Parallelen zwischen der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland und dem ATP-Zirkus zu ziehen, birgt die Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Eines lässt sich indes festhalten: läuft ganz gut im Moment für Kroatien. Siege gegen Nigeria und Argentinien auf der einen Seite, die Triumphe von Borna Coric in Halle/Westfalen und Marin Cilic im Londoner Queen´s Club auf der anderen.
Und das gegen prominente Kundschaft: Coric verhinderte bei den Gerry Weber Open den zehnten Titel von Roger Federer, Cilic in London das ganz große Comeback von Novak Djokovic. Dass das kroatische Team Mitte September in Zagreb gegen die USA auch noch um den Einzug in das Davis-Cup-Finale spielt, unterstreicht den Trend auf der ATP-Tour.
Cilic bessert Bilanz gegen Djokovic auf
Vor allem Marin Cilic sollten die Tennisfans auf der Rechnung für Wimbledon haben. Der 29-Jährige ließ sich gegen Djokovic von kleineren Tiefs nicht aus dem Rhythmus bringen, steckte den Verlust des ersten Satzes ebenso weg wie einen Ausrutscher, bei dem Cilic kurz die Standfestigkeit seines Knies testete.
Der Erfolg gegen Djokovic war aus mehreren Blickwinkeln bemerkenswert: Bis zum Treffen am Sonntag in London hatte Cilic nur eine von 15 Partien gegen den Serben gewonnen. Eine psychologische Hürde, die der US-Open-Champion von 2014 überwinden konnte. Auch als Djokovic beim Stand von 5:4 im zweiten Durchgang plötzlich einen Matchball vorfand. Cilic konterte mit einem starken Aufschlag.
Dass er im Tiebreak von Akt zwei auch noch ein 1:4 aufholte, spricht für das Nervenkostüm von Marin Cilic. Mit dem Wimbledon-Finalisten des Vorjahres wird auch in wenigen Tagen an der Church Road wieder zu rechnen sein.
Größter Erfolg für Borna Coric
Ob das auch für Borna Coric gilt, ist noch offen. Zu Buche steht nun erst einmal der größte Erfolg in der Karriere des 21-Jährigen, ein Triumph, der sich mit starken Leistungen zu Beginn des Jahres, vor allem aber auch in Halle angekündigt hatte. Auch wenn Erstrundengegner Alexander Zverev nicht auf der Höhe seiner Schaffenskraft agieren konnte: 6:1 und 6:4 muss man den Weltranglisten-Dritten erst einmal schlagen.
Für beide, Cilic wie Coric, gilt indes dasselbe wie für die kroatische Fußball-Nationalmannschaft: Erfolge in der Vorrunde sind wichtig und gut für das Selbstvertrauen. An die Fleischtöpfe geht es aber erst in ein paar Tagen. Im besten Fall hat die immer noch junge Nation am 15. Juli zwei sportliche Feste zu feiern: Ein abendliches in Moskau - und eines am Nachmittag in Wimbledon.