Jadon Sanchos Wechsel vom BVB zu Manchester United aus drei Perspektiven

Von Stanislav Schupp
Jadon Sancho wird in der kommenden Saison im Trikot von Manchester United auflaufen.
© GOAL/Getty
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2. Sanchos Wechsel aus der Perspektive des BVB

137 Pflichtspiele, 50 Tore und 64 Assists: Die Statistik aus Sanchos vier Jahren beim BVB spricht Bände. Der Abgang des Edeltechnikers ist sportlich ein herber Verlust.

Sancho ist ein Spieler, der in engen und wichtigen Duellen stets den Unterschied ausmacht. Das bewies er nicht zuletzt in der vergangenen Rückrunde, nachdem er zu Saisonbeginn zunächst mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und erst am 14. Spieltag seinen ersten Treffer erzielt hatte. Der Rechtsfuß zählte neben Erling Haaland, mit dem er sehr gut harmonierte, zu den absoluten Säulen in der Dortmunder Offensive und war ein entscheidender Faktor für das Erreichen der Königsklasse sowie den DFB-Pokal-Triumph.

Bei der Mission, Branchenprimus FC Bayern München auf lange Sicht Paroli bieten zu wollen, verliert der BVB mit Sanchos Wechsel zudem an Prestige. Der Engländer ist der nächste namhafte Akteur, den Dortmund zum Star formte und jetzt ziehen lassen muss.

Sancho-Abschied bringt Geld für die Corona-Kasse

2019 hatte man Sanchos bis 2022 datierten Vertrag heimlich um ein weiteres Jahr verlängert. Vergangenen Sommer schob Sportdirektor Michael Zorc einem Wechsel noch einen Riegel vor, da die Forderungen der Dortmunder nicht erfüllt wurden. Gleichzeitig vereinbarte man mit Sancho ein "Gentlemen's agreement", wonach dieser unter bestimmten Bedingungen wechseln dürfe. Diese sind nun erfüllt, auch wenn der BVB nicht die anfangs geforderten 120 Millionen Euro erhält.

"Wir freuen uns nicht über das Geld, sondern sind traurig, dass er weg ist", betonte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke: "Wir hätten ihn gerne behalten, trotz Corona." Dabei können die Schwarz-Gelben die Transfereinnahmen trotz erfolgreicher CL-Quali gut gebrauchen. Rund 75 Millionen Euro beträgt der Verlust während der Pandemie. Laut Informationen der Bild wollen die Verantwortlichen einen Teil der Ablöse zur Kompensation einsetzen.

15 Prozent der Einnahmen fließen dabei an Manchester City. Bei Sanchos Wechsel 2017 hatten die beiden Klubs eine Weiterverkaufsbeteiligung vereinbart. Bei 85 Millionen Euro beläuft sich der Anteil auf 12,75 Millionen Euro.

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© getty

Die Suche nach dem Sancho-Nachfolger und der Faktor Zeit

Der restliche Teil der Einnahmen soll indes in einen Nachfolger investiert werden. Dass der BVB den Sancho-Abgang ausschließlich intern auffängt, scheint mit Blick auf die schwankenden Leistungen von Spielern wie Giovanni Reyna, Thorgan Hazard oder Julian Brandt unwahrscheinlich. Die Dortmunde Transferpolitik sieht - nicht zuletzt aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel - keine Mega-Transfers vor. Vielmehr setzt man im Ruhrpott auf junge Spieler mit Entwicklungspotenzial.

"Wir werden keinen Jadon Sancho bekommen, aber wir werden versuchen, kreative Lösungen zu finden", erklärte der neue BVB-Coach Marco Rose im Rahmen seiner offiziellen Vorstellung. Zuletzt wurde PSV-Angreifer Donyell Malen als Wunschlösung genannt. Wie die Bild berichtet, soll der 22-Jährige rund 25 Millionen Euro kosten. Finale Gespräche zwischen dem BVB und der Malen-Seite sollen demnach nach der Europameisterschaft stattfinden.

Malens Vertrag in Eindhoven läuft noch bis 2024, Cheftrainer Roger Schmidt deutete jüngst einen Abschied des niederländischen Nationalspielers an. Bei der EM, verbuchte Malen in vier Einsätzen zwei Assists, schied mit der Elftal jedoch im Achtelfinale gegen Tschechien aus. In der vergangenen Spielzeit gelangen ihm 27 Tore und zehn Vorlagen in 45 Pflichtspielen für die PSV.