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Pressure, lange Drives und Aggressivität: So sind die Kansas City Chiefs zu schlagen

Von Jan Dafeld
Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs haben erst ein Spiel verloren.
© getty
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Punkt drei: Lange und konstante Drives

Teams, die gegen die Chiefs gewinnen wollen, müssen punkten, und das nicht zu knapp. Das dürfte mittlerweile ohnehin klar sein. In dieser Saison erzielten die Chiefs bislang in jedem Spiel mindestens 22 Punkte, und das obwohl sie den Fuß mehrfach gar nicht erst richtig aufs Gaspedal setzen mussten.

In seiner bislang einzigen Niederlage erzielte Kansas City 32 Zähler - und das obwohl es in dem Spiel vier Plays über mehr als 20 Yards und zwei Touchdowns wegen Strafen zurückgepfiffen bekamen. Knapp 30 Zähler scheinen gegen KC also Pflicht zu sein, wenn man Chancen auf den Sieg haben möchte - mindestens.

Gleichzeitig sind lange und zeitfressende Drives für jeden Gegner der Chiefs allerdings besonders wertvoll. Aufgrund der limitierten Anzahl von Situationen mit Ballbesitz - deutlich weniger als zum Beispiel im Basketball - ist Football ein Sport, in dem einzelne Nuancen einen deutlich größeren Einfluss auf ein Spiel haben können als es in den meisten anderen Sportarten der Fall ist.

Glück und Pech können in der NFL mit Blick auf ein einzelnes Spiel somit entscheidend sein. Und je weniger Situationen mit Ballbesitz es gibt, desto größer wird die Wirkung einzelner Plays. Gelingt es Teams also, die Anzahl der Drives in einem Spiel insgesamt durch lange und zeitfressende Drives zu verringern, spielt das dem Team mit weniger Qualität in die Karten. In Spielen gegen die Chiefs dürfte das für gewöhnlich das gegnerische Team sein.

Teams wie die Rams, die Titans oder die Ravens, die ihre Drives häufig über ihr Run-Game und/oder ihr Kurzpassspiel aufziehen, könnten Kansas City weniger offensive Drives ermöglichen und damit indirekt den Einfluss des Zufalls auf das Spiel vergrößern. Somit könnte die häufig deutlich überschätzte Statistik der Time of Possession in den Playoffs womöglich doch wichtig werden.

Punkt vier: Aggressivität und Mut

Teams müssen gegen die Chiefs punkten und eigene Drives am Leben erhalten, das hatten wir bereits im vergangenen Abschnitt geklärt. Diese Maxime sollte umso mehr bei Fourth-Down-Entscheidungen gelten.

Kansas City ist offensiv das explosivste Team der Liga: Tyreek Hill ist in praktisch jeder Situation immer für einen Touchdown gut und auch Mecole Hardman und Sammy Watkins können mit Mahomes als Quarterback jederzeit für ein Monster-Play sorgen. Ob man seinen Drive an der eigenen 20- oder an der 50-Yard-Linie beginnt, dürfte für kein Team eine untergeordnetere Rolle spielen als für die Chiefs.

Coaches, die sich mehrfach dafür entscheiden, die Feldposition der Chance auf eigenen Ballbesitz überzuordnen oder die häufig ihrer eigenen Defense vertrauen, um die gegnerische Offense zu stoppen, dürften mit diesen Ansätzen gegen Kansas City langfristig nur verlieren können. Teams sollten versuchen das Spiel gegen die durchschnittliche Defense der Chiefs, nicht ihre herausragende Offense, zu gewinnen - selbst wenn das bedeutet mehr Fourth Downs auszuspielen.

Das in dieser Hinsicht mit Abstand aggressivste Team sind in der laufenden Saison die Green Bay Packers, die rund 80 Prozent der vom Analytics-Modell der New York Times empfohlenen Situationen ausspielen. Im direkten Duell mit den Chiefs zeigten sich allerdings auch Teams wie die Las Vegas Raiders oder die Carolina Panthers, die beide mehrere Fourth Downs ausspielten, mutiger.

New Orleans Saints: Defense als Problem für die Chiefs?

Inwieweit entsprechen die Saints, die am Sonntagabend in einem echten Topspiel auf die Chiefs treffen, nun diesen Punkten? Zumindest defensiv erfüllt New Orleans gleich mehrere der Anforderungen.

Der Four-Men-Rush der Saints ist exzellent und definitiv in der Lage, auch ohne Blitzing Druck auf den Quarterback auszuüben. Cameron Jordan, Trey Hendrickson und Marcus Davenport bilden eine starke Edge-Rotation, zudem ist David Onyemata ein unterschätzter Interior Pass-Rusher. In puncto Adjusted Sack Rate führt das Team die Liga an.

Mit Demario Davis verfügen die Saints zudem über einen der besten Linebacker der NFL - eine gute Voraussetzung gegen die häufig genutzten RPOs der Chiefs. Defensiv verfügt New Orleans somit zumindest theoretisch über das Personal, um Kansas Citys Offense vor das eine oder andere Problem zu stellen.

New Orleans Saints: Offense mangelt es an Explosivität

In der Offense der Saints gibt es derweil allerdings noch einige Fragezeichen. Mit Taysom Hill als Quarterback stotterte die Offense des Teams merklich, bislang kam New Orleans mit Hill als Starter noch nie auf mehr als 0,1 EPA/Play in einem Spiel. Zum Vergleich: Mit Ausnahme des Dolphins-Spiels, in dem Mahomes drei Interceptions warf und einen 30-Yard-Sack kassierte, erreichten die Chiefs in ihren letzten sechs Spielen immer mindestens 0,15 EPA/Play.

Darüber hinaus zählt Sean Payton in dieser Saison etwas überraschend zu den konservativeren Coaches in der NFL, der 56-Jährige lässt also nur selten Fourth Downs in verlockenden Situationen ausspielen. Gegen die Chiefs könnte Payton diesen Ansatz allerdings auch anpassen, er wäre nicht der erste Coach, der gegen Kansas City riskantere Entscheidungen trifft.

Mit Hill als Quarterback scheint es der Offense jedoch schlicht an Explosivität zu fehlen, um mit ihren Gegnern Schritt halten zu können, selbst wenn es der Defense gelingen sollte, Mahomes und Co. halbwegs in Schach zu sollten. Mit einem Drew Brees, der nahe der 100 Prozent ist, könnte sich das allerdings wieder ändern - und in einem möglichen Super Bowl somit womöglich schon wieder etwas anders aussehen.

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