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NFL Third and Long Week 15: Das All-Pro Team 2018

SPOX-NFL-Redakteur Adrian Franke hat sein All-Pro Team für die 2018er Saison zusammengestellt.
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Coach-Entlassungen, Playoff-Überraschungen, QB-Markt - eure Fragen

Higgens64: Wir nähern uns ja dem "schwarzen Montag": welche Coaches wird es erwischen, und welche überraschenden Entlassungen könnte es geben?

Mein Tipp für die Head-Coach-Entlassungen bis zum beziehungsweise am Black Monday, ohne aktuelle Interims-Coaches:

Marvin Lewis, Bengals. All die Jahre ohne Playoff-Sieg - dieses Jahr fordern sie ihren Preis. Ja, Marvin Lewis hat die Bengals von einem der über Jahre schlechtesten Teams der Liga zu einem jährlichen Playoff-Anwärter geformt; doch dort stoppte schon seit Jahren die Entwicklung und jetzt endet hier auch Lewis' Reise in Cincy. Die Bengals brauchen endlich einen Neustart und nach einer weiteren enttäuschenden, wenn auch von Verletzungen geprägten, Saison sieht Mike Brown das endlich auch ein.

Todd Bowles, Jets. Stichwort stagnierende Teams - die Jets unter Bowles sind schon seit einer Weile auf dem falschen Weg. New York braucht einen modernen, offensiven Trainerstab, der die wichtigste Aufgabe der Franchise angehen kann: die Entwicklung von Sam Darnold. Dafür ist der aktuelle Trainerstab nicht besetzt und Bowles hat als Head Coach keine Argumente mehr auf seiner Seite.

Steve Wilks, Cardinals. Der One-and-Done-Coach dieses Jahr. Man könnte ähnliche Argumente wie bei Bowles anbringen, was die Entwicklung des jungen Franchise-Quarterbacks angeht. Oder an Wilks' Äußerungen zu Saisonbeginn erinnern, wonach Run-Defense und Run Game zentrale Prioritäten einnehmen - beides sind auch nach 14 Spielen Großbaustellen. Das In-Game-Coaching ist mehr als fragwürdig, Wilks hat nicht nur keinerlei Argumente für sich sammeln können; wie dieses Team in den diversen Blowout-Niederlagen auftrat und wie ideenlos dieser Trainerstab offensiv ist, lässt einen Neustart in der Wüste vermuten.

Doug Marrone, Jaguars. Die Jaguars haben auf eine bemerkenswert wenig zeitgemäße und wenig wahrscheinliche Strategie gesetzt: Elite-Defense konservieren und auf einzelne gute Spiele des eigenen Quarterbacks hoffen. Das ist schiefgegangen und zwar auf derart krachende Art und Weise - insbesondere gemessen an den Ansprüchen, die das Team selbst hatte -, dass das nicht ohne Konsequenzen bleiben wird. Und ich würde es absolut nicht ausschließen, dass Tom Coughlin den Head-Coach-Posten übernimmt.

Vance Joseph, Broncos. Vor zwei Wochen schien es noch, als hätte Joseph seinen Job gerettet. Und jetzt? Unerwartete Niederlagen in San Francisco sowie zuhause gegen Cleveland, und schon sind die Broncos raus aus dem Playoff-Rennen. Zwar hat die Defense Fortschritte gemacht, aber reicht das? Ich könnte mir inzwischen wieder vorstellen, dass Joseph den Preis für die anhaltenden Quarterback-Probleme zahlen muss.

Überraschungskandidat: Ron Rivera, Panthers. Neuer Team-Besitzer in Carolina und dann eine enttäuschende Saison nach vielversprechendem Start. Rivera sollte, umso mehr durch die offensichtliche Verletzung von Cam Newton, noch etwas Spielraum haben, die Situation mit einem neuen Owner, der womöglich "seinen" Coach installieren will, könnte diesen Spielraum aber schnell verschwinden lassen. Aus rein sportlichen Gründen würde ich Rivera noch nicht feuern.

Maurice: Was ist dir bei den Vikings mit dem neuen Offensive Coordinator aufgefallen?

Dass das jetzt Zimmers Offense ist. Dass der Start in die Partie eindrucksvoll war. Und dass ich nicht sicher bin, wie erfolgsversprechend das alles für den Rest der Saison wirklich ist.

Der Reihe nach: 40 Runs und 220 Rushing-Yards, Letzteres war über 130 Yards mehr als der eigene Durchschnittswert pro Spiel. Das ist die Offense, die Zimmer sehen will; wenige Fehler, Ballkontrolle, und das kombiniert mit der starken Defense. Minnesota war unter DeFilippo klar auf das Passing Game fokussiert, allein mit einer First-Down-Pass-Quote von über 60 Prozent. Gegen Miami? Bei den ersten zehn First-and-Ten-Situationen gab es acht Runs.

Das große Aber? Auf der einen Seite hat Miami eine der anfälligeren Run-Defenses der Liga, was den Erfolg hier nicht zwangsläufig übertragbar macht. Auf der anderen Seite war ein klarer Bruch im Spiel der Vikings zu erkennen, als es nach dem furiosen ersten Viertel in den "regulären" Fluss des Spiels ging und - mutmaßlich - die geskripteten Plays vorbei waren. Das sollte man hier nicht vergessen, über mindestens zwei Viertel war es dann die Defense, die mit neun Sacks verhindert hat, dass das Spiel vielleicht doch kippt.

Minnesota hat immer noch eine der schwächsten Interior Offensive Lines und was am Sonntag gegen Miami klappte, wird so gegen die Playoff-Elite in der Postseason nicht funktionieren. Bereits die kommenden beiden Spiele gegen Detroit und Chicago sollten in puncto Run-Effizienz mehr Kontext liefern.

Ich denke jedenfalls nicht, dass die Vikings plötzlich auf Knopfdruck ihre Offense gerettet haben; die zentrale Schwachstelle mit der Offensive Line bleibt ja bestehen. Und gegen Teams, die den Run besser verteidigen, könnte diese Fokussierung auf das Run Game dann auch eher schlicht zu einer ineffizienteren Offense führen.

Was schematisch auffällig war: Minnesota hatte ganz offensichtlich einen Fokus darauf gelegt, mehr nach außen zu laufen, und so die Line in Bewegung und Dalvin Cook möglichst in den freien Raum zu bringen. Minnesota hatte in den vergangenen sechs Wochen Spiele, in denen etwa über die linke äußere Seite (der Raum links vom Left Tackle) überhaupt kein einziger Run gespielt wurde. Gegen die Dolphins waren es hier insgesamt zwölf Runs.

Allerdings auch hier ein Aber: Diese Tendenz hatte Minnesota auch schon in den beiden Spielen davor gezeigt. Dass jetzt also als "Post-DeFilippo"-Änderung zu verkaufen, wäre nicht korrekt. In der schieren Quantität war es natürlich eine eindrucksvolle Umstellung; ich habe aber doch deutliche Zweifel daran, dass die von Dauer sein wird.

Sebastian_Frost: Welches Team wird deiner Meinung nach für die größte Überraschung in der Playoffs sorgen, ausgehend von den Match Ups nach dieser Woche?

Trotz der Niederlage in San Francisco und allen Fehlern in diesem Spiel - ganz besonders beginnend mit den Strafen - bleibe ich hier bei den Seahawks. Vieles deutet aktuell auf ein Auswärtsspiel in Dallas in der Wildcard-Runde hin, wo ich Seattle vorne sehen würde. Und dann? Mit etwas Glück vielleicht ein Trip zu den Rams statt nach New Orleans zu den Saints?

Die Seahawks sind ein spannendes Playoff-Team außerhalb der Schwergewichte, weil sie offensiv eine klare Identität und einen Quarterback haben, der jederzeit zu Big Plays und spielentscheidenden Aktionen auch außerhalb der Struktur der Plays in der Lage ist. Ganz zu schweigen davon, dass die Säulen dieses Teams - Wilson, Baldwin, Wagner, Wright, Carroll - eine unheimlich große Playoff-Erfahrung mitbringen, und das darf man in diesen Spielen, so schwer greifbar es auch ist, nicht unterschätzen.

Baltimore und Dallas sind für mich auf höchstem (Playoff-)Level zu schwach im Passing Game, bei den Vikings ist die Offensive Line ein zu großes Problem und Pittsburgh ist eine absolute Wundertüte - in beide Richtungen. Falls die Colts - mein Super-Bowl-Geheimtipp vor einigen Wochen, es noch in die Playoffs schaffen - würde ich in puncto Playoff-Überraschung neben Seattle eher auf Indianapolis setzen.

James Bradawick und Sebastian: Wie sieht der QB-Markt dieses Jahr in etwa aus? Gibt ja einige Teams, die suchen werden; Jacksonville, Washington, und so weiter. Sind Trades für Flacco, Foles und Brissett drin? Meinst du, es gibt noch ein Team, in das Flacco passt?

Der Quarterback-Markt wurde über die letzten Wochen noch interessanter - weil es bei den Giants immer mehr so aussieht, als würde man Manning zumindest nächstes Jahr noch halten, und sei es nur als Mentor oder Übergangslösung; und weil aus Jacksonville, Baltimore und Philadelphia zunehmend klarer zu vernehmen ist, dass Bortles, Flacco und Foles abzugeben sind.

Für mich haben all diese Quarterbacks aber auch gemeinsam, dass sie bestenfalls Übergangslösungen sind. Foles ist, gar nicht unähnlich wie Bortles und der ebenfalls verfügbare Ryan Fitzpatrick, ein Quarterback mit extremen Leistungsschwankungen; ein erneut guter Saison-Endspurt würde ihn für Teams aber mutmaßlich wieder interessanter machen, doch sprechen wir bei keinem der drei Kandidaten von einem langfristigen Starter.

Das gilt auch für Flacco, den ich mir aber durchaus bei einem Team wie Jacksonville vorstellen könnte, insbesondere falls Couglin als Head Coach übernimmt. Tyrod Taylor hat sich mit einer sehr enttäuschenden Saison in Cleveland keine allzu guten Karten vor seiner eigenen Free Agency gegeben. Taylor ist von den hier genannten vermutlich noch der vielversprechendste Kandidat, sofern man den 29-Jährigen in eine Offense packt, die zu ihm passt.

Für Brissett müsste jemand den Colts schon ein hohes Angebot machen, immerhin hat der noch ein Jahr auf seinem Rookie-Vertrag. Interessant als Trade-Kandidat wäre er allemal, vermutlich sogar die interessanteste QB-Trade-Option. Der spannendste Name insgesamt ist und bleibt aber Teddy Bridgewater.

New Orleans steht Stand heute bei einem Cap Space von gerade einmal 15 Millionen Dollar für die kommende Saison, und wenn Brees weitermacht, dürfte es für Bridgewater weder finanziell noch sportlich lukrativ sein, bei den Saints zu verlängern. Den Franchise Tag würden die Saints ihm in dem Szenario kaum geben, und als Unrestricted Free Agent wäre er der dickste Fisch insgesamt auf dem Free-Agent-Markt.

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