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Mailbag nach Week 8: Sind die Vikings ein Titelkandidat?

Stehen 2-5 nach Woche 8: Die Raiders um Head Coach Josh McDaniels und Quarterback Derek Carr.
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Mailbag: Sind die Vikings ein Titelkandidat?

Kevin Penning, Branimir: Muss man in Las Vegas jetzt schon über den Head Coach sprechen?

Zunächst einmal ganz direkt auf die Frage geantwortet: Nein, das sehe ich nicht. Ganz simpel argumentiert ist es schlichtweg sehr unwahrscheinlich, dass hier etwas passiert; die Raiders haben gerade das ganze Jon-Gruden-Debakel hinter sich und ich sehe nicht, wie Mark Davis nach allem, was letztes Jahr passiert ist, den neuen Head Coach nach nur einem Jahr feuert.

So viel zum politischen und "persönlichen" Aspekt dieser Entscheidung. Ich denke aber auch nicht, dass Josh McDaniels bislang schlechte Arbeit leistet. Ehrlicherweise war ich vor diesem desolaten Auftritt gegen die Saints mit den Raiders an einem Punkt angekommen, an dem ich Las Vegas attestierte, dass sie besser sind als ihr Record, dass die Offense gerade in Schwung kommt und dass vielleicht in dieser Saison doch noch etwas geht.

Eine Shutout-Pleite gegen die Saints verträgt sich mit dieser Prognose natürlich nur bedingt, und wenn so etwas passiert, gibt es nie nur einen einzigen Grund oder eine einzige Erklärung. Dann muss man den Head Coach genauso hinterfragen wie den Quarterback, die Kaderzusammenstellung, die O-Line, und so weiter.

Müsste ich nach dem Auftritt gegen die Saints aber einen primären Grund benennen, dann würde ich - mal wieder - auf das Thema zurückkommen, das wir bei den Raiders schon in der Offseason und dann auch in der Frühphase dieser Saison diskutiert haben: Die wacklige Offensive Line, und die Auswirkungen davon.

Die Saints konnten aus verschiedenen Richtungen Druck auf Carr aufbauen, insbesondere über die Interior Line kam New Orleans immer wieder mit dem 4-Man-Rush durch. Und Carr ist kein Quarterback, der sonderlich gut mit (schnellem) Druck in der Pocket umgeht, auch das ist kein Geheimnis.

Wenn man dann noch dazu bedenkt, dass er eine neue Offense lernt und dementsprechend in diesen Sekundenbruchteilen vermutlich noch immer etwas länger - und dann häufig zu lange - braucht, um die Antwort in seinen Routes zu finden, wird ein ohnehin schon großes Problem nochmals schlimmer, und gegen die Saints war das vielleicht am gravierendsten in dieser Saison zu beobachten.

Und wenn wir dann sagen, dass dieses Thema keineswegs überraschend kommt, dann muss man hier eher über die Offseason, die Kaderplanungen und die Vision für dieses Team sprechen. Darüber, ob der Kader stark genug war, um mit dem Davante-Adams-Trade die sprichwörtliche Kirsche obendrauf zu setzen und so ein Titelfenster zu öffnen.

Ich denke nicht, dass Josh McDaniels sportlich bereits angezählt werden sollte. Was ich aber sehr wohl denke, ist, dass sich die Raiders mit mehreren Moves in der Offseason überschätzt haben - und dass sie diese selbst eingebrockte Suppe jetzt auch mit Blick auf die nächsten Weichenstellungen auslöffeln müssen.

Stefan G.: Muss man die Vikings in einer strauchelnden NFC langsam nicht auch zum Contender-Kreis zählen? Die Offense kann Shootouts mitgehen und die Defense hat ebenfalls Big-Play Potenzial. Werden die Vikings zu Unrecht belächelt?

Ich denke, dass die Vikings in der NFC ins Spitzenquartett zählen. Was auch immer das in dieser spezifischen Saison wert ist.

Zumindest aber heißt es, dass Minnesota eine reelle Chance hat, nicht nur die Division zu gewinnen - davon müssen wir an diesem Punkt eigentlich ausgehen - sondern auch darauf, in den Playoffs etwas zu reißen.

Ich weiß trotzdem nicht, ob ich der Frage komplett zustimmen würde. Denn so Big-Play-betont sehe ich Minnesotas Offense in diesem Jahr gar nicht, dafür spielen Defenses die Vikings auch zu sehr darauf bedacht, Justin Jefferson eben nicht vertikal gehen zu lassen. Das ist viel Dink-and-Dunk, was mit Cousins auch funktioniert, und die Option darauf, ein besseres Run Game aufzuziehen, um leichte Boxes zu bestrafen. Vielleicht hilft der Trade für Hockenson hier dabei, noch mehr Matchups zu kreieren.

Minnesota ist, mit dem 6-1-Start im Rücken, in jedem Fall ein Team, das polarisiert. Ich denke, dass man darauf hinweisen muss, dass die Vikings viele enge Spiele dieses Jahr für sich entscheiden - etwas, das in der jüngeren Vergangenheit auch regelmäßig andersherum ausgegangen ist. Dass Dinge wie Muffed Punts zuletzt für die Vikings liefen, und nicht gegen sie, kurzum: Dass die Vikings zwar 6-1 stehen, aber nicht unbedingt wie ein 6-Siege-Team spielen.

Das soll nicht heißen, dass Minnesota schlecht wäre, keineswegs. Nochmal: Die Vikings gehören in das Spitzenquartett in der NFC, in der es kein bedingungsloses Elite-Team gibt.

Aber ich denke hier gleichzeitig auch, dass die Vikings mit der Konkurrenz in der NFC-Spitze nicht sonderlich gut matchen. Dass Philadelphia und Dallas mit ihrem Pass-Rush gerade der Interior Line der Vikings große Probleme bereiten können, um so Kirk Cousins aus dem Konzept zu bringen. Beide können auch in Coverage Antworten finden - und beide können gegen die Vikings-Defense den Ball bewegen.

Das nämlich ist der andere Punkt, der in mein Gesamt-Gefühl zu Minnesota passt: Die Defense ist solide, zuletzt war sie phasenweise auch gut, weil der Pass-Rush stärker aufspielte - aber es ist keine Shutdown-Defense, keine dominante Unit, von der ich erwarten würde, dass sie Teams in den Playoffs abmeldet. Der Hockenson-Trade ist in gewisser Weise auch ein Sinnbild dafür: Ich mag den Trade für Minnesota, gerade zu den Konditionen, und sehe ihn als klares Upgrade auf der Position. Aber sehe ich die Vikings deshalb eher als Titelkandidat? Nein.

Wenn man all diese Punkte zusammenführt, bekommt man ein Team, das Playoffs spielen wird, das einen rundum guten Kader hat, das zumindest im Moment wenige Fehler macht. Und das ist alles positiv!

Aber ich sehe auch ein Team, das auch in der diesjährigen NFC ins zweite Tier gehört.

Andre_Schulte: Wie sollten die Cowboys die Zeke/Pollard-Situation deiner Meinung nach am besten behandeln? Es ist offensichtlich, dass Pollard der Offense mehr gibt.

Den realitätsnahen Part dieser Diskussion kann man relativ simpel beantworten: Zeke Elliott wird zumindest in dieser Saison der Starter bleiben, und wenn Jerry Jones persönlich dafür sorgen muss.

Was sie machen sollten? Das ist natürlich ein wunderbares Diskussionsthema, und nicht erst seit seinem fantastischen Auftritt gegen Chicago gibt es viele Stimmen, die betonen, dass Pollard der Offense mittlerweile mehr gibt.

Das denke ich auch, insbesondere seine Agilität, gepaart mit seiner Explosivität waren gegen Chicago wieder absolut eindrucksvoll. Pollard kann nicht nur Yards, sondern mit seinem Skillset auch Big Plays kreieren, und in einer Liga, in der mehr und mehr Teams aus leichter Box und mit zwei tiefen Safeties verteidigen wollen, ist das noch gefährlicher.

Aber ich denke auch, dass die Cowboys gewisse Dinge an Elliott schätzen, die ihn ausmachen. Seine Pass-Protection ist ohne Frage ein Punkt, das physische Running zwischen den Tackles ebenfalls.

Und vielleicht liegt Value darin, Pollard nicht jede Woche 25 Touches zu geben, sondern eher mit einem geteilten Backfield zu agieren. Ich denke, dass beide auf ihre Art der Offense eine zusätzliche Dimension von der Running-Back-Position geben können, würde aber gerne sehen, dass die Verteilung mehr in Richtung Pollard kippt; nicht zuletzt auch, weil er der Offense ein explosives Element geben kann, das im Passspiel manchmal fehlt.

Superrunkel: Wer gewinnt die NFC South?

Ich bleibe trotz allem bei den Buccaneers.

Hier liegt einiges im Argen. Die Defense ist weit weg von der Dominanz vergangener Jahre und hat jetzt noch Shaq Barrett verloren, das offensive Play-Calling ist längst ein groß diskutiertes Thema, Brady spielt schwächer, und so weiter.

All das ist wahr, und einen einfachen Turnaround sehe ich hier auch nicht, solange es kein Beben im Trainerstab gibt. Dementsprechend ist auch keine Besserung "über Nacht" zu erwarten, und auch ein einzelner Trade hätte das auch nicht repariert.

Und dennoch, zwei Punkte: Die individuelle Qualität bei den Buccaneers ist nach wie vor die klar beste in der Division - und weder Atlanta, noch Carolina traue ich zu, dass deren zwischenzeitliche Hochs sie durch die ganze Saison tragen. Dafür sind beide zu schwach in zu vielen Bereichen.

Vielleicht könnte New Orleans noch nach der Division-Krone greifen, falls das Raiders-Spiel jetzt der Anfang eines defensive Turnarounds war? Das könnte ich mir am ehesten vorstellen, aber ich tippe, das in einer schwachen Division, vielleicht nur mit neun Siegen, die Bucs am Ende das Rennen machen.

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