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Super Bowl Recap: San Francisco 49ers vs. Kansas City Chiefs 20:31 - Chiefs per Aufholjagd Super Bowl Champion!

Jimmy Garoppolo verlor mit den San Francisco 49ers den Super Bowl.
© getty

Die Kansas City Chiefs sind Super Bowl Champion! Die Chiefs gewinnen Super Bowl LIV gegen die San Francisco 49ers mit 31:20 - dabei enttäuschte bei Kansas City die hochgelobte Offense um Patrick Mahomes lange. San Francisco hatte den Sieg schon vor Augen - dann schlugen Mahomes, der zum MVP des Spiels ausgezeichnet wurde, und die Chiefs eindrucksvoll und blitzartig zurück.

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"Das ist sehr enttäuschend. Dieser Moment ist sehr hart", sagte Joe Staley von den 49ers nach der Niederlage, die wohl besonders hart war, weil das Spiel für San Francisco zunächst perfekt begann. Die Defense erzielte ein schnelles Three-and-Out und konnte Mahomes (26/42, 286 YDS, 2 TD, 2 INT; 9 ATT, 29 YDS, TD) früh unter Druck setzen, im Gegenzug marschierte die Offense mit einigen guten Runs schnell das Feld runter. Doch schließlich hielt die Chiefs-Defense tief in der eigenen Hälfte, Field Goal.

Im Gegenzug wachte Kansas Citys Offense auf: Die Chiefs setzten früh überraschend häufig auf das Run Game, spielten ein Fourth Down mit einem sehenswerten Trick Play erfolgreich aus und aus einem Yard beendete Mahomes den Drive per Option-Run.

Jetzt hätte das Spiel kippen können, denn direkt nach Kansas Citys Touchdown leistete sich Garoppolo (20/31, 219 YDS, TD, 2 INT) den ersten ganz dicken Fehler dieser Partie: Kansas City kam mit dem 4-Men-Rush schnell durch und gegen Druck warf Garoppolo den Ball Richtung Seitenlinie - wo Breeland ihn abfing. Turnover, und KC legte direkt ein Big Play hinterher. Doch in der Red Zone reichte es nur zum Field Goal, und so konnten die Niners den kompletten Fehlstart verhindern.

Dann endlich wachte das Run Game auf, Garoppolo fand in der Red Zone mit einem präzisen Play-Action-Pass Fullback Kyle Juszczyk zum Touchdown. So war die Partie Mitte des zweiten Viertels wieder ausgeglichen, und in der Folge nahmen beide Teams den Fuß etwas vom Gaspedal. Die Chiefs kamen nochmals in die gegnerische Hälfte, mussten dort aber nach zwei Runs und einem Screen punten. Die Niners spielten es im Gegenzug konservativ und eine Strafe gegen Kittle verhinderte zudem ein mögliches Big Play vor der Halbzeitpause.

Kansas City Chiefs gewinnen den Super Bowl

Doch blieb San Francisco am Drücker. Die Niners starteten mit einem guten Drive nach der Halbzeitpause, erneut mit einigen guten Play-Action-Pässen - zogen aber selbst einmal mehr die Handbremse, als sie bei 4th&2 an der gegnerischen 25-Yard-Line das Field Goal wählten. Mahomes jedoch warf im Gegenzug eine grausame Interception bei einem langen Third Down in die Arme des Linebackers Fred Warner, San Francisco antwortete mit einem schnellen Touchdown-Drive.

Auch die Pass-Protection der Chiefs wurde jetzt wackliger, sodass Mahomes zusätzlich mehrfach aus der Pocket flüchten musste - und selbst ohne Druck verfehlten seine Würfe einige Male das Ziel, während Andy Reid mit seinem Play Calling weiter lange Third Downs in Kauf nahm. Bei einem solchen passierte der nächste Fehler: Mahomes' Pass landete dieses Mal leicht im Rücken von Tyreek Hill, und von dessen Hand prallte der Ball in die Arme des hinter ihm lauernden Safeties zur nächsten Interception. Die Entscheidung schien nahe.

Zwar konnte die Chiefs-Defense jetzt ihrerseits einen Punt erzwingen, Kansas City aber hatte immer noch enorme Probleme, offensiv in die Partie zu kommen. Bis zum nächsten langen Third Down. Dieses Mal hatte Mahomes genügend Zeit in der Pocket und die Chiefs bekamen das Matchup Hill gegen einen Safety - zum Big Play. Kurz darauf fand Mahomes Kelce in der Endzone, und das Blatt wendete sich. San Francisco musste schnell punten und Mahomes spielte plötzlich deutlich besser.

Die Pässe kamen genauer, er bewegte sich besser in der Pocket und nach dem nächsten Big Play auf Watkins fand er Williams zum Touchdown! Die Chiefs hatten das Spiel knapp drei Minuten vor dem Ende gedreht - und sie sollten die Führung nicht mehr aus der Hand geben! Garoppolo überwarf seinen offenen Receiver tief bei Third Down und bei Fourth Down hielt die Defense: Die Chiefs sind Super Bowl Champion!

Super Bowl LIV: San Francisco 49ers - Kansas City Chiefs

Ergebnis: 20:31 (3:7, 7:3, 10:0, 0:21) BOXSCORE

49ers vs. Chiefs - die wichtigsten Statistiken

  • Beide Quarterbacks kamen letztlich nicht über 300 Passing-Yards - und das obwohl Mahomes 42-mal warf. Dafür produzierten die beiden Quarterbacks jeweils zwei Interceptions.
  • Nicht die Niners-Backs, sondern Damien Williams führte alle Spieler deutlich in Rushing-Yards an: Williams kam auf 104 Yards bei 17 Runs und packte weitere 29 Receiving-Yards obendrauf, sowie in der Summer zwei Touchdowns.
  • Mahomes glänzte gegen den Blitz: 6/9, 74 YDS, 2 TD standen zu Buche, wenn San Francisco dann doch mal mehr als vier Pass-Rusher brachte.
  • Einige historische Marken: Die Chiefs sind nach den 2017er Eagles das einzige Team seit 2000 mit mehreren Fourth-Down-Conversions im Super Bowl. Es war der erst vierte Super Bowl, der zur Halbzeitpause Unentschieden stand. Mahomes' Interceptions waren die ersten für ihn in den Playoffs - seine elf Touchdown-Pässe vor der ersten Postseason-Interceptions sind der Höchstwert in der Super-Bowl-Ära. Und: Seit 2010 stehen Teams im Super Bowl, die als erstes punkten, jetzt nur noch 8-2.
  • Als San Franciscos Offense noch echte Probleme hatte, über den Pass in die Partie zu kommen, war Deebo Samuel der Motor der Offense - am Boden und durch die Luft. Samuels 53 Rushing-Yards brachen den Rushing-Rekord für einen Wide Receiver im Super Bowl; den hatte bislang Percy Harvin mit 45 Rushing-Yards gehalten. Die Explosivität im Run Game der Niners war da (6,4 Yards pro Run), doch war das nicht so konstant wie gewohnt.
  • Garoppolo war 1/9 für 20 Yards mit zwei Picks, wenn er unter Druck gesetzt wurde. Außerdem brachte er keinen Pass über mehr als 20 Yards an. Er hatte gute Phasen in diesem Spiel - doch als Mahomes schließlich in die Spur fand, war "gut" nicht gut genug.

Der Star des Spiels: Patrick Mahomes, Quarterback, Chiefs

Lange sah es nach dem genauen Gegenteil aus: Mahomes verfehlte, mehr oder weniger vom ersten Drive an, regelmäßig offene Receiver, er konnte kaum mal Offense kreieren und hatte bei Third Down, wo er sonst so häufig so glänzt, enorme Probleme. Für Mahomes war es das erste Spiel mit mehreren Interceptions seit Woche 11 2018 gegen die Rams - und doch produzierte er am Ende die Drives, die dieses Spiel entschieden und brachte die Offense nach riesigen Problemen mit zurück ins Spiel. Andere Kandidaten in einem Spiel, in dem niemand individuell komplett herausragte: Deebo Samuel, Nick Bosa - vielleicht der individuell dominanteste Spieler der ersten drei Viertel - sowie Damien Williams und Chris Jones, der mehrere kritische Pässe an der Line of Scrimmage abblockte.

Der Flop des Spiels: Kyle Shanahan, Head Coach, 49ers

Vorweg: Es ist ein hartes Urteil, denn komplett enttäuschend oder offensichtlicher Flop war niemand. Es müsste mindestens eine Doppelnominierung her: Garoppolo konnte spät im Spiel die Drives nicht dirigieren, die Mahomes dirigieren konnte. Er spielte aufs komplette Spiel betrachtet solide, aber eben nicht mehr. Aber: Shanahan war vorsichtig, als er mutiger hätte sein müssen und vielleicht teilweise auch umgekehrt. Da wäre die Sequenz vor der Halbzeitpause, als Shanahan die Uhr weiterlaufen ließ, statt mit 1:40 Minuten auf der Uhr nochmal anzugreifen. Das Field Goal bei 4th&2 an der gegnerischen 25-Yard-Line. Einige unglückliche Run-/Pass-Entscheidungen, in beide Richtungen. Shanahan, so gut seine Play-Designs auch im Super Bowl abermals waren, ließ zum wiederholten Male ein Team im Spiel, statt einen Gegner aus dem Spiel zu befördern.

Analyse: 49ers vs. Chiefs - die Taktiktafel

  • Kansas City hatte früh mit einigen Runs Erfolg und konnte gerade gegen eine leichte Box effizient laufen. Doch waren das eher einzelne Plays. Mit RPOs und Play Action hatte KC vereinzelt Erfolg, doch insgesamt war der Game Plan deutlich zu konservativ.
  • Es gab kaum vertikale Versuche (nur zwei Mahomes-Pässe über mehr als zehn Yards Downfield in der ersten Hälfte), Mahomes wurde den Ball extrem schnell los - obwohl die Offensive Line insgesamt gute Arbeit leistete. Die Chiefs beraubten sich ihrer größten Stärke, der Explosivität im Passspiel, lange selbst und wirkten extrem auf Sicherheit bedacht. Runs bei First Down, mehrere Runs bei langen Second Downs: Es war nicht die Chiefs-Offense, die man mit Mahomes und Reid gewohnt ist. In Kombination mit einfachen Fehlern von Mahomes war das Resultat über drei Viertel eine enorme Enttäuschung. Erst dann wachte die Offense auf, attackierte Downfield und auch Mahomes spielte auf einen Schlag besser.
  • Defensiv war die große Frage, wie San Francisco Coverage spielen würde. Die Antwort war durchaus ansprechend: Einige Disguise Coverages, Pressure aus unerwarteten Richtungen - und insbesondere bei Third und Fourth Down mehrfach auch Man Coverage. Hier blitzte San Francisco dann auch einige Male.
  • San Francisco hatte ganz offensichtlich die Linebacker der Chiefs als Schwachstelle ausgemacht: Im Run wie im Passing Game. Im Passspiel attackierte Shanahan die Linebacker wie gewohnt bevorzugt via Play Action; bei den Runs waren es die zahlreichen (und überaus erfolgreichen) End Arounds, Jet Sweeps und sonstige Wide-Receiver-Runs, die die Defense in die Breite zogen und die Linebacker zwangen, großen Raum abzudecken.
  • Im Passspiel war - wenig überraschend - Play Action das Mittel der Wahl für die Niners. In der ersten Hälfte warf Garoppolo enorme 55 Prozent seiner Pässe via Play Action und brachte sie allesamt an (6/6, 51 YDS, TD) - nach der Halbzeitpause ging die Play-Action-Quote sogar noch hoch. So konnte San Francisco auch vertikaler attackieren, nachdem San Francisco zunächst primär mit kurzen Pässen gearbeitet hatte.
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