NBA

"Scheiß auf diese Jahre": Die einstige Lachnummer Minnesota trotzt allen Widerständen

Von Robert Arndt
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Die Minnesota Timberwolves stehen zum zweiten Mal in ihrer Geschichte in den Conference Finals - allen Widerständen zum Trotz. Für die Franchise ist es ein Meilenstein.

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"Wir haben immer gesagt, dass unser Top-Niveau besser ist als das der Nuggets", stellte Wolves-Coach Chris Finch nach dem Sieg in Spiel 7 bei den Denver Nuggets klar. Ein bemerkenswertes Statement, schließlich ging es gegen den amtierenden Champion mit dem besten Spieler der Welt in Nikola Jokic. Es gab aber auch einen Einblick in die Denke der Wolves in dieser Postseason, die nun allen Widerständen zum Trotz in den Conference Finals stehen.

Es brauchte Leidensfähigkeit und diese stellten die Wolves unter Beweis. Nach 27 Minuten lagen die Wolves noch mit 20 Punkten hinten, am Ende stand das größte Comeback in einem Spiel 7 in der NBA-Geschichte. Die beste Defense der Saison ließ sich nicht davon beirren, dass Jamal Murray plötzlich heiß gelaufen war und dass Nikola Jokic unter dem Korb machen konnte, was er wollte. Stattdessen zog die Defense noch einmal an, es wurden Ballverluste forciert und der Rückstand Stück für Stück abgearbeitet.

Nuggets vs. Wolves: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
15. Mai (So)1 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves99:106
27. Mai (Di)4 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves80:106
311. Mai (Sa)3.30 UhrMinnesota TimberwolvesDenver Nuggets90:117
413. Mai (Mo)2 UhrMinnesota TimberwolvesDenver Nuggets107:115
515. Mai (Mi)4.30 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves112:97
617. Mai (Fr)2.30 UhrMinnesota TimberwolvesDenver Nuggets115:70
720. Mai (Mo)2 UhrDenver NuggetsMinnesota Timberwolves90:98
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Minnesota düpiert das beste Lineup der NBA

Minnesota war athletischer, länger und hatte am Ende mehr Reserven, was vor allem durch Publikumsliebling Naz Reid personifiziert wurde. Der Big Man sprang ein, als Karl-Anthony Towns in Foulprobleme geriet, blockte im vierten Viertel zweimal Jokic und war zweimal beim Offensiv-Rebound gedankenschneller als der Serbe, dem erstmals seit langer Zeit in einem solchen Spiel die Körner ausgingen. Verständlich, ging doch außer bei ihm und Murray absolut nichts (Rest der Nuggets: 21 Punkte, 8/28 FG).

Die Wolves überzeugten dagegen im Kollektiv, alle Starter plus Reid punkteten zweistellig, Minnesota schaffte das Undenkbare und führte die schier unschlagbare Nuggets-Starting-Five, das beste Lineup der NBA, am Nasenring durch die Manege (-60 in 136 Minuten). So war es nur konsequent, dass die gefürchtete Schlussoffensive der Nuggets ausblieb und stattdessen Minnesota die Akzente setzte.

"Nicht Anthony Edwards, Karl-Anthony Towns oder Rudy Gobert sind so besonders, es sind die Minnesota Timberwolves", erklärte Towns den Ansatz. Und damit hat er zu großen Teilen Recht. Jene Minnesota Timberwolves, die über Jahre eine Lachnummer, eine Chaos-Franchise waren, stehen nun nach 20 Jahren wieder unter den besten vier Teams der NBA.

"Ich bin jetzt neun Jahre hier und habe wirklich alles gesehen. Scheiß auf diese neun Jahre", gab KAT weiter zu Protokoll.

Präsident Tim Connelly, der einstige Architekt der Nuggets um Jokic, hat auch in Minnesota ein Team zusammengestellt, welches in der Lage ist, um einen Titel zu spielen, auch wenn nur wenige vor gut einem Monat daran glaubten.

Man erinnere nur an den letzten Spieltag der Regular Season, als Minnesota den möglichen Top-Seed gegen Phoenix verspielte und dazu ausgerechnet in eine Serie gegen eben jene Suns gezwungen wurde, gegen die man während der Saison keine Sonne sah. Und was geschah? Minnesota wischte mit Phoenix den Boden, nun gewann man gleich drei Auswärtsspiele in Denver, die im Jahr zuvor nur ein einziges Spiel in der Ball Arena abgegeben hatten.

Die Wolves bestanden aber auch diesen Test, entgegen allen Erwartungen. Es wäre typisch Wolves gewesen, wenn man nach 2-0-Führung in den ersten beiden Auswärtsspielen noch eingeknickt wäre. Nach dem offensiven Meisterwerk von Nikola Jokic sprach auch vieles dafür. Die Kritiker, die Minnesota nach der Suns-Serie und den ersten beiden Spielen noch in den Himmel lobten, kamen wieder aus den Löchern gekrochen.

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Timberwolves: Genugtuung für Rudy Gobert

Rudy Gobert ist in den Playoffs nur die Hälfte wert, Karl-Anthony Towns versagen Jahr für Jahr die Nerven. Die üblichen Klischees eben, die seit dem umstrittenen Trade für Gobert vor zwei Jahren immer wieder hervorgebracht wurden. Beide waren in Spiel 7 voll da. Towns ackerte gegen Jokic, scorte beständig und verbuchte den entscheidenden Putback-Dunk, von ein paar unnötigen Fouls (die müssen bei ihm einfach sein), kann man an dieser Stelle absehen.

Oder auch Gobert. Charles Barkley forderte noch in der Pause, den Franzosen auf die Bank zu setzen, stattdessen machte der Center nach der Halbzeit 10 Punkte, holte sich ebenso Offensiv-Rebounds, verwandelte seine Freiwürfe und traf diesen Fadeaway-Jumper mit ablaufender Uhr. "Als Big Ru diesen Wurf traf, wusste ich, dass wir sie in der Tasche haben", sagte Edwards nach der Partie, der selbst nicht seinen besten Abend hatte (16 Punkte, 6/24 FG).

Das war letztlich der Unterschied zu den Nuggets, die in der Serie einfach zu wenig von ihren Rollenspielern bekamen und daran scheiterten, dass ihr Kader, wie befürchtet, nicht tief genug war. Stattdessen konnte Minnesota jubeln und im Hinblick auf die Conference Finals und die bevorstehenden Duelle mit den Dallas Mavericks muss das auch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein.