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Draft Wide Receiver: Jerry Jeudy oder CeeDee Lamb - wer ist besser?

SPOX vergleicht die beiden Top-Receiver-Prospects im diesjährigen Draft
© getty

Die Wide-Receiver-Klasse im diesjährigen Draft (23.-25. April) gilt als eine der besten Receiver-Klassen seit sehr langer Zeit - insbesondere die Breite in der Spitze ist eindrucksvoll. Bei den meisten Experten thronen über all den vielversprechenden Talenten allerdings zwei Namen: CeeDee Lamb und Jerry Jeudy. Doch welcher der beiden ist der bessere Receiver?

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Ausdrücke wie "die beste Draft-Klasse seit X Jahren" geistern auffallend häufig durch Scout- und Medien-Kreise, wenn man bedenkt, was für ein Superlativ das eigentlich ist.

Die 2014er Klasse ist derzeit wohl der aktuelle Maßstab, wenn man von den Wide Receivern spricht. Sammy Watkins, Mike Evans, Odell Beckham, Brandin Cooks, Davante Adams, Allen Robinson, Jarvis Landry, John Brown, Martavis Bryant - sie alle stammten aus diesem Draft-Jahr, für jede Klasse wird es schwer sein, das zu toppen.

Spricht man von Pre-Draft-Einschätzungen - also den Einschätzungen und Analysen der Spieler bevor sie einen Snap in der NFL gespielt hatten -, dann ist das Bild selbstredend etwas anders. Adams, Robinson und Landry waren späte Zweitrunden-Picks, Brown ging in Runde 3. Selbst Beckham würde in einem Re-Draft sicher höher als Pick Nummer 12 gehen.

Wie sieht das in diesem Jahr aus? Fünf Wide Receiver gingen 2014 in Runde 1, es ist alles andere als ausgeschlossen, dass diese Marke in diesem Jahr geknackt wird. Vier Receiver in der ersten Runde scheinen nahezu garantiert, auch sechs Wideouts wären nicht überraschend.

An der Spitze der Gruppe stehen für die meisten Analysten zwei Spieler: Oklahomas CeeDee Lamb und Alabamas Jerry Jeudy. Speedster und Jeudys College-Mitspieler Henry Ruggs gilt am ehesten als derjenige, der in diese Doppel-Phalanx einbrechen könnte.

Doch welcher Receiver sollte ganz oben stehen? Wer ist das vielversprechendste Receiver-Talent in einer Klasse voll mit Ausnahmespielern? Und vor allem: Was macht die vermeintlichen Top-Prospects aus?

Draft-Analyse: CeeDee Lamb, WR, Oklahoma

Jede Draft-Analyse zu Lamb muss mit seinen Qualitäten nach dem Catch beginnen - und die meisten College-Fans dürften dabei ganz besonders eine Szene im Kopf haben: Der Catch-and-Run-Touchdown über rund 70 Yards gegen Kansas State:

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© YouTube

Die Kombination aus Physis, Agilität, Beschleunigung und Vision ist absolut eindrucksvoll. Lamb verzeichnete elf Yards nach dem Catch pro Reception, der fünftbeste Wert aller College-Receiver im vergangenen Jahr.

Mehr noch: Insgesamt 26 verpasste Tackles forcierte Lamb mit dem Ball in der Hand, der zweitbeste Wert unter College-Receivern.

Seine Beschleunigung nach dem Catch ist eindrucksvoll und nicht zu unterschätzen; Lambs Tape sieht oftmals nicht wie das eines schnellen Receivers aus, doch regelmäßig zeigte er hier, wozu er in der Lage ist.

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© YouTube

CeeDee Lamb: Advanced Stats 2019

DropsYards nach dem Catch/ReceptionDurchschnittliche Target-TiefeSlot-Yards/Deep-Yards
3 (93)11,0 Yards (5)13,2 Yards (99)605 Yards (46)/527 Yards (12)

Alle Statistiken in dieser Tabelle stammen aus dem Draft Guide von Pro Football Focus. In Klammern immer der Rang unter allen College-Receivern 2019 mit mindestens 50 Targets. Deep-Yards sind Receiving-Yards bei Pässen die mindestens 20 Yards Downfield fliegen.

Eine andere Qualität, die sich durch diesen Bereich von Lambs Spiel wie ein roter Faden zieht, ist sein extrem gutes Gefühl für die Defense und den Raum.

Er ist nach dem Catch extrem schnell wieder in Laufposition und lässt Verteidiger aussteigen, ehe er dann den Turbo zündet. Kombiniert man das noch mit seinen exzellenten Händen, kommen Plays wie dieser Touchdown gegen Texas dabei heraus:

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© YouTube

CeeDee Lamb und das subtile Route-Running

Auf den ersten Blick scheint der Vergleich Jeudy vs. Lamb vermeintlich klar: Jeudy ist der Techniker, der Route-Runner und der explosive Receiver - Lamb punktet mit Physis, Körperkontrolle, sehr guten Händen und irrer Production nach dem Catch.

Allerdings würde man Lamb (und Jeudy ebenfalls, um genau zu sein) Unrecht tun, würde man ihn darauf reduzieren. Zwar hat Lamb nicht die explosiven Cuts und nicht die Agilität und Flinkheit, über die Jerry Jeudy verfügt - doch es ist nicht so, als würde Lamb keine Separation kreieren.

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Das Beispiel hier gegen Texas Tech gibt eine gute und vor allem für Lambs Spiel repräsentative Kostprobe.

Lamb - als linker Outside Receiver aufgestellt - hat überraschend schnelle Füße, er variiert seinen Release genau wie sein Tempo in der Route auffallend effizient und hat oftmals einen klaren Plan, wie er einen Gegenspieler attackieren will.

In diesem Fall verkauft er dem Cornerback mit seinen Füßen zunächst eine vertikalere Route, um dann einen scharfen Cut nach innen zu setzen. Ein einfacher, weil komplett offener, Pass für Jalen Hurts bei Third Down ist das Resultat.

Es sind bei Lamb generell eher subtilere, aber trotzdem effiziente, Körpertäuschungen, mit denen er sich in der Route Platz verschafft. Er arbeitet extrem präzise mit seinen Händen und setzt seine Physis in der Route glänzend ein.

Und - und dieser Part wird seinen künftigen NFL-Quarterback zusätzlich freuen - Lamb hat nicht nur sehr gute Hände, er attackiert den Ball auch aggressiv.

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Jump Balls, Pässe in Bedrängnis, Bälle, bei denen der Receiver vermeintlich nicht offen ist: Mit Lamb sind diese Pässe keine 50:50-Fragen, dafür ist er viel zu stark am Catch Point. Es ist einer der vielen Bereiche, wo der Vergleich zu DeAndre Hopkins überdeutlich wird.

Auch Lamb verfügt über eine irre Körperkontrolle und ist in der Lage, unfassbare Plays aufzulegen - wie dieser Beinahe-Catch gegen UCLA im Vorjahr.

Lamb attackiert den Ball, er fängt Pässe weg vom Körper, er hält den Ball auch durch einen Hit. Alles, was er auf Tape zeigt, deutet einen künftigen Nummer-1-Receiver in der NFL an.

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CeeDee Lambs Schwächen: Jammern auf hohem Niveau

Doch selbstverständlich ist auch Lamb kein perfektes Receiver-Prospect. Weder Explosivität noch Speed sind bei ihm auf höchstem Level, seine Richtungswechsel brauchen mehr Zeit als bei einigen anderen Receivern dieser Klasse.

Auch ist er - wenngleich man hier keinesfalls eine Schwarz-Weiß-Trennung vornehmen sollte - eher ein Contested-Catch- als ein Separation-Receiver. Das ist per se nicht schlimm, erfordert aber auch einen Quarterback, der gewillt ist, die entsprechend engeren Fenster anzuspielen.

Gelegentlich läuft er Routes auch etwas behäbig und setzt seine Cuts zu langsam. Doch in der Summe ist Lamb eines der besten Receiver-Prospects der letzten fünf Jahre und sollte schon als Rookie eine gewichtige Rolle in seiner künftigen NFL-Offense spielen.

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