NFL

Kontrolliertes Chaos und designte Shots: So kreieren Offenses Big Plays

Wie kreieren NFL-Teams in dieser Saison Big Plays? SPOX geht in die Analyse.
© getty
Cookie-Einstellungen

Big Plays aus kurzen Pässen: Das Screen Game

Die Cardinals sind dabei selbstredend nicht das einzige Team, das seinem Quarterback Plays außerhalb der Struktur zugesteht, wenn nicht sogar ihn bisweilen dazu ermutigt. Die Chiefs haben dieses Element mit Mahomes, die Seahawks mit Wilson, die Bills mit Josh Allen, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei Arizona allerdings ist es über die ersten beiden Wochen fraglos am auffälligsten.

Zwei übergreifende Punkte gibt es noch, wenn man den defensiven Trend zu mehr 2-High-Coverages mit Safety-Rotationen nach dem Snap betrachtet - und wie Offenses das kontern können. Einer ist ganz klar das Run Game, das fällt insbesondere jetzt in der Frühphase der Saison auf, wo einige Defenses noch im Prozess sind, die Defense schematisch umzustellen, vielleicht mit neuem Defensive Coordinator.

Green Bay wäre so ein Beispiel. Die Packers hatten Joe Barry in der Offseason als ihren neuen Defensive Coordinator verpflichtet, er hatte die vier Jahre zuvor bei den Rams verbracht und sollte seine Variante der Fangio-/Staley-Defense mit in den Norden bringen.

Das lief bislang holprig an, vor allem das Stoppen des Runs erweist sich noch als schwierig. In dieser Defense wird von den Safeties viel verlangt, auch das konstante Verteidigen von Run Gaps aus der tiefen Position heraus. Dafür muss die Front aber auch dementsprechend mehr als eine Gap spielen können, und diese Rädchen müssen ineinander greifen.

Solange das nicht klappt, können die leichten Boxes - welche unweigerlich präsentiert werden, wenn man häufig zwei Safeties tief postiert - von Offenses im Run Game ausgenutzt werden; sowohl die Saints, als auch die Lions taten das dann auch prompt gegen Green Bay. Als nächstes wartet Kyle Shanahan.

Ein anderer Punkt ist das Quick-Passing- und das Screen-Game. Den Ball schnell horizontal verteilen, um dann gezielt einen Punkt in der Defense anzugreifen. Wenn die Safeties nach dem Snap erst nach vorne arbeiten müssen, kann die Offense hier aus kurzen Pässen große Raumgewinne machen. Nach zwei Spielen verzeichnen laut PFF fünf Quarterbacks (Minimum: acht Screen Pässe) mehr als neun Yards pro Screen-Pass. Letztes Jahr war keine Offense hier über 8,5.

Die Sample Size ist hier zu beachten, aber das ist ein Trend, den man im Auge behalten sollte.

Per Screen die Defense aus ihrer Ordnung bringen

Hier wiederum zeigten die Packers gegen Detroit auch ein Musterbeispiel, wie es gehen kann:

packers-te-screen
© NFL Gamepass

Green Bay kommt hier mit drei Receivern zur linken Seite raus, der Running Back setzt sich zudem Pre Snap bereits in Bewegung, und die beiden äußeren Receiver scheinen für einen schnellen Pass zum Running Back zu blocken. Das setzt die ganze Front in Bewegung und lässt auch beide Safeties auf die Seite tendieren.

Auf der rechten Seite blockt der Tight End zunächst scheinbar die Backside des Plays. Dann aber legen die Packers die Karten auf den Tisch: Right Tackle, Center und Left Guard lösen sich aus der Formation, der Tight End lässt seinen Block los und startet in seine kurze Route - und läuft hinter mehreren Blockern für 19 Yards.

packers-screen-part-2
© NFL Gamepass

Hier sieht man dann sehr gut, wie die beiden Safeties (gelber Kreis) die Grundordnung aufgrund der Formation und des angetäuschten Passes nach links bereits aufgegeben haben - und wie Green Bay so die komplette rechte Seite freiräumen, und vier Blocker gegen vier Verteidiger hier stellen konnte.

Wie es noch eine Spur kreativer geht, zeigten die Cowboys im Spiel gegen die Chargers:

cowboys-screen
© NFL Gamepass

Mit zwei Offensive Linemen plus Tight End außen, und zwei Wide Receivern auf der anderen Seite kreiert Dallas, da die Chargers bei ihrer Grundformation mit zwei tiefen Safeties bleiben, auf seiner linken Seite eine Drei-gegen-Drei-Situation mit Pollard dahinter.

Der kann sich den anstürmenden Safety dann hinter seinen Blocks zurechtlegen und macht 13 "einfache" Yards daraus.

Das übergreifende Duell "Offense vs. Defense" ist ein permanentes Katz-und-Maus-Spiel. Mehr Teams scheinen sich dieses Jahr im Play-Action-Passspiel auf das Kurzpassspiel zu verlagern, was auch damit zu tun hat, wie Defenses sich derzeit verändern - und wie sie vor allem gegen bestimmte Offenses spielen.

Wir sehen gerade in Realzeit, wie Offenses neue Wege finden, um Big Plays zu kreieren. Und es wird spannend sein, zu sehen, welche Defenses im Laufe der Saison die besten Antworten darauf finden.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema