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NBA - Der Saisonstart der Orlando Magic: Die nächste Stufe ist noch gar nicht gezündet

Von Robert Arndt
Franz Wagner will mit den Orlando Magic in die Playoffs.
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Die Orlando Magic sind gut in die Saison gestartet - und das, obwohl Paolo Banchero und Franz Wagner noch nicht den erhofften nächsten Schritt gemacht haben. Orlando kann sich dennoch auf ein gutes Fundament verlassen und hat noch jede Menge Luft nach oben.

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Vor der Saison wurden die Magic als mögliches Dark Horse für einen Playoff-Spot gehandelt und die Logik dahinter war recht simpel. In Paolo Banchero und Franz Wagner haben die Magic zwei der besten jungen Wings der Liga, von beiden wurde in Jahr zwei bzw. drei ein weiterer Sprung erwartet. Beide sind allerdings eher langsam in die Saison gestartet und doch steht Orlando bei 4-3 mit einigen durchaus respektablen Siegen wie zum Beispiel gegen die Lakers.

Das Fundament ist stattdessen die Verteidigung, welche bereits im Vorjahr an der Top-10 kratzte und nach den ersten Wochen sogar Top-5 (nur 106,9 Punkte pro 100 Ballbesitze) ist. Nach gerade einmal sieben Partien ist es eine kleine Stichprobe, doch es gibt viele Indikatoren dafür, dass dies nicht nur ein Strohfeuer ist.

"Wir sind ein Team, welches sich über Defense definiert", stellte Magic-Coach Jamahl Mosley nach dem Sieg gegen die Lakers klar. "Wir krempeln die Ärmel hoch und verteidigen. Egal, ob wir treffen oder nicht, wir müssen verteidigen, damit wir in dieser Liga eine Chance haben."

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Orlando Magic: Die Defense ist die Grundlage

Und nur zwei Tage später wurde Mosley in seinen Aussagen bestätigt. Nach einer guten ersten Halbzeit gegen Dallas wollte nach dem Wechsel aus der Distanz nichts mehr gehen (1/16 3P). Ähnliches war eine gute Woche zuvor bei den Clippers zu sehen und die defensive Griffigkeit nicht gegeben.

Trotzdem haben die Magic alle Voraussetzungen, um ein elitäres Defensiv-Team zu sein. Mit Markelle Fultz und Jalen Suggs starten zwei Guards im Backcourt, die in dieser Hinsicht überdurchschnittlich sind, vor allem Suggs dürfte bald ein Kandidat für ein All-Defensive Team sein. Abend für Abend checkt der frühere Nr.4-Pick die besten Aufbauspieler des Gegners und liegt nicht ohne Grund bei den "Deflections" ligaweit auf Rang vier. Nur Marcus Smart, Alex Caruso und Gary Payton II liegen knapp davor.

Guard-Defense ist ohnehin die große Stärke, mit Gary Harris und Rookie Anthony Black stehen weitere Defensiv-Spezialisten zur Verfügung, entsprechend wenig Drives lässt Orlando zu. Aber es sind nicht nur die Guards. Mit Wagner und Banchero haben die Magic weitere lange Forwards, die ganze Starting Five hat Gardemaß und zählt zu den längsten der Liga.

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Orlando Magic: Zwei Drittel der Spieler wurden selbst gedraftet

Die Magic machen daraus eine Tugend. Sie verteidigen das Pick'n'Roll sehr hoch, das hat sich auch durch den Ausfall von Center Wendell Carter Jr. nicht geändert. Fast jeder Spieler ist flink auf den Füßen, sodass stets genug Hilfe (und Länge) in der Zone ist, um keine leichten Punkte anzugeben. So forcieren die Magic prozentual die zweitmeisten Ballverluste aller Teams und geben nur 30 Prozent der Abschlüsse am Ring ab (Platz 6) - eine verdammt gute Kombination, auch wenn man bedenkt, dass die Magic dafür kaum Eckendreier opfern (nur acht Teams lassen weniger zu).

Das spricht für die Qualität, aber auch für Disziplin und eine gewisse Eingespieltheit. Orlando holte neben den Rookies Black und Jett Howard lediglich Oldie Joe Ingles als Mentor, der Rest des Teams kennt sich schon etwas länger. "Wir sind weiter dabei, herauszufinden, wie gut unser Kader wirklich ist", sagte der neue GM Anthony Parker in der Offseason. "Wir haben so viele Youngster, die weitere Schritte machen können."

Orlando hatte Capspace in diesem Sommer, machte daraus aber nichts. Stattdessen wurden zehn der 15 Spieler von der Franchise gedraftet - kein anderes Team hat mehr im eigenen Kader. Wie lange dies so bleibt? Zach Lowe (ESPN) berichtete zuletzt, dass man die Magic im Auge behalten sollte, früher oder später dürfte es einen Trade geben, da vor allem der Backcourt ein wenig überfüllt ist.

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Orlando Magic: Paolo Banchero der beste Spielmacher im Team

Fultz wird Free Agent, während Sixth Man Cole Anthony im Oktober seine Vertragsverlängerung bekam. Dazu haben es Black und vor allem Howard, ebenfalls ein Lottery Pick, schwer, die Rotation zu knacken. Sie sind allerdings beide nicht die Spieler, die eine Offense anführen können. Am ehesten ist das noch Fultz, allerdings hapert es bei ihm weiterhin am Wurf.

Überhaupt ist dies noch die große Baustelle bei den Magic. In Sachen Shot Creation besteht noch Nachholbedarf, auch wenn Wagner und Banchero vom Flügel unterstützen. Gerade Banchero ist in dieser Hinsicht unterschätzt und hat hier große Fortschritte gemacht. Mit 5,6 Assists pro Partie führt er die Magic sogar an und dabei handelt es sich nur um einfache Reads.

Orlando Magic: Die Quoten der Schützen in der Übersicht

Spieler3P%3PA
Gary Harris503,6
Cole Anthony42,94,0
Franz Wagner32,66,1
Paolo Banchero31,32,3
Wendell Carter Jr.31,33,2
Jalen Suggs254,0
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Orlando Magic: Franz Wagner sucht noch seinen Wurf

Viele seiner Pässe kommen nach Drives aus der Bewegung, wenn die Defense kollabiert. Ein wichtiges Attribut, auch weil der Wurf weiterhin nur bedingt fällt. Ideal wäre es, wenn Orlando mehr Shooting um ihn herum aufbieten könnte, das gibt der Kader aber noch nicht her. Wagner könnte einer dieser Abnehmer sein, aber auch er ist noch etwas auf der Suche. Zum Auftakt gegen Houston startete der Berliner noch 3/3 von Downtown im ersten Viertel, seither hat Wagner in keinem Spiel auch nur ein Drittel seiner Dreierversuche verwandelt.

Wirklich treffsicher ist Wagner derzeit nur aus der Mitteldistanz (44 Prozent), am Ring wurde er schon neunmal abgeräumt. Es ist noch nicht die erhoffte All-Star-Saison für den 22-Jährigen, hier und da blitzt das enorme Potenzial aber trotzdem auf. Auch das sollte Orlando Hoffnung geben. Banchero und Wagner können besser spielen, auch nach nur sieben Spielen gibt es schon wieder kleinere Verletzungen und doch stehen die Magic bei einer positiven Bilanz.

Diese Mannschaft hat eine Identität und noch jede Menge Luft nach oben. Dazu kommt ein sehr offener Osten, in dem hinter der Spitze um Boston, Milwaukee und Philadelphia jede Menge Fragezeichen zu verorten sind. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, aber Orlando sollte bei der Vergabe der Playoffplätze ein Wörtchen mitreden und das ist ein klarer Schritt nach vorne.

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