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Machtdemonstration! Bills zerlegen die Patriots nach allen Regeln der Kunst

Die Buffalo Bills dominierten die New England Patriots in der Wildcard-Runde in allen Bereichen.
© getty

Die Buffalo Bills haben in der ersten Playoff-Runde mehr als nur einen echten Statement-Sieg hingelegt: Die Bills demontierten die New England Patriots im Wildcard-Duell mit einem perfekten Offense-Auftritt und können weiter vom ganz großen Wurf träumen. Die Patriots derweil bekamen auf beiden Seiten des Balls ihre Grenzen aufgezeigt.

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Bei Temperaturen von -14 Grad und gefühlten -21 Grad in Buffalo beim Kickoff lautete eine Frage aus Bills-Sicht, ob Buffalo den Ball auch am Boden bewegen würden könne, sollte es darauf ankommen. Der erste Drive bot prompt eine Kostprobe: Die beiden explosiven Plays des Drives kamen durch Runs von Josh Allen (21/25, 308 YDS, 5 TD; 6 ATT, 66 YDS), ein Scramble gegen Man Coverage und ein designter Run wenig später.

Die Kirsche auf der Torte war dann ein spektakulärer Touchdown-Pass sehr spät im Down, und Buffalo startete wie die Feuerwehr. Mac Jones (24/38, 232 YDS, 2 TD, 2 INT) bewegte den Ball zwar trotz eines bitteren Picks von Bolden gut, bei einem Shot Richtung Endzone machte Safety Micah Hyde jedoch ein herausragendes Play und fing den Pass in Richtung Nelson Agholor ab.

Im Gegenzug rollte die Bills-Maschine schon wieder, und beim zweiten Drive wurde eine weitere Frage beantwortet - nämlich die danach, ob Buffalos Passspiel unter diesen Bedingungen funktionieren würde. Die Antwort war ein klares Ja, Allen feuerte mehrere Bälle auch tief und traf mit einem Laser über die Mitte Knox zum zweiten Touchdown der Partie.

New England war so schnell in einem 0:14-Loch, und es half nicht, dass Belichick bei Vierter-und-Eins in der eigenen Hälfte den Punt wählte - denn im Gegenzug stand Buffalo wenige Plays später schon wieder in der Red Zone, erneut mit einem Big Play durch die Luft, aber auch mit einer kostspieligen Face-Mask-Strafe gegen die Pats.

Singletary erhöhte kurz vor der Goal Line auf 20:0 und beim letzten Drive vor der Halbzeitpause waren es zwei Big Plays durch die Luft und zwei Runs für Touchdown Nummer 4. Der Kantersieg war offiziell in Reichweite.

Bills: Eindrucksvolle Machtdemonstration gegen die Pats

Es war eine Machtdemonstration der Bills vor der Halbzeitpause - und es ging so weiter. New England eröffnete die zweite Halbzeit mit dem Ball und der Chance, nochmal etwas ranzukommen. Doch Jones' Pass in ein zu enges Fenster wurde abgefälscht und landete bei den Bills.

Buffalo konnte weiterhin auch aus kurzen Pässen und Runs einige explosive Plays kreieren - und fertig war die Laser-Show noch nicht: Ein weiterer Deep Shot von Allen zu Sanders aus 34 Yards baute die Bills-Führung weiter aus. Das blieb das Thema dieser Partie, auch nachdem die Patriots mal antworten konnten.

Die Bills legten im siebten Drive den siebten (!) Touchdown auf, ein Playoff-Rekord. Die Quarterback-Diskrepanz zwischen den beiden Teams war nicht von der Hand zu weisen, doch die zentrale Story war die Defense der Patriots, die nicht den Hauch einer Antwort auf Buffalos Offense hatte.

Das wurde umso deutlicher, weil die Bills auch nie den Fuß vom Gaspedal nahmen und den sprichwörtlichen Bizeps jedes Mal wieder anspannten, wenn die eigene Offense auf dem Feld war. Und New England fand defensiv auf nichts eine Antwort, sodass selbst mit einem besseren Auftritt der eigenen Offense für die Patriots kein Weg zurück in dieses Spiel irgendwo am Horizont zu sehen war.

Buffalo Bills vs. New England Patriots

Ergebnis: 47:17 (14:0, 13:3, 6:7, 14:7) BOXSCORE

Bills vs. Patriots - die wichtigsten Statistiken

  • Die vier Drives der ersten Hälfte zeichneten ein klares Bild: Buffalo hatte Touchdown-Drives über 70, 80, 81 und 89 Yards - die Patriots eine Interception, zwei Punts und das Field Goal ganz am Ende. Buffalo konnte offensiv fast nach Belieben schalten und walten, während die Pats mit Strafen und ihren individuellen Limitierungen zu kämpfen hatten.
  • Für die Patriots war es das erst vierte Mal in 22 Jahren unter Belichick, dass man zur Halbzeit mit mindestens 20 Punkten im Rückstand lag. Es war auch das erst dritte Mal in New Englands Playoff-Geschichte, dass man nach dem ersten Viertel bereits mit 14 Punkten hinten lag. 1963 im AFL Championship Game gegen die Chargers (Endstand: 10:51) und 2009 im Wildcard-Spiel gegen Baltimore (14:33) war das den Pats ebenfalls passiert.
  • Ein weiterer Superlativ anschließend daran: Das 3:33 Mitte des dritten Viertels markierte den höchsten Playoff-Rückstand in der Belichick-Ära. Buffalo auf der anderen Seite ist das erste Team in der Super-Bowl-Ära, welches in einem Playoff-Spiel bei jedem der ersten fünf Drives einen Touchdown erzielen konnte. Und Buffalo legte einen sechsten und siebten sogar noch obendrauf.
  • Die Bills hatten am Ende in diesem Spiel keinen Punt, keinen Field-Goal-Versuch und keinen Turnover. Der einzige Drive, der ohne Touchdown endete, war der finale Kneeldown als Schlusspunkt.
  • Für Belichick war es das erste Auswärtsspiel in der Wildcard-Runde in seiner Zeit als NFL-Coach. Für die Patriots war es das erste Playoff-Spiel ohne Tom Brady seit der 10:25-Niederlage in der Wildcard-Runde gegen die Jaguars am 3. Januar 1999, damals mit Scott Zolak als Quarterback gegen Mark Brunell auf der anderen Seite.

Der Star des Spiels: Josh Allen (QB, Bills)

Wenn Josh Allen so spielt wie in den beiden letzten Spielen gegen die Patriots, ist Buffalo wirklich schwer zu schlagen. Allens Athletik erlaubt es den Bills, den Ball am Boden auch fernab eines traditionellen Run Games zu bewegen - während seine Athletik auch Auswege aus schwierigen Situationen bietet. Gleichzeitig kann sein Arm selbst bei zweistelligen Minusgraden das ganze Feld bedienen, und all diese Qualitäten waren im ersten Viertel dieser Partie zu beobachten - und Allen nahm den Fuß nie vom Gaspedal. Mit Allen auf diesem Level muss man die Bills als AFC-Favorit auf dem Zettel haben, das war eine herausragende Leistung.

Der Flop des Spiels: Die New England Patriots

Man könnte hier einzelne Mannschaftsteile, vielleicht sogar einzelne Spieler herausstellen. Die Front, die keinen Zugriff auf die Jet Sweeps oder auf Josh Allen bekam. Die Secondary, die in Eins-gegen-Eins-Coverage in keinster Weise standhalten konnte. Belichick, die Receiver, und so weiter. Unter dem Strich: Das war ein insgesamt ein desolater Auftritt eines Patriots-Teams, das in diesem Spiel schlicht und ergreifend nicht kompetitiv war.

Analyse: Bills vs. Patriots - die Taktiktafel

  • Eine Frage im Vorfeld der Partie lautete, ob die Patriots signifikant mehr Zone Coverage spielen würden, um Josh Allen zu einem geduldigen Spielstil zu zwingen und auch dessen Impact als Scrambler zu limitieren. Das war zu Beginn des Spiels jedenfalls nicht der Game Plan der Pats, und sie wurden mehrfach in Man Coverage - in welcher J.C. Jackson häufig Stefon Diggs direkt übernahm - erwischt: Durch die Crosser der Bills sowie den ersten langen Allen-Scramble gegen Man Coverage. Das Big Play von Diggs kurz vor der Halbzeit gegen Jackson war zwar gegen Cover-3, aber durch die Struktur der Coverage war es de facto ebenfalls Eins-gegen-Eins.
  • Ein weiteres Mittel waren die Run Pass Options, welche Buffalo aktuell sehr gut spielt. Mit Allens Athletik und Armtalent sind die potenziell umso gefährlicher und die Bills können daraus auch vertikaler attackieren. Buffalo hatte auch Allen von Anfang an als designten Runner in den Game Plan eingebaut.
  • Nicht unbedingt ein taktischer, aber doch ein Game-Management-Aspekt: Im Week-16-Spiel zwischen diesen beiden Teams hatte Belichick die Situation klar erkannt, er war aggressiv, spielte zahlreiche Fourth Downs aus und die Patriots waren sehr lange in Reichweite. Aus irgendeinem Grund änderte er das im Playoff-Duell gegen die Bills: Der Punt bei Fourth Down und etwas mehr als einem Yard in der eigenen Hälfte markierte den Start, die Bills waren im Gegenzug auf dem Weg zum dritten Touchdown nicht zu stoppen.
  • Auch der weitere Game Plan sowie die ganze offensive Herangehensweise legte nicht nahe, dass ein aggressives Verhalten bei Fourth Down vorgesehen war. Wenn Allen so spielt wie in dieser Partie sind die Bills nur schwer zu schlagen. Aber die Patriots, von den Drops der Receiver über individuelle Strafen bis hin zum übergreifenden Game Plan, gaben sich selbst auch kaum eine Chance, die Partie eng zu gestalten.
  • Als ob Buffalo nicht genug Waffen hätte, hat sich über die letzten Wochen auch Isaiah McKenzie als veritabler Role Player in dieser Offense festgespielt. Er gibt den Bills eine Option für Jet Sweeps, Screens und generell das designte Kurzpassspiel - und kann dann mit seinem Speed daraus Big Plays machen.
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