FC Bayern München - Martin Demichelis im Interview: "Nebenher habe ich immer was verkauft: Zeitungen, Eis oder Eier"

Martin Demichelis wechselte 2003 für fünf Millionen Euro von River Plate zum FC Bayern München.
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Martin Demichelis trainiert seit über einem Jahr die Reserve des FC Bayern München. Im Interview mit SPOX und GOAL spricht der 41-Jährige über seine aktuelle Tätigkeit - und blickt zurück auf seine Jugend in Argentinien sowie die Anfangszeit als Spieler in München.

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Herr Demichelis, Spieler ausbilden oder aufsteigen: Was ist bei der Reserve des FC Bayern wichtiger?

Martin Demichelis: Natürlich versuchen wir, Meister zu werden. Aber die Priorität ist es, Talente zu entwickeln. Nach der letzten Saison sind acht unserer Spieler Profis bei verschiedenen Vereinen geworden. Darauf bin ich stolz. Für mich als Trainer ist das ein gutes Gefühl. Auch in der aktuellen Mannschaft haben wir interessante Jungs. Aber wir brauchen Geduld. Wir haben bisher zwar gut gepunktet, aber noch nicht so gut gespielt, wie ich mir das vorstelle.

Nach den Abgängen von Nicolas Feldhahn und Maximilian Welzmüller steht mit Timo Kern nur noch ein Routinier in der Mannschaft. Sollen noch erfahrene Spieler kommen? Neulich hat sich Rico Strieder im Interview mit SPOX und GOAL angeboten.

Demichelis: Nein, sonst hätten wir beispielsweise auch Diego Contento holen können. Er ist aktuell vereinslos und hat vergangenen Frühling bei uns mittrainiert. Er ist ein sehr sympathischer Mensch und guter Spieler. Aber der Klub verfolgt eine andere Philosophie. Wir setzen in der Reserve noch mehr als vorher vorrangig auf junge Talente.

Sie absolvieren Ihre Trainer-Ausbildung in Italien. Warum? Und wie ist der Stand?

Demichelis: Ich habe in Argentinien, Deutschland, England und Spanien gespielt. Der italienische Fußball hat mich aber auch immer schon interessiert. Italien hat herausragende Abwehrspieler. Die interessantesten Trainingsübungen für Abwehrspieler kommen aus Italien. Diese Fußball-Kultur wollte ich kennenlernen. Vergangenes Jahr war ich pro Monat drei Tage auf der Trainer-Schule in Coverciano, im Juni folgten dann drei Intensiv-Wochen mit jeweils acht Stunden pro Tag. Anfang September absolviere ich meine Abschlussprüfung.

Martin Demichelis: Seine bisherigen Trainerstationen

ZeitraumFunktion
2017 bis 2018FC Malaga (Co-Trainer bei den Profis)
2019 bis 2021FC Bayern U19 (Trainergespann mit Danny Schwarz)
seit 2021FC Bayern Reserve

Im Sommer soll sich Arminia Bielefeld um Sie bemüht haben. Wann wollen Sie als Cheftrainer einer ersten Mannschaft arbeiten?

Demichelis: Mein Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis zum nächsten Sommer und die Arbeit hier macht mir sehr viel Spaß. Bald habe ich meine UEFA-Pro-Lizenz und somit auch die formelle Voraussetzung geschaffen, eine erste Mannschaft im Profifußball trainieren zu können. Wir werden sehen, wann es soweit kommt.

Sie haben im Laufe Ihrer aktiven Karriere mit vielen großen Trainern zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten inspiriert?

Demichelis: Ich bin dankbar für die Arbeit mit allen. Wenn ich von jedem Trainer erzählen soll, sitzen wir hier eine ganze Woche lang. Leider habe ich nie unter Pep Guardiola gearbeitet, aber ich bin ein großer Fan von ihm. Er hat einen enormen Einfluss auf den Fußball. Man könnte eine Mannschaft Guardiolas unabhängig von den Trikots erkennen.

Trifft das für Sie noch auf Mannschaften eines anderen Trainers zu?

Demichelis: Ich würde auch eine Mannschaft von Manuel Pellegrini in anderen Trikots erkennen. Mit ihm habe ich bei River Plate, beim FC Malaga und bei Manchester City zusammengearbeitet. Er ist nicht nur als Trainer herausragend, sondern auch als Mensch.