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NFL Mailbag Week 2: Das sind die besten Rookies nach 2 Spieltagen

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu Woche 2 in der NFL.
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Michael Mertens: Welcher Coach muss nach den ersten beiden Spieltagen am meisten um seinen Stuhl bangen?

Ich habe mal versucht, die Kandidaten nach zwei Spielen zu ranken - danach, welcher in meinen Augen am meisten wackeln sollte:

  1. Zac Taylor, Cincinnati Bengals: Wenn ein Team einen hochtalentierten Quarterback mit dem Nummer-1-Pick draftet, diesen dann schrittweise mit einem guten Waffenarsenal umgibt und die eigene Defense sogar besser auftritt als zumindest ich erwartet hatte - dann muss viel mehr rauskommen als das, was die Bengals bisher zeigen. Passiert das nicht, muss der offensiv geprägte Head Coach unweigerlich angezählt werden. Ja, die Offensive Line war am Sonntag in Chicago nach einem bessern Auftakt gegen Minnesota dann doch wieder ein größeres Problem, aber Taylors Play-Calling gerade in der ersten Hälfte gegen die Bears warf einmal mehr Fragen auf. Wo sind die kreativen Ideen, um die Line zu entlasten? Wo die designten Shot Plays? Und woher kommt das Early-Down-Running plötzlich? Die Bengals haben sich offensiv nicht weiterentwickelt unter Taylor, dessen Record als Head Coach jetzt bei 7-26 steht. Kein Coach wackelt in meinen Augen stärker.
  2. Joe Judge, New York Giants: Judge hatte ich in meinen Montag-Takeaways bereits in diese Liste geschrieben, und je länger ich darüber nachdenke, desto höher klettert er für mich. Letztes Jahr war die Defense eine positive Überraschung, und die Giants schienen als Team bereit, vielleicht für ein paar Überraschungen zu sorgen, sofern man die offensichtlichen Baustellen halbwegs kaschieren kann. Doch mittlerweile hat sich der Wind hier gedreht: Die Line spielt besser als gedacht, Daniel Jones spielt bisweilen guten Football - aber die Giants verlieren. Weil die Defense nicht so gut ist wie erhofft, weil das Team nicht diszipliniert auftritt, und weil Judge mit seinen In-Game-Entscheidungen dem Team im Weg steht. An dem Punkt ist dann für mich die Frage: Inwieweit bringen Judge und sein Trainerstab das Team voran? Die Offense wird unter Jason Garrett nicht wirklich weiterentwickelt, und die Dinge, für die Judge stehen sollte, sind eher Schwachstellen über die ersten beiden Spiele. Judge gehört hier ganz klar in die Spitzengruppe für mich.
  3. Matt Nagy, Chicago Bears: Der Sieg gegen die Bengals wird Nagy etwas Zeit verschaffen, in doppelter Hinsicht: Hätten die Bears gegen ein am Sonntag schwaches Bengals-Team verloren, hätte es lichterloh gebrannt in Chicago. Und: Justin Fields hatte seine Big Plays, aber zeigte doch auch noch deutlich, dass er ein Rookie ist. Die Entscheidung, bislang an Dalton festzuhalten, wird ihm nach diesem Spiel zumindest mal nicht kritischer ausgelegt als davor. Auch wenn ich aus meiner Perspektive einwerfen würde, dass die Upside mit Fields selbst in diesem Spiel sichtbar war, sodass ich den Rookie spielen lassen würde.

Dahinter wird die Diskussion dann für mich deutlich breiter gefächert. Mike Zimmer sehe ich trotz des Fehlstarts noch nicht ganz auf dem heißen Stuhl, auch weil die Niederlagen in sich so bitter waren. Aber falls die Saison richtig in die Hose geht, könnte Minnesota irgendwann doch einen Cut und einen Neustart anpeilen.

Urban Meyer ist ein Name, der bereits kursiert, aber das hat für mich mehr mit seiner eigenen Vergangenheit und damit, dass sich hier leicht Geschichten konstruieren lassen, zu tun. Meyer mag nicht die langfristige Lösung in Jacksonville sein, dass er noch in seiner ersten Saison aufgibt, vermute ich dennoch nicht. Ob er in seine zweite Saison bei den Jaguars geht, das ist dann eine andere Diskussion.

NilleSB: Wie kann die Steelers-Offense kurzfristig gefixt werden?

Im Kern ist es doch so: Die Steelers haben klar benennbare Schwachstellen - die Offensive Line und mittlerweile auch das, was man von Ben Roethlisberger bekommt - und die Frage ist dann: Wie kann man das in einem Ausmaß reparieren, dass die Offense eine höhere Baseline bekommt?

Ich hatte letzte Woche schon ein wenig über die Steelers geschrieben, und darüber, dass Pittsburgh für mich trotz des Auftaktsiegs in Buffalo angesichts der eigenen Offense kein Titelkandidat ist. Die Meinung hat sich nach einem weiteren schwachen Auftritt der Offense gegen die Raiders nicht geändert, aber wo wären vielleicht ein paar Hebel, um anzusetzen?

Falls die Steelers wieder den Ball aus ihren Spread Formationen laufen - das Run Game ist bislang überhaupt kein Faktor - und vor allem den Ball schnell verteilen wollen, weil sie, zu Recht, um ihre Line fürchten, wird die Offense nirgendwo hingehen. Dann bekommen wir eine ähnliche Variante der Vorjahres-Offense, wobei Big Ben über zwei Spiele schlechter aussieht als letztes Jahr. Der Arm wirkt schwächer, die Pässe haben eine Streuung in puncto Accuracy, und wenn Pittsburgh von der Herangehensweise her so Offense spielen will, dann gibt es kaum Spielraum für Fehler.

Ein Option Run Game werden sie in Pittsburgh nicht plötzlich installieren können, aber noch über kreative Run Designs zu arbeiten und Defenses mit Jet Sweeps und dergleichen in die Breite zu ziehen, das mit mehr schnellen RPO-Pässen über die Mitte zu kombinieren. Designte Deep Shots aus Rollouts einbauen. Das wären einige Ansätze, um die Offense zumindest effizienter zu machen und ihr einen Floor zu geben. Pittsburgh muss Wege finden, den Quarterback aus schematischer Perspektive möglichst aus der Gleichung zu bekommen.

Die Offense wird das Team nicht tragen können, und was passiert, wenn die Defense mal wackelt - im Spiel am Sonntag konkret, weil T.J. Watt verletzt raus musste -, war eindrucksvoll zu sehen. Pittsburgh wird mehr von seiner Offense brauchen, um oben mitzuspielen, und aktuell habe ich ernsthafte Zweifel daran, dass das mit dem derzeitigen Personal und den Umständen realistisch ist.

Jakob Georg: Passen sich die Eagles jetzt dem an, was man vor der Saison erwartet hat?

Das würde ich so nicht sagen. Die Eagles waren im Spiel gegen die 49ers in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, sie belohnten sich eben nicht - und dann entglitt ihnen das Spiel in der zweiten Hälfte, auch weil San Francisco sich deutlich steigerte. Und natürlich kann man jetzt antworten, dass sie sich eben nicht belohnt haben und dass das wiederum Skeptiker bestätigen könnte.

Aber das waren eher schlechte Play-Calls in der Red Zone, ein geblocktes Field Goal, kurzum: Dinge, die überschaubare Aussagekraft haben. Die Niners kontrollierten das Spiel mit ihrer Front in der zweiten Hälfte dann deutlich besser, aber das ändert nichts daran, dass Philadelphia gut und gerne mit einer 2-Possession-Führung in die Halbzeitpause hätte gehen können - statt eben zurück zu liegen.

Jalen Hurts hatte zweifellos mehr Wackler in seinem Spiel als Passer als beim Auftakt gegen die Falcons, aber das ist eine explosive Offense, die aus kurzen Pässen Big Plays machen kann, und deren Quarterback den Ball tief werfen kann. Und als Runner ist Hurts ohnehin ein fixer Faktor in der Offense, und auch das ist gut zu sehen.

Dallas ist und bleibt mein Favorit in der Division, aber die Eagles am Ende auf Platz 2? Vielleicht mit sieben, acht Siegen? Das halte ich absolut für denkbar.

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