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NFL Recap: Tennessee Titans vs. Baltimore Ravens 13:20 - Jackson gewinnt sein erstes Playoff-Spiel - Ravens melden Henry ab

Von Jan Dafeld
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© getty

Die Baltimore Ravens haben ihr Wildcard-Spiel bei den Tennessee Titans mit 20:13 für sich entschieden und ziehen somit in die Division-Runde ein (hier könnt Ihr die Highlights im Video sehen). Lamar Jackson holte seinen ersten Playoff-Sieg, auf der Gegenseite wurde Derrick Henry komplett abgemeldet.

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Gerade mal 40 Rushing Yards sammelte Henry in dem gesamten Spiel, es war seine niedrigste Ausbeute in der gesamten laufenden Saison. Baltimores Run-Defense rund um Brandon Williams, Calais Campbell und Pernell McPhee dominierte das Duell an der Line of Scrimmage von Beginn an.

Dennoch hielten die Titans bis zuletzt am Laufspiel über Henry fest. Immer wieder callte Offensive Coordinator Arthur Smith Run-Plays bei Early Downs - gänzlich ohne Erfolg. Henrys längster Run ging über gerade mal acht Yards, er holte kein einziges First Down. Die Titans-Offense fand sich in der Folge immer wieder in mittleren und langen Third Downs wieder und holte dabei in nur vier von zwölf Fällen ein neues First Down.

Nach einem Punt zum Auftakt des Spiels hatten die Titans, die die Begegnung mit Ballbesitz in der ersten Halbzeit beginnen durften, beim zweiten Drive mehrfach mit Pässen auf A.J. Brown, der fast das gesamte Spiel von Marlon Humphrey im Eins-gegen-eins gedeckt wurde, Erfolg. Ryan Tannehill fand Brown schließlich auch auf einer Fade-Route aus dem Slot in die Endzone. Es sollte der einzige Touchdown des Heimteams in dem Spiel bleiben.

Nach einer hässlichen Interception von Jackson, der seinen tiefen Pass genau in die Arme von Malcolm Butler warf, konnten die Titans immerhin in Field-Goal-Range marschieren und durch einen 45-Yard-Kick von Stephen Gostkowski mit 10:0 in Führung gehen. Von diesem Zeitpunkt an spielten dann allerdings fast ausschließlich die Gäste.

Baltimore Ravens: Lamar Jackson sorgt für spektakulären Highlight-Run

Nach einem 33-Yard-Field-Goal von Justin Tucker sorgte Jackson im zweiten Viertel für eines der spektakulärsten Highlights des Spiels: Bei einem Third-and-Nine an der Mittellinie lief der amtierende MVP unter Druck mehrerer Pass-Rusher nach vorne aus der Pocket, ließ Kevin Byard aussteigen und trug den Ball über 48 Yards bis in die Endzone. 10:10, die Ravens waren zurück im Spiel.

Dieses Momentum konnte Baltimore mit in die zweite Halbzeit nehmen: Mit einem deutlich verbesserten Running Game marschierten die Gäste nach der Pause das Feld herunter. Jackson warf drei kurze Pässe auf Patrick Ricard und sorgte selbst für einen weiteren langen Run. J.K. Dobbins trug den Ball schließlich aus kurzer Distanz in die Endzone.

Nach einem erfolgreichen Field Goal von Gostkowski sowie einem vergebenen 52-Yard-Kick von Justin Tucker fanden sich die Titans zehn Minuten vor Schluss schließlich bei einem Fourth-and-Two an der gegnerischen 42-Yard-Linie wieder. Statt das Down auszuspielen und womöglich in Führung zu gehen, entschied sich Mike Vrabel allerdings unverständlicherweise für einen Punt.

Tucker brachte die Ravens mit einem 51-Yard-Field-Goal mit 20:13 in Führung, sodass Tennessee mit vier verbleibenden Minuten einen Touchdown erzielen musste. Bei einem Passversuch von Tannehill über die Mitte rutschte Khalif Raymond allerdings weg, Marcus Peters fing den Pass problemlos ab. Die Ravens-Defense feierte diesen Turnover mit einem Tanz auf dem Logo der Titans - und revanchierte sich damit für den Konflikt aus dem Regular-Season-Spiel zwischen den beiden Teams.

Die Ravens treffen somit in der Division Round entweder auf die Kansas City Chiefs oder die Buffalo Bills - je nachdem, ob sich in der Nacht auf Montag die Pittsburgh Steelers oder die Cleveland Browns durchsetzen.

NFL Playoffs: Wildcard Round

Tennessee Titans (11-5, #4) - Baltimore Ravens (11-5, #5)

Ergebnis: 13:20 (10:0, 0:10, 0:7, 3:3) BOXSCORE

Titans vs. Ravens - die wichtigsten Statistiken

  • Noch nie in seiner NFL-Karriere hatte Lamar Jackson ein Spiel gewonnen, in dem die Ravens zwischenzeitlich mit mindestens zehn Punkten zurücklagen. Dieses Narrativ begleitete den 24-Jährigen medial bereits seit der letzten Saison. Gegen die Titans beendete Jackson diese Serie, Baltimore gewann zum ersten Mal seit dem 18. September 2016 ein Spiel trotz eines 10-Punkte-Rückstands.
  • Derrick Henrys 40 Rushing Yards waren die niedrigste Rushing-Ausbeute der gesamten Saison des Running Backs. Auch sein Durchschnitt von 2,2 Yards pro Carry war der schlechteste Wert in dieser Spielzeit für Henry.
  • 48 Field Goals hatte Justin Tucker im vierten Viertel sowie in der Overtime in Folge getroffen. Diese beeindruckende Serie riss in der Wildcard-Runde: Tucker setzte im letzten Viertel ein 52-Yard-Field-Goal knapp rechts vorbei.

Der Star des Spiels: Die Run-Defense der Ravens

195 Rushing Yards von Derrick Henry hatten die Ravens im ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams in dieser Saison zugelassen. In der Wildcard-Runde waren es gerade mal 40 - und das bei 18 Runs.Die Rückkehr von Brandon Williams und Calais Campbell, die in der Regular Season noch verletzungsbedingt gefehlt hatten, war deutlich zu spüren, auch Pernell McPhee spielte an der Line of Scrimmage ein starkes Spiel. Offensiv herausragend: Lamar Jackson, der nach seiner üblen Interception zu Beginn des Spiels für zahlreiche Highlight-Plays sorgte.

Der Flop des Spiels: Der offensive Gameplan der Titans

Arthur Smith zählte über die vergangenen beiden Jahre zu den besten offensiven Playcallern der NFL. Nach einem überzeugenden ersten Drive fand er gegen eine stark aufgelegte Ravens-Defense aber keine Antworten. Tennessee hielt bis zuletzt an ihren völlig ineffektiven Early-Down-Runs fest und ermöglichte seinen Receivern zu selten über das Scheme kreierte Catches. Die Entscheidung von Head Coach Mike Vrabel bei Fourth-and-Two an der gegnerischen 40-Yard-Linie und einem Vier-Punkte-Rückstand 10 Minuten vor dem Spielende zu punten, war obendrein unentschuldbar.

Analyse: Ravens vs. Titans - die Taktiktafel

  • Die Ravens begannen das Spiel defensiv gewohnt aggressiv und setzten Tannehill in der Pocket mit zusätzlichen Blitzern unter Druck. Die Titans suchten dagegen immer wieder A.J. Brown im Eins-gegen-Eins-Duell mit Marlon Humphrey. Der Titans-Receiver behielt dabei zunächst die Oberhand und erzielte auch einen Touchdown auf einer Fade-Route aus dem Slot.
  • Baltimore vertraute offensichtlich seinen starken Cornern, die Receiver im direkten Duell verteidigen zu können und stellte somit immer wieder viele Verteidiger in der Box auf. Derrick Henry fand gegen diese vollen Boxen keinerlei Raum für Runs, das Laufspiel kam das gesamte Spiel über überhaupt nicht ins Rollen.
  • Auf der Gegenseite setzten die Titans defensiv auf viele Sub-Packages, um möglichst viel Speed aufs Feld zu bringen und verteidigten so die Outside-Runs der Ravens - sowohl von Jackson als auch von Dobbins - in der ersten Halbzeit exzellent. Desmond King stach immer wieder als Tackler heraus.
  • King war es auch, den die Gastgeber in der Defense mehrfach als Spy gegen Jackson nutzten. Der Pass-Rush attackierte dabei über die Mitte, während King das Containment außen hielt. Dies funktionierte gut, bei Jacksons langem Touchdown-Run nahm King allerdings eine andere Rolle ein.
  • In der zweiten Halbzeit erwischten die Ravens die bis dahin so starke Outside-Run-Defense der Titans mit einer Überraschung: Nach einem Fake-Handoff zu Gus Edwards lief der Running Back nicht in die Mitte, sondern wurde außen zum Lead Blocker für Jackson. Damit generierte Baltimore eine Überzahl auf der rechten Seite, Jackson lief für 23 Yards und zum First Down.
  • Wie bereits viele Gegner in dieser Saison setzten auch die Titans alles daran, die Mitte des Felds im Passspiel so dicht wie möglich zu machen und bereiteten Jackson damit Probleme. In der zweiten Halbzeit setzten die Gäste als Antwort darauf häufig auf Play-Action-Pässe in die Flat, meistens auf Fullback Patrick Ricard - mit Erfolg.