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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 16 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke bringt euch auf Stand - mit seinen Top-10-Takeaways zu Woche 16 in der NFL.
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4. Die NFC East: Haskins und Eagles verabschieden sich

Woche 16 brachte auch in der oft gescholtenen NFC East Klarheit. Die Eagles sind eliminiert, Washington hält sein Postseason-Ticket in der eigenen Hand: Ein Sieg über jene Eagles in Woche 17, und das Team aus der Hauptstadt ist definitiv dabei.

Verliert Washington allerdings, vertritt der Sieger aus dem direkten Cowboys-Giants-Duell die NFC East als Division-Sieger in den Playoffs. Und dann warten in der Wildcard-Runde aller Wahrscheinlichkeit nach Tom Brady und die Buccaneers.

Dallas zeigte dabei einmal mehr, dass die Offense unter Andy Dalton eine Baseline gefunden hat. Dalton verteilt den Ball schnell und zuverlässig, und die Wide Receiver machen die Plays. Das war die Hoffnung in Dallas nach der Prescott-Verletzung, seit einigen Wochen ist das auch so zu beobachten. Gallup war diese Woche spektakulär, die Schwächen in der Eagles-Secondary in Kombination mit der Verletzung von Fletcher Cox waren zu gravierend, während die Defense unter neuem Defensive Coordinator offenbar simpler, aber auch schneller spielt.

Doch das einzige Team, das die Zügel komplett in der Hand hält, residiert in der Hauptstadt - und es ist auch das Team, das vor Woche 17 die größte Wundertüte darstellt. Kann Alex Smith zurückkehren und Washington die dringend benötigte Stabilität geben? Die Defense, allen voran die Defensive Front, ist gut genug, um gegen Philly den Rest zu erledigen.

Fehlt Smith aber, sind alle Szenarien denkbar. Nur eines nicht: Dass Dwayne Haskins nochmal unter Ron Rivera spielt. Haskins hatte seinen Startplatz auffallend schnell verloren, und war dann gleich ins dritte Glied gerutscht. Nur verletzungsbedingt sah er das Feld nochmal - um dann nach der Niederlage gegen Seattle in der Vorwoche im Stripclub zu feiern. Ohne Maske natürlich. "Dämlich" wäre hier wohl noch eine Untertreibung, "unreif" die nette Variante.

Haskins durfte trotzdem dann gegen die Panthers spielen - und war absolut desolat, ehe er schließlich rausgenommen und durch Taylor Heinicke ersetzte wurde. Smith oder Heinicke sollten auch die einzigen Optionen in Woche 17 sein; Haskins setzte noch einen drauf, indem er nach der Partie seinen verpflichtenden Termin zur Pressekonferenz einfach sausen ließ und das PR-Team ihn nicht ausfindig machen konnte. Er holte diesen dann schließlich verspätet von zuhause aus nach.

Vielleicht entwickelt er sich noch. Aber im Moment ist Haskins nicht nur auf dem Feld nicht bereit für den Job eines Starting-Quarterbacks.

5. Die Cardinals: 2021 ist das wegweisende Jahr

Die Niederlage der Cardinals gegen die stark ersatzgeschwächten 49ers hat Arizona womöglich die Playoffs gekostet. Es bräuchte jetzt einen Sieg über die Rams, was noch nie gelungen ist, seitdem Sean McVay dort im Amt ist. Die Playoffs in diesem Jahr wären "nice to have", auch für die Entwicklung des Teams. Aber es sind mehr die übergreifenden konzeptuellen Themen, auf die der Fokus gerichtet werden muss.

Arizonas Offense wirkt noch zu sehr wie eine Offense in der Findungsphase. Einige der Ideen sind klar erkennbar - Spread to Run, Option Run Game, RPOs und ein schnelles Kurzpassspiel -, doch noch hat man nicht den Eindruck, dass es ein starkes Fundament für eine zusammenhängende Identität gibt. In manchen Spielen klappt der Ansatz perfekt, und Arizona kann die Box gegen den Run leicht machen, seine Deep Shots anbringen, und die Offense sieht aus wie eine gut designte Maschinerie.

Aber wenn die Offensive Line dominiert wird, oder wenn Hopkins halbwegs neutralisiert wird, dann fehlte einige Male auffällig die Struktur, auf die man zurückfallen kann. So wie es bei den 49ers eben das Outside Zone Game plus Play Action ist, in dem das Team eben eine Baseline hat, egal, wer Quarterback spielt. Bei Arizona ist es noch zu häufig individuelles Stückwerk, teilweise wirkt es, als würde man noch versuchen, was funktioniert und was nicht. Hier ist Kingsbury gefordert, gleichzeitig hat er über die beiden Jahre unbestreitbar die Fähigkeit, sich zu hinterfragen und sich anzupassen, gezeigt. In beiden Saisons.

Der Kader hat derweil noch immer größere Baustellen. Man muss sich manchmal vor Augen führen, was für einen desolaten Kader die Cardinals zum Start der Kingsbury-Murray-Ära hatten. Das war nach der 2018er Saison das mit Abstand schlechteste Team der Liga; Arizona hätte in jenem Jahr auch gut und gerne ohne Sieg die Saison beenden können. Zwei Jahre später wird man die Saison mindestens mit einer ausgeglichenen Bilanz, vielleicht sogar in den Playoffs beenden, und dennoch: So ein Team umzubauen braucht Zeit.

Das sieht man aktuell. Es fehlt die Nummer 2 hinter DeAndre Hopkins, die Interior Offensive Line ist eine immer größere Baustelle, Tight-End-Verletzungen ziehen sich durch die Saison und defensiv muss von der Defensive Line über die Inside Linebacker bis hin zu den Outside Cornerbacks überall nachgebessert werden. Es ist ein Kader, der fraglos Fortschritte gemacht hat, jetzt aber eben im oberen Liga-Mittelmaß steht. Nicht höher. Und Kingsbury und Murray sind (noch?) nicht gut genug, das konstant wettzumachen, nur in manchen Spielen blitzte das auf.

Arizona: Wann wackelt Kliff Kingsburys Stuhl?

Die NFL ist eine schnelllebige Liga, in welcher eine Chance darauf, etwas Nachhaltiges aufzubauen, häufig dem Verlangen nach sofortigen Ergebnissen zum Opfer fällt. Das darf nicht als Deckmantel gelten, um schlechte Leistungen zu rechtfertigen und zu lange an Coaches festzuhalten, aber an dem Punkt sehe ich die Cardinals unter Kingsbury längst noch nicht.

Der 6-3-Start mit dem vermeintlich leichten Part des Schedules noch vor der Brust hat Erwartungen geweckt, und in einigen Spielen hatte man dann auch den Eindruck, dass das Team nicht zu 100 Prozent auf dem Platz war - was auch mal mindestens teilweise in die Verantwortung des Head Coachs fällt.

Die schlechtesten Auftritte der Cardinals in diesem Jahr kamen in Spielen, die man hätte gewinnen müssen, oder wo der Gegner zumindest auf dem Papier maximal ebenbürtig war. Gegen die Patriots, gegen die Lions, die Panthers und jetzt die angeschlagenen 49ers. Das lässt einen sehr unschönen Beigeschmack im Mund, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Entwicklung innerhalb des Teams feststellbar ist.

Sie verläuft nicht so konstant wie erhofft und man würde sich würde sich eine klarere Identität der Offense an diesem Punkt wünschen. All das ist absolut faire Kritik, und deshalb gilt für die Cardinals auch: 2021, das dritte Jahr unter Kingsbury und Murray und mit einer weiteren Offseason, um in den Kader zu investieren, ist dann tatsächlich ein kritisches Jahr für Kingsbury. Unabhängig davon, ob man sich das letzte Wildcard-Ticket am kommenden Sonntag noch ergattert.

Dann muss man mehr Kohärenz in der Offense sehen, dann muss man eine Entwicklung auch bei ihm was etwa das Clock-Management angeht innerhalb der Spiele sehen, dann müssen auch die individuellen Fehler - allen voran die Strafen in der Offensive Line - drastisch reduziert werden. Passiert all das, werden die Siege von alleine kommen. 2021 ist das entscheidende Jahr, da muss ein klar erkennbarer Sprung stattfinden.

Passiert das nicht, stehen die Cardinals heute in einem Jahr mehr oder weniger am gleichen Punkt wie heute, und dann halte ich alle Diskussionen um Kingsburys Job für mehr als gerechtfertigt. Dieses Jahr, unabhängig davon was kommenden Sonntag passiert, jedoch noch nicht.

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