Sadio Manés erste Wochen beim FC Bayern München: Frühmorgens an der Säbener

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Selten hat sich ein Neuzugang des FC Bayern München derart schnell auf allen Ebenen integriert wie Sadio Mané (30). Geschichten von frühen Morgenstunden an der Säbener Straße, von Frankfurter Zäunen und dem Besuch eines Regionalligaspiels.

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Für eine umgehende Berufung in den Mannschaftsrat hat es letztlich doch nicht gereicht: Obwohl sein Name dem Vernehmen nach diskutiert wurde, übernahm laut Sport1 letztlich Leon Goretzka statt Sadio Mané den durch den Abschied von Robert Lewandowski freigewordenen Posten. Komplettiert wird das mannschaftsinterne Gremium von Kapitän Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich und Kingsley Coman.

Dass der 32 Millionen Euro teure Neuzugang vom FC Liverpool für diesen verantwortungsvollen Posten überhaupt in Frage kam, sagt aber schon einiges aus: Selten hat sich ein neuer Spieler in München derart schnell auf allen Ebenen integriert wie Sadio Mané. Er überzeugt sportlich und charakterlich; Fans, Kollegen und Verantwortungsträger scheinen gleichermaßen begeistert.

Im Zuge der Vorstellungs-Pressekonferenz vor rund zwei Monaten malten der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Präsident Herbert Hainer das Bild eines bescheidenen Superstars. Salihamidzic erzählte, dass ihn Mané mit einer Mango in der Hand in seinem alten Zuhause in Liverpool empfangen und noch am selben Tag eine Zusage gegeben habe. "Wie schnell und glasklar Sadio im ersten Gespräch war, hat mich beeindruckt", sagte Salihamidzic. "Die, die sich so schnell für den FC Bayern entschieden haben, hatten besonders viel Spaß hier."

Sadio Mané beim FC Bayern: Zwei Tore und ein Zaun-Besuch

Und tatsächlich, Spaß scheint Mané in München zu haben: Rund zwei Monate später hing er am Zaun vor dem Auswärtsblock der Frankfurter Arena und gab mit dem Megafon der Ultras den Einpeitscher. "Sadio auf dem Zaun: Da ist eine sehr, sehr gute Energie spürbar", sagte Trainer Julian Nagelsmann.

Nach kürzester Zeit zelebriert Mané eine Nähe zu den Bayern-Fans, die sein Sturm-Vorgänger Robert Lewandowski während seiner acht Jahre in München nie gesucht hatte. Mané wirkt bereits jetzt nahbarer, als es Lewandowski je war. Tatsächlich scheint er auf dem besten Weg zu sein, Franck Ribérys Nachfolger als ausländische Star-Identifikationsfigur zu werden. Auch mit dem 2019 verabschiedeten - anders als Mané durchaus streitbaren - Franzosen pflegten die Fans eine innige Beziehung.

Möglich machten all die Jubelarien natürlich nur seine bisher überzeugenden Leistungen auf dem Platz. Beim 6:1-Sieg zum Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt steuerte Mané ein Tor bei, genau wie zuvor schon beim 5:3 im Supercup bei RB Leipzig. Bei seinem Heimdebüt gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (2:0) traf er zwar doppelt, der VAR verwehrte seinen beiden Treffern aber die Anerkennung.

Mané spielte im neuen 4-2-2-2-System wieder an der Seite von Serge Gnabry an vorderster Front, wich aber oft auf sein natürliches Flügel-Habitat aus und rochierte auch regelmäßig mit den beiden Spielmachern Jamal Musiala und Thomas Müller. So wie das Quartett kombiniert, wirkt es, als würde es schon sehr lange zusammenspielen und nicht erst für ein paar Wochen.

Sadio Mané: Extraschichten an der Säbener Straße

Seit dem Trainingsauftakt präsentiert sich Mané in einer hervorragenden körperlichen Verfassung, was offenbar nicht wirklich überraschend ist. "Er kommt morgens eine Stunde vor allen anderen und geht spät", lobte Salihamidzic. "Er ist ein Vollprofi." Regelmäßige Beobachter der Trainingseinheiten an der Säbener Straße berichten von Gesprächen und Extra-Einheiten mit den Talenten Jamal Musiala, Paul Wanner, Mathys Tel und Gabriel Vidovic.

"Er ist sehr demütig, ein extremer Teamspieler, der seine eigenen Befindlichkeiten extrem hinten anstellt", lobte Nagelsmann. "Du merkst in keinem Moment, in keinem Gespräch, dass er ein Superstar ist. Er ist eher das andere Extrem, manchmal einen Tick zu unterwürfig bei dem Status, den er hat. Er möchte immer gewinnen und versucht seine Mitspieler dorthin zu tragen."

Die Kommunikation mit den neuen Kollegen läuft offensichtlich gut: auf Englisch, mit den vielen französischsprachigen Spielern der Mannschaft in seiner Muttersprache und bald wohl auch auf Deutsch. "Ich brauche wahrscheinlich drei Monate, bis ich mich perfekt auf Deutsch verständigen kann", kündigte er bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz an. In Kontakt kam Mané mit der Sprache bereits während seiner zweijährigen Zeit bei RB Salzburg von 2012 bis 2014.

Schon damals zeigte der FC Bayern Interesse an Mané, geklappt hat der Transfer aber erst acht Jahre später. Es wirkt irgendwie, als fand endlich zusammen, was füreinander bestimmt war. "Er liebt München und achtet darauf, dass er sich gut einlebt", sagte Salihamidzic. Gleichzeitig tut der FC Bayern alles dafür, dass sich Mané in seiner neuen Heimat wohlfühlt.

Sadio Manés Kumpel Désiré Segbe unterschrieb bei der Reserve

Einem Bericht der tz zufolge residiert Mané aktuell gemeinsam mit seinem Kumpel Désiré Segbe im noblen Hotel Vier Jahreszeiten in der zentralen Maximilianstraße. Segbe fuhr Mané zunächst wiederholt zum Training, ehe er selbst beim FC Bayern unterschrieb. Nicht für die Profis, sondern für die Reserve. Aber immerhin.

Mané und Segbe lernten sich einst in der Akademie von Génération Foot im Senegal kennen, anschließend absolvierten sie ihre ersten Profi-Schritte in Europa beim Kooperations-Klub FC Metz in Frankreich. Während Mané zum weltweit bekannten Superstar avancierte, schaffte es Segbe immerhin in die Nationalmannschaft seines Heimatlandes Benin. Vor seiner Unterschrift beim FC Bayern spielte er aber nur in der französischen Ligue 2.

Seine Verpflichtung für die Reserve erscheint durchaus fragwürdig und dürfte ein reines Entgegenkommen für Mané sein, passt Segbe mit seinen 29 Jahren doch eigentlich überhaupt nicht in die neue Philosophie. Um den hauseigenen Talenten noch mehr Spielzeit zu geben, verließen im Sommer mit Nicolas Feldhahn (35) und Maximilian Welzmüller (32) zwei der drei Routiniers den Klub. Einzig verbliebener Anker ist Timo Kern (32). "Wir setzen in der Reserve noch mehr als vorher vorrangig auf junge Talente", betont Trainer Martin Demichelis im Interview bei SPOX und GOAL.

Und dann kommt auf einmal ein 29-jähriger Stürmer? Welche Rolle Segbe in der Mannschaft spielen wird, erscheint ziemlich unklar. Bisher verfügt er ohnehin über keine Spielberechtigung, schaute zuletzt aber gemeinsam mit Mané beim Regionalliga-Heimspiel gegen den SV Viktoria Aschaffenburg im Stadion an der Grünwalder Straße vorbei. Weitere Sympathiepunkte bei den Fans dürfte damit vor allem Mané gesammelt haben - nach der Zaun-Besteigung von Frankfurt war es bereits seine zweite beachtliche Geste in München.

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