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Madden NFL 23 Review: Kein Quantensprung, aber eine klare Steigerung

Ronnie Lott ist Teil des NFC Madden Legacy Teams in Madden 23.
© Madden NFL 23
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Die große Neuerung liegt aber ohnehin in der Free Agency. Hier muss man sich nun zwangsläufig nach Vorlieben der Spieler richten - etwa warmes Wetter, Titelchancen oder mögliche Ex-College-Kollegen, mit denen man gern wieder zusammenspielen würde - siehe Davante Adams und Carr in Vegas ...

Was wie eine ziemlich gute Sache klingt, hat aber einen großen Nachteil in der Frühphase dieses Spiels: Anscheinend werden viel zu viele Hochkaräter dadurch Free Agents. Und in der echten NFL passiert das eher selten. Da Madden aber permanent weiterentwickelt wird, besteht die Hoffnung, dass diese Tendenz zügig per Bugfix behoben wird.

Einen neuen Weg geht derweil der Modus "Face of the Franchise", der vom bisherigen Muster mit einem College-Talent in der Hauptrolle abweicht und sich nun einem bisher gescheiterten Spieler im fünften Jahr seiner Karriere widmet. Erneut haben wir die Wahl zwischen mehreren Positionen: Quarterback, Running Back, Wide Receiver - und neu: Cornerback. Tut Euch einen Gefallen und wählt den QB!

Neu ist auch, dass man jetzt in den Spielen selbst wirklich nur noch den eigenen Spieler spielt und nicht mehr das ganze Team, was die ganze Geschichte ungleich schwieriger macht.

Der Face-of-the-Franchise-Spieler kann nach Belieben gestaltet werden.
© Madden NFL 23
Der Face-of-the-Franchise-Spieler kann nach Belieben gestaltet werden.

Madden NFL 23: Ochocinco mit dabei

Eröffnet wird der Modus von keinem geringen als Ochocinco - oder heißt er jetzt doch wieder Chad Johnson? Der frühere Bengals-Star jedenfalls gibt den Erzähler zu Beginn und ist so etwas wie der Tonesetter. Und dann geht es schnell darum, welchem Team man sich denn nun mittels Ein-Jahres-Prove-it-Deal anschließt. Alle 32 stehen zur Auswahl, man sollte jedoch auf die jeweilige Positions-Stärke des Teams achten, zu dem man will. Als QB sind die Chiefs wohl weniger erstrebenswert als etwa die Steelers, die ich gewählt habe.

Da ich das zuvor nicht wusste, nannte ich meinen Spieler etwas unbedacht "Chris Stewart" und gab ihm die 7. Beides führte zu gewissen Unannehmlichkeiten nach Wahl der Steelers später.

Zum einen durfte mein Spieler tatsächlich mit der 7 auflaufen, als hätte es Ben Roethlisberger nie gegeben - seine Nummer ist zwar noch nicht "retired", doch wird sie sicherlich niemand mehr bekommen. Das darf man durchaus im Videospiel berücksichtigen. Und aus irgendeinem Grund nannte ihn der Kommentator in einem Spiel "Kordell Stewart", der tatsächlich mal für Pittsburgh spielte ...

Im Laufe des Modus lernt man dann seinen Positions-Coach kennen, wenig später dann seinen Coordinator. Beide sind wohl unabhängig vom Team immer dieselben Charaktere - ein Schrank von einem Mann ist der Positions-Coach, ein polynesischer Surfer-Dude der OC. Zu erkennen an seinem Hut und "Bruh" als erstem Wort aus seinem Mund. Interessantes Casting in jedem Fall!

Das Gute an diesen wenig zielführenden Konversationen ist aber, dass man diese Cutscenes allesamt überspringen kann.

Bedenklich ist derweil, dass es im Grunde egal scheint, ob man nun erfolgreich spielt oder nicht. Wirft man 5 Interceptions, scheint das ebenso wenig zu interessieren wie 5 Touchdowns im nächsten. Einzig Upgrade-Punkte bleiben bei ersterem aus.

Madden NFL 23: The Yard nur noch Nebensache

Und solche sind durchaus erstrebenswert, denn besagten Avatar nutzt man auch noch in den (Online-)-Modi The Yard, Online-Head-to-Head und Superstar KO.

Bemerkenswert bei Letzteren ist im Übrigen, dass man diese im Grunde genommen nun beiseite geschoben hat. Sie sind noch da, doch wurden sie im Homescreen gut hinter der Kachel "Play with Friends" versteckt. Eine interessante Entscheidung, wenn man bedenkt, wie prominent gerade The Yard in den vergangenen Jahren noch angepriesen wurde.

Unweigerlich weiterhin mit von der Partie und im Grunde das zentrale Feature für Madden 23 ist - natürlich - Ultimate Team. Wie könnte es anders sein?

Überraschend wurde hier aber eigentlich nichts verändert. Es gab Detailänderungen bei den Upgrade-Paketen, aber eigentlich ist alles beim Alten. Man erspielt sich eben durch Challenges und Off- wie Online-Duellen Coins, Credits und dergleichen, um sich im Shop neue Spieler-Packs kaufen zu können. Oder man erspart sich das "Grinding" und kauft Coins/Credits mit echtem Geld - das könnte der bevorzugte Weg des Spieleherstellers sein - nur so eine Vermutung.

Immerhin: Wer eine eher geringe Aufmerksamkeitsspanne hat und einfach nur mal zwischendurch zocken will, wird hier mit den ganzen Mini-Games durchaus abgeholt. Abgeschreckt wurde ich jedoch von den für Next-Gen-Konsolen recht langen Ladezeit in den Menüs von MUT. Und nein, an einer zu langsamen Internetleitung lag es nicht.

Madden NFL 23: Gemischtes Fazit

Was heißt das nun unterm Strich? Das Gameplay wurde durchaus verbessert und fühlt sich - nach einiger Übung, die durch das neue Passsystem, was man sich durchaus mal geben sollte - besser und realistischer an. Die Spieler-KI wirkt schlauer, hat aber weiter ihre Macken. Und auch wenn alles überragend aussieht, lässt gerade der Franchise Mode noch immer Raum für Verbesserungen. Das Thema Langzeit-Motivation muss man auch in diesem Jahr wieder infrage stellen, wenn man nicht gerade ein motivierter MUT-Zocker ist.

Madden 23 ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung und eine klare Steigerung im Vergleich zu den zwei Next-Gen-Vorgängern. Allerdings wurde hier erneut kein Quantensprung gemacht. Es ist klar besser als der Vorgänger, aber weiterhin nicht perfekt.

Madden NFL 23 ist seit Freitag auf Playstation 5/4, Xbox Series X/S/One und PC überall im Handel und Online erhältlich.

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