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NFL Draft: Erste Runde im Recap - Steals, Überraschungen, Reaches und Quarterbacks

Lamar Jackson wurde von den Baltimore Ravens gedraftet - mit dem letzten Pick der ersten Runde.
© getty

Die erste Runde des Drafts ist Geschichte - Zeit für ein erstes Zwischenfazit: Wem gelangen Steals? Wer konnte gute Picks tätigen, und wo wurden Spieler womöglich zu hoch gedraftet? Außerdem: Welche Talente sind für Runde 2 noch auf dem Board? Auch die weiteren beiden Draft-Tage gibt es live und im Originalkommentar auf DAZN sowie im Ticker hier auf SPOX - weiter geht's heute Nacht um 1 Uhr.

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Quarterback-Spektakel zum Anfang und zum Ende:

Baker Mayfield zu den Browns: Was hatte die Gerüchteküche seit der Combine gebrodelt: Von Saquon Barkley über Sam Darnold bis hin zu Josh Allen wurde intensiv der Browns-Pick prognostiziert - Baker Mayfield war in der Öffentlichkeit lange kein wirkliches Thema für den First-Overall-Pick. Das änderte sich erst in den vergangenen Tagen unmittelbar vor dem Draft, und ganz offensichtlich kam das nicht von irgendwoher.

Man kann den Browns zu ihrer Entscheidung nur gratulieren.

Statt einen Running Back an 1 zu nehmen, dessen Prime längst vorbei gewesen wäre, ehe dieses Team ernsthafte Playoff-Ambitionen hätte anmelden können und auch statt einen Quarterback wie Allen zu nehmen, der ein riesiges Projekt ist und in der NFL eine sehr lange Zeit brauchen wird, wenn er überhaupt ein veritabler Starter wird, ging Cleveland einen anderen Weg: Man wählte einen der beiden besten Quarterbacks dieser Draft-Klasse.

Mayfield ist der beste Quarterback in diesem Draft wenn es um Pocket-Movement und Accuracy geht. Er ist ein guter On-the-Move-Passer, liest Defenses schnell und auch als Typ, mit seiner extrem ehrgeizigen, feurigen Art kann er Cleveland ein neues Gesicht geben. Mayfield wird sich auf eine NFL-Offense umstellen müssen, in der es weniger freie Reads und Screens gibt, als in Oklahoma. Sein College-Tape aber legt nahe, dass er damit keine Probleme haben wird. Die Browns könnten tatsächlich endlich ihren Quarterback gefunden haben.

Lamar Jackson zu den Ravens: Lange hatte man im Voraus vermutet, dass Pick Nummer 32 für einen Quarterback verwendet werden könnte. Die Eagles, das war klar, wollten aus der ersten Runde raus um mehr Picks zu sammeln und als Erstrunden-Quarterback haben Teams die 5th-Year-Option zu ihrer Verfügung. Wie wertvoll die sein kann, hat man gerade bei Jimmy Garoppolo gesehen.

Von allen Teams, die im Vorhinein denkbar waren, ist Baltimore möglicherweise der spannendste Fit für Jackson.

Die Ravens haben gleich zwei Coaches in ihrem Trainerstab, die mit mobilen Quarterbacks beste Erfahrungen haben: Assistant Head Coach Greg Roman war zu den Colin-Kaepernick-Hochzeiten in San Francisco der Offensive Coordinator der 49ers sowie anschließend Offensive Coordinator für Tyrod Taylor in Buffalo. Baltimores Offensive Coordinator Marty Mornhinweg war Offensive Coordinator und Assistant Head Coach in Philadelphia, als die Eagles Michael Vick hatten.

Ein Scheme zu entwerfen, welches Jacksons Stärken ideal zur Geltung bringt, sollte also nicht das Problem sein. Darüber hinaus ist es kein Geheimnis, dass Baltimore dringend einen Nachfolger für Joe Flacco finden muss. Der hat sich zwar im Laufe der vergangenen Saison wieder stabilisiert, seine Zeit bei den Ravens geht aber merklich ihrem Ende entgegen.

Mit Jackson, der in Louisville in einer Offense gespielt hat, die mehr mit Pro-Style-Konzepten zu tun hat als die der meisten anderen Quarterbacks im Draft, gibt es jetzt eine spannende Option hinter Flacco - von dem sich Baltimore nach der kommenden Saison schließlich auch finanziell gesehen trennen könnte.

NFL Draft: Die Steals der ersten Runde:

Josh Rosen zu den Cardinals: Der Quarterback-Run war nicht ganz so aggressiv wie vorher teilweise vermutet: Josh Allen ging "erst" an Position 7 durch den Uptrade der Bills weg, Rosen war an 10 noch immer zu haben. Und die Cardinals, denen im Vorjahr Deshaun Watson und Patrick Mahomes vor der Nase weggeschnappt worden waren, gingen dieses Mal kein Risiko ein. Arizona tradete vor die gerüchteweise ebenfalls interessierten Miami Dolphins, und das günstig: Ein Dritt- und Fünftrunden-Pick kostete es die Cards dafür, fünf Spots nach oben zu gehen.

Dort endete Rosens Slide, der neben der Verletzungshistorie - vor allem die beiden Gehirnerschütterungen im College - auch mit seiner Art zu tun haben könnte. Im Zuge des Draft-Prozesses war eine absurde Diskussion darüber, ob Rosen zu intelligent sein könnte und zu viel nachfragen könnte, entbrannt. Eigenschaften, die gerade einen NFL-Quarterback eher nach vorne bringen sollten.

Auf Tape jedenfalls gibt es kaum Fragezeichen. Technisch, mechanisch und in puncto Fußarbeit und den Bewegungsabläufen ist Rosen der klar beste Quarterback dieser Klasse und auch besser als die Vorjahres-Draft-Klasse. Er liest das ganze Feld und die Defense, seine Pässe kommen mit Antizipation und Timing und treffen engste Fenster. Er spielt schnell und ist von allen Quarterbacks dieses Jahrgangs derjenige, der am ehesten sofort starten könnte.

Arizona hat den - nach meiner Analyse - besten Quarterback dieser Klasse an Position 10 bekommen, ohne dafür teuer nach oben traden zu müssen. Weder der Zweitrunden-Pick in diesem noch ein Pick im kommenden Jahr wurde abgegeben. Nimmt man Rosens College-Tape als Basis, ist den Cardinals der Steal dieser ersten Runde gelungen, über den man noch lange sprechen könnte.

Derwin James zu den Chargers: Der zweite Top-Value-Pick an Tag eins gehört den Chargers. Derwin James ist ein fantastischer Spieler: Eine Allzweckwaffe vor allem rund um die Line of Scrimmage, kann als Slot-Corner, Strong Safety, Deep Safety, Edge-Rusher und Sub-Package-Linebacker eingesetzt werden.

James ist explosiv, aggressiv gegen den Run, unglaublich athletisch, gut in Zone Coverage und zeigt ein hohes Maß an Spielintelligenz und Antizipation. Auf meinem Board ein Top-10-Spieler, der einer Secondary auf einen Schlag ein ganz neues Gesicht geben kann. Umso überraschender war sein Sturz nicht nur raus aus der Top-10, sondern gleich bis an Position 17.

Die Chargers haben jetzt mit unter anderem Ingram, Bosa, Hayward und James einen spektakulären Kern in der Defense.

Draft: Die Reaches der ersten Runde:

Giants draften Saquon Barkley: Eines vorweg: Barkley ist ein gutes Prospect, ein sehr gutes sogar. Einer der Top-Running-Backs im Draft gar seit Jahren, aber nicht das "perfekte Prospect", zu dem er vielerorts gemacht wurde. Barkley wird sofort einen großen Einfluss auf die Offense haben, vor allem, weil er auch im Passspiel eine Waffe ist.

Aber ein Running Back an Position 2 ist per se betrachtet schon ein hoher Preis. Umso mehr, wenn man einen alternden Quarterback hat, der schon in den vergangenen Jahren merklich abgebaut hatte. Die Entscheidung für Barkley zeigt, dass sich die Giants-Verantwortlichen jetzt noch im Titelfenster wähnen. In diesem Draft und an diesem Spot aber auf seine Quarterback-Lösung für die Zukunft zu verzichten, ist zumindest mal äußerst riskant.

Seahawks draften Rashaad Penny: Diesen Pick habe ich ich überhaupt nicht verstanden. Und das nicht nur, weil etwa mit Cornerback Josh Jackson ein vermeintlich idealer Pick für Seattle verfügbar war. Penny ist ein sehr guter Running Back mit guter Physis, zeigt spektakuläre Jump-Cuts und arbeitet sich besser durch Tackling-Versuche, als nahezu jeder andere Back dieser Klasse. Auch als Receiver ist er mindestens funktional. Penny kann früh einen Eindruck hinterlassen und Seattles Running-Back-Probleme aus der Welt schaffen.

Allerdings hätte man zumindest viele dieser Dinge auch mit einem späteren Running-Back-Pick erreichen können. Sei es in Person von Derrius Guice, Nick Chubb, Kerryon Johnson oder Ronald Jones. Die Chance auf eines der Top-Prospects für die Offensive Line oder die Secondary aber hat Seattle, sollte man in der zweiten Runde nicht nochmals teuer hoch traden, damit vertan.

Saints draften Marcus Davenport: Es ist nicht unbedingt der Spieler selbst, Davenport hat enormes Potential und ist ein Spieler der "physischer Freak"-Kategorie. Aber er ist auch noch roh und wird Zeit brauchen, was das "Win-Now-Fenster"-Argument doch schwächt. Vor allem jedoch der Preis ist heftig: Neben dem Erstrunden-Pick-Tausch in diesem Jahr mussten die Saints unter anderem ihren Erstrunden-Pick 2019 abgeben. Für mich entschieden zu viel.

Bills draften Josh Allen: Meine Meinung zu Josh Allen ist kein Geheimnis: Ja, er bringt physisch theoretisch alles mit und ist in der Hinsicht für viele NFL-Scouts und NFL-Coaches ein Wunschtraum. Doch kommt es schlicht so selten vor, dass ein Quarterback, der im College schon massive Probleme mit Accuracy, Antizipation, Timing und Touch hatte, diese plötzlich gegen viel bessere Verteidiger entwickelt.

Allen ist jetzt direkt eines der spannendsten Projekte in der NFL: Im Zuge des Draft-Prozesses hatte er prominente Fürsprecher, unter anderem ESPN-Draft-Experte Mel Kiper, der ihn konstant als seinen Nummer-1-Quarterback einstufte. Es wird aber ein langer Weg, um das theoretisch vorhandene Potential auch zu entfesseln und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses Ziel nicht erreicht wird. Umso weniger, falls Allen schnell spielen muss - nicht unwahrscheinlich, angesichts der Konkurrenz bestehend aus A.J. McCarron und Nathan Peterman.

Ich verstehe das Argument, dass man für seinen möglichen Franchise-Quarterback aggressiv vorgehen muss. Dem stimme ich auch zu. Bei Allen ist in meinen Augen nur die Chance, dass er wirklich ein Franchise-Quarterback wird, zu gering, um diesen Preis zu zahlen.

Raiders draften Kolton Miller: Das physische Potential und die Athletik sind voll da, keine Frage. Aber Miller ist ein Projekt mit noch klaren technischen Defiziten. Er wird in Oakland Zeit brauchen - ohne jeden Zweifel. 15 war schon sehr früh für einen Upside-Tackle. Umso mehr, da noch Elite-Qualität für die Defense, die diese so dringend benötigt hätte, auf dem Board war.

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