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NBA-Legendenserie - Kobe Bryant: Ein Leben der Extreme

Kobe Bryant spielte 20 Jahre für die Los Angeles Lakers.
© getty

Am 26. Januar 2020 starb Kobe Bryant auf tragische Art und Weise, die Legende der Los Angeles Lakers wird aber für immer in Erinnerung bleiben. Über 20 Jahre erlebte die Black Mamba alle Höhen und Tiefen und war der Spieler, der Michael Jordan mit seiner Art am nächsten kam. Bryant polarisierte wie kaum ein anderer, an seinem Vermächtnis zweifelt indessen niemand.

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Dieser Artikel erschien erstmals am 26. Januar 2021. Alle weiteren Geschichten zu den besten NBA-Spielern aller Zeiten findet Ihr in unserem Archiv!

Im Januar 2020 stand nicht nur die Basketball-Welt still, als bekannt wurde, dass Kobe Bryant, dessen Tochter Gianna und sieben weitere Passagiere bei einem Helikopter-Absturz starben. Die NBA verlor eines ihrer größten Gesichter mit gerade einmal 41 Jahren. Über 20 Jahre hielt Bryant für die Los Angeles Lakers die Knochen hin, gewann fünf Meisterschaften, wurde MVP, erzielte in einem Spiel 81 Punkte und prägte die Post-Jordan-Ära wie kein Zweiter.

Bryant war von seiner Spielweise her der Jordan nach Jordan, eine unnahbare Person, polarisierend. Es gibt Argumente, dass Kobe während seiner Jahre nie der beste Spieler der NBA war, es gibt jedoch genauso viele Argumente dagegen. Kobe war größer als Basketball, zusammen mit Shaquille O'Neal brachte er der Liga Glamour, als diese nach Jordans Rücktritt und dem imageschädigenden Lockout händeringend nach neuen Gesichtern suchte.

Tim Duncan, der ewige Gegenspieler von den San Antonio Spurs, konnte und wahrscheinlich wollte das nie sein, zu langweilig und monoton kam sein Spiel daher, auch wenn seine Effizienz und Erfolge für sich sprachen. Bryant war hingegen zur richtigen Zeit am richtigen Ort - in Los Angeles, in Hollywood, wo sein Style und sein Flair auf dem Court einen Nerv trafen.

Über 20 Jahre durchlebte die Stadt alle Höhen und Tiefen, die Bryant während seiner Karriere durchlief. Und das waren jede Menge. Schon als Teenager war Kobe so etwas wie ein Rockstar, an dem sich auch die Geister schieden. Es war Sonny Vaccaro, über Jahre so etwas wie der Schuh-Mogul der NBA, der mit Bryant alles auf eine Karte setzte. Schon bevor Bryant überhaupt gedraftet wurde, stattete ihn adidas mit einem damals unerhört fetten Vertrag (6 Jahre, 48 Millionen Dollar) aus.

Kobe Bryant: Keine Angst vor den Etablierten

Bryant war damals 17, noch auf der High School. Wenige Tage zuvor hatte er mit seiner Entscheidung, das College zu überspringen, das Land gespalten. Ein minderjähriger Guard in der NBA? Das hatte es noch nie gegeben. Rund 1.000 Leute quetschten sich in die Halle der Lower Merion High School, eine beschauliche Institution, die nie für ihr großes Basketballprogramm bekannt war.

"I'm taking my talents to the NBA" (wem kommt der Satz bekannt vor?), verkündete Bryant, mit Sonnenbrille ausgestattet, in Anwesenheit von Kamerateams von ESPN oder der Washington Post.

"Das ist ein großer Fehler", meinte zum Beispiel Celtics-Assistant Jon Jennings. "Kevin Garnett ist der beste High Schooler, den ich je gesehen haben und selbst ihm hätte ich von diesem Schritt abgeraten." Der Power Forward der Minnesota Timberwolves hatte ein Jahr zuvor als erster High Schooler seit über 20 Jahren den gleichen Schritt gewagt. Die Legende besagt, dass Bryant dies überhaupt nicht schmeckte, schließlich wollte er dies als Erster tun.

Bryant besaß schon immer ein überbordendes Selbstvertrauen, viele legten es ihm als Arroganz aus. Für Bryant war es stets selbstverständlich, dass er auf dem Feld den Takt vorgab. So verließ Liga-MVP Karl Malone 1998 beleidigt das All-Star-Game, nachdem Kobe ihm Anweisungen gab, wann und wie er Picks für ihn setzen solle.

"Wenn mir Youngster sagen, wo ich stehen soll, dann brauche ich nicht zu spielen", ätzte Malone. Bryant war gerade einmal in seiner zweiten Saison und bei den Lakers Reservist, dennoch wählten ihn die Fans als Starter ins All-Star Game.

Kobe Bryant: Die Kindheit in Italien prägt

Sein großes Ego sollte über seine komplette Karriere immer wieder ein Thema sein, über seine Beziehung mit Shaq wurden ganze Bücher geschrieben. Als Zankapfel wurde immer wieder der so selbstsüchtige Bryant dargestellt, der es nicht verstand, im Teamverbund zu funktionieren. Doch woher sollte das auch kommen?

Bryant war ein Eigenbrötler mit einem Hang zum Perfektionismus, der in einer anderen Welt als viele andere NBA-Stars aufwuchs. Die Bryants waren Nomaden. Vater Joe "Jellybean" Bryant war in Philadelphia zwar ein Hometown-Hero, konnte sich in der NBA aber nie wirklich durchsetzen. "Jellybean" nahm das Leben leicht, versauerte dafür aber bei den Sixers, die 1977 die Finals erreichten, auf der Bank.

Nach Stationen in San Diego und Houston verkaufte Bryant Sr. zwischenzeitlich Autos, bevor er nach Italien vermittelt wurde. Acht Jahre lebten die Bryants an verschiedenen Orten in Bella Italia, auch der kleine Kobe. Zwar lernte Kobe schnell Italienisch, Freundschaften entstanden aufgrund der vielen Umzüge aber nicht.

Stattdessen übte Bryant alleine seine Moves, die er dann als Balljunge in den Halbzeitpausen den italienischen Fans vorführte. Inspiration erhielt er aus den USA, die Familie nahm fleißig NBA-Spiele auf, vorzugsweise der Showtime-Lakers mit Kobes Lieblingsspieler Magic Johnson.

Kobe dominierte ältere Gegenspieler in Italien, doch schon da zeigte sich, dass er einfach nicht verlieren konnte. NBA-Scouts vermuteten, dass er in dieser Zeit das Vertrauen in seine Mitspieler verlor. Ein Umstand, der ihn auch in der NBA noch viele Jahre verfolgen würde.

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