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Third and Long, Week 1 Recap: Dolphins-Debakel und die neuen Dallas Cowboys

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück auf den ersten Spieltag der neuen Saison.
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Die neue Cowboys-Offense: Willkommen im Jahr 2019

Bevor ein NFL-Spieltag beginnt, überlege ich schon immer grob, welche Themen für die Analyse interessant werden könnten. Für Woche 1 hatte ich etwa an die Chiefs-Offense gegen die Jaguars-Defense gedacht, dieses Matchup war nicht einmal auf Augenhöhe. Ich dachte an die neue Cardinals-Offense, von der wir die "Kingsbury-Elemente" so richtig aber erst im Schlussviertel sahen, als Arizona gezwungen war, aufs Tempo zu drücken. Und die Ravens gegen Miami sind, sagen wir mal, vielleicht nicht der richtige Maßstab zur Bewertung der neuen Ravens-Offense.

Die neue Cowboys-Offense war auf der Prioritäten-Liste eher weiter hinten. Ja, das Team hat einen neuen Offensive Coordinator in Kellen Moore - aber wie viel Einfluss wird der direkt haben? Wird das nicht immer noch die Offense sein, die Jason Garrett spielen lassen will und die maßgeblich vom langjährigen Offensive Coordinator Scott Linehan beeinflusst ist?

Lag ich daneben!

Diese Offense war ein Quantensprung im Vergleich zu dem, was wir von den Cowboys in den vergangenen Jahren gesehen haben. Die Basics zuerst: Dallas setzte unheimlich aggressiv auf Play Action. 46,6 Prozent der eigenen Pässe kamen via Play Action, Prescott kam letztes Jahr auf die ganze Saison gesehen auf 24,9 Prozent - obwohl er damit sehr effektiv war (8,9 Yards pro Pass, sieben Touchdowns, eine Interception).

Diese Zahlen pulverisierte er am Sonntag gegen die Giants: Prescott warf nicht nur wahnsinnig viel via Play Action, er brachte dabei auch 93,3 Prozent seiner Pässe (!) für 207 Yards und drei Touchdowns an. Ja, Vorsicht ist angesichts der Sample Size und des Gegners geboten, doch vielversprechender hätte der Auftakt in dieser Hinsicht nicht sein können.

Die Cowboys warfen den Ball in der ersten Hälfte bei 21 ihrer 33 Plays bei First und Second Down - ebenfalls ein massiver Anstieg im Vergleich zu denselben Situationen in der Vorsaison. Und sie waren dabei extrem effizient. Dallas setzte jede Menge Pre-Snap-Motion ein, um die defensiven Zuordnungen durcheinander zu bringen, zusätzlich attackierte man brutal stark über die tiefe Mitte des Feldes; der Bereich, in dem statistisch die meisten Yards und Punkte für die Offense rauszuholen sind.

Kellen Moore: Gewinnen mit Play-Calling und Play-Designs

Moores genereller Play-Calling-Ansatz hat mich also schon begeistert. Allerdings ging das auch einher mit klaren Play-Designs, mit Spielzügen, bei denen man eindeutig erkennt, wie er die Defense attackieren wollte und wie die einzelnen Elemente des Designs aufeinander abgestimmt waren. Das war regelmäßig ein Faktor, der mir unter Linehan gefehlt hat.

Ein paar Beispiele: Zum Start etwas ganz Simples, der 28-Yard-Touchdown zu Blake Jarwin im ersten Viertel.

Die Giants sind in einer Cover-4-Variante und das Ziel der Cowboys ist klar: Der aus Sicht der Offense linke Safety soll attackiert werden. Deshalb gibt es den Play-Action-Fake zu Elliott auf der Seite der Formation. Der Safety bewegt sich als Reaktion darauf die entscheidenden beiden Schritte nach vorne, was für Prescott bereits der glasklare Indikator dafür ist, wo dieser Ball hingehen muss.

Das ist das erste zusammenspielende Element; wichtig ist dann noch, dass keiner der anderen Defensive Backs diese Lücke schließen kann. Desshalb werden die drei anderen DBs jeweils direkt beschäftigt und haben einen klaren Gegenspieler vor sich, den sie im Zuge ihrer Zone-Zuteilung respektieren müssen. Das Resultat ist einer der einfachsten Touchdown-Pässe in Woche 1.

Diese Szene ist exemplarisch für eine weitere positive Entwicklung im ersten Spiel unter Moore: Die Cowboys sind hier nach einer Strafe in der Red Zone bei 3rd&10; der Raum in diesem Bereich des Feldes ist sehr eng, während die Defense ganz klar auf den Pass gehen kann.

Also gibt es zwei klare Prioritäten für das offensive Play-Designs Es muss Platz geschaffen werden, und der Quarterback braucht Pre-Snap ein möglichst klares Bild davon, was die Defense in der Coverage vorhat.

Moore löst das so: Zunächst sind alle drei Wide Receiver auf der rechten Seite der Formation, ihnen gegenüber stehen die drei Giants-Cornerbacks. In Kombination mit der Pre-Snap-Motion von Amari Cooper, dem daraufhin Giants-Top-Corner Janoris Jenkins folgt, darf Prescott eine Man Coverage antizipieren.

Die ist wiederum wichtig, damit die Route-Kombination am unteren Bildrand funktioniert. Dallas setzte unter Linehan zu häufig auf ISO-Routes, Moore macht hier das Gegenteil. Bunch- und Stack-Formationen - also Receiver eng beieinander postiert - sah man immer wieder, gegen die Man Coverage der Giants ist es hier der perfekte Call.

Michael Gallup räumt mit seiner erst nach außen, dann nach innen gehenden Route den Weg frei, und ehe der tiefer postierte Corner, der für Randall Cobb zuständig ist, sich daraus befreit hat, ist der Ball bereits zum neuen First Down bei Cobb angekommen.

Ein anderes Beispiel für intelligente, effiziente und moderne Play-Designs, die man bei den Cowboys so einfach viel zu selten gesehen hat, ist dieser 18-Yard-Pass zu Cobb beim letzten Touchdown-Drive vor der Halbzeitpause.

Auch hier gilt wieder: Es ist nicht die Neuerfindung des Rads, aber es ist ein Design, das der Defense das Leben zusätzlich schwer macht, dem Quarterback einfache Pässe und dem Receiver Yards nach dem Catch ermöglicht.

Cobb ist zunächst als isolierter Receiver auf der rechten Seite der Formation. Vor dem Snap setzt er sich in Bewegung (gelb markiert) und ist hinter QB Prescott, als der den Ball erhält. Cobbs Gegenspieler (rot) muss ihm also bereits da folgen, ohne dass er weiß, was sein Mann vorhat - er kann also nicht einfach im Vollsprint hinterher.

Alles, was Prescott dann machen muss, ist eine kurze Ballübergabe an Elliott anzutäuschen, um so den rechten Defensive End an die Line ran zu ziehen, und dann einen kurzen Swing-Pass zu Cobb werfen. Der Pass geht kaum über die Line of Scrimmage, am Ende steht ein Raumgewinn von fast 20 Yards.

So gewinnen moderne Offenses. Den eigenen Spielern das Leben erleichtern und es im gleichen Zuge der Defense so schwer wie möglich machen.

Ein letztes Beispiel: Das Ende dieses Drives mit dem 21-Yard-Touchdown-Pass auf Amari Cooper.

Wieder beginnt das Play mit Pre-Snap-Motion, Cobb bewegt sich aus dem Slot auf der linken Seite in die Bunch-Formation rechts. Allein diese Bunch-Formation ist bereits wahnsinnig schwer zu verteidigen: Drei Receiver stehen sehr eng beieinander und kreuzen ihre Laufwege nach dem Snap. Für Verteidiger in Man Coverage ist es extrem herausfordernd, da am eigenen Spieler dran zu bleiben.

Das gelingt den Giants zwar, doch hatte die Pre-Snap-Motion vor allem ein Ziel: Amari Cooper, beziehungsweise vor allem sein Gegenspieler, soll auf der linken Seite isoliert werden.

Dadurch, dass Gallup, Cobb und Witten auf der rechten Seite stehen, ist nicht nur Cobbs Gegenspieler mitgekommen. Auch der tiefe Safety orientiert sich Pre-Snap klar in Richtung der drei Receiver. Prescott weiß damit, dass er Cooper komplett isoliert gegen einen der jungen Giants-Cornerbacks hat. Er geht kurz durch seine Reads auf der rechten Seite, feuert dann aber den Ball zu seinem Nummer-1-Wideout, der durch das Play-Design ein exzellentes Matchup erhalten hat und dieses auch gewinnt.

Von allem, was ich aus Woche 1 gesehen habe, hat die Cowboys-Offense in mir die meiste Vorfreude geweckt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt und die Offense sich so entwickelt, wie sie es zum Auftakt angedeutet hat, muss man Dallas als ernsthaftes Playoff-Team auf dem Zettel haben. Mindestens.

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