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NFL: Das Quarterback-Dilemma der Chicago Bears - Ist Nick Foles das erhoffte Upgrade zu Mitchell Trubisky?

Nick Foles (l.) wird wohl Mitchell Trubisky als Quarterback der Chicago Bears verdrängen.
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Die Chicago Bears haben 2019 einen Schritt zurück gemacht. Hauptgrund dafür ist Quarterback Mitchell Trubisky, der nun mutmaßlich von Nick Foles ersetzt werden soll. Doch ist jener die erhoffte Verstärkung, um wieder in die NFL-Playoffs zu kommen? Und wenn nicht, wackelt dann auch Head Coach Matt Nagy?

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Chicago Bears 2019: Mitchell Trubisky als Hauptproblem

Die Chicago Bears beendeten die Saison 2019 mit einer 8-8-Bilanz und verpassten damit selbstredend die Playoffs. Hauptgrund dafür - und hierzu muss man kein Experte sein - war die Offense und speziell das Spiel von Quarterback Mitchell Trubisky. Die Offense produzierte im Schnitt 17,5 Punkte, der viertschlechteste Wert in der NFL.

Und das lag nicht etwa an einem schlechten Scheme oder einer veralteten Philosophie. Head Coach Matt Nagy ist ein Schüler von Andy Reid (Kansas City Chiefs). Will heißen: Er denkt offensiv äußerst progressiv und weiß um die Vorteile des Passspiels, speziell in "Early Downs".

Die Bears warfen die siebtmeisten Pässe in Early Downs in der NFL. Einzig, sie machten kaum etwas daraus. Laut Sports Info Solutions rangierten sie auf Platz 29 in Early Downs in Sachen EPA pro Dropback - dass sie auch nur 27. in EPA pro Laufversuch in den frühen Versuchen waren, rundete die insgesamt schlechte Vorstellung nur noch ab.

Trubisky wiederum ist Gallionsfigur dieser traurigen Vorstellung. Er gehörte schlicht zu den schlechtesten Quarterbacks der abgelaufenen Saison - und das durch die Bank. In Total QBR, Average Net Yards per Attempt (ANY/A) und DVOA ist er jeweils weit unten in den Ranglisten zu finden, in Sachen EPA pro Dropback sogar auf Rang 32. Unterm Strich also viel zu wenig.

Mitchell Trubisky im Liga-Vergleich 2019

StatistikLiga-Rang
QBR31.
ANY/A30.
DVOA27.
EPA/Dropback32.

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Chicago Bears 2020: Offener Quarterback-Wettbewerb

Die Bears erkannten nach der Saison zumindest mal offiziell an, dass Trubisky vielleicht nicht die Antwort für die Zukunft sein wird. Ihre unmittelbare Reaktion: Sie ließen die Option für ein fünftes Jahr im Rookie-Vertrag des einstigen Erstrundenpicks verstreichen. 2020 wird also sein letztes Vertragsjahr.

Zudem holten sie per Trade Nick Foles von den Jacksonville Jaguars. Foles hatte vor drei Jahren mit den Philadelphia Eagles überraschend den Super Bowl gewonnen und bekam mit einjähriger Verzögerung 2019 seinen großen Zahltag in Jacksonville. Freilich endete dieses Intermezzo fast schon desaströs - Foles brach sich schon zu Saisonbeginn das Schlüsselbein und verlor ultimativ seinen Job an Sechstrundenpick Gardner Minshew, der sich in Foles' Abwesenheit in den Vordergrund spielte und auch in der kommenden Saison als Starter agieren wird.

Foles und sein beträchtliches Restgehalt - fast 20 Millionen Dollar stehen ihm 2020 und 2021 noch garantiert zu - sollen nun helfen, die Offense der Bears zu verbessern.

Offiziell allerdings steht Foles noch nicht als Starter in der Depth Chart. Zunächst hieß es, Trubisky sei weiterhin die 1, Foles ein sehr guter Backup. Mittlerweile jedoch erklärte General Manager Ryan Pace, dass es einen offenen Wettbewerb im Camp um den Starter-Posten geben werde. Sowohl Trubisky als auch Foles sollen im Training und in der Preseason mit den Startern spielen und es unter sich ausmachen. Ende - zumindest offiziell - offen.

Chicago Bears: Ist Nick Foles das erhoffte Upgrade zu Mitchell Trubisky?

Keiner will es offen zugeben, aber es darf zumindest mal stark vermutet werden, dass die Bears nach nunmehr drei Jahren von Trubisky in Chicago vielleicht doch eingesehen haben, dass der Quarterback wohl nicht die Lösung für die Zukunft ist. Trubisky spielte eine ordentliche Sophomore-Saison 2018 und gewann elf seiner 14 Starts. Die Hoffnung keimte auf, dass er den nötigen Sprung in die Liga nach einer durchwachsenen Rookie-Saison geschafft hätte.

Jahr drei in der Liga war dann jedoch ein merklicher Rückschritt. Seine Fehlerquote mag auf dem Papier nicht sonderlich hoch gewesen sein - nur zehn Interceptions bei 516 Passversuchen - doch verlegte er sich zumeist auf kurze, sichere Pässe. Deep Balls dagegen kamen recht selten und noch seltener an. Das mag auch dem Scheme und dem Personal geschuldet sein, aber insgesamt attestierte Head Coach Matt Nagy seinem Schützling, Nachholbedarf im Lesen von Coverages zu haben.

Foles nun kommt mit seinem schillernden Super-Bowl-Ring in die Windy City und wird voraussichtlich früh in der Saison den Starter-Job übernehmen. Aber ist er auch das erhoffte Upgrade?

Für ihn spricht, dass die Eingewöhnung trotz Corona und den nicht vorhandenen Mini-Camps im Sommer leichtfallen dürfte. Er kennt Nagy aus zwei gemeinsamen Jahren in Philly (2012) und Kansas City (2016). Gleiches gilt für Offensive Coordinator Bill Lazor, der sein QB Coach 2013 in Foles' bester Saison in der NFL war. Und QB Coach John DeFilippo coachte Foles 2017 beim Super-Bowl-Sieg in gleicher Rolle.

Nahezu alle wichtigen Coaches, die Foles in seinen wenigen guten Jahren in der Liga hatte, sind nun in Chicago versammelt. Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Saison von Foles sind also geschaffen. Das mag dann auch erklären, warum gerade Foles den Vorzug zu vermeintlich besseren QB-Alternativen auf dem Markt erhielt.

Ob dieser nun ein deutliches Upgrade zu Trubisky sein kann, wird aber erst geklärt, wenn wir ihn dann tatsächlich auf dem Platz sehen. Denn den wahren Grund für seine Ausnahme-Phasen in der Liga kennt niemand. Waren es wirklich die Coaches oder vielleicht doch die immer wieder sehr guten Mitspieler?

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