Derek Carr, Las Vegas Raiders
Quarterback-Gerüchte sind für Derek Carr mittlerweile nichts Neues mehr. Vor dem Draft 2019 kursierten hartnäckige Gerüchte, wonach Jon Gruden die Fühler nach Kyler Murray ausgestreckt hat, letztes Jahr gab es Gerüchte um Tom Brady, und in dieser Offseason hielten sich abermals Trade-Gerüchte um Carr, womöglich mit einem Rookie als Alternative. Aaron Rodgers wird schon jetzt als Option für 2022 ins Rennen geworfen.
Diese konstanten Gerüchte mögen Carr nicht ganz gerecht werden, und doch beschreiben sie relativ treffend, in welche Quarterback-Kategorie Carr fällt: Gut genug, dass man ihn nicht einfach aufgibt, aber nicht so gut, dass man nicht konstant ein Upgrade suchen würde.
Mittlerweile muss man in dieser Diskussion dann auch den Vertrag erwähnen: Carr geht 2021 in sein vorletztes Vertragsjahr, die Raiders könnten sich nach der Saison ohne Dead Cap von ihm trennen. Schon in diesem Jahr hätte der Dead Cap bei einer Entlassung oder einem Trade lediglich 2,5 Millionen Dollar betragen.
Grudens Vertrag läuft noch sieben Jahre, einschließlich der diesjährigen Saison, entsprechend fest sitzt er für den Moment noch im Sattel. Doch im vierten Jahr unter Gruden wird es langsam Zeit, das Mittelmaß zu verlassen und die Playoffs anzupeilen. Oder reift bei Gruden in der kommenden Saison die Erkenntnis, dass Carr nicht der richtige Quarterback für diesen nächsten Schritt ist?
Carson Wentz, Indianapolis Colts
Die Vermutung liegt nahe, dass Wentz ein Zweijahresfenster in Indianapolis bekommt - bei einer Entlassung nach der kommenden Saison würden 15 Millionen Dollar an Dead Cap bleiben, sofern die Entlassung vor dem dritten Tag des Liga-Jahres 2022 erfolgt. Andernfalls würden sogar 27 Millionen Dollar in den Büchern bleiben.
Die Hoffnung in Indianapolis ist zweifellos, dass Wentz unter Frank Reich die 2020er Saison vergessen lässt. Das ist ihm durchaus zuzutrauen, allerdings verlief der Start in das Colts-Kapitel bereits denkbar schlecht. Wentz muss sich einer Operation am Fuß unterziehen und wird den Start der kommenden Saison verpassen, womöglich sogar noch viele Spiele darüber hinaus.
Fällt Wentz nur einige wenige Spiele aus und ist anschließend wieder bei 100 Prozent, erscheint es durchaus im Bereich des Möglichen, dass er unter Reich wieder in die Spur findet. Doch was heißt das überhaupt? Wentz " findet wieder in die Spur"? Was ist eine realistische Erwartung an Wentz' Leistungsniveau?
Die Struktur der Colts-Offense, die sehr gute Offensive Line, die Vertrautheit mit Frank Reich, all das wird dabei helfen, Wentz zu stabilisieren. Doch selbst dann ist es wahrscheinlicher, dass er ein Downgrade zu Philip Rivers darstellt, und dann lautet die zentrale Frage: Reicht es den Colts, falls Wentz sich grob als Nummer-15-Quarterback etabliert, was bereits ein drastischer Sprung zum letzten Jahr wäre - was vielleicht aber eine realistische Hoffnung darstellt?
Oder geht die Suche nach dem Andrew-Luck-Nachfolger weiter, sollte sich diese These bewahrheiten? Klar dürfte sein: Falls sich Wentz in Indianapolis unter Reich in den kommenden beiden Jahren nicht als Starter festsetzen kann, dürfte er es trotz seines physischen Talents schwer haben, einen Platz als Starter in der Liga zu finden.
Sam Darnold, Carolina Panthers
Sam Darnolds Trade nach Carolina kann durchaus als Musterbeispiel dafür gesehen werden, dass einst hoch gepickte Quarterbacks lange von ihrem Pre-Draft-Status zehren können. Denn Darnold hat sich während seiner drei Jahre bei den Jets wenig weiterentwickelt; die Probleme, die seine College-Karriere prägten, sind nach wie vor präsent. Die Accuracy ist zu inkonstant, er ist zu wacklig aus sauberer Pocket, und die einzelnen Highlight-Plays machen die Schwächen Down-für-Down nicht wett.
Dennoch schickten die Panthers einen Zweit- und Viertrunden-Pick im Draft 2022, sowie einen Sechstrunden-Pick im diesjährigen Draft nach New York, um Darnold den Tapetenwechsel zu liefern, der seine Karriere vielleicht doch noch in eine andere Bahn lenkt.
Abgesehen von den einzelnen Highlight-Momenten und den physischen Tools, die Darnold mitbringt, hat er wenig gezeigt, um die Hoffnung auf diesen Effekt nahezulegen; und so muss man auch davon ausgehen, dass Carolina unter Joe Brady die letzte Chance für Darnold darstellt, um sich über einen längeren Zeitraum als Starter zu präsentieren.
Brady als Play-Caller stellt dabei ein klares Upgrade dar, und er ist gewissermaßen auch der Hoffnungsträger für den Hoffnungsträger Darnold. Doch die Offensive Line wird vermutlich nicht besser sein als das, was Darnold zuletzt bei den Jets hatte. Kann er dennoch den enormen Sprung machen, der nötig wäre, um sich als mittel- oder gar langfristiger Starter zu etablieren?
Die Panthers haben die Fifth-Year-Option für Darnolds Rookie-Vertrag gezogen, welche ihm knapp 19 Millionen Dollar für 2022 garantiert. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass Darnold zwei Jahre in Carolina bekommt - doch falls Deshaun Watson oder Aaron Rodgers nach der Saison zu haben sind, könnte sich das auch schnell wieder ändern.