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NFL: Teams ohne Sieg in der Analyse - welches Kellerkind schafft den Sprung in die Playoffs?

Von Leopold Grünwald
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Nach zwei Spielen in der neuen NFL-Saison haben neun Mannschaften noch keine Partie gewonnen. SPOX sucht bei jeder Franchise nach den Gründen für den schlechten Start und wagt eine Prognose: Wie groß stehen die Chance auf eine Playoff-Teilnahme?

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Seit 1990 haben sich laut ESPN nur 31 von 270 Teams nach einem 0-2-Start noch die Postseason erreicht, das sind knapp über elf Prozent. Zuletzt gelang das den Cincinnati Bengals in der vergangenen Saison.

Geht auch das dritte Spiel verloren, sinken die Chancen noch einmal gewaltig: Nach einem 0-3 haben es seit der Expansion 1979 lediglich sechs Teams in die Playoffs geschafft, zuletzt die Houston Texans in der Saison 2018.

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New England Patriots

Week 1: 20:25 vs. Philadelphia Eagles (H)

Week 2: 17:24 vs. Miami Dolphins (H)

Week 3: New York Jets (A)

Mit den Philadelphia Eagles und den Miami Dolphins ging es für die New England Patriots zum Saison-Auftakt direkt gegen zwei absolute Schwergewichte der NFL. Es ist keine Schande, dass beide Partien verloren gingen, auch wenn New England jeweils mit Heimvorteil antrat. Am Ende steht aber der erste 0-2-Start seit 2001.

Die Defense sieht wie jedes Jahr hervorragend aus. Die Miami-Offense bei 244 Passing Yards zu halten, nachdem Quarterback Tua Tagovailoa und Co. eine Woche zuvor noch 466 Yards durch die Luft erspielen konnten, ist eine enorm starke Leistung. Auch wenn Dolphins-Running-Back Raheem Mostert mit 18 Versuchen 121 Yards und zwei Touchdowns erlief.

Natürlich ist New Englands Laufspiel bisher eines der schlechtesten der Liga (82,0 Yards pro Spiel), aber das liegt auch daran, dass die Patriots bisher meistens zurücklagen und deswegen stärker auf den Arm von Quarterback Mac Jones angewiesen waren. Wenn die Patriots schneller in ihre Spiele kommen würden, dürfte das anders aussehen. Jones scheint sich im Vergleich zu 2022 stabilisiert zu haben, der große Durchbruch darf bei ihm aber mittlerweile angezweifelt werden.

Das Hauptproblem für New Englands Playoff-Jagd bleibt die enorm tiefe AFC, in der sich gefühlt jedes Team gerechtfertigte Hoffnungen auf die Postseason machen kann. Der Patriots-Kader kann zwar mit Breite glänzen, aber es fehlt abgesehen von Pass Rasher Matthew Judon an absoluten Top-Stars, die daran glauben lassen, dass das Team die zwei Niederlagen zum Saison-Beginn wirklich noch ausmerzen kann.

SPOX-Prognose: Keine Playoff-Teilnahme

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Cincinnati Bengals

Week 1: 3:24 vs. Cleveland Browns (A)

Week 2: 24:27 vs. Baltimore Ravens (H)

Week 3: Los Angeles Rams (H)

Schon 2022 begann für die Cincinnati Bengals mit zwei Niederlagen. Am Schluss stand trotzdem eine Bilanz von 12-4 (ein Spiel wurde nicht gewertet) und eine Playoff-Teilnahme. Doch die Leistung von Joe Burrow in diesem Jahr muss Cincinnati echte Sorgen machen. Der Quarterback bringt aktuell nur 56,9 Prozent seiner Pässe an und liegt mit insgesamt 304 Passing Yards hinter Spielmachern wie Zach Wilson (310 Passing Yards), Desmond Ridder (352 Passing Yards) oder Joshua Dobbs (360 Passing Yards). Alles Spieler, die er eigentlich in die Tasche stecken müsste, ob seine Wade nun gezerrt ist oder nicht.

Dass Burrow seine Verletzung aus dem Training Camp gegen die Baltimore Ravens nun verschlimmert hat, muss den Bengals zusätzliche Sorgen machen. Die Partie kommende Woche gegen die Los Angeles Rams wird alles andere als ein Selbstläufer, die Bengals brauchen den 26-Jährigen.

Vor allem, weil auch die Defense bisher keinen guten Eindruck hinterlässt. Die etwas mehr als 382 zugelassenen Yards pro Spiel gehören zu den schlechtesten der NFL, wobei die Verteidigung gegen den Lauf das größte Problem ist (192,0 Yards pro Spiel).

Insgesamt macht Cincinnati aktuell Sorgen, aber solange Burrow nicht für längere Zeit ausfällt, ist ein Verpassen der Playoffs in dieser Spielzeit angesichts der hochkarätig besetzten Offensive eigentlich nicht vorstellbar. Schließlich sind auch die Kontrahenten in der AFC North alles andere makellos.

SPOX-Prognose: Playoff-Teilnahme durch Division-Sieg

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Houston Texans

Week 1: 9:25 vs. Baltimore Ravens (A)

Week 2: 20:31 vs. Indianapolis Colts (H)

Week 3: Jacksonville Jaguars (A)

Für die Houston Texans ging es 2023 nie um eine Playoff-Teilnahme, sondern um die Entwicklung des Kaders unter dem neuen Head Coach DeMeco Ryans. Beim Blick auf die nackten Zahlen funktioniert der Rebuild auch. In dieser Saison hat man nach einem furchtbaren Jahr 2022 einen ordentlichen Sprung ins Mittelfeld hingelegt und steht offensiv ligaweit auf Rang 17 bei den erzielten Yards pro Spiel und defensiv nach zugelassenen Yards sogar auf Platz 11. Doch Houston findet bisher einfach nicht den Weg in die Endzone: Nach zwei Spielen stehen gerade einmal 29 Punkte zu Buche - der viertschlechteste Wert der Liga.

Das ist angesichts der Unterstützung, die Rookie-Quarterback C. J. Stroud bekommt, auch nicht verwunderlich. Die Offensive Line hat aufgrund von Verletzungen bereits vier Starter austauschen müssen, gegen die Indianapolis Colts auch Left Tackle Laremy Tunsil. Die fehlende Konstanz in dieser Positionsgruppe macht sich bemerkbar. Stroud musste elf Sacks einstecken, während das Laufspiel mit mickrigen 62 Yards pro Partie mehr oder weniger verkümmert.

Immerhin: Stroud macht bisher einen guten Eindruck und kann auf seine 626 Passing Yards mit zwei Touchdowns ohne eine Interception durchaus stolz sein. Die Verbindung mit Wide Receiver Nico Collins funktioniert zudem deutlich besser als zu erwarten war. Der 24-Jährige scheint sich mit Stroud als neue Nummer eins zu etablieren, in zwei Spielen gelangen ihm 226 Receiving Yards. Damit hat er schon jetzt knapp die Hälfte seiner Ausbeute aus der vergangenen Saison erreicht. Mit den Playoffs dürfte es trotzdem eng werden.

SPOX-Prognose: Keine Playoff-Teilnahme

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Los Angeles Chargers

Week 1: 34:36 vs. Miami Dolphins (H)

Week 2: 24:27 vs. Tennessee Titans (A)

Week 3: Minnesota Vikings (A)

Die Chargers sind aktuell eine der größten Enttäuschungen der laufenden Saison - und das könnte Head Coach Brandon Staley bald den Job kosten. Der Kader ist gespickt mit talentierten Spielern, die Secondary ist eine der teuersten der gesamten NFL und trotzdem scheint das Team niemanden stoppen zu können. Die 36 zugelassenen Punkte zum Auftakt gegen die Miami Dolphins mögen bei der Star-Power des Teams aus Florida noch zu erklären sein, doch sich von den Tennessee Titans 27 Punkte einschenken zu lassen, ist eigentlich unverzeihlich: Zu schlecht sah die Mannschaft aus Nashville in Woche 1 gegen die New Orleans Saints aus.

438,5 Yards und 31,5 Punkte kassieren die Chargers bislang im Schnitt. Zwar hält die Offensive um Quarterback Justin Herbert Los Angeles meistens im Spiel, aber das ändert nichts daran, dass das Team allein von der Besetzung her deutlich besser sein müsste, was wiederum gegen das Coaching spricht.

Staley war schon nach dem peinlichen Verpassen der Playoffs 2021 und dem historischen Ausscheiden gegen die Jacksonville Jaguars im Januar angezählt. Mit Kellen Mond wurde zwar ein neuer Offensive Coordinator geholt, der auch zu funktionieren scheint, aber der ebenfalls neue Verantwortliche für die Defensive, Derrick Ansley, macht aktuell keinen guten Eindruck. Geht es so weiter, steht bald ein Wechsel auf mindestens einer Position im Training Staff an.

SPOX-Prognose: Keine Playoff-Teilnahme

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Denver Broncos

Week 1: 16:17 vs. Las Vegas Raiders (H)

Week 2: 33:35 vs. Washington Commanders (H)

Week 3: Miami Dolphins (A)

Angesichts der Ergebnisse aus der vergangenen Saison könnten die Denver Broncos sich in dieser Spielzeit eigentlich über das bisherige Abschneiden freuen: Wäre da nicht das verschossene Field Goal gegen die Las Vegas Raiders und die vergebene Two-Point-Conversion in der letzten Sekunde des Spiels gegen die Washington Commanders gewesen, könnte Denver auch mit zwei Siegen dastehen.

Auch Quarterback Russell Wilson sieht unter seinem Head Coach Sean Payton wieder mehr aus wie der Spieler, für den die Broncos 2022 zwei Erst- und zwei Zweitrundenpicks an die Seattle Seahawks abgegeben haben. Trotz dieser Entwicklungen könnte Denvers Saison aber schon am Sonntag bei den Miami Dolphins praktisch zu Ende sein. Verlieren sie in Miami, sprechen die Statistiken eindeutig gegen sie.

Die Vorzeichen stehen schlecht. Die Dolphins sind eins der besten Teams der Liga und für Denver ist es das erste Auswärtsspiel der Saison. Zudem kämpfen die Broncos schon jetzt mit Verletzungsproblemen. Starting Tight End Greg Dulcich fällt für mehrere Wochen mit Oberschenkelproblemen aus, Pass Rusher Frank Clark verpasste Woche 2 mit einer angeschlagenen Hüfte, nachdem Wide Receiver Tim Patrick sich vor der Saison die Achillessehne gerissen hatte.

SPOX-Prognose: Keine Playoff-Teilnahme

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Minnesota Vikings

Week 1: 17:20 vs. Tampa Bay Buccaneers (H)

Week 2: 28:34 vs. Philadelphia Eagles (A)

Week 3: Los Angeles Chargers (H)

Eigentlich war der Plan der Minnesota Vikings für 2023 ein Competitve Rebuild, also eine Verjüngung des Teams ohne eine (oder mehrere) Spielzeiten komplett abzuschenken. Schaut man auf die Quarterback-Position und den Wide Receiver Corps, ist Minnesota auch absolut konkurrenzfähig.

Kirk Cousins hat schon jetzt 708 Passing Yards mit einer 72,7-prozentigen Passquote und sechs Touchdowns bei nur einer Interception auf dem Konto. Justin Jefferson wird seinem Ruf als bester Wide Receiver der Liga mehr als gerecht, während sich T. J. Hockenson langsam unter den Top-Tight-Ends etabliert. Mit Erstrundenpick Jordan Addison scheinen die Vikings zudem Franchise-Legende Adam Thielen mehr als adäquat ersetzt zu haben.

Leider sieht es darüber hinaus eher düster aus. Das Laufspiel funktioniert nach der Trennung von Superstar Dalvin Cook überhaupt nicht. Der neue Nummer-1-Running-Back Alexander Mattison steht nach zwei Spielen bei gerade einmal 62 Rushing Yards und musste nach der Pleite gegen die Philadelphia Eagles rassistische Anfeindungen verkraften.

Der Defense fehlt es abgesehen von Edge-Rush-Monster Danielle Hunter (schon jetzt vier Sacks) an Qualität: Gegen den Lauf verteidigen nur drei Teams noch schlechter als Minnesota. Zudem lässt das Team die siebtmeisten Punkte zu (27,0). Trotzdem ist es bemerkenswert, dass beide Niederlagen schlussendlich One-Possession-Games waren. Das macht Hoffnung.

SPOX-Prognose: Playoffs durch eine Wild Card

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Chicago Bears

Week 1: 20:38 vs. Green Bay Packers (H)

Week 2: 17:27 vs. Tampa Bay Buccaneers (A)

Week 3: Kansas City Chiefs (A)

Die optimistische Stimmung rund um die Chicago Bears aus der vergangenen Saison ist nach den beiden ernüchternden Auftakt-Niederlagen verflogen. Quarterback Justin Fields bleibt nach wie vor anfällig für Turnover (drei Interceptions, ein verlorener Fumble) und obwohl mit Darnell Wright in der ersten Runde des Drafts Verstärkung für die löchrige Offensive Line geholt wurde, musste Fields bereits zehn Sacks einstecken.

Natürlich war 2023 nicht als das Jahr ausgerufen worden, in dem Chicago unbedingt den Divisionstitel holen musste. Aber der ein oder andere Bears-Fan dürfte trotzdem auf eine Playoff-Teilnahme spekuliert haben. Schließlich schien die NFC North nach dem Abgang von Aaron Rodgers und dem Umbau der Minnesota Vikings so offen wie lange nicht mehr.

Nach zwei Spielen muss man aber sagen: Solche Hoffnungen waren verfrüht. Chicago ist noch mindestens ein bis zwei Jahre davon entfernt, ernsthafte Postseason-Ambitionen anmelden zu können. Und das auch nur dann, wenn Fields seine Turnover-Problematik in den Griff bekommt. Einziger Lichtblick: Nach einem enttäuschenden Auftritt gegen die Green Bay Packers scheint D. J. Moore in seinem zweiten Spiel als Bear langsam etwas Chemie mit seinem Quarterback aufzubauen.

SPOX-Prognose: Keine Playoff-Teilnahme

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Carolina Panthers

Week 1: 10:24 vs. Atlanta Falcons (A)

Week 2: 17:20 vs. New Orleans Saints (H)

Week 3: Seattle Seahawks (A)

Zwar befinden sich die Carolina Panthers mitten im Rebuild, aber trotzdem dürfte das Team gehofft haben, dass die Saison nicht mit zwei Pleiten gegen zwei Divisionsrivalen beginnt. Erst recht, nachdem der Klub extra einen Trade mit den Chicago Bears für den ersten Pick im Draft eingefädelt hatte. Doch Quarterback Bryce Young, für den Carolina das Auswahlrecht verwendete, hat bisher noch mit Wachstumsschmerzen zu kämpfen. Das ist an sich nicht verwunderlich, aber insgesamt 299 Passing Yards, zwei Touchdowns und drei Turnover aus den ersten zwei Spielen sind dann doch etwas mager.

Ein weiteres Problem für den neuen Head Coach Frank Reich sind zudem einige wichtige Ausfälle in der Defensive. Star-Cornerback Jaycee Horn wird nach einer Operation am Oberschenkel mehrere Wochen verpassen. Gegen die New Orleans Saints verletzte sich außerdem Linebacker Shaq Thompson schwer am Knöchel und wird wohl vor Saisonende nicht mehr fit. Trotz der "Next-Man-Up"-Mentalität im Football dürften Horn und Thompson nur schwer zu ersetzen sein.

Alles eher keine Mutmacher für das Duell mit den Seattle Seahawks in Woche 3. Die Playoffs dürften für die Panthers trotz der grundsätzlich eher schwächeren NFC South erst 2024 wieder ein Thema sein.

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Arizona Cardinals

Week 1: 16:20 vs. Washington Commanders (A)

Week 2: 28:31 vs. New York Giants (H)

Week 3: Dallas Cowboys (H)

Die Arizona Cardinals sind das wahrscheinlich ungewöhnlichste Team der diesjährigen NFL-Saison. Der etatmäßige Starting Quarterback Kyler Murray wird nach seinem Kreuzbandriss vom letzten noch mindestens einige Wochen brauchen, um zurückzukehren. Da in der Offseason mit den Defensive Ends J. J. Watt und Zach Allen sowie Wide Receiver DeAndre Hopkins mehrere Leistungsträger das Team verließen, gingen viele davon aus, dass die Mannschaft sich in dieser Spielzeit im Tank-Modus befindet. Böse Zungen behaupten sogar, dass Murray im kommenden Draft durch QB-Supertalent Caleb Williams ersetzt werden soll.

Doch obwohl Arizona seine ersten beiden Spiele gegen die Washington Commanders und die New York Giants verloren hat, waren die Auftritte absolut respektabel. Ganz besonders die Defensive übertrifft alle Erwartungen und hat bereits neun Sacks gesammelt. Bleibt es bei dieser Form, wären die Cardinals womöglich in der Lage, mit einem fitten Murray durchaus noch ein paar Siege einzufahren.

Ob man das im Front Office tatsächlich möchte, ist eine andere Frage - ob das Ziel im Draft nun Williams, Super-Receiver Marvin Harrison Jr. oder ein ganzes anderes Prospect ist.

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