Zwei Minuten vor dem Ende des ersten Viertels fand Ekeler erstmals die gegnerische Endzone: Beim ersten Drive der Gastgeber lief der Running Back den Ball aus sechs Yards Entfernung in die Endzone. Die Chargers waren zuvor über zwölf Plays und 73 Yards das Feld herunter marschiert. Es sollte nur der Auftakt eines herausragenden Auftritts von Herbert (30/41, 382 YDS, 3 TD, INT, 9 ATT, 90 YDS) und Ekeler (11 ATT, 50 YDS, 2 TD, 6 REC, 65 YDS, 2 TD) sein.
Beim zweiten Drive der Heimmannschaft legten die Chargers ganze 98 Yards zurück und erreichten erneut die Endzone. Von der Zehn-Yard-Linie fand Herbert seinen Running Back bei einer Route aus dem Backfield über die Mitte des Feldes, Ekelers zweiter Touchdown erhöhte Los Angeles' Führung auf 14:3.
Es folgten ein 30-Yard-Field-Goal von Dustin Hopkins beim dritten Drive sowie ein weiterer Touchdown von Ekeler beim vierten Drive. Diesmal trug der 26-Jährige einen kurzen Pass von Herbert über 17 Yards in die Endzone, kurz darauf traf Hopkins das nächste Field Goal - es war ein Tempo, das die Steelers in der ersten Halbzeit einfach nicht mitgehen konnten.
Ein geblockter Punt von Miles Killebrew, der den Steelers den Ball an der Drei-Yard-Linie bescherte und so einen Touchdown-Run von Najee Harris (12 ATT, 39 YDS, TD, 5 REC, 20 YDS) zum 20:27 ermöglichte, schien das Spiel nochmal spannend zu machen, doch im Gegenzug erzielten Herbert und Ekeler sofort den nächsten Touchdown: Nach einem langen Run des Quarterbacks lief der Running Back den Ball aus fünf Yards in die Endzone. Touchdown Nummer vier, 34:20!
NFL: Spiel entwickelt sich zum Krimi
Doch die Chargers wären nicht die Chargers, wenn das Spiel nicht doch nochmal spannend geworden wäre. Ben Roethlisberger (28/44, 273 YDS, 3 TD) warf einen Touchdown auf Eric Ebron (3 REC, 24 YDS, TD), Cameron Heyward fälschte einen Wurf von Herbert an der Line of Scrimmage ab, Cameron Sutton fing den Abpraller aus der Luft. Ein weiterer Touchdown, diesmal von Roethlisberger auf Pat Freiermuth (4 REC, 11 YDS, TD), und plötzlich stand es 34:34.
Es folgte ein Stop bei Fourth-and-Inches von Joe Schobert gegen Austin Ekeler an der gegnerischen 34-Yard-Linie sowie ein erfolgreiches Field Goal von Chris Boswell (3/3 FG, 4/4 XP) und keine vier Minuten vor dem Ende führten plötzlich die Gäste. Bei einem Coverage-Bust auf der Gegenseite fand Herbert allerdings Receiver Mike Williams (5 REC, 97 YDS, TD) mit einem Touchdown-Pass über 53 Yards. Die Steelers bekamen nochmal eine Chance auf einen Touchdown-Drive, die O-Line der Gäste wurde jedoch von Joey Bosa und Co. so dominiert, dass Big Ben ohne echte Chance auf einen Passversuch zweimal gesackt wurde.
Herbert stellte seine herausragende Kombination aus Athletik, Armtalent und Spielintelligenz über das gesamte Spiel immer wieder beeindruckend unter Beweis. Der 23-Jährige fand immer wieder die richtigen Räume in der Zone-Coverage der Steelers, gegen Man-Coverage setzte er häufig zu Scrambles an und sorgte so mehrfach für große Raumgewinne und wichtige First Downs. Er beendete das Spiel mit 90 Rushing Yards.
Auf Seiten der Gäste war das Fehlen von wichtigen Leistungsträgern wie T.J. Watt, Minkah Fitzpatrick und Joe Haden in der Defense deutlich erkennbar. Pittsburgh bekam ohne Blitzing zu selten Druck auf Herbert, in der Secondary gab es mehrfach Abstimmungsprobleme.
Ben Roethlisberger bewegte den Ball über weite Strecken gut durch die Luft, sowohl Diontae Johnson (7 REC, 101 YDS, TD) als auch Chase Claypool (5 REC, 93 YDS) gewannen ihre direkten Duelle mit den Cornerbacks der Chargers - ebenso wie auf der Gegenseite Keenan Allen (9 REC, 112 YDS) seine Duelle mit den Steelers-Cornern - regelmäßig. Bei ihrem zweiten Drive ließen die Steelers bei einem Fourth Down an der Zwei-Yard-Linie jedoch einen Tight-End-Screen spielen - dieser wurde gestoppt, es sollte ein am Ende spielentscheidendes Down werden.
Kyzir White und Heyward fielen durch einen harten Kopftreffer gegen Harris bzw. durch einen Schlag gegen Herbert beide negativ auf, ihnen könnte nachträglich noch eine Sperre drohen. Die Chargers treffen in der kommenden Woche auswärts auf die Denver Broncos. Bei den Steelers steht ein Auswärtsspiel bei den Cincinnati Bengals an.
Los Angeles Chargers (6-4) - Pittsburgh Steelers (5-4-1)
Ergebnis: 41:37 (7:3, 10:7, 10:0, 14:27) BOXSCORE
Chargers vs. Steelers - die wichtigsten Statistiken
- Gleich zwei Premieren gab es beim ersten defensiven Drive der Steelers: Zum ersten Mal musste Pittsburgh in dieser Saison einen Touchdown beim Opening Drive hinnehmen, zudem bekam James Pierre die erste Pass Interference gegen die Defense der Steelers in der laufenden Spielzeit gegen sich gepfiffen.
- Von 230 Spielen, in denen sie im vierten Viertel mit 17 oder mehr Punkten zurücklagen, konnten die Steelers keins gewinnen. Gegen die Chargers holten sie sich nach einem solchen Rückstand tatsächlich noch eine Führung, am Ende setzte es aber dennoch Niederlage Nummer 231.
- Die Chargers kassierten ganze zwölf Strafen für 75 Yards, knapp doppelt so viele Penalty Yards wie die Gäste. Zudem verloren sie das Turnover-Duell mit 0:1 und kassierten einen Punt Block. Unter diesen Umständen als Sieger vom Feld zu gehen, ist definitiv eine Seltenheit.
- Dies spiegelte sich auch in den Yards der Teams wieder. Die Chargers kamen am heutigen Abend auf 533 Total Yards. Die Steelers auf der Gegenseite "nur" auf 300.
Der Star des Spiels: Justin Herbert (Quarterback, Chargers)
Ein über weite Strecken herausragender Auftritt des 23-Jährigen. Ob Zone oder Man Coverage, Blitzing oder Four-Men-Rush - die Steelers fanden keine Antwort auf den Quarterback der Chargers. Herbert sorgte immer wieder für Big Plays durch die Luft und auch am Boden mehrfach für Gefahr. Die Interception ging zudem nicht auf seine Kappe. Ebenfalls richtig stark: Running Back Austin Ekeler, der nicht nur vier Touchdowns erzielte, sondern beim entscheidenden Touchdown-Wurf auch noch einen ganz wichtigen Block setzte.
Der Flop des Spiels: Die Secondary der Steelers
Cameron Sutton bewies bei Herberts abgefälschtem Wurf schnelles Reaktionsvermögen, abgesehen davon machten die Defensive Backs der Gäste allerdings kein gutes Spiel. Oft verloren sie ihre direkten Matchups, mehrfach offenbarten sie zudem echte Abstimmungsprobleme - vor allem natürlich beim am Ende spielentscheidenden Touchdown von Mike Williams. Das Fehlen von Minkah Fitzpatrick und Joe Haden war am heutigen Abend klar zu spüren.
Analyse: Chargers vs. Steelers - die Taktiktafel
- Die Steelers mussten defensiv ohne zahlreiche Leistungsträger auskommen. Die Chargers versuchten die fehlende Eingespieltheit auf Seiten der Gäste durch eine Hurry-Up-Offense auszunutzen. Los Angeles snapte den Ball immer wieder mit viel Zeit auf der Playclock.
- Pittsburgh wiederum versuchte den Ausfall von T.J. Watt durch eine modifizierte defensive Taktik aufzufangen. Die Steelers blitzten mehr als gewöhnlich, um den eigenen Pass-Rush zu stärken. Herbert nutzte die Räume dahinter aber immer wieder gut aus.
- Brandon Staley hielt auch gegen die Steelers an seiner defensiven Strategie fest und spielte viele Snaps aus so genannten Two-High-Looks mit zwei tiefen Safeties. Die Steelers liefen den Ball, hatten mit ihrer angeschlagenen Offensive Line jedoch nicht immer Erfolg.
- Im zweiten Viertel marschierten die Steelers bis an die gegnerische Goalline. Wie schon in der Vorwoche erhielt Najee Harris in diesem Bereich aber keine Carries: Von der Zwei-Yard-Linie warf Pittsburgh erst auf eine Fade-Route von Chase Claypool und lief anschließend bei Fourth Down einen Screen für Pat Freiermuth - ohne Erfolg.
- Die Chargers stellten Joey Bosa in der zweiten Halbzeit immer wieder in der Mitte der Defensive Line auf. Bosa sorgte so immer wieder für schnellen Druck über die Mitte der Offensive Line und erzwang kurz vor Spielende sogar einen ganz wichtigen Sack.
- Knapp vier Minuten vor dem Ende sahen sich die Chargers deutlich in der eigenen Hälfte einem Fourth-and-Inches gegenüber. Staley ließ das Down ausspielen, Austin Ekeler wurde bei seinem Run-Versuch allerdings von einem ungeblockten Joe Schobert gestoppt.