Nach einem vermeintlich harmlosen Austreten, bei dem DeJuan Blair seinen Gegenspieler Tiago Splitter allenfalls leicht am Kopf berührte, wurde der Ex-Spur in Spiel vier disqualifiziert, nachdem er 12 Punkte und 11 Rebounds in nur 16 Minuten Spielzeit verbucht hatte.
Folge NBA.de bei Twitter - wie Dirk Nowitzki!
Beide Spieler lagen nach einem Kampf um den Ball am Boden, nach eigenen Aussagen reagierte Blair lediglich auf einen Foulpfiff gegen sich. Er habe Splitter nicht treten wollen. Die NBA folgte dieser Argumentation nicht und belegte Blair jetzt aufgrund einer "böswilligen Aktion" mit einem Spiel Sperre.
An den Brettern müssen sich die Mavs also in Spiel fünf auf die Reboundarbeit von Samuel Dalembert und Brandan Wright verlassen. Bereits am Dienstag hatte Dallas' Head Coach Rick Carlisle jeglichen Kommentar zu der Szene verweigert mit der Begründung, dass er bisher keine Wiederholung gesehen habe.
Wer Carlisles Einstellung kennt sowie seine eigene Toughness und die Zuneigung zum Basketball der 80er Jahre, als er selbst aktiv war, der kann sich ungefähr vorstellen, was der 54-Jährige von der Sperre Blairs halten dürfte.
Parker droht Zwangspause
Spurs-Coach Gregg Popovich äußerte sich diplomatisch: "Ich mache über solche Dinge keine Gedanken. Wir haben mit der Entscheidungsfindung nichts zu tun, die Liga wird tun, was sie für richtig hält." Blairs Energie könnten die Mavericks in Spiel fünf gut gebrauchen, ein entscheidender Spieler ist er aber beileibe nicht.
Der Gegner hat da schon größere Sorgen. Denn aufgrund einer Knöchelverletzung droht San Antonios bester Spieler Tony Parker auszufallen. Zumindest wird er nicht bei 100 Prozent sein.
"Sein Einsatz entscheidet sich kurzfristig", erklärte Popovich. "Wir werden sehen, wie es ihm vor dem Spiel geht."
Parkers Fähigkeit, eine Defense mit seinem Dribbling aus der Balance zu bringen, könnte in Spiel fünf nur Manu Ginobili ersetzen, aber sicher nicht über 48 Minuten. Ein Ausfall des Franzosen wäre also ein riesiger Vorteil für die Mavs.
Harris: "Ein Spiel mit dem Feuer"
Nicht wahr, Rick Carlisle? "Wir müssen auf alle ihre Spieler aufpassen, sie haben so viele gute Leute", kontert der Mavs-Coach und spielt unter anderem auf Ginobili an, aber auch die wichtigen Rebounds von Splitter oder wohl getimte Würfe von Boris Diaw. "Dann trumpfen eben andere auf. Wir sind vier Siebtel des Wegs gegangen, aber wenn man eine Serie gegen die Nummer eins der Liga gewinnen will, muss man in jeder Hinsicht großartige Arbeit leisten."
In Spiel vier am Montag habe man zugelassen, von anderen Spielern als Parker geschlagen zu werden. Das dürfe nicht noch einmal passieren. Um für die Crunchtime diesmal genug Energie und Kraft übrig zu haben, muss deshalb ein besserer Start gelingen.
"Wir haben uns aufgerieben", sagt Devin Harris über das Comeback nach 20 Punkten Rückstand, das letztlich trotzdem in einer Pleite endete. "Wir müssen von Anfang an da sein. Sie haben uns in der ersten Hälfte ordentlich zugesetzt. Unsere Antwort war gut, aber gegen einen Gegner, der gerade am Ende eines Spiels seinen besten Basketball zeigen kann, ist das ein Spiel mit dem Feuer."
Der LEAGUE PASS: Schaue Spiel fünf der Mavs bei den Spurs!
Defense zuletzt wieder löchrig
Sorgen bereitet Carlisle vor allem die Defense. Dallas wurde die ganze Saison über für seine miserable Verteidigung belächelt, konnte ausgerechnet die Offensivmacht San Antonio in den ersten beiden Playoff-Duellen aber nahezu kaltstellen. "Wir wissen, wie man sie verteidigen muss", sagte Dirk Nowitzki nach Spiel vier im Gespräch mit SPOX.
In den Spielen drei und vier kam jedoch immer wieder der Schlendrian durch. "Natürlich hätte ich gern fünf Shawn Marions in meiner Mannschaft, um sie gegen die Spurs verteidigen zu lassen", lobte Carlisle den auch mit 35 Jahren noch besten Individualverteidiger des Teams. "Das geht aber nicht, also muss ich mir die jeweilige Aufstellung des Gegners anschauen, um zu entscheiden, gegen wen Marion spielt. Die Spurs haben aber mehr als einen gefährlichen Spieler, und genau das macht es so schwer."
Fällt Parker tatsächlich aus, hätte Dallas freilich einen großen Unruheherd weniger zu bewachen. "Wir wollen mit guter und aggressiver Teamdefense dagegen halten, müssen dabei aber schlau sein und Fouls vermeiden", glaubt Carlisle. Mit Ballgewinnen eigene Angriffe inszenieren zu können, ist die Basis für unseren Erfolg. Aber das gilt genauso für die Spurs."
Mehr Platz für Nowitzki?
Wie vor jedem Spiel stellt sich erneut die Frage: Explodiert Nowitzki endlich? Der Deutsche hat zum ersten Mal seit seinem Postseason-Debüt 2001 in vier aufeinanderfolgenden Spielen weniger als 20 Punkte erzielt und bisher erst fünf Dreier genommen (ein Treffer).
Carlisle gelobte, dass er seinem deutschen Superstar mit taktischen Kniffen mehr offene Würfe verschaffen wolle. Nowitzki bleibt gelassen: "Sie nehmen mir die Luft zum atmen. Das machen die guten Teams eben. Wenn ich keinen Platz bekomme, dann lasse ich eben den Ball laufen und lasse andere punkten."
Vince Carter ist dennoch leicht besorgt: "Er hat zuletzt auch ein paar offene Würfe liegen gelassen. Er hatte davon zuletzt so wenige, dass er bei den wenigen Chancen etwas überhastet abschließt, weil er denkt: 'Oh Mann, ich muss sofort werfen.' Er ärgert sich selbst darüber am meisten. Aber er packt das schon."