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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 2 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 2 in der NFL.
© getty
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2. Brandon Staleys Fehler verraten uns einiges

Normalerweise klammere ich das Donnerstagsspiel hier weitestgehend aus, und fokussiere mich auf die aktuelleren Punkte vom Sonntag.

Das Thursday Night Game zwischen den Chiefs und den Chargers hätte jedoch für sich betrachtet mehrere Ansätze zu bieten, die man als eigenen Takeaway aufgreifen könnte. Beispielsweise finde ich die Theorie spannend, wie groß der Effekt auf einen jungen Elite-Quarterback sein kann, wenn man signifikante Ressourcen in die Defense investiert, statt sich in der Gewichtung auf die Offense zu fokussieren.

Die Chargers haben diesen Weg gewählt: Die Offensive Line wurde zuerst priorisiert, in der zweiten Offseason mit Justin Herbert wurde die Defense ganz klar an erste Stelle gesetzt. Ich tendiere dazu, die Offense zu priorisieren, weil das dem jungen Quarterback nicht nur die größtmögliche Chance auf maximalen Erfolg auf der Seite des Balls und mehr Unterstützung sowie Antworten ganz konkret auf dem Platz gibt, sondern es auch ihre Entwicklung voranbringt.

Die Vorteile der Chargers-Strategie waren bereits gegen die Raiders in Woche 1, aber auch am Donnerstagabend zu sehen. Als die Defense Kansas Citys Offense lange abmeldete, was wiederum der eigenen Offense enormen Spielraum gab, weil man sich nicht direkt in einem Shootout befand und konstant punkten musste.

Chargers: Staley mit einer teuren Fehleinschätzung

Ein echtes Problem sehe ich dann, wenn die Investitionen in die Defense die gesamte Vorgehensweise eines Teams prägen, und den Eindruck hatte ich am Donnerstag bei den Chargers. Als Brandon Staley nämlich die Aggressivität in seinem Game-Management signifikant runter schraubte, nachdem seine Defense die Chiefs-Offense früh im Spiel kontrolliert hatte.

Und das ist keine Spekulation meinerseits, Staley erklärte nach dem Spiel: "Ich wollte unserer Defense eine Chance geben. Ich war begeistert davon, wie wir gespielt haben. Ich hatte den Eindruck, dass das die Formel war, um das Feld zu drehen. In meinen Augen waren wir aggressiv, wenn wir es sein mussten - wir haben alle vier Fourth Downs geschafft. Ich hatte aber das Gefühl, angesichts des Gegners und wie unsere Defense gespielt hat, dass Field Position ein großer Vorteil für unsere Defense sein würde."

Field Position, das Feld drehen, die gegnerische Offense tief in die eigene Hälfte drängen - all das sollte insbesondere gegen Kansas City kein tragendes Argument für kritische In-Game-Entscheidungen sein. Mehr noch, eine starke Defense sollte ihn umso mehr motivieren, aggressiv zu spielen. Wenn die Defense so auftrumpft, warum dann nicht der Offense mehr Gelegenheiten geben, in dem "Wissen", dass die eigene Defense den Gegner stoppen kann, selbst wenn das Fourth Down schiefgeht?

Es war eine verheerende Fehlkalkulation, für die er am Ende bezahlte.

Chargers: Holt Staley das Maximum aus dem Team raus?

Auch hier muss man aufpassen: Es ist so schwierig, in einer Saison mit nur 17 Spielen für jedes Team Narrative nicht stark durch Ergebnisse beeinflussen zu lassen. Hätte Asante Samuel die Beinahe-Interception von Patrick Mahomes festgehalten, hätten die Chargers das Spiel vermutlich gewonnen und vielleicht würde ich diese Zeilen dann gar nicht schreiben. Das sollte ich aber auch dann.

Denn es geht nicht in erster Linie darum, dass die Chargers das Spiel spät verloren haben. Es geht darum, dass das Game-Managment ihres Head Coaches in Kombination mit der einmal mehr weitestgehend konservativen Offense das Team überhaupt in die Situation gebracht hat, dass das Spiel für Kansas City immer in Reichweite war. Genau wie schon in Woche 1, als die Raiders trotz lange klarer Unterlegenheit das Spiel hätten gewinnen können.

Eine der obersten Aufgaben eines Head Coaches ist es, das Maximum aus dem Potenzial seines Teams herauszuholen. Aktuell habe ich nicht den Eindruck, dass Staley inklusive seines offensiven Trainerstabs das macht. Und da sprechen wir noch nicht einmal davon, dass dieses defensive Personal, das die Chargers sich jetzt angesammelt haben, auf diesem qualitativen Level nicht mehr möglich sein wird, wenn Herbert erst einmal teuer wird. Was bekommen wir dann von Staley und seinem Stab?

Noch liegt viel Football vor uns, aber falls diese Chargers-Saison eine Enttäuschung wird, bin ich gespannt, wie die Narrative rund um dieses Team aussehen. In meinen Augen sollten Staley und sein Trainerstab unter kritischer Beobachtung stehen.

Und damit: Weiter geht's mit den Geschichten vom Sonntag!