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Quarterback Ranking nach Week 10: Ist Tua jetzt ein Elite-Quarterback?

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Starting-Quarterbacks in der NFL.
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QB-Tier 3: Quarterbacks, mit denen gute Teams gewinnen können

Der Großteil dieser Kategorie lässt sich am ehesten so zusammenfassen: In guten Situationen kann man mit diesen Quarterbacks gewinnen. Das Problem ist aber, dass es zunehmend schwierig wird, diese Umstände zu kreieren oder aufrecht zu erhalten, wenn der Quarterback erst teuer bezahlt wird. Kirk Cousins und Ryan Tannehill wären Musterbeispiele dafür.

Auffällig ist auch, dass noch eine andere Eigenschaft diese Gruppe charakterisiert: Die Quarterbacks profitieren häufig überdurchschnittlich stark von Play Action. Tannehill, Cousins und Garoppolo, aber auch Tua Tagovailoa, sind perfekte Beispiele dafür: Diese Quarterbacks sind auf Play Action angewiesen, um die Chance zu haben, eine Top-10-Quarterback-Saison spielen zu können. Das trifft auf die meisten Kandidaten in dieser Gruppe zu.

Neu mit dabei sind die beiden Second-Year-QBs Justin Fields und Trevor Lawrence, die sich immer deutlicher vom Rest der 2021er Quarterback-Draft-Klasse absetzen.

21. Russell Wilson, Denver Broncos

Ranking nach Week 5: Platz 21.

Ich denke, den ganz großen Hammer muss man bei Wilson nicht mehr rausholen. Seine Probleme in der ersten Saisonhälfte sind mehr als ausreichend dokumentiert und diskutiert; jeder weiß, dass er enorme Probleme hat. Er schafft es nicht, in einer NFL zu leben, in der Offenses weniger von Big Plays und mehr vom Quick Game und der Down-für-Down-Distanz leben müssen. Wilson ist weiterhin einer der effizientesten Quarterbacks in der Mid-Range, dort, wo Offenses viel mehr noch punkten müssen, weil Shot Plays eben schwieriger sind. Und das Quick Game wird nie seine große Stärke werden. Wilson hat noch das gelegentliche Big Play in seinem Spiel, der Arm ist noch in Ordnung und zumindest das gelegentliche Play am Boden macht er ebenfalls noch. Aber beides ist längst nicht mehr so dominant wie zu seinen Hochzeiten, und in diesem Jahr wird das eben umso gravierender sichtbar.

20. Matthew Stafford, Los Angeles Rams

Ranking nach Week 5: Platz 18.

Noch würde ich Stafford und Wilson nicht in das vierte Tier schieben, aber bei beiden bin ich auf "kommt das Ende der Reise in Sichtweite?"-Watch. Stafford hat dabei ohne Frage nochmal schwierigere Umstände als Wilson in Denver, aber auch eine schwache Offensive Line darf nicht als Ausrede dafür herhalten, dass die Rams nach EPA pro Play die schlechteste Offense in der NFL aufs Feld führen. Stafford holt noch halbwegs etwas raus, aber in einer Offense, in der er fast ausschließlich als Kurzpass-Ballverteiler operieren muss, stößt er gleichzeitig merklich an Grenzen - und wer weiß, wie gravierend seine Ellbogenprobleme wirklich sind. Stafford spielt nicht gut unter Druck, und er bekommt jede Menge davon. Er zerlegt auch den Blitz nicht mehr wie im Vorjahr, das vertikale Passspiel ist ebenfalls nur eine Randnotiz: Stafford hat bislang acht Completions über mindestens 20 Yards. Die gesamte Offense ist maximal limitiert und Stafford ist nicht in der Lage, aus schwierigen Umständen zumindest eine mittelmäßige Offense zu formen.

19. Daniel Jones, New York Giants

Ranking nach Week 5: Platz 20.

Es steht außer Frage, dass Brian Daboll gerade das Maximum aus Daniel Jones rausholt - auch angesichts der Umstände was insbesondere die Receiver-Situation angeht. Aber was ist dieses Maximum? Diese Frage könnte auch die kommende Offseason im Big Apple prägen, wenn es darum geht, ob man Jones noch ein Jahr geben will; sein Vertrag läuft aus. Und natürlich ist Jones limitiert, aber er ist eine Waffe als Runner und er verteilt den Ball gut im Kurzpassspiel. Das vertikale Element fehlt aktuell komplett, was nicht nur, aber auch am Quarterback liegt. Und er hat noch immer zu viele Aussetzer in seinem Spiel. Aber im Moment ist er genau das, was diese Kategorie beschreibt: Ein Quarterback, dessen Qualitäten dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Auch wenn das in seinem Fall mit einem minimalen Spielraum für Fehler einhergeht.

18. Derek Carr, Las Vegas Raiders

Ranking nach Week 5: Platz 13.

"Frustrierend inkonstant" würde ich die Saison von Derek Carr zum Start der zweiten Saisonhälfte beschreiben. Das Jaguars-Spiel in der Vorwoche war ein perfektes Beispiel darfür, als Carr früh im Spiel Big Play auf Big Play auflegte, um dann in der zweiten Hälfte mehrfach Receiver zu verpassen, und auch die Connection mit Davante Adams war plötzlich off. Gegen die Colts war es erneut die Adams-Show, mit Fragezeichen darüber hinaus. Die Raiders haben Probleme damit, ein konstantes Kurzpassspiel aufzuziehen. Das sollte mit Carr und diesen Waffen in McDaniels' Scheme eigentlich eine Stärke sein. Die Line ist ein Problem, das neue Scheme ist auch noch holprig in der Umsetzung. Carr in seiner besten Version ist ein High-Level-Game-Manager, der die Offense phasenweise auch tragen kann. Doch die Wahrheit ist, dass diese Version von Carr in der vergangenen Saison häufiger zu sehen war als bislang in diesem Jahr.

17. Jimmy Garoppolo, San Francisco 49ers

Ranking nach Week 5: Platz 15.

Auch auf die sehr akute Gefahr, mich hier zu wiederholen: Garoppolo ist, was er ist! Und ja, er hatte gerade in seinen ersten Einsätzen dieser Saison etwas mehr Aggressivität in seinem Spiel - aber unter dem Strich ist er ein guter Game Manager, der Shanahans Offense gut umsetzt, der aber auch in fast jedem Spiel zumindest einen Aussetzer drin hat und der den exzellenten Niners-Waffen Chancen gibt, Plays zu machen. Das reicht, um viele Spiele zu gewinnen, auch wenn der Quarterback das Team dabei selten trägt. In den meisten Spielen muss Garoppolo das auch gar nicht. Bekommt er Druck, oder wird er in klare Dropback-Passing-Situationen gezwungen, kann es mitunter schnell hässlich werden - auch dieser Part seiner Analyse ist unverändert.

16. Justin Fields, Chicago Bears

Ranking nach Week 5: Platz 29.

Man kann Justin Fields aktuell förmlich dabei zuschauen, wie er wächst und sich verbessert. Die offensive Umstellung nach dem Thursday Night Game gegen Washington hat dabei zweifellos ihren Anteil; Fields wird endlich fest ins designte Run Game eingebunden und die Ergebnisse sind deutlich sichtbar. Fields ist einer der dynamischsten Runner auf der Quarterback-Position in der NFL aktuell, seine Beschleunigung ist außergewöhnlich. Das öffnet auf einen Schlag so viele Möglichkeiten für die Offense und macht Fields so viel gefährlicher - und das wirkt sich auch auf das Passspiel aus. Ich habe den Eindruck, dass er schneller spielt, dass er sicherer spielt: Gegen Miami wurde er zum ersten Mal in dieser Saison den Ball im Schnitt in unter drei Sekunden nach dem Snap los. Gerade als Passer hat Fields noch einen weiten Weg vor sich, aber die Athletik und das Potenzial übertragen sich zunehmend auf den Platz.

15. Ryan Tannehill, Tennessee Titans

Ranking nach Week 5: Platz 17.

Tannehill ist die aktuell vielleicht beste Definition eines "funktionalen Starting Quarterbacks" in der NFL. Mit ihm hat eine Offense, die wahrlich kein Überangebot an Playmakern hat, einen Floor, er hat relativ wenige gravierende Fehler in seinem Spiel und er kann als Runner das eine oder andere First Down rausholen. Was er spielt, ist selten spektakulär, aber er ist tough in der Pocket und letztlich ergänzt er als Game Manager eine starke Defense. In dieser Rolle ist er noch immer ein guter Quarterback für ein Titans-Team, das mit besagter Defense, mit Derrick Henry in vielen Spielen mindestens ein unangenehmer Gegner sein wird. Solange Tannehill auf seinem aktuellen Level spielt.

14. Trevor Lawrence, Jacksonville Jaguars

Ranking nach Week 5: Platz 16.

Eine Herausforderung bei Lawrence liegt darin, den enormen Pre-Draft-Hype zumindest ein wenig ausklammern und sich auf das zu fokussieren, was er tatsächlich auf dem Platz zeigt. Lawrence spielt bisher nicht wie das Generational Talent, das manche in ihm vor zwei Jahren gesehen haben - aber deswegen spielt er nicht schlecht. Lawrence zeigt als Passer klare Fortschritte, auch wenn es nach wie vor Höhen und Tiefen gibt; vor allem Jacksonvilles - und Lawrence' - schwache Auftritte in der Red Zone lassen das Bild teilweise düsterer erscheinen, als es eigentlich ist. Mir gefällt, wie schnell er den Ball wirft, wie ruhig er aus der Pocket bereits spielt und wie sicher er meist schon in seinem Ball-Placement ist. Der Trend bei ihm ist mittlerweile wieder merklich positiver. Vielleicht wird Lawrence nie der Elite-Ausnahme-Quarterback, den sich manche erhofft hatten - aber er ist nach einer verlorenen Rookie-Saison auf Kurs, ein sehr guter Quarterback zu werden.

13. Dak Prescott, Dallas Cowboys

Ranking nach Week 5: Nicht geranked.

Bei Prescott beschleicht mich immer wieder dieses Gefühl, dass hier zu viel liegengelassen wird. Nicht nur am Sonntag im Spiel gegen die Packers, sondern es beschreibt so ein wenig meinen Gesamteindruck von Dak Prescott und der Cowboys-Offense unter Kellen Moore. Das war auch letztes Jahr ein Thema: Wenn Prescott und die Offense mal auf einem wirklich hohen Level spielen, dann ist das Ceiling ganz weit oben - aber man hat dabei immer den Eindruck, dass es ein fragiles Gebilde ist, ohne Substanz. Und zumeist wird dann auch bestätigt, dass die Offense eben nach einem Hoch wieder abfällt. Das fällt für mich auch auf den Quarterback zurück. Prescott kann ein fantastischer Pocket-Passer sein, einer der besten Quarterbacks in der NFL in dieser Hinsicht! Weil er an der Line of Scrimmage die Defense sezieren kann und weil er einfach gut darin ist, Plays auszulesen und zum korrekten Read zu kommen. Aber mir fehlt nicht nur das Elite-High-Ceiling-Play von Prescott, um auf diese Art und Weise Woche für Woche zu gewinnen, fehlt mir auch die Konstanz.

12. Kyler Murray, Arizona Cardinals

Ranking nach Week 5: Platz 8.

Murray fällt zumindest für den Moment ein Tier nach unten, denn während ich in ihm zwar nach wie vor einen Quarterback sehe, der sein Team zu Siegen tragen kann, hat er das zuletzt zu selten abgerufen. Das Vikings-Spiel bot mehr als eine Gelegenheit, um die Partie in der zweiten Hälfte für sich zu entscheiden, auch die Seahawks wären mit einem besseren Auftritt der Offense schlagbar gewesen. Die Umstände helfen dabei wenig: Insbesondere die Offensive Line, die zuletzt aus mehr Backups als Startern bestand, ist ein Problem. Gleichzeitig hat Colt McCoy gegen die Rams am Sonntag gezeigt, wie eine diszipliniert vorgetragene Quick-Game-Offense eben trotzdem erfolgreich sein kann. Arizona muss wieder Wege finden, das vertikale Passspiel zu beleben. Murray mehr ins designte Run Game einzubinden, könnte ein Schlüssel dafür sein.

11. Kirk Cousins, Minnesota Vikings

Ranking nach Week 5: Platz 11.

Es war eine auffallend unauffällige Saison, die Kirk Cousins dieses Jahr gespielt hat. Konstant im Kurzpassspiel und im Intermediate Passing Game, hier ist die Offense generell stark. Play Action ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Offense, und Cousins machte einfach wenige gravierende Fehler, während er der Offense gleichzeitig einen Floor gibt. Was der Offense fehlte, waren die Shot Plays - und die waren über die letzten beiden Wochen plötzlich zurück. Mehr Aggressivität im Passspiel, mehr Mut darin, enge Fenster zu attackieren und insbesondere Justin Jefferson Chancen zu geben. Das könnte ein wichtiger Trend für die Vikings insgesamt sein, auch wenn Cousins zuletzt auch mehrere gravierende Fehler in seinem Spiel hatte. Er hat große Probleme mit Druck und nach wie vor in der ersten Saison unter Kevin O'Connell auch mit dem Blitz. Cousins spielt gut, aber inwieweit kann man ihm vertrauen, dass er auf absolutem Top-Level spielen kann - etwa im Rahmen eines Playoff-Runs?

10. Tua Tagovailoa, Miami Dolphins

Ranking nach Week 5: Platz 12.

Es ist nicht einfach, dieser Tage eine nuancierte Diskussion über Tua Tagovailoa zu führen. Die Schwierigkeit liegt dabei darin, die Top-5-Quarterback-Stats vom Tape, dem Scheme und den Waffen zu trennen. Hill und Waddle öffnen und ermöglichen bestimmte Dinge: Die Dolphins werden kaum geblitzt, sie sehen kaum Man Coverage, was Tua liegt, weil er gegen Zone mit Antizipation punkten kann. Und auch die Mitte des Feldes ist offener, wegen Miamis Receivern. Tuas Arm-Limitierungen werden deutlich, wenn man sich die Shot Plays anschaut, die wirklich vertikalen Plays, die mit diesen Receivern mit einem anderen Quarterback nochmals merklich wertvoller sein könnten. Und er hat - auch deshalb - zu viel Turnover-Risiko in seinem Spiel. Aber er ist exzellent, vielleicht der beste Quarterback in der NFL aktuell, in der Mid Range. Und vor allem ist er sehr gut darin, schnell zu entscheiden, wo er mit dem Ball hingeht und diesen auch schnell loszuwerden und ihn im Raum zu platzieren, Verteidiger zu manipulieren und insgesamt einfach sehr schnell zu spielen. Das ist Tuas größte Qualität, und diese Qualität passt zu Hill und Waddle und McDaniels' Offense, auch ohne den Elite-Arm oder die Elite-Athletik. Tua profitiert hier fraglos sehr von den Umständen, aber er sorgt auch dafür, dass die Offense zumindest 80 Prozent ihrer PS - manchmal mehr - aufs Feld bringt. Dass Tagovailoa den Ball regelmäßig schnell tief wirft, ist auch eine Qualität seiner Reads und des generellen Tempos in seinem Spiel. Die Dolphins-Offense aktuell ist das Resultat davon, wenn man ein Elite-Scheme mit Elite-Waffen mit einem guten Quarterback kombiniert, der diese Offense gut umsetzt. Es ist in vielen Bereichen eine ähnliche Diskussion wie bei Jimmy Garoppolo über die letzten Jahre, auch wenn ich klar sagen würde, dass Tua der Dolphins-Offense mehr gibt als Garoppolo der Offense in San Francisco.