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NFL - Takeaways Preseason Week 2: Bradys O-Line zerfällt - großer Sprung für EQ St. Brown?

Kenny Pickett überzeugt in der bisherigen Saisonvorbereitung.
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Woche 2 der Preseason ist im Kasten und lieferte uns ein paar interessante Erkenntnisse mit Blick auf die kommende Saison. Dabei bereiten Offensive Lines gleich mehreren Teams große Sorgen, während ein Deutsch-Amerikaner eine unerwartet große Rolle winkt. Und: Sollte Kenny Pickett sofort starten?

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NFL: Offensive Line der Buccaneers fällt auseinander

Die Tage, in denen Tom Bradys kuriose Absenz während des Training Camps die größte Story in Tampa waren, sind aus Sicht der Buccaneers leider vorbei. Brady ist mittlerweile zurück beim Team - doch vor allem sind zu groß die realen Sorgen in Tampa, was den Zustand der nun langsam bedenklich dezimierten Offensive Line angeht.

Bereits vor einigen Wochen meldete sich Center Ryan Jensen mit einer schweren Knieverletzung ab, die ihn laut Head Coach Todd Boyles einige Monate kosten wird. Am Samstag fehlte dann Right Tackle Tristan Wirfs mit einer Brustmuskelverletzung, die aber immerhin nicht so gravierend sein soll.

Am Samstag im Preseason-Spiel der Bucs gegen die Titans verletzte sich zu allem Überfluss auch noch Guard Aaron Stinnie schwer - Kreuzband- und Innenbandriss! Seine Saison ist damit offiziell beendet. Stinnie war zumindest zunächst als möglicher Starter auf Left Guard vorgesehen, sodass die Bucs voraussichtlich zwei Starter zum Saisonstart und darüber hinaus ersetzen müssen - vorausgesetzt, Wirfs kommt wirklich zeitnah zurück.

Ohne Stinnie scheint der Weg nun frei für Rookie Luke Goedeke. Der Zweitrundenpick von Central Michigan war ohnehin als langfristiger Starter eingeplant. Seine bisher gezeigten Leistungen jedoch suggerierten, dass ein paar Wochen auf der Bank wohl nicht der schlechteste Weg wäre, ihn an die NFL zu gewöhnen.

Paradebeispiel dafür war seine Vorstellung gegen die Titans. Goedeke leistete sich zwei Holding-Strafen und gab einen Sack ab. Wenn man nun bedenkt, dass Bradys Kryptonit über eigentlich seine gesamte Karriere Inside-Pressure war, ist das ein Grund zur Sorge.

Was also tun? "Wir haben immer noch gute Alternativen im Kader, aber wir schauen auch immer, ob wir jemanden holen können, der dem Team weiterhelfen kann", sagte Bowles am Sonntag gegenüber Reportern.

Tom Brady könnte in der kommenden Saison häufiger als zuletzt unter Druck stehen.
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Tom Brady könnte in der kommenden Saison häufiger als zuletzt unter Druck stehen.

Holen die Buccaneers noch externe O-Line-Hilfe?

Besagte interne Alternative zu Goedeke ist Nick Leverette, der seit 2020 als UDFA zum Team gehört, bislang aber erst zweimal - 2021 - in der NFL auf dem Feld stand. "Es geht vor allem um Spielerfahrung. Luke und Leverett machen gerade einen großartigen Job. Sie haben einige Reps bekommen, also haben sie sich das Recht erarbeitet, um diesen Spot zu kämpfen", ergänzte Bowles.

Der Head Coach räumte aber auch ein: "Wir fühlen uns wohl mit den Leuten, die wir jetzt haben, aber wenn wir eine externe Option finden können, die zu uns passt, werden wir uns das anschauen."

Eine weitere Option wäre theoretisch Robert Hainsey, ein Drittrundenpick des Vorjahres. Doch jener hat für Jensen übernommen und selbst erst neun Spiele in der NFL absolviert. Ein kurzfristiger Wechsel auf Guard wäre zum einen kompliziert, zum anderen wäre dann die wichtige Center-Stelle wieder vakant. Hainsey scheint an diesem Punkt hier als Starter in Stein gemeißelt.

Und so bleiben nur externe Optionen und da man bisher nicht versucht hat, namhafte Free Agents wie Quinton Spain - immerhin 20-facher Starter für die AFC-Champions Bengals des Vorjahres - oder Ereck Flowers zu verpflichten, scheint wohl kein großes Interesse an jenen zu bestehen. Warten die Bucs etwa auf einen Last-Minute-Trade rundum die Kader-Cut-Deadline Ende August? Es gibt durchaus Teams, die ein Überangebot an Guards haben und somit könnten die Bucs in Lauerstellung sein für ein mögliches Upgrade. The Athletic etwa brachte Baltimore ins Spiel, wo durchaus ein Deal möglich scheint. Während die Bucs dringend Guard-Hilfe brauchen und ein Überangebot an Wide Receivern aufweisen, ist es in Baltimore genau umgekehrt.

Will man die womöglich letzte Saison von Brady (in Tampa) nicht unnötig gefährden, wäre das wohl ein Weg, die Situation für den künftigen Hall-of-Famer so gut wie möglich zu gestalten.

NFL: Offensive Line der Raiders bleibt ein Problem

Auch die Raiders haben mit ihrer Offensive Line zu kämpfen. Nach drei Spielen dieser Preseason - sie bestritten das Hall of Fame Game gegen die Jaguars - stehen sie nun schon bei beachtlichen 13 abgegebenen Sacks. Und das sollte niemanden überraschen, nachdem sie bereits im Vorjahr zu den schlechteren Teams in Sachen O-Line-Play zählten. ESPN hatte sie auf Rang 21 bei einer Pass Block Win Rate von nur 59 Prozent. Im Run Blocking belegten sie Rang 31 (67 Prozent).

Das vielleicht größte Problem dieser Unit ist dabei wohl Right Tackle. Und hier hatte Head Coach Josh McDaniels zu Beginn des Training Camps einen offenen Wettbewerb ausgerufen zwischen Brandon Parker, Alex Leatherwood und Siebtrundenpick Thayer Munford.

Dieser Wettbewerb verlief bislang jedoch sehr überschaubar. Parker spielte schwach im Jaguars-Spiel und musste schließlich verletzt raus, er wird wohl länger fehlen. Die Raiders gehen aber offenbar zumindest davon aus, dass er irgendwann im Laufe der Saison zurückkehren könnte, was erklären würde, warum er noch nicht auf Injured Reserve gelandet ist. Spieler, die bereits vor der Kader-Cut-Deadline auf IR gesetzt werden, können davon nicht mehr zurückkehren.

Munford wiederum verletzte sich kürzlich im Training und kam nicht zurück. Blieb also noch Leatherwood, der sich schon jetzt dem Attribut "Draft Bust" nähert - nach nur einer gespielten Saison.

Raiders: Leatherwood bleibt das Sorgenkind

Leatherwood war ein Reach des mittlerweile geschassten Gruden-Regimes in Runde 1 des Drafts 2021. Nach nur vier Spielen als Starter auf Right Tackle wurde er dann nach innen gezogen und startete als Right Guard, wo er eine schwache Saison hatte.

Unter neuer Führung soll er nun wieder als Tackle ran, jedoch auch mit eher gemischten Resultaten. In Woche 1 der Preseason fiel auf, dass Leatherwood in der zweiten Hälfte gegen Minnesota mit den Reservisten spielte. In Woche 2 dann begann er gegen Miami und wurde trivial formuliert herumgeschubst. Er gab einen leichten Sack ab und wirkte gerade im ersten Viertel überfordert. Er wurde dann im zweiten Viertel rausgenommen, musste dann im dritten wieder ran. Ein solches Vorgehen sieht man nicht alle Tage.

Auch hier stellt sich nun die Frage nach den Alternativen. Naheliegend ist mit den bekannten Verletzungen Jermaine Eluemunor, der nun schon fünf Jahre lang in der NFL als umtriebiger Backup Löcher schließt. McDaniels und General Manager Dave Ziegler kennen ihn bereits aus zwei Jahren in New England. Seit 2021 spielt er bereits in Vegas und ist aktuell als Backup-Guard vorgesehen, kann aber auch Tackle spielen.

Darüber hinaus allerdings wird es dünn im Kader. Mögliche Free Agents für diese Position wären Daryl Williams oder Bobby Massie. Ein Bericht von The Athletic zufolge schauen sich die Raiders jedoch derzeit nicht nach externen Optionen um. Das könnte sich womöglich in dieser Woche noch ändern, denn McDaniels' Ex-Team, New England, ist zu Gast für gemeinsame Trainings und das Preseason-Spiel am Freitag. Pünktlich dazu kommen Berichte auf, nach denen die Patriots gerade ihren Offensive Tackle Isaiah Wynn shoppen. Er geht ins finale Vertragsjahr und hat seinen Platz auf der linken Seite der O-Line bereits an Trent Brown verloren, außerdem kennt er McDaniels' System.

Doch bis jetzt sind das nur Gerüchte und damit bleibt vorerst lediglich die Hoffnung, dass sich Leatherwood demnächst fängt und diese Baustelle etwas weniger gravierend gestaltet. Andernfalls wird die auf dem Papier so explosive Offense der Raiders auch in Bestbesetzung Probleme bekommen.

Steelers: Sollte Rookie Kenny Pickett direkt starten?

63 Yards in fünf Spielzügen über gerade mal 42 Sekunden zum Touchdown - inklusive ein paar Penalties gegen die Defense. Einen solchen Drive legte Rookie-Quarterback Kenny Pickett am Samstag gegen die Jaguars kurz vor der Halbzeitpause hin und bestätigte damit eine ähnlich gute Vorstellung aus Woche 1 der Preseason.

Pickett bewies nun zum wiederholten Male, dass er durchaus mitspielen kann in der NFL. Und das durchaus schon als Rookie. Immerhin investierten die Steelers ihren diesjährigen Erstrundenpick in den bisherigen Passgeber der Pitt Panthers. Eine gewisse Ahnung hatten die Steelers also schon länger.

Und dennoch wollte sich Head Coach Mike Tomlin noch nicht festlegen, wer denn nun als Starter in die neue Saison gehen wird. Indes zeigten auch Mitch Trubisky und Mason Rudolph ordentliche Leistungen im Camp und der bisherigen Preseason.

Doch die letzten Jahre haben recht deutlich gezeigt, dass es durchaus sinnvoll ist, den Rookie, wenn er bereit scheint, ins kalte Wasser zu werfen - von Beginn an. Warum also sollte das bei den Steelers nun anders sein? Niemand glaubte wirklich, dass dieser im Frühjahr ausgerufene Wettbewerb um die Roethlisberger-Nachfolge ernsthaft Rudolph beinhaltet. Und Trubiskys Vertrag ist einer, der nach Backup- oder bestenfalls Übergangs-Rolle schreit. Sprich: Auch wenn der erste Plan Trubisky als möglichen Starter vorsah, wäre es keineswegs ein Cap-Problem, ihn auf die Bank zu setzen. Im Gegenteil.

Offensive Line als Hauptargument gegen Pickett?

Warum also sollte nicht doch einfach Pickett starten? Ein Grund wäre die weiterhin wacklige Offensive Line, die sicherlich der Hauptgrund für Trubiskys überschaubare Vorstellung gegen die Jaguars war. Er machte keine groben Fehler, aber hatte er mehr damit zu tun, dem ankommenden Pass-Rush aus dem Weg zu gehen als das Feld nach Anspielstationen zu scannen.

Schon im Vorjahr gehörte die O-Line Pittsburghs zum Bodensatz der NFL - sie belegte jeweils Rang 31 in ESPNs Pass Block (49 Prozent) und Run Block Win Rate (67 Prozent). In Woche 1 geht es gegen die Bengals, deren defensive Front durchaus gefährlich ist. Könnte das letztlich dazu führen, dass man davon absieht, Pickett zu starten, um ihn zu schützen? Und das nicht mal vor einer schwachen Leistung, sondern schlicht vor möglichen Hits?

Die Steelers haben es mit ihrem Umbau der O-Line womöglich geschafft, die schlechte Unit des Vorjahres nochmal schlechter zu machen, zumal der hoch gehandelte Ex-Bears-Guard James Daniels bislang auch alles andere als eine Verstärkung war. Das mag mit mehr Eingewöhnung noch kommen, aber bislang sieht es eher düster aus, was diese Baustelle angeht.

Doch ist dieser Umstand wirklich ein veritabler Grund, seinen wohl besten QB im Kader draußen zu lassen? Aus meiner Sicht nicht, denn Pickett scheint schon recht weit zu sein und bereit, in der NFL zu starten. Also: Lasst ihn starten und zeigen, ob er mit widrigen Umständen klarkommt, wenn es wirklich zählt.

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