NBA

NBA Draft 2022, Beste Big Men: Die Evolution der Center - und warum Chet Holmgren nicht floppen wird

Chet Holmgren könnte in einer Woche der Top-Pick werden.
© getty

Noch eine Woche, dann beginnt der NBA Draft 2022. Nach dem Big Board mit den besten 25 Spielern geht unser Fokus nun zu den großen Jungs. Wir haben Scouting Reports zu Chet Holmgren, Paolo Banchero und Co. erstellt und erörtern, was ein Big Man in der heutigen NBA können muss.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In den vergangenen Jahren wurde viel darüber philosophiert, ob der klassische Big Man ausstirbt. Verständlich, schließlich hat sich die NBA im Vergleich zur goldenen Center-Ära in den 90ern massiv verändert. Das Pendel hat sich in Richtung von Ballhandlern verschoben, vor allem durch das Wegfallen des Hand Checkings oder die Einführung der Zonen-Verteidigung.

Die NBA wird inzwischen von Pick'n'Rolls und Handoffs dominiert, das sind die effizientesten Methoden, um gute Offense zu generieren. Die Regeln im Post sind dagegen die gleichen geblieben. Während am Perimeter fast jeder Kontakt abgepfiffen wird, kann unter dem Korb deutlich physischer verteidigt werden. Während die Effizienz bei den Guards durch mehr Dreier und Drives zum Korb in die Höhe geschossen ist, bleibt die Erfolgsrate der Postups in etwa gleich.

Zur Einordnung: Postups werden seit 2015 getrackt, damals scorte Dirk Nowitzki 1,02 Points per Play. Das wäre in der abgelaufenen Saison die schlechteste Offense der Liga gewesen, damals war es unterer Durchschnitt. 2021/22 postete niemand so oft wie Joel Embiid auf, effizient im Vergleich zu anderen Go-to-Plays war aber auch er nicht (1,05 PPP). Die Ausnahme stellt Nikola Jokic dar (1,17 PPP bei knapp 400 Possessions), seine Postups sind historisch gut, auch weil seine Passgeberqualitäten so gefürchtet sind, dass gegnerische Teams auf das Doppeln oft verzichten.

Dass Offense über einen Center läuft, ist seltener geworden und den absoluten Stars vorbehalten. Jokic, Embiid, Karl-Anthony Towns - die Dichte in der Spitze ist bei den Big Men durchaus hoch und der Trend der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Bigs noch immer eine wichtige Rolle spielen. Dennoch liegen sie in der Wertigkeit überwiegend hinter Flügelspielern und teilweise auch den Guards.

Nikola Jokic hat sich auch in dieser Saison im MVP-Voting gegen Joel Embiid durchgesetzt.
© getty
Nikola Jokic hat sich auch in dieser Saison im MVP-Voting gegen Joel Embiid durchgesetzt.

NBA Draft: Der Wert des Big Man nimmt ab

Abseits von Jokic und Embiid, die nun seit zwei Jahren das MVP-Voting dominieren, sind Center zumeist eher wichtige Rollenspieler als Stars. Das spiegelt sich auch in den laufenden Playoffs wider. Deandre Ayton, Bam Adebayo, Brook Lopez, Robert Williams oder Kevon Looney sind alle maximal Co-Stars bzw. für Ringschutz und Rebounding zuständig.

Während Rudy Gobert und Ayton von den Dallas Mavericks ohne einen klassischen Center marginalisiert wurden, war es ausgerechnet der bieder wirkende Looney, der Dallas mit seinem Rebounding vor Probleme stellte. Williams ist dagegen mit seiner Mobilität erfolgreich und gibt einen herausragenden Ausputzer. Wie Looney ist er aber vor allem ein Star in seiner Rolle.

Und damit kommen wir nun auch zu den Dingen, welche Teams heutzutage von ihren Bigs haben wollen. Wir brechen dies auf einige Modelle herunter:

  • Die offensiven Franchise-Stars: Joel Embiid, Karl-Anthony Towns, Nikola Jokic
  • Die Einhörner: Myles Turner, Kristaps Porzingis
  • Die klassischen Ringbeschützer: Rudy Gobert
  • Die Small-Ball-Verhinderer: Bam Adebayo

Fällt ein Prospect nicht klar in eine oder gar zwei dieser Kategorien, sollte ein Team in der Regel keinen Erstrundenpick verwenden. In den vergangenen Jahren geht der Trend auch in diese Richtung, auch der (zweifache) Player of the Year aus dem College, Luka Garza, war 2021 erst ein später Zweitrundenpick.

Ein offensiv solider Big mit Post Moves, der defensiv ein Manko wie Garza ist, hat heutzutage keine Chance mehr. Der Center ist die letzte Instanz, er muss für seine Mitspieler aufräumen können. Wenn ein Guard defensiv schwach ist, kann das aufgefangen werden, bei einem Center ist das kaum möglich.

So ist der Kreis an potenziellen Fünfern in diesem Draft sehr eingeschränkt, wir haben gerade einmal sechs Spieler identifiziert, deren Namen am 23. Juni in der ersten Runde aufgerufen werden könnte.

CHRISTIAN KOLOKO (ARIZONA)

Geburtstag: 20. Juni 2000 (22) / Größe: 2,16 Meter / Spannweite: 2,24 Meter / Gewicht: 102 Kilo

Christian Koloko: Seine Statistiken pro 40 Minuten

PTSREBASTBLKFG%3P%FT%
19,811,52,24,363,5-73,5

Stärken:

  • Mit 22 Jahren schon recht alt, allerdings ist Koloko noch lange kein fertiger Spieler. Bewegt sich für seine Größe sehr flüssig und sorgte für zahlreiche Highlights als Help Defender mit krachenden Blocks.
  • Zeigte auf dem College Potenzial als Switch-Big und bringt die nötigen Tools dafür mit, auch wenn er dabei noch viel zu viele Fouls beging.
  • Offensiv schließt er elitär in Korbnähe ab und hat ein paar Moves, die über Dunks und Korbleger hinausgehen. In seinem dritten College-Jahr ist die Freiwurfquote deutlich nach oben gegangen, hier und da traf Koloko auch den einen oder anderen Sprungwurf aus der Mitteldistanz.

Schwächen:

  • Er bleibt sehr roh, vor allem weil er erst mit 15 Jahren wirklich damit begann, Basketball zu spielen. Teilweise läuft das Spiel für ihn noch zu schnell ab.
  • Sehr anfällig für Turnover, was vor allem auf zahlreiche Illegal Screens zurückzuführen ist. Aber auch seine Pässe sind häufig nichts besonders genau.
  • Es könnten noch einige Kilos fehlen. Koloko hatte bereits auf dem College gegen physische Gegenspieler seine Probleme und ist für seine Position nicht der beste Rebounder. Auch gegen offensiv talentierte Bigs geriet er immer wieder in Schwierigkeiten.

Erinnert an: Hassan Whiteside, Brook Lopez

SPOX-Prognose: Zweite Runde

Best Fit: Toronto Raptors, Portland Trail Blazers, San Antonio Spurs