an.

Duell um das Ajax-Vermächtnis

Das funktioniert übrigens nicht nur bei Stadien und Spielern, sondern ganz hervorragend auch bei Berufungen auf niederländische Traditionsklubs. Verhaeghe eifert bei der Entwicklung seines Spielzeugs seit jeher Ajax Amsterdam nach. Nicht umsonst holte er als Trainer Alfred Schreuder, der in diesem Sommer aber zu Ajax zurückkehrte. Nicht umsonst holte er als neuen Star den ehemaligen Ajax-Jugendspieler Noa Lang. "Eigentlich war Club Brügge in den letzten Jahren ein bisschen wie das Ajax von Belgien", sagte Lang bei seiner Präsentation. Musik in Verhaeghes Ohren.

Und was macht Gheysens in Antwerpen? Natürlich verpflichtet er mit Marc Overmars den langjährigen Sportdirektor von Ajax. Overmars war entscheidend mitverantwortlich für den Aufbau des modernen Ajax, der wohl spannendsten Mannschaft seit Louis van Gaals Champions-League-Siegern von 1995. Als er Ajax wegen unangemessenem Verhalten gegenüber Mitarbeiterinnen Anfang dieses Jahres verlassen musste, schlug Gheysens sofort zu.

"Die Familie Gheysens hat mich von dem Projekt überzeugt", sagte Overmars. "Die Ambitionen sind riesig." Tatsächlich verstärkte sich Antwerpen auch in diesem Sommer prominent: Als Trainer kam Mark van Bommel, als Kapitän Belgiens Nationalverteidiger Toby Alderweireld und aus Deutschland neben Prestigeobjekt Ekkelenkamp auch noch Christopher Scott, der zuletzt für die Reserve des FC Bayern München spielte.

Brügge verlor mit dem 21-jährigen Charles de Ketelare unterdessen zwar seinen talentiertesten Spieler für 32 Millionen Euro an den AC Milan, dürfte insgesamt aber immer noch über die bessere Mannschaft verfügen. Beide Klubs starteten gut in die Saison, das erste direkte Aufeinandertreffen steht im November an.

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