Ein Sweep ist immer bitter, dennoch verabschiedeten sich die Pacers erhobenen Hauptes aus den Playoffs. Der 6-Seed bot auch in Spiel 4 den Celtics einen harten Kampf, am Ende war das junge Team aber einmal mehr zu grün hinter den Ohren und verlor mit 102:105, wobei man in den letzten 3:30 Minuten keinen einzigen Punkt mehr erzielte.
Dennoch sprachen die Celtics von Indiana in den höchsten Tönen, allen voran Serien-MVP Jaylen Brown: "Viele denken, dass Indiana kein gutes Team war, aber sie waren bislang unser härtester Gegner", versicherte der Forward, der noch einmal seinen Respekt für das Team von Rick Carlisle aussprach.
Kleinigkeiten sorgten für diese deutliche Angelegenheit, mit ein wenig Glück hätten die Pacers nach diesen vier Partien auch mit 3-1 vorne liegen können. Das taten sie aber nicht, weil ihnen in der Schlussphase immer wieder die Ruhe und Konsequenz fehlte, um gegen ein erfahrenes Celtics-Team zu bestehen. Hier die Runs der Celtics in den Partien 1, 3 und 4:
- 23:13-Lauf über die letzten 6:45 Minuten in Spiel 1
- 15:4-Lauf über die letzten 3:00 Minuten in Spiel 3
- 15:4-Lauf über die letzten 5:50 Minuten in Spiel 4
Pacers vs. Celtics: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 22. Mai (Mi) | 2 Uhr | Boston Celtics | Indiana Pacers | 133:128 OT |
2 | 24. Mai (Fr) | 2 Uhr | Boston Celtics | Indiana Pacers | 126:110 |
3 | 26. Mai (So) | 2.30 Uhr | Indiana Pacers | Boston Celtics | 111:114 |
4 | 28. Mai (Di) | 2 Uhr | Indiana Pacers | Boston Celtics | 102:105 |
Indiana Pacers: Es wäre mehr möglich gewesen
Boston bekleckerte sich hier offensiv nicht wirklich mit Ruhm, gewann aber über Defense diese Spiele. Dazu begingen die Pacers teils schlimme Fehler durch Tyrese Haliburton (in Spiel 1) oder auch Head Coach Rick Carlisle, dessen Auszeiten-Management den Pacers womöglich neben Spiel 1 auch Spiel 3 kostete.
Der Ausfall von Haliburton in den beiden Heimspielen war ebenfalls ein Rückschlag, dafür spielte sich der frühere Zweitrundenpick Andrew Nembhard in den Vordergrund und auch der "nervige kleine Scheißer" (cc Josh Hart) T.J. McConnell begeisterte mit teils absurdem Shotmaking, insbesondere zum Ende von Vierteln, leider aber eben nur in den ersten drei Spielabschnitten.
Entsprechend blieb der Eindruck, dass in dieser Serie mehr für die Pacers drin gewesen wäre, wenn der Ball hier und da ein bisschen anders gesprungen wäre. Enttäuschung war dennoch nur vereinzelt zu verorten: "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber ich möchte vor allem dem Team für eine unglaubliche, magische Saison danken", schwärmte Carlisle. "Wir haben um unser Leben gekämpft und in dieser Spielzeit sehr viel erreicht."
Neben den Conference Finals erreichten die Pacers auch das Finale im In-Season Tournament, es war die beste Saison seit zehn Jahren, als man in den Conference Finals den Miami Heat um LeBron James in sechs Spielen unterlag. Diesmal waren es zwar nur vier, diese wurden aber insgesamt nur mit einer Differenz von 27 Punkten verloren (6,8 im Schnitt).
Es war somit einer der knappsten Sweeps der NBA-Geschichte, kaufen können sich die Pacers davon freilich aber nichts.
Und doch gibt es viele positive Dinge, die man mitnehmen kann. Während der Regular Season gewannen die Pacers 47 Spiele und übertrafen damit die Erwartungen deutlich. Die Wettanbieter zogen bei 38,5 Partien die Linie, Indy übersprang diese Marke schon fast einen Monat vor Saisonende.
Auch in den Serien gegen Milwaukee und New York setzte man sich als Außenseiter durch, auch wenn die Pacers freilich von Verletzungen profitierten, wobei gesagt sein muss, dass Haliburton selbst mit Oberschenkelproblemen ein gutes Stück von seiner Bestform entfernt war. Mit Bennedict Mathurin fehlte ein weiterer Schlüsselspieler, der beste Schütze in Buddy Hield wurde zur Trade Deadline sogar ohne Not nach Philadelphia verscherbelt.
Indiana Pacers: Die Personalie Pascal Siakam hat Priorität
Es zeigt auch, dass die Pacers sich selbst noch nicht als möglicher Contender sahen, obwohl sie im Januar einen für Indy-Verhältnisse untypischen Trade einfädelten und in Pascal Siakam einen All-Star aus Toronto loseisten. Zumindest war Indiana klar, dass sie in Haliburton einen Eckpfeiler haben, Siakam deutete an, dass er der Co-Star des Guards sein kann, auch wenn er schon 30 Jahre alt ist.
Jener Siakam ist auch die große Personalie des Sommers. Der Forward wird Free Agent und dürfte einen neuen Maximalvertrag fordern, deutete aber schon an, dass er gerne bleiben würde. "Es ist ein Segen, hier zu sein", sagte der Kameruner nach dem Aus. "Diese Stadt lebt Basketball, es ist unglaublich. Wie kann man nicht froh darüber sein, Teil dieser Mannschaft zu sein?"
Bis zu fünf Jahre und 245 Millionen Dollar sind für Siakam möglich, das ist happig für einen Forward, der eher dem unteren Ende des All-Star-Spektrums zuzuordnen ist. Die Pacers können es sich zumindest leisten, da sie noch fünf Rookie-Deals in den Büchern haben und außer Haliburton (und vermutlich Siakam) niemand mehr als 20 Millionen Dollar kassiert.
Ansonsten gibt es in Obi Toppin (Restricted) nur einen anderen Rotationsspieler, der Free Agent wird. Der Forward könnte aber durch Jarace Walker ersetzt werden, den Indiana im Vorjahr mit dem 7. Pick zog, dann aber kaum Spielzeit sah. Der diesjährige Rookie kommt vor allem über seine Defense, hier haben die Pacers definitiv noch Nachholbedarf. Sie waren das einzige Team in den Playoffs mit einer der schlechtesten zehn Defenses der NBA.
Indiana Pacers: Diese Spieler werden Free Agents
Spieler (Alter) | Position | Gehalt 23/24 | Status |
James Johnson (37) | Forward | 0,8 Mio. | Unrestricted |
Doug McDermott (32) | Forward | 13,8 Mio. | Unrestricted |
Pascal Siakam (30) | Forward | 37,8 Mio. | Unrestricted |
Obi Toppin (26) | Forward | 6,8 Mio. | Restricted |
Indiana Pacers: Nur ein Ausrutscher nach oben?
Gleichzeitig scorte auch kaum jemand besser, zahlreiche Top-Teams wurden bereits in der Regular Season vom schnellen Spielstil der Pacers überrumpelt. So hatten im Osten nur die Celtics (17-9) und die Orlando Magic (12-13) eine bessere Bilanz gegen Top-10-Teams nach Net-Rating als die Pacers (11-12). Ein echtes Zufallsprodukt in den Conference Finals waren die Pacers also nicht, auch wenn die Mannschaft ob ihrer Schwankungen und teils katastrophaler Defense gerne etwas belächelt oder gar komplett missachtet wurde (siehe ESPN in Spiel 7 gegen die Knicks).
Carlisle wurde nach dem Aus aber auch nicht müde zu betonen, dass es kommende Saison schwerer wird. "Die Erwartungen werden höher sein", mahnte der Coach. Indiana wäre nicht das erste Team, das nach einem tiefen Playoff-Run schnell wieder von der Realität eingeholt werden würde, das beste Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit dafür sind die Atlanta Hawks. Das junge Team um Trae Young forcierte in den Conference Finals 2021 sogar ein Spiel 6 gegen den späteren Champion aus Milwaukee, in den folgenden drei Spielzeiten gewannen sie 43, 41 und 36 Spiele sowie insgesamt nur drei Partien in der Postseason.
Indiana Pacers: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2024/25 (Gehälter in Mio. Dollar)
Spieler (Alter) | Position | 24/25 | 25/26 | 26/27 | 27/28 |
Tyrese Haliburton (24) | Guard | 42,3 | 45,7 | 49,1 | 52,5 |
Myles Turner (28) | Center | 19,9 | UFA | - | - |
Aaron Nesmith (24) | Forward | 11,0 | 11,0 | 11,0 | UFA |
T.J. McConnell (32) | Guard | 9,3*** | UFA | - | - |
Bennedict Mathurin (21) | Forward | 7,2 | 9,2** | RFA | - |
Jarace Walker (20) | Forward | 6,4 | 6,7** | 8,5** | RFA |
Jalen Smith (24) | Center | 5,4* | UFA | - | - |
Isaiah Jackson (22) | Center | 4,4 | RFA | - | - |
Ben Sheppard (22) | Guard | 2,7 | 2,8** | 5,0** | RFA |
Kendall Brown (21) | Forward | 2,1*** | 2,3** | UFA | - |
Andrew Nembhard (24) | Guard | 2,0 | 2,2** | UFA | - |
* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent
"Wir haben keine Garantie, dass wir nun den nächsten Schritt machen", sagte GM Chad Buchanan schon vor der Celtics-Serie im Hinblick auf die Saison 2024/25. Dennoch: Von den Rotationsspielern sind lediglich McConnell (32) und Siakam (30) über 30, der Rest hat außer Myles Turner (28) noch nicht einmal den 25. Geburtstag hinter sich Das Fundament für Indiana steht, doch mit der Konkurrenz aus Milwaukee, New York, Philadelphia, Miami oder dem aufstrebenden Orlando ist es keineswegs gesichert, dass die Pacers Jahr für Jahr mindestens eine Serie entscheiden werden.
Denn wenn diese Playoffs eines gezeigt haben, dann sind neben individueller Qualität zwei weitere Dinge für einen Run von großer Bedeutung: Gesundheit und Glück bei den Matchups - beides hatten die Pacers bei ihrem Run.