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Top-10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 1 in der NFL

SPOX blickt auf die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 1.
© imago images/Matthew Healey
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6. Lions: Matt Patricia schon vor einem Scherbenhaufen?

Zum elften Mal hat Matt Patricia nunmehr eine Führung im Schlussviertel verspielt. Natürlich ist das keine reine Head-Coach-Verantwortung und sollte auch nicht nur ihm vorgeworfen werden, doch zieht es sich wie ein roter Faden durch seine Lions-Ära. Als das also gegen Mitch Trubisky - ausgerechnet wieder Trubisky, der zudem nach dem Spiel noch die simplen Coverages der Lions spät in der Partie herausstellte - direkt zum Saisonstart abermals passierte, war es nachvollziehbar, dass ESPN-Reporter Mike Rothstein Patricia darauf ansprach und ihn fragte, ob er dabei auch sein Coaching in der Verantwortung sehe.

"Ich denke nicht, Mike. Ich denke, dass ich eines der größten Plays im vierten Viertel in der Geschichte der NFL hatte, wo ich ganz gute Arbeit abgeliefert habe. Das sehe ich nicht als Problem."

Bitte?

Patricia fuhr dann fort, dass alle sich steigern müssen, und so weiter. Aber sich - mutmaßlich dürfte er das gemeint haben - in diesem Moment auf die Interception von Malcolm Butler im Super Bowl gegen die Seahawks zu berufen, ist schon mehr als absurd - es ist ein Warnsignal. Und eigentlich auch mehr als das. Patricias Defense sah wieder einmal schlecht aus und ließ sich von einer absolut limitierten Bears-Offense überrumpeln. In Kombination mit wieder konservativer Denkweise offensiv stand am Ende eine weitere absolut vermeidbare Lions-Pleite.

Matt Patricia ging angezählt in diese Saison, und das zurecht. Schon jetzt hat er eine deutlich längere Leine bekommen als etwa sein Vorgänger Jim Caldwell. Und ja, wichtige Spieler wie Kenny Golladay und Jeff Okudah fehlten am Sonntag und ja, D'Andre Swift muss den Game-Winner fangen. Aber das ändert nichts an den grundlegenden Problemen, die dieses Lions-Team seit Jahren hat. Die Uhr tickt.

7. Die Cowboys liefern eine Hommage an 2019

Das Debüt von Mike McCarthy als Head Coach der Dallas Cowboys hatte eigentlich viele lobenswerte Ansätze. Dallas war gegen die Rams bei Early Down klar auf den Pass fokussiert - und dabei auch überaus effizient. Ezekiel Elliott war gut in die Offense eingebunden und Prescott verteilte den Ball an seine Receiver. Auch die Entscheidung, zu Beginn des Schlussviertels das Fourth Down in der Red Zone auszuspielen statt per Field Goal auszugleichen, sieht im Nachhinein zwar schlecht aus, lässt eigentlich aber eine positive Schlussfolgerung bezüglich McCarthys Denkweise zu.

Und doch - wie letztes Jahr - liefen die entscheidende Momente zugunsten des Gegners. Wie die zu kurze Route bei jenem Fourth Down Play, wie der Field-Goal-Fehlschuss spät im zweiten Viertel, wie die zweifelhafte Offensive-Pass-Interference gegen Gallup in den Schlusssekunden und obendrauf noch Verletzungen von Tight End Blake Jarwin und Linebacker Leighton Vander Esch. Ein Spiel mit echtem Deja-vu-Charakter für Cowboys-Fans.

8. Arizona Cardinals und der Hopkins-Effekt

Die Cardinals-Offense war noch ein gutes Stück von dem entfernt, was sich die Hype-Maschinerie in der Offseason vorgestellt hat. Sicher, es ging auch gegen eine starke 49ers-Defense, doch waren viele selbstverschuldete Probleme dabei. Strafen, Wackler bei Murray, ein sehr eindimensionaler Start in die Partie, als jegliches vertikale Element in der Offense fehlte.

Der Unterschied in diesem Spiel war DeAndre Hopkins. Nicht nur, weil er mit 14 Catches einen persönlichen Karriere-Bestwert aufstellte - es war auch die Art und Weise, wie Arizona ihn einsetzte. Als isolierten X-Receiver, im Screen Game, die Cardinals bewegten ihn über das Feld und ließen ihn gegen softe Coverage Out-Routes laufen, bei denen Murray seine Armstärke zeigen konnte. Er war nichts anderes als der Fixpunkt dieser Offense, in seinem ersten Spiel für die Cards, statistisch aber auch schematisch.

Weniger schön anzuschauen war das Rookie-Debüt von Isaiah Simmons. Simmons spielte früh in der Partie viele Snaps, wurde aber direkt einmal von Kittle, dann von Mostert zum langen Touchdown geschlagen, als Simmons in Man Coverage zu weit nach innen rückte und seinen Gegenspieler kurz aus den Augen verlor. Shanahan attackierte den Rookie mehrfach gezielt, so auch beim Touchdown-Pass zu McKinnon spät im Spiel. Simmons zahlte eine Menge Lehrgeld in Woche 1, und das obwohl die Niners offensiv ohne Samuel limitiert waren und Garoppolo ein schlechtes Spiel ablieferte.

9. Endlich Positives vom Washington Football Team

Dass der neue Washington-Coach Ron Rivera seine Defense bevorzugt über die Front aufbaut, ist kein Geheimnis - was er in Washington zu seiner Verfügung hat, gibt ihm schier unbegrenzte Möglichkeiten. In eine bereits mit mehreren Stars vollgepackte Front Seven kam jetzt noch Pass-Rusher Chase Young dazu, und der Rookie reihte sich prompt mit 1,5 Sacks ein. Washington dominierte gegen Philadelphia die Line of Scrimmage, sackte Eagles-Quarterback Carson Wentz acht (!) Mal und ließ im Run Game ganze 57 Yards bei 17 Runs zu.

Washington wird kreative Wege finden müssen, um dieses Jahr Spiele zu gewinnen, da war das Spiel gegen die Eagles keine Ausnahme. Von der Offense kam wenig, sehr wenig. Doch der 27:17-Erfolg gegen ein angeschlagenes und dennoch enttäuschendes Eagles-Team war neben dem Jaguars-Sieg die größte Überraschung am Sonntag und unterstreicht, welchen Schaden Washingtons Defense anrichten kann. Für eine Franchise, die selbst für 2020er Verhältnisse eine brutale Offseason hinter sich hat, war das ein sportliches Ausrufezeichen gleich zu Beginn.

10. Was machen wir nur mit Mitch Trubisky?

Es ist zum Haare raufen, es ist zum Verzweifeln, und eigentlich muss man als Bears-Fan eine stark ausgeprägte masochistische Ader haben. Mitch Trubisky ist wirklich ein Phänomen: Der Quarterback, der ein wohl nur geringfügig überzeugendes Training-Camp-Quarterback-Duell gegen Nick Foles gewonnen hatte, lieferte gegen die Lions zunächst mehrere gute Argumente für seinen internen Konkurrenten.

Pässe zu hoch, Pässe in Coverage, blind geworfene Bälle, Pässe zu spät, Pässe in den Rücken seiner Receiver - er hatte einige üble Szenen, aber vor allem eben war wieder einmal keinerlei substanzieller Fortschritt (Accuracy, Decision Making, Pocket-Verhalten) zu erkennen, obwohl Nagy ihm das Leben mit viel Play Action früh im Spiel leicht machte. Und doch gewann Chicago am Ende, doch hatte Trubisky mehr Expected Points Added pro Droback als Matt Stafford.

Und das war auch nicht alles Zufall oder Glück, Trubisky hatte einige absolut sehenswerte Pässe bei der späten Aufholjagd.

Doch wir sind im vierten Jahr mit Trubisky, und diesen Zyklus bestehend aus schlechter Tendenz und dann doch wieder Plays, die Hoffnung machen, gibt es bei ihm immer wieder. Was es dagegen nicht gibt, ist ein Ansatz für ein Argument, warum er sich auf diesem positiven Level stabilisieren sollte. Das Problem für die Bears? Die Karriere-Analyse zu Nick Foles würde ganz ähnlich ausfallen.