Das Spiel begann katastrophal aus Sicht der Steelers. Bereits beim ersten Snap des Spiels schickte Center Maurkice Pouncey den Ball weit über Quarterback Ben Roethlisberger - in einer Shotgun-Formation - Richtung eigene Endzone.
Letztlich landete der Ball in selbiger und Browns-Safety Karl Joseph eroberte ihn in der Endzone zum Touchdown. Roethlisberger und Running Back James Conner eilten zwar zurück, machten beide jedoch keine Anstalten, wirklich um den Ball am Boden zu kämpfen.
Den Steelers bekamen also nach einem weiteren Kick-Off den Ball zurück und Roethlisberger verpasste mit einem kurzen Pass über die Mitte Running Back Benny Senll und Safety M.J. Stewart sagte danke und fing eine Interception. Wenig später fand Browns-QB Baker Mayfield dann Wide Receiver Jarvis Landry auf einer Slant Route (als Motion-Man) für einen 40-Yard-Touchdown-Pass.
Nach einem 3-and-Out der Steelers legten die Browns direkt nach: Running Back Kareem Hunt lief zu einem 11-Yard-Touchdown, nachdem Pittsburgh im Grunde kaum Gegenwehr leistete, wie ein 17- und ein 20-Yard-Run von Nick Chubb unterstrichen.
Roethlisberger warf im folgenden Drive eine weitere Interception, dieses Mal zu Sheldrick Redwine über die Mitte, da der Pass zu Wide Receiver Diontae Johnson zu hoch geraten war. Johnson fälschte den Ball in die Arme des Safetys ab. Redwine trug den Pick über 30 Yards bis an die 15. Es folgte ein weiterer Touchdown-Lauf von Hunt, sodass Cleveland nach einem Viertel 28:0 führte.
Browns lassen Steelers nach Traumstart zurück ins Spiel
Im zweiten Viertel leistete sich Roethlisberger auch noch eine dritte Interception, dieses Mal wurde sein kurz intendierter Pass an der Line in die Luft geschlagen und von D-Liner Porter Gustin abgefangen. Darauf folgten zur Abwechslung jedoch keine weiteren Punkte für die Gäste.
Vielmehr fingen sich die Steelers offensiv und legten endlich ihren ersten besseren Drive hin, der auch sie auf die Anzeigetafel brachte: James Conner vollendete mit einem 1-Yard-Touchdown-Lauf 1:44 Minuten vor der Pause. Cleveland reagierte mit einem schnellen Drive (1:10 Minuten) und einem Touchdown-Pass zu Tight End Austin Hooper. Die Browns ließen jedoch noch genügend Zeit auf der Uhr für Pittsburgh, um abermals zu verkürzen. Zur Pause versenkte Kicker Chris Boswell noch ein 49-Yard-Field-Goal zum 35:10-Pausenstand.
Nach der Pause nahmen die Browns dann den Fuß vom Gas und versuchten, an der Uhr zu drehen, was unweigerlich die Steelers wieder mehr ins Spiel brachte. Mitte des dritten Viertels gelang den Steelers dann auch ein weiterer Touchdown - Roethlisberger fand Eric Ebron über 17 Yards in der Endzone - die anschließende Two-Point Conversion misslang jedoch.
Die Browns wurden danach bei 3-and-out gehalten und setzten dann defensiv ihre zurückhaltende Herangehensweise fort, was die Steelers erneut ausnutzten. Nach zwölf Spielzügen, aber nur 3:25 Minuten, warf Roethlisberger einen 5-Yard-Touchdown-Pass zu JuJu Smith-Schuster und verkürzte auf 23:35 mit 2:57 Minuten zu spielen im dritten Viertel.
Steelers geben Momentum mit fragwürdigem Punt wieder ab
Die Browns scheiterten daraufhin erneut, einen längeren Drive hinzulegen, sodass die Steelers die Chance bekamen, den Rückstand weiter zu verkürzen. Stattdessen ließ Steelers-Coach Mike Tomlin zum Start des Schlussviertels bei 4th and 1 punten und gab damit wohl das Spiel final aus der Hand. Denn im Anschluss fingen sich auch die Gäste wieder und erhöhten den Vorsprung durch einen 40-Yard-Touchdown-Lauf von Chubb wieder auf 19 Punkte.
Die Steelers schlugen schnell zurück und verkürzten durch einen 29-Yard-Touchdown-Catch von Chase Claypool erneut, jedoch nur auf 13 Punkte, da die versuchte Two-Point Conversion fehlschlug. Die Antwort Clevelands war letztlich ein Drive, der zwar nur zu einem kurzen Field Goal führte, aber fast sieben Minuten von der Uhr nahm. Den Hausherren blieben somit nur noch 4:28 Minuten, um einen Rückstand von 16 Punkten wettzumachen.
Dazu jedoch kam es nicht. Vielmehr warf Roethlisberger noch eine vierte Interception, dieses Mal auf Sione Takitaki. Das führte zu einem weiteren Cleveland-Field-Goal. Für Pittsburgh blieb danach nur noch Ergebniskosmetik durch einen weiteren Claypool-Touchdown, da die Browns den folgenden Onside-Kick eroberten.
Für die Browns ist es der erste Playoff-Sieg seit dem Neujahrstag 1995, als man unter Head Coach Bill Belichick die Patriots 20:13 geschlagen hatte. Zudem ist es der erste Sieg für Cleveland im Heinz Field von Pittsburgh nach 17 Pleiten in Serie. Im Divisional Game trifft man nun auf Top-Seed Kansas City Chiefs.
NFL Playoffs: Wildcard Round
Pittsburgh Steelers (12-4, #3) - Cleveland Browns (11-5, #6)
Ergebnis: 37:48 (0:28, 10:7, 13:0, 14:13) BOXSCORE
Steelers vs. Browns - die wichtigsten Statistiken
Die Steelers haben erstmals seit dem NFL Championship Game 1954 im ersten Viertel eines Playoff-Spiels wenigstens 14 Punkte erzielt. Zudem gelangen erstmals seit September 2000 14 Punkte im ersten Viertel gegen Pittsburgh.
Laut dem Elias Sports Bureau sind die Browns das erste Team, das mit dem ersten Scrimmage-Play eines Playoffspiels einen defensiven Touchdown erzielt hat, seit den Baltimore Colts 1965 gegen die Green Bay Packers.
Dies ist auch das erste Mal, dass die Steelers mit Roethlisberger als Quarterback 3 Turnover im ersten Viertel fabriziert haben. Roethlisberger ist nun 0-17 in seiner Karriere, wenn er mit mindestens 21 Punkten in Rückstand lag.
Der Star des Spiels: Baker Mayfield (Browns)
In seinem ersten Playoff-Spiel überhaupt zeigte Mayfield eine nahezu fehlerfreie Leistung in einer letztlich mental schwierigen Situation. Nach klarer und früher Führung ließen die Browns zwischenzeitlich deutlich nach, schafften es jedoch im vierten Viertel, den Schalter wieder umzulegen und das Spiel doch noch außer Reichweite zu bringen. Mayfield war einer der Schlüssel dafür, weil er die Offense letztlich wieder in die Spur brachte und die wichtigen Würfe anbrachte.
Der Flop des Spiels: Ben Roethlisberger (Steelers)
Für den Snap deutlich über seinen Kopfzum Start konnte er nichts, für die vier Interceptions aber sehr wohl. Roethlisberger half kräftig mit, seinem Team ein tiefes Loch zu Beginn zu buddeln. Und, dass er dann entscheidend dabei mithalf, das Ergebnis zum Ende hin noch erträglich zu gestalten, ändert nichts an seiner insgesamt schwachen Vorstellung.
Analyse: Steelers vs. Browns - die Taktiktafel
In Abwesenheit von Top-Corner Denzel Ward spielten die Browns defensiv meistens Zone mit zwei Deep Safetys. Das ermöglichte unter anderem auch die Interception von Redwine bei den für Johnson zu hoch geworfenen Pass von Roethlisberger. Zudem nahm es den Steelers die Möglichkeit, Deep Balls zu werfen.
In der Offensive Line der Browns fehlte Guard Bitonio und später dann auch teilweise der angeschlagene Right Tackle Conklin. Doch die Browns hatten die perfekte Antwort auf den dominanten Pass Rush der Steelers: Schnelle Pässe von Mayfield, der zur Pause laut Next Gen Stats im Schnitt zur 2,4 Sekunden pro Pass den Ball hielt. Genauso halfen die Laufspielzüge. Die Steelers hatten schlicht keine Zeit, um zum QB vorzudringen.
- Nach der Pause wurden die Browns defensiv zuweilen zu konservativ. Sie zogen sich zurück und spielen weiter weg von der Line of Scrimmage, um lange Pass-Spielzüge noch besser unterbinden zu können. Jedoch spielte das den Steelers in die Karten, die ohnehin lieber kürzere Pässe werfen. Zudem spielten die Browns dann auch mehr Man Coverage, was ohne die Topbesetzung in der Secondary zu Mismatches zugunsten Pittsburghs führte.
- Analog dazu spielten die Steelers nach der Pause auch bessere Coverage, was dazu führte, dass Mayfield nun doch länger den Ball halten musste und damit essenziell den Pass Rush um T.J. Watt ins Backfield einlud. Das wiederum führt zu mehr Pressure und unsauberen Pässen des QBs, der noch Glück hatte, Ende des dritten Viertels keinen Pick-Six zu werfen, weil der entsprechende Verteidiger den Ball nicht unter Kontrolle brachte.
Abgesehen von der generell schwachen sportlichen Leistung verkomplizierte Steelers-Coach Mike Tomlin das Spiel für sein Team mit zwei absurden Punt-Entscheidungen. Zu Beginn des zweiten Viertels beim Stand von 0:28 ließ er bei 4th and 9 an der 38-Yard-Linie der Browns punten. Und zu Beginn des vierten Viertels, beim Stand von 23:35, ließ er zum Punt bei 4th and 1 an der eigenen 46 aufstellen, um dann eine Delay-of-Game-Strafe zu schlucken, nachdem kein Browns-Spieler ins Offside gelaufen war. Beide Male wäre ein ausspielen des vierten Versuchs die korrekte Entscheidung gewesen.