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Draft Tag 2 Recap: Bucs draften Brady-Erbe - wer ist noch zu haben?

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© getty

Tag 2 des NFL Drafts 2021 ist abgeschlossen - wir ziehen ein erstes Zwischenfazit: Welche Teams konnten besonders punkten? Bei wem stehen mehr Fragen als Antworten? Und wer ist für Tag 3 noch zu haben?

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Quarterback-Run kommt in der Mitte von Tag 2

Am Ende waren es doch die Tampa Bay Buccaneers, die die zweite Quarterback-Welle in Bewegegung setzten - nur nicht mit dem Ende der ersten Runde, wie im Vorfeld vereinzelt prognostiziert, sondern zum Abschluss von Runde 2. Kyle Trask war die Wahl mit Pick Nummer 64.

Für Trask ist es ein idealer Spot: Er ist physisch limitiert, aber er spielt gut aus der Pocket, hat Antizipation, wirft einen guten Deep Ball mit exzellentem Timing. Er wird in der NFL über Spielintelligenz kommen müssen, einen viel besseren Lehrmeister als Tom Brady hätte es für ihn vermutlich kaum geben können.

Überraschender waren die beiden Picks danach. Die Vikings wählten an 66 den kontrovers diskutierten Kellen Mond, ein Quarterback, der einige spannende Tools mitbringt, aber der in seiner Entwicklung im College schon komplett stagniert hat, kein konstant akkurater Quarterback ist und vermutlich eher ein Backup als ein Starter auf dem nächsten Level sein wird. Zumindest hat er die Tools, um sich zu entwickeln.

Das lässt sich über Davis Mills nur bedingt sagen. Der Stanford-Quarterback war die Wahl der Houston Texans mit deren erstem Pick, Mills spielt zwar schnell aus der Pocket, aber ist noch sehr roh und physisch bringt er klare Limitierungen mit.

Dieser Pick war umso überraschender, da Houston mehr als genügend Baustellen hat und ohne Pick in den ersten beiden Runden auskommen musste. Vielleicht wird Deshaun Watson nie wieder für die Texans spielen, aber die höchste eigene Draft-Ressource des Jahres in ein Quarterback-Projekt zu stecken wird da vermutlich wenig helfen. Houston setzte dann noch einen drauf, indem man später in Runde 3 sehr teuer für Receiver Nico Collins nach oben tradete. Ein wirklich, wirklich merkwürdiger Draft-Auftakt der Texans, die jetzt erst wieder in Runde 5 picken.

Mit dem QB-Run hat die NFL zudem eine neue Bestmarke gesetzt: Acht Quarterbacks innerhalb der ersten drei Runden des Drafts hatte es vorher noch nie gegeben.

Amon-Ra St. Brown noch nicht gedraftet

Weiterhin zu haben ist der Deutsch-Amerikaner Amon-Ra St. Brown, der weder in der 2. noch 3. Runde vom Board ging. "Ich bin angepisst. Aber ich kann nichts daran ändern", sagte der 21-Jährige der dpa. Noch besteht die Chance, dass sich für den Wide Receiver von USC der Wunsch erfüllt, mit seinem Bruder EQ bei den Green Bay Packers zusammenzuspielen.

Speed-Wettrüsten in der NFC West

Zumindest drei Teams aus der NFC West hatten offensichtlich einen ähnlichen Receiver-Typ für Tag 2 ausgemacht: Es begann mit den Arizona Cardinals die Purdue-Speedster Rondale Moore an 49 auswählten. Ein kleiner, aber physischer Receiver mit enormem Tempo in seinem Spiel. Er soll Arizonas Offense die Explosivität geben, die der Offense bislang fehlte und die manche bereits an Tag 1 des Drafts erwartet hatten. Verletzungen sind das große Fragezeichen bei Moore.

Wenig später waren die Seahawks erstmals an der Reihe, und auch Seattle wählte einen schnellen Receiver: D'Wayne Eskridge aus Western Michigan soll der neue Nummer-3-Wideout bei den Seahawks werden. Definitiv ein Scheme-Fit, auch wenn man hier vielleicht eher einen Center oder Cornerback vermutet hätte.

Die Rams - ebenfalls mit ihrem ersten Pick - zogen direkt im Anschluss nach und wählten Tutu Atwell. Atwell ist der leichteste Receiver (155 Pfund), der seit 1999 im Draft ausgewählt wird und es wird spannend sein zu sehen, wie genau Sean McVay ihn einsetzen will. Bereits bei Louisville war Atwell mehr Gadget-Spieler als Receiver im NFL-Sinne.

Einzig die 49ers fielen hier innerhalb der Division gewissermaßen aus der Reihe - und generell sorgte der Niners-Draft an Tag 2 für einige Fragezeichen. Pick 48 war sehr hoch für Guard Aaron Banks, in Runde 3 tradeten die 49ers dann hoch für Running Back Trey Sermon. Ein guter Scheme-Fit; doch Running Back ist ein Need in San Francisco, und Sermon ist ein durch und durch durchschnittlicher Back, ohne eine einzelne, herausstechende Qualität. Immerhin an Position 102 gab es in Person von Ambry Thomas doch noch einen - sehr schnellen - Cornerback.

Gewinner nach Tag 2 des Drafts

  • Die Cleveland Browns: Newsome in Runde 1 war schon ein exzellenter Pick, welcher Cleveland einen sehr guten Nummer-2-Outside-Corner sichert. An Tag 2 ging das Einsammeln von sehr talentierten Spielern weiter: den ultra-flexiblen, agilen Linebacker Jeremiah Owusu-Koramoah holten sich die Browns per Uptrade, zum Abschluss gab es mit Pick 91 Wide Receiver Anthony Schwartz. Ein echter Sprinter, der in Clevelands Play-Action-Offense das ein oder andere Mal für Deep Shots hinter die Defense kommen dürfte.
  • Die Los Angeles Chargers: Tight End Tre' McKitty (Pick 97) geht schon stark in die Projekt-Richtung, aber insgesamt war das bisher ein exzellenter Draft der Chargers. Rashawn Slater in Runde 1 war ein No-Brainer, dann fiel ihnen Cornerback Asante Samuel in der 2. Runde in den Schoß. Samuel ist ein Playmaker und könnte sofort im Slot starten, kann aber vielleicht auch nach außen rotieren, ähnlich wie Chris Harris. Receiver Josh Palmer mit Pick 77 war vielleicht etwas früher als gedacht, aber er hat einen guten Frame, er hatte einen guten Senior Bowl und er zeigt scharfe Cuts und gute Körperkontrolle. Eine spannende Nummer-3-Option.
  • Die Carolina Panthers: ... zumindest was Tag 2 angeht, nachdem man in der ersten Runde auf einen Quarterback verzichtete. Aber die Panthers haben mit Downtrades zusätzliche Munition eingesammelt, einen potenziell echten Steal in Receiver Terrace Marshall gelandet und einen soliden Tackle in Brady Christensen an Pick 70 gefunden. Tommy Tremble (Pick 83) ist eine Wildcard, aber mit seiner spektakulären Athletik und dem was er als Blocker und Fullback gezeigt hat, vielleicht Upside als Matchup-Waffe.
  • Die New England Patriots: Man kann bei Mac Jones sehr geteilter Meinung sein, aber dass er gewisser Tools - Pocket-Movement, Accuracy, Spielverständnis - mitbringt, steht außer Frage. Und die Pats haben ihn bekommen, ohne teuer hochtraden zu müssen. Für Christian Barmore gab es einen leichten Uptrade in Runde 2, an Position 38 aber holten sich die Pats den besten Defensive Tackle der Klasse und ein Erstrunden-Talent. Ich hatte auch Ronnie Perkins - ein sehr spannender Edge-Rusher mit Explosivität und Physis - deutlich höher als Pick 96. New England hat in der Free Agency sehr viel für die Offense getan, aber mit Judon und Van Noy auch in die Defense investiert. Perkins und insbesondere Barmore werden hier auch sofort einen Impact haben. Das wird ein komplett anderes Patriots-Team sein.
  • Patrick Mahomes: Es gab wenige so glasklare Scheme-Fit-Picks wie Creed Humphrey zu den Chiefs. Der ultra-athletische Center mit klaren Stärken in Pass-Protection und im Screen Game fiel Kansas City an 63 in den Schoß, und die Generalüberholung der Offensive Line geht weiter: Mit Orlando Brown (LT), Joe Thuney (LG) und Humphrey (OC) dürften mindestens drei Neuzugänge starten, potenziell ein weiterer in Kyle Long auf Right Guard. Und Kansas City hat in der Line deutlich mehr Tiefe als letztes Jahr.
  • Die New York Giants: Man kann darüber diskutieren, ob Kadarius Toney - ein explosiver Playmaker, der aber noch sehr roh ist - zwangsläufig in die erste Runde gehörte, und auch der große Slot-Corner Aaron Robinson (Pick 71) ist zumindest eine Projection Richtung NFL. Aber in Azeez Ojulari (Pick 50) haben sich die G-Men den besten Speed-Rusher im Draft gesichert, und vor allem ist Gettleman tatsächlich zwei Mal runter (und ein mal hoch) gegangen. Die Giants haben damit schon jetzt einiges an Draft-Kapital für 2022 angesammelt - und vielleicht muss man da ja dann für einen Quarterback hochgehen.
  • Dan Campbell: Es ist offensichtlich, dass das Lions-Team schon von diesem Draft an die Identität des neuen Head Coaches annehmen wird. Die Lions wollen tough und physisch sein, die ersten drei Picks in diesem Draft gingen allesamt in die Trenches: Offensive Tackle Penei Sewell an 7, Defensive Tackle Levi Onwuzurike an 41 und Nose Tackle/Run-Stuffer Alim McNeill an 72. An 101 wählten die Lions dann zwar einen Corner, aber auch das ist in Person von Ifeatu Melifonwu einer der physischsten Corner dieser Klasse.
  • Aaron Rodgers? Zugegeben, eine etwas gewagte These - und wer weiß, wie diese Situation ausgeht. Ich selbst hätte auch andere Spieler für die jeweiligen Positionen adressiert, aber zumindest gehörte Tag 2 im Packers-Draft ausschließlich der Offense: Center Josh Myers sowie Slot-Receiver Amari Rodgers, der eine Art Slot-Back-Hybrid in LaFleurs Offense spielen könnte, geben Green Bay offensiv mindestens mal mehr Tiefe und dürften vielversprechendere Picks sein als die Day-2-Picks im Vorjahr.

Mehr Fragen als Antworten: Die Pittsburgh Steelers

Schon die Entscheidung für Najee Harris in der ersten Runde muss man skeptisch sehen: Sowohl von der Idee her, das ein schwaches Run Game mit einem hohen Investment in einen Running Back zu reparieren ist, als auch was den Positional Value in Runde 1 und was das Self-Scouting des eigenen Kaders angeht. Die Steelers sind nicht kurz davor, nochmal um den Titel zu spielen, der Harris-Pick würde das aber nahelegen. Dafür hat der Kader viel zu viele Baustellen, beginnend in der Offensive Line.

Es folgte dann in Runde 2 Pat Freiermuth, ein guter Spieler und klar der zweitbeste Tight End der Klasse, den ich auch genau in dieser Range hatte. Allerdings mit einem Spieler wie Creed Humphrey noch auf dem Board wirkte auch das merkwürdig, ehe schließlich in Runde 3 mit Kendrick Green erstmals die Line adressiert wurde.

Aber Tackle und Center bleiben offene Fragen, auch Cornerback ist ein Thema. Pittsburghs Kaderzusammenstellung und perspektivische Planung werfen in diesem Draft definitiv Fragen auf.

Mehr Fragen als Antworten: Die Denver Broncos

Aus dem Draft der Broncos werde ich auch nach Tag 2 nicht schlau. Denver hatte in der ersten Runde Justin Fields an sich vorbeiziehen gelassen, anschließend bestätigten die Verantwortlichen, dass man Fields schon sehr mochte - aber Cornerback Patrick Surtain eben noch mehr. Das lässt auf ein merkwürdiges Verständnis von Positional Value schließen, sollte die Aussage so zutreffen.

An Tag 2 packte Denver dann noch einen drauf, die Broncos tradeten in der zweiten Runde hoch - für Running Back Javonte Williams. Ein toller Power-Back, keine Frage, der physischste Runner dieser Klasse, wenngleich er überschaubare Mittel im Passspiel mitbringt. Vor allem aber die Idee, für einen Running Back hochgehen zu müssen, während man ohnehin Melvin Gordon schon im Kader hat, sorgt für Stirnrunzeln.

Danach wurde es dann besser, Draft-Riser Quinn Meinerz an 98 und der ultra-athletische Linebacker-/Edge-Hybrid Baron Browning zum Abschluss von Tag 2 könnten sich beide als gute Value-Picks entpuppen.

Der Defensive-Tackle-Run bestätigt die dünne Klasse

Nach Christian Barmore (Pick 38/Patriots) und Levi Onwuzurike (41/Lions) gab es eine kleine Lücke, dann aber kam der Run auf die Defensive Tackles: Alim McNeill an 72 (Lions), Milton Williams an 73 (Eagles) und Osa Odighizuwa an 75 (Cowboys) - und damit war auch meine DT-Top-5 vom Board.

Hier hatte ich auch einen klaren Cut dann zum Rest der Klasse, und die NFL scheint das ähnlich zu sehen. Ohio States Tommy Togiai, Daviyon Nixon (Iowa State) und Marvin Wilson (Florida State) dürften allesamt Kandidaten für Runde 4 sein, aber die Klasse hat kaum Tiefe, und kein Top-Prospect - alle fünf bisher gingen an Tag 2.

NFL Tag 3: Wer ist noch zu haben?

Mit den Picks von Ronnie Perkins und Elijah Molden spät an Tag 2 ist aus meiner Top-55-Gruppe nur noch ein Spieler übrig: Safety Jamar Johnson. Das hier sind die weiteren noch verfügbaren Top-Spieler auf meinem Board:

  • Cornell Powell, WR, Clemson (WR 9)
  • Jaelon Darden, SWR, North Texas (WR 10)
  • Ar'Darius Washington, S, TCU (S 5)
  • Jabril Cox, LB, LSU (LB 5)
  • Rashad Weaver, Edge, Pitt (Edge 10)
  • Kenneth Gainwell, RB, Memphis (RB 4)
  • Brevin Jordan, TE, Miami (TE 3)
  • Tylan Wallace, WR, Oklahoma State (WR 13)
  • Amon-Ra St. Brown, WR, USC (WR 14)
  • Michael Carter, RB, North Carolina (RB 5)
  • Kylin Hill, RB, Mississippi State (RB 6)
  • Hamsah Nasirildeen, S, Florida State (S 6)
  • Tay Gowan, CB, UCF (CB 12)
  • Tommy Togiai, DT, Ohio State (DT 6)
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