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NBA - Draymond Green vs. Rudy Gobert: Eine Chronologie des Streits

Von Stefan Petri
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Draymond Greens Würgegriff gegen Rudy Gobert ist das jüngste Kapitel eines Streits, der schon seit einigen Jahren schwelt: Die Defensiv-Asse aus Golden State und Minnesota können einfach nicht miteinander. SPOX zeichnet die Chronologie der Fehde nach: Es geht um Awards, Tränen - und Schläge gegen Teamkollegen.

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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Wie fing die Fehde an?

Wie und wann genau die beiderseitigen Animositäten wirklich gestartet sind, darüber würde wohl nur ein Lügendetektor-Test Auskunft geben. Wirkliche Konkurrenten waren sie in der Regular Season und den Playoffs erst einmal nicht, zu dominant waren die Warriors in den Saisons 2014/15 bis 2018/19. Aber da gab es ja noch den Award für den Defensive Player of the Year - und auf den waren beide scharf.

Dementsprechend wurden beide in ihrem defensiven Impact verglichen und auch nach dem Konkurrenten befragt. "Draymond ist großartig darin, verschiedene Positionen zu verteidigen und zu switchen, aber ich beeinflusse auch Gegenspieler, die ich nicht direkt verteidige", sagte Gobert 2017 gegenüber ESPN. "Ein großartiger Rim Protector hat nicht nur mit Blocks Einfluss, sondern er ist schon vor dem Wurf oder Drive in den Köpfen der Gegenspieler."

Im gleichen Jahr ging es in den Playoffs gegeneinander. Was hatte Green über Gobert zu sagen? "Ich kann ja nicht Defense gegen seine Defense spielen. Also spielt es keine Rolle." Die Warriors warfen die Utah Jazz per Sweep aus den Playoffs, einem Flagrant Foul von Gobert gegen Green zum Trotz, und holten später den Titel. Green sollte seinen bislang einzigen DPOY-Award gewinnen.

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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Titel und Awards im Vergleich

Draymond GreenRudy Gobert
NBA-Titel4-
Olympia-Medaillen2x Gold (2016, 2020)Silber (2020)
WM- und EM-Medaillen-2x WM-Bronze (2014, 2019), EM-Silber 2022, EM-Bronze 2015
Defensive Player of the Year20172018, 2019, 2021
All-Defense4x First Team, 4x Second Team6x First Team
All-Star4x (2016-18, 2022)3x (2020-22)
All-NBA2016 Second Team, 2017 Third Team2017 Second Team, 3x Third Team (2019-21)
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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Tränen und erste Verbalattacken

Als besten Verteidiger wollte Gobert den Warrior trotz des Awards nicht akzeptieren. "Jedes Jahr denke ich, dass ich der beste Verteidiger der Liga bin", betonte der Franzose zu Beginn der Saison 2017/18. "Wie schon gesagt finde ich, dass der beste Defensivspieler sein Team besser macht, weil man vieles nicht in den Statistiken ablesen kann." Wieder holten die Warriors mit Kevin Durant den Titel - doch den DPOY-Award sollte diesmal Gobert abräumen.

In den sozialen Medien lassen sich Clips aus der Saison 2018/19 finden, in denen es zwischen den beiden auch mal hitzig wird, aber noch nichts Außergewöhnliches. Bis Green den Zwist spätestens vor dem All-Star Game 2019 auf die persönliche Ebene transportierte: Beide hatten keine Nominierung für das Spektakel erhalten, was Gobert nicht so leicht verkraften konnte - in einem Interview kamen ihm die Tränen.

Die Reaktion aus Golden State folgte prompt via Twitter: "Ich schätze, ich sollte auch weinen ...", spottete Green über seinen verpassten All-Star-Platz.

Dieser Tweet ging an Gobert nicht spurlos vorbei. Als ein User Green mit den Worten "So wie du auf dem Parkplatz für KD geheult hast?" konterte - eine Anspielung auf die NBA-Finals 2016, als die Warriors gegen Cleveland verloren und Green direkt im Anschluss Kevin Durant rekrutierte - verpasste Gobert dieser Replik ein "Like".

Spätestens jetzt waren die Fronten nicht mehr zu kitten. "Hat er getweetet? Solange er nichts auf Snapchat postet, ist alles in Ordnung", witzelte Gobert wenig später in einem Interview. Green wiederum machte sich auch noch 2022 noch über Goberts Tränen lustig: "Gott sei Dank wurde er danach in die nächsten drei All-Star-Teams gewählt", sagte er "Inside the NBA" und meinte: "Da kann man doch nicht weinen! Komm schon. Dann wein' wenigstens im Auto."

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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Die Giftpfeile fliegen weiter

Das All-Star-Game 2022 hatte gerade begonnen, da wurde Draymond Green live interviewt - und verbat sich Vergleiche zu Gobert. "Ihr erwähnt uns beide im gleichen Satz. Aber wir haben nichts gemeinsam." Danach brachte er es zumindest ein bisschen auf die Sachebene zurück: "Was [Gobert] defensiv macht, ist unglaublich, wie er den Ring beschützt. Aber Defense ist mehr als nur Rim Protection."

Gobert wiederum wurde in Interviews fleißig zu Green befragt. "Für mich ist das nur Lärm", sagte er wenige Tage später. "Wenn die Leute über dich reden und dich ins Visier nehmen, dann zeigt das doch, dass du etwas richtig machst." Und: "Je mehr Lärm, desto schwerer ist es, so jemanden ernst zu nehmen."

Und noch einmal einen Monat später: "Wenn wir uns sehen, ist er immer sehr nett und respektvoll. [...] Was über mich in Podcasts gesagt wird, nicht nur von Draymond, soll mich und meine tägliche Arbeit diskreditieren. Aber ich sehe das als Respekt an. Wäre ich nur Durchschnitt, würde niemand über mich reden."

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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Jordan Poole und die Folgen

Neu eskalieren sollte die Fehde im Oktober 2022: Vor dem Beginn der neuen Saison schlug Draymond Green seinem Teamkollegen Jordan Poole ins Gesicht - ein riesiger Skandal, der die Warriors lange verfolgen und ein Jahr später schließlich zu einem Trade Pooles zu den Wizards führen sollte. Gobert, mittlerweile im Trikot der Minnesota Timberwolves, äußerte sich zwar nicht ganz eindeutig über seinen Widersacher, doch sein Tweet "Verunsicherung ist immer laut" lies sich dann doch eindeutig als Spitze gegen den Warrior. Eine Replik darauf, dass der über die Titelchancen der neuen Wolves gelacht hatte?

Als Gobert im April 2023 gegen seinen Teamkollegen Kyle Anderson auskeilte, diesen an die Brust schlug und daraufhin nach Hause geschickt wurde, hatte Draymond prompt die gleiche Formulierung parat - und ließ sich in seinem Podcast ebenfalls über den Vorfall aus: "Ich persönlich halte Rudy Gobert für einen etwas softeren Typen", verriet er. Der Franzose habe sich so aber Respekt verschafft: "Ich habe noch nie gesehen, dass er sich gewehrt hat - ich wusste gar nicht, ob er das überhaupt in sich trägt."

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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Der Würgegriff und die Sperre

Ein Dreivierteljahr dauerte der Waffenstillstand an - bis Green am Donnerstag erneut eskalierte. Eine Rangelei zwischen Klay Thompson und Jaden McDaniels rief Gobert auf den Plan, doch der hatte kaum die Hände um Thompson gelegt, da stürmte sein Erzfeind heran und nahm ihn in den Schwitzkasten. Wobei das noch positiv ausgedrückt ist: Wer sieht, mit welchem Gesichtsausdruck er den Chokehold gegen den Franzosen ansetzt und diesen mit sich zieht - auch dann noch, als mehrere Spieler und Betreuer heraneilen und die beiden trennen wollen, wird sich schwerlich davon überzeugen lassen, dass es sich nicht um etwas Persönliches handelt.

Fünf Spiele Sperre kostet der Ausraster den Big Men der Warriors, der sich zudem eine öffentliche Schelte von Head Coach Steve Kerr einhandelte: "Er ist zu weit gegangen und hat einen Fehler gemacht, das weiß er auch. Das sah nicht gut aus, die fünf Spiele Sperre sind verdient." Green habe Gobert für "sechs, sieben Sekunden" am Hals festgehalten. "Das war ein schreckliches Bild für die Liga, für Draymond und für alle Beteiligten."

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Draymond Green vs. Rudy Gobert: Wer hat aktuell das letzte Wort?

Noch hat sich Green nicht zu seiner Aktion und der darauffolgenden Sperre geäußert. Von vornehmer Zurückhaltung war bei Gobert im Anschluss allerdings nichts mehr zu spüren. Eine "Lachnummer" sei die Aktion gewesen, betonte er. Und legte gegenüber The Athletic nach: "Der Würgegriff war nicht gut genug, um mich wegtreten zu lassen. Aber er hat es wirklich versucht." Hätte Green gewusst, wie man einen richtigen Würgegriff ansetzt, "hätte es sehr viel schlimmer sein können. Er hatte es auf mich abgesehen."

Zudem legte er nahe, dass es Green schon im Vorfeld auf einen Rauswurf abgesehen hatte: "Vor dem Spiel sagte ich mir: Steph [Curry] ist nicht dabei, also wird Draymond versuchen, sich aus dem Spiel werfen zu lassen. Denn jedes Mal wenn Steph nicht spielt, will er auch nicht spielen."

Steckt in diesem Vorwurf ein Körnchen Wahrheit? Laut USA Today handelte sich Green tatsächlich sieben seiner letzten elf Ejections - er ist bekanntlich kein Kind von Traurigkeit - in Spielen ohne Steph Curry ein. Eine zumindest auffällige Quote.

Kaum vorstellbar, dass der heißblütige Warrior diese Stichelei allzu lange auf sich sitzen lassen wird. Fortsetzung folgt.

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