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NFL Draft 2022: Quarterback-Ranking und Analyse der Top-QB-Prospects

SPOX-Redakteur Adrian Franke analysiert und rankt die Quarterbacks im diesjährigen Draft.
© getty
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3. Sam Howell, North Carolina

Auf einen Blick: Ein Playmaker. Howells 2021er Tape ist mitunter eine wilde Achterbahnfahrt - in einer Offense, die alle Playmaker verlor und eine schwache Line aufbot. Howell konnte dahinter immer noch Plays machen und Plays kreieren, mit seiner Athletik und seinem Arm. Aber sein insgesamt bisweilen wilder Spielstil wird so nicht in der NFL funktionieren.

Stärken:

  • Geht durch seine Reads, Füße und die ganze Base arbeiten mit. In der Hinsicht weiter als die meisten anderen Quarterbacks dieser Klasse. Auch der Release ist bereits sauber und schnell.
  • Armtalent ist ein klares Plus. Howell trifft enge Fenster, er attackiert die Mitte des Feldes mit Zip, der Ball kommt auch von unsauberer Plattform oder aus schwierigem Armwinkel gut raus. Hat zudem auch Touch gezeigt.
  • Kann sich aus der Pocket befreien und Plays retten. Howell hat eine gewisse Athletik als Runner, was in der vergangenen Saison dann intensiv Teil des offensiven Schemes bei North Carolina war, angesichts der Verluste in der Offense.
  • Howell ist tough. Er steckt Hits ein, er will Plays machen, man sieht keine Furcht in seinem Spiel, ob in der Pocket oder als Runner.
  • Er ist ein aggressiver Passer, und das ist mir grundsätzlich lieber als ein übervorsichtiger Quarterback, der schon im College vor engen Fenstern zurückschreckt. Teilweise musste ich bei seinem Spiel an Jameis Winston denken.

Schwächen:

  • Seine Athletik hat im College funktioniert, davon wird sich aber nur ein Bruchteil auf die NFL übertragen. Howell ist für mich der typische Fall eines Quarterbacks, der ein guter Runner im College war, aber in der NFL mehr ein "guter Scrambler", und nicht viel mehr in dieser Hinsicht sein wird.
  • Generell will er noch zu häufig zu viel. Das gilt für seine Runs, aber auch für seine Entscheidungen im Passspiel. Manchmal übertreibt er es dann doch mit der Aggressivität, oder will auch in der Pocket Plays retten, die nicht zu retten sind. Da wird es für ihn einige teure Lernmomente in der NFL geben.
  • Gerade seine Pocket-Präsenz wird in der NFL disziplinierter werden müssen, damit die Play-Struktur intakt bleibt.
  • Hat auch eine gewisse Streuung in seinen Pässen, insbesondere was Overthrows über die Mitte angeht.
  • Mit Howell bekommt man keinen "soliden Game Manager", sondern einen Quarterback mit einem eher niedrigen Floor in der Prognose Richtung NFL - aber auch mehr Upside, verglichen etwa mit einem Spieler wie Pickett.

SPOX-Empfehlung: 2. Hälfte 1. Runde.

2. Carson Strong, Nevada

Auf einen Blick: Ein tolles Armtalent. Strong ist eine Statue in der Pocket und bringt kaum Mobilität mit - aber er hat vier Qualitäten, mit denen er sich aus Situationen befreien und die mangelnde Athletik ausgleichen kann: Armtalent, Spielverständnis, ein schneller Release und gutes Pocket-Movement. Reicht das Teams, um die athletischen Defizite in Kauf zu nehmen?

Stärken:

  • Das Armtalent ist offensichtlich und springt einen förmlich an. Fantastisch im vertikalen Passspiel, eine Vielzahl an spektakulären Deep-Shots. Er zeigt Antizipation, er zeigt Touch, er öffnet mit seinem Arm das gesamte Feld und kann mit dem Armtalent Probleme lösen. Lässt ihn auch Off-Platform tiefe Shots anbringen.
  • Hatte eine immense Workload in Nevadas Offense. In den Wochen 6 bis 11 der vergangenen Saison warf er im Schnitt 51,6 Pässe pro Spiel.
  • Das gilt auch mental, Strong hatte in der Offense enorme Freiheiten - und Verpflichtungen - an der Line of Scrimmage. Hinsichtlich Protections, Audibles und was die generelle Kommunikation an der Line of Scrimmage angeht. Der Sprung in die NFL sollte hier für ihn vergleichsweise kleiner sein.
  • Man sieht auch, wie er durch seine Reads geht und wie er Verteidiger mit den Augen bewegt und so Wurffenster kreiert.
  • Schneller Release, das war insbesondere im Kurzpassspiel auffällig. Bei der Wurfbewegung sind wenige verschwendete Bewegungen mit dabei, der Ball ist meist schnell raus.
  • Pocket-Movement ist ein Plus. Arbeitet mit subtilen, kleinen Bewegungen in der Pocket, um sich eine neue Plattform für den Wurf zu verschaffen. Antizipiert Pressure dabei häufig auch gut.

Schwächen:

  • Im Prinzip kann man die negativen Punkte bei Strong auf zwei übergeordnete Themen zuspitzen: Der Mangel an Mobilität - und die medizinische Vorgeschichte.
  • Strong hatte bereits zahlreiche Eingriffe an seinem rechten Knie, bereits vor seiner letzten High-School-Saison hatte er sich hier einer Operation aufgrund einer Knochennekrose unterzogen, wobei ihm stabilisierende Nägel eingesetzt wurden. Weitere Eingriffe erfolgten 2020 und 2021, für die weitere Stabilisation. Es ist medizinisch möglich, dass das Problem damit unter Kontrolle ist, allerdings könnten auch weiterhin Schwellungen im Knie auftreten. Die Medizinchecks werden für ihn kritisch sein, und es ist gut möglich, dass er bei manchen Teams infolgedessen gar nicht auf dem Board ist.
  • Sportlich betrachtet ist er eben eine Statue in der Pocket, das lässt sich nicht weg diskutieren und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Die Frage, die NFL-Teams sich stellen müssen, lautet: Ist er athletisch funktional genug, dass man damit arbeiten kann?
  • Die athletischen Limitierungen betreffen nicht nur seine Qualitäten als Scrambler oder gar Runner: Strong brachte eine vergleichsweise niedrige Quote seiner Pässe von außerhalb der Pocket an, er ist schon relativ strikt ein Pocket-Passer.
  • Wenn er schnell direkten Druck bekommt, ist das Play häufig vorbei. Strong kann sich gut in der Pocket bewegen, aber er wird wenig darüber hinaus kreieren.

SPOX-Empfehlung: 2. Hälfte 1. Runde

1. Malik Willis, Liberty

Auf einen Blick: Der einzige Quarterback in dieser Klasse, den ich wirklich haben will; weil Willis Top-8-QB-Upside mitbringt. Ein toller Runner und der beste Arm insgesamt im Draft. Physisch steht er zwei Stufen über dem Rest der Klasse. Klar ist aber auch, dass er noch Zeit braucht. Insbesondere in puncto Reads und Processing wird der Schritt in die NFL ein sehr großer für ihn, und der wird dauern.

Stärken:

  • Hat eine enorme Qualität im Arm. Bälle fliegen 30 Yards tief wie an der Schnur aufgezogen. Willis kann aus der Bewegung jeden Wurf, er trifft die tiefe Out-Route von der anderen Seite, er trifft den tiefen 50-Yarder direkt bevor bei ihm der Pass-Rush einschlägt. Ball kommt auch dann noch mit Feuer über die Mitte, wenn er sich gegen Druck nach hinten bewegt, aber er hat auch Touch im Arm, platziert Bälle super zwischen Corner und Safety beispielsweise.
  • Trifft in der Folge auch enge Fenster, gerade auch über die Mitte. Release war passend dazu meist auch schnell.
  • Willis ist ein aggressiver Passer mit einem generell aggressiven Mindset. Will Plays machen. Hat seine schwache Offensive Line regelmäßig noch gerettet.
  • Als Runner absolut dynamisch. Willis bringt eine gewisse Physis mit, aber er ist auch agil im offenen Feld. Durchbricht Tackling-Versuche, Explosivität und generell Beschleunigung als Runner sind spektakulär. Die Mischung aus Physis und Agilität ist ungewöhnlich.
  • Wenn seine Base sauber ist, kommt der Ball auch meist mit guter Accuracy raus.
  • Was Armtalent, generell physisches Talent und Upside angeht für mich mit weitem Abstand der Nummer-1-Quarterback in diesem Draft.

Schwächen:

  • Willis spielt noch viel zu langsam. Hält den Ball regelmäßig ewig und kassiert so absurde Sacks, die er niemals einstecken dürfte. Das kommt noch viel zu häufig vor.
  • Teilweise will er zu häufig noch ein Play machen, teilweise aber ist sein Processing auch einfach zu langsam. Hier wird er sich enorm steigern müssen, andernfalls wird er in der NFL nicht bestehen.
  • Passend dazu: Willis muss auch in seinem Read-Verhalten wesentlich konstanter werden. Er muss mehr gewillt sein, aus der Pocket heraus zu spielen. Ist zu häufig vorschnell aus der Pocket geflohen und hat lieber seiner Athletik als seinen Augen vertraut.
  • Accuracy ist mindestens inkonstant, auch der Dropback ist noch unsauber. Schritte wirken da bei ihm manchmal eher improvisiert als koordiniert. Er wird auch technisch noch deutliche Fortschritte machen müssen.

SPOX-Empfehlung: 1. Runde

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