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NFL Draft Grades 2021: Browns und Ravens räumen ab - was planen die Steelers?

Houston Texans
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Draft Grades: AFC South

Houston Texans

Die Picks: Quarterback Davis Mills (3. Runde), Wide Receiver Nico Collins (3. Runde), Tight End Brevin Jordan (5. Runde), Linebacker Garret Wallow (5. Runde), Defensive Tackle Roy Lopez (6. Runde).

Die Analyse: Das ist neben New Orleans der merkwürdigste Draft überhaupt. Und damit meine ich gar nicht so sehr die Spieler: Gerade Nico Collins - ein physischer Outside-Receiver, der mit Größe, Speed und Physis Downfield gewinnt - und Brevin Jordan, der für mich drittbeste Tight End dieser Klasse, wenngleich er ein reiner Receiving Tight End auf dem nächsten Level sein dürfte, mochte ich sogar. Aber der Process hier ist sehr, sehr merkwürdig.

Schon den Quarterback-Pick verstehe ich überhaupt nicht. Ich fand Mills physisch zu limitiert und viel zu inkonstant, ich sehe ihn maximal als Backup. Aber fernab davon: Ja, die Situation um Deshaun Watson ist schwierig und vielleicht wird er nie wieder für die Texans spielen. Aber Davis Mills hilft dann auch nicht, Houston ist ohne Watson der klare Favorit auf den Nummer-1-Pick, mit dem man sich dann vermutlich nächstes Jahr den neuen Quarterback holen würde. Also auch in dieser Theorie ergibt der Mills-Pick für mich wenig Sinn.

Und dann die Art und Weise, wie Houston durch den Draft manövriert ist. Für Nico Collins haben sie 109, 158 und einen Viertrunden-Pick 2022 abgegeben, um an 89 zu kommen. Und dann sind sie gleich doppelt hoch gegangen, um sich ultimativ Linebacker Garret Wallow sichern zu können. Das ist ein komplett absurder Einsatz von Ressourcen, wenn man bedenkt, wie viele Baustellen die Texans haben. Houston ist diesen Draft aus Process-Perspektive angegangen, als hätte man den Kader der Buccaneers.

Sie hatten kaum Kapital, und Collins und Jordan sollten ihr Passspiel schnell vergessen. Das war's aber auch mit meinen positiven Notizen zu diesem Draft.

Die Note: 4

Indianapolis Colts

Die Picks: Edge Kwity Paye (1. Runde), Edge Dayo Odeyingbo (2. Runde), Tight End Kyler Granson (4. Runde), Quarterback Sam Ehlinger (6. Runde), Wide Receiver Michael Strachan (7. Runde), Guard Will Fries (7. Runde).

Die Analyse: Stark begonnen, stark nachgelassen - so würde ich den Colts-Draft zusammenfassen. Kwity Paye an 21 war ein exzellenter Pick, hier hatten die Colts einen Need und hier haben sie den potenziell besten Edge-Rusher dieser Klasse abgeräumt, der zudem ein guter Scheme-Fit sein sollte. Ein Monster-Athlet, der mit Power, aber auch mit Bend und Explosivität gewinnen kann.

Odeyingbo passt fraglos in das athletische Edge-Profil der Colts, aber den fand ich in Runde 2 nicht nur zu hoch - auch dass man direkt doppelt auf Edge ging war nicht meine bevorzugte Strategie. Nicht mit Receivern wie Terrace Marshall, Josh Palmer und Dyami Brown oder auf Tackle Jalen Mayfield und Brady Christensen noch auf dem Board. Die hätte ich hier aus Value-, aber auch aus Need-Sicht deutlich besser gefunden. Indy wird jetzt gezwungen sein, nochmal bei den Free Agents aktiv zu werden, denn jedem dürfte klar sein, dass Carson Wentz gute Umstände braucht.

Generell priorisiere ich die Picks nach Tag 2 in der Bewertung nicht mehr allzu hoch im Vergleich. Kyler Granson ist ein interessanter Receiving Tight End, den man da schon nehmen kann. Ehlinger fand ich absurd, auch hier mit noch echtem Talent auf dem Board. Das ist - in meinen Augen - ein reiner Backup-Quarterback, bestenfalls. Hier habe ich die Priorisierung in einem Jahr, in dem man alles auf Carson Wentz ausrichten müsste, nicht verstanden.

Die Note: 3

Jacksonville Jaguars

Die Picks: Quarterback Trevor Lawrence (1. Runde), Running Back Travis Etienne (1. Runde), Cornerback Tyson Campbell (2. Runde), Tackle Walker Little (2. Runde), Safety Andre Cisco (3. Runde), Defensive Tackle Jay Tufele (4. Runde), Edge Jordan Smith (4. Runde), Tight End Luke Farrell (5. Runde), Wide Receiver Jalen Camp (6. Runde).

Die Analyse: Hier wird es sicher viele Analysten geben, die per se eine 1 verteilen, weil Trevor Lawrence der neue Jaguars-Franchise-Quarterback ist. Und natürlich ist das der alles definierende Pick und der Spieler, der diese Franchise in komplett andere Gefilde katapultieren kann. Aber sind wir ehrlich: Ich, genau wie jeder, der diesen Artikel gerade liest, hätte diesen Pick machen können und vermutlich auch gemacht, dafür sehe ich eben in den Draft Grades wie ich sie aufziehe wenig Credit.

Und den Rest fand ich ehrlicherweise ziemlich überschaubar. Dass Jacksonville mit James Robinson und Carlos Hyde im Kader Travis Etienne in der ersten Runde draftet, ist für mich absurd. Etienne war für mich der klare Nummer-1-Back in dieser Klasse, aber die Jaguars sind noch ein gutes Stück davon entfernt, sich derartige Luxus-Picks in Runde 1 leisten zu können. Urban Meyer gab anschließend zu, dass sie an dem Punkt eigentlich Kadarius Toney haben wollten, der ihnen vor der Nase weggeschnappt wurde. Diese "Panik" spiegelt sich ein wenig im Pick wider.

Tackle Walker Little ist eine komplette Wildcard, nachdem er über zwei Jahre fast gar nicht gespielt hat, Andre Cisco hat tolle Highlights als tiefer Safety mit immensem Speed, aber ist noch super inkonstant. Bei ihm ist alles ein Ritt auf der Rasierklinge, PFF listet ihn mit sechs zugelassenen Touchdowns in neun Spielen 2019. Tufele, der inkonstant ist, aber in Flashes Explosivität, vor allem aber einen nie stoppenden Motor zeigt, und den Speed-Length-Pass-Rusher Jordan Smith fand ich in Ordnung, aber wenn man bedenkt, was für enormes Draft-Kapital die Jags hatten, fehlen mir nach dem ersten Pick die klaren Impact-Spieler.

Lawrence war der beste Quarterback der Klasse, er war aber auch der No-Brainer-Pick. Den Rest der Jags-Klasse war, teilweise von der Priorisierung, teilweise von der Spielerauswahl her, sehr durchwachsen.

Die Note: 3

Tennessee Titans

Die Picks: Cornerback Caleb Farley (1. Runde), Tackle Dillon Radunz (2. Runde), Linebacker Monty Rice (3. Runde), Slot-Corner Elijah Molden (3. Runde), Wide Receiver Dez Fitzpatrick (4. Runde), Edge Rashad Weaver (4. Runde), Wide Receiver Racey McMath (6. Runde), Safety Brady Breeze (6. Runde).

Die Analyse: Die Klasse hat mir unter dem Strich sehr gut gefallen. Klar, Farley mit der Rücken-OP ist irgendwo ein Risiko, aber an 22 für einen Cornerback mit dieser enormen Upside war der Spot absolut in Ordnung. Radunz könnte einer der besten Pass-Blocker dieser Klasse werden, Elijah Molden war für mich einer der besten Slot-Cornerbacks im Draft. Ein toller Playmaker, der größer spielt als er ist.

Weaver an Tag 3 war auf meinem Board auch nochmal sehr guter Value. Das wird nie ein Top-Pass-Rusher werden, dafür hat er nicht die Explosivität oder Agilität. Aber das ist ab Day 1 ein Starting-Run-Defender in der NFL, der mit seinen langen Armen Tackles kontrollieren kann und mit konstant guter Übersicht spielt. Falls Farley fit bleibt, sehe ich unter dem Strich grob drei, vielleicht sogar vier Starter in dieser Klasse.

Der mit weitem Abstand merkwürdigste Move war der Uptrade in Runde 4: Die Titans investieren unter dem Strich die Picks 126, 166 und 232 in Wide Receiver Dez Fitzpatrick, der ohne Frage Größe und Speed mitbringt; das ist schon ein Spieler, der in Tennessees Muster passt. Aber gerade in diesem Bereich des Drafts war noch so viel Receiver-Qualität (St. Brown, Darden, Wallace, Smith-Marsette, u.a.) auf dem Board, dass es schlicht kein guter Process ist, so viele Ressourcen in einen Receiver zu investieren, den vermutlich ohnehin nicht allzu viele Teams in dieser Range auf dem Board hatten.

Die Note: 2+