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NBA - Dirk Nowitzki im Interview: "LeBron James fühlt sich nicht respektiert"

Von Frederik Harder
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© getty / Darren Carroll/NBAE

Fast 18 Monate ist es nun schon her, dass Dirk Nowitzki seine Karriere bei den Dallas Mavericks beendete. Im Interview mit DAZN und SPOX spricht der Deutsche über die NBA Finals, die Entwicklung von Luka Doncic und seine persönliche Zukunft, womöglich auch als Coach.

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Außerdem berichtet der 42-Jährige, wie es als virtueller Fan in Spiel 1 der Finals war und welche Erinnerungen er an die Miami Heat hat.

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Herr Nowitzki, Sie waren in Spiel 1 der Finals virtuell als Fan auf einer riesigen Videoleinwand dabei, inmitten einer Riege an Superstars. Wie hat sich das angefühlt?

Dirk Nowitzki: Das war schon komisch, hat aber Spaß gemacht. Wir leben in einer virtuellen Zeit. Ich war mit all diesen Legenden in einem riesigen Zoom-Chat und wir konnten uns somit sogar unterhalten, während wir uns das erste Viertel angeschaut haben. Ex-US-Präsident Barack Obama war dabei und hat erzählt, was gerade so los ist. Shaquille O'Neal hat mit jedem rumgeflachst. Es war eine coole, neue Erfahrung. Das Spiel war allerdings nicht so toll zu verfolgen, das war über das Internet etwas holprig.

Was erzählt man sich denn so, wenn der Ex-Präsident dabei ist?

Nowitzki: Als der Präsident dazugeschalten wurde, wurden alle etwas ruhiger und haben nur noch zugehört. Vorher hat Shaq durchgehend rumgealbert und mit mir auf Deutsch gesprochen. Er wurde ja in Deutschland geboren. Er hat dann versucht, mit mir Witze auf Deutsch über die anderen zu machen. Dann kamen Pau Gasol und Manu Ginobili dazu, mit denen hat er auf Spanisch geflachst. Er hat also den ganzen Raum unterhalten, obwohl er in jeder Sprache nur ein paar Worte kann.

Dirk Nowitzki über die NBA Finals: "Wenn sich da jemand rauskämpfen kann, dann Miami"

Lassen Sie uns etwas tiefer auf die Finals eingehen. Bei Miami sind die Verletzungssorgen groß. Was muss passieren, damit die Serie doch noch einmal spannend wird?

Nowitzki: Miami hat schon ein paar schwere Serien hinter sich, sie sahen deshalb auch ein bisschen müde aus, nicht aggressiv genug und oft einen Schritt zu langsam. Das hat man auch in der Zonenverteidigung gesehen, auf die sich die Lakers zudem ausgiebig vorbereiten konnten. Sie haben in den vergangenen Runden viel mitgemacht. Miami ist leider ein bisschen angeschlagen, aber ich weiß aus eigener Erfahrung: Wenn sich da jemand rauskämpfen kann, ist es Miami. Sie haben diese Kultur, nie aufzugeben, immer weiterzukämpfen und für verletzte Spieler in die Bresche zu springen. Diese Kultur herrscht dort seit vielen Jahren.

LeBron James hat nach Spiel 1 selbst darauf hingewiesen, dass man sich nicht zu sicher sein sollte und dabei auch auf die Finalserie 2011 verwiesen, in der Sie ein Hauptprotagonist waren. War Miami vielleicht der größte Rivale Ihrer Karriere, weil Sie beide Finalserien gegen die Heat bestritten haben?

Nowitzki: Natürlich war Miami einer unserer großen Rivalen, obwohl wir nur zweimal in den Playoffs gegen sie gespielt haben. Die größten Rivalitäten im Westen hatten wir mit San Antonio und Phoenix, als Steve Nash gegangen ist und wir zweimal in den Playoffs auf die Suns trafen. Auch gegen Sacramento haben wir am Anfang meiner Zeit oft gespielt, damals noch mit Peja Stojakovic, Vlade Divac und Chris Webber. Aber an Miami erinnere ich mich trotzdem am meisten.

Warum ist das so?

Nowitzki: In den Finals ist der Druck am allergrößten. 2006 haben wir eine 2-0-Führung verspielt, 2011 waren wir der absolute Underdog und haben uns trotzdem durchgekämpft und das Ding gewonnen. Deshalb ist Miami für mich immer eine schöne und schlechte Erinnerung zugleich. Als ich in meinem letzten Jahr nochmal in die Halle gekommen bin, haben mich die Emotionen überkommen. Ich habe den Banner von 2006 gesehen, der unter der Decke hängt, gleichzeitig dachte ich auch an unsere Meisterschaft. Deshalb gehe ich da immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus der Arena.

Dirk Nowitzki wurde 2011 mit den Dallas Mavericks Meister - gegen die Miami Heat und gegen LeBron James.
© getty
Dirk Nowitzki wurde 2011 mit den Dallas Mavericks Meister - gegen die Miami Heat und gegen LeBron James.

Dirk Nowitzki über LeBron James: "Der beste All-Around-Spieler, den unser Sport gesehen hat"

LeBron James steht jetzt zum zehnten Mal in den Finals. Viele nehmen diese Erfolge als selbstverständlich hin. Auch im fortgeschrittenen Alter dominiert er noch auf Top-Niveau. Wie sehen Sie seine Leistungen?

Nowitzki: Er ist unglaublich. Er ist einer der Besten, die dieses Spiel je gespielt haben. Dass er immer noch auf diesem Level spielen kann, ist unglaublich - wie athletisch er ist, er ist fast nie verletzt und spielt jeden Abend konstant auf hohem Level. Das ist schon Wahnsinn. Er hat das Spiel im Griff, verteidigt super, kümmert sich am Ende des Spiels um die wichtigsten Spieler. Er ist wahrscheinlich der beste All-Around-Spieler, den unser Sport gesehen hat. Er war auch in diesem Jahr nicht weit vom MVP-Award weg.

War es für Sie deshalb nachvollziehbar, dass er kein großes Verständnis dafür hatte, nur 16 First-Place-Votes bei der MVP-Wahl erhalten zu haben?

Nowitzki: Die größten Spieler verwenden ganz kleine Sachen, um sich für die Playoffs zu motivieren. Das hat man auch in der Michael-Jordan-Doku "The Last Dance" super gesehen. Die Stars steigern sich da rein, um auf allerhöchstem Niveau spielen zu können für eine so lange Zeit. LeBron fühlt sich angespornt und nicht respektiert. Für mich hat Giannis aber den MVP verdient. Es ist ja auch im All-Star Game so, dass jedes Jahr zwei oder drei Spieler nicht gewählt werden, die dann enttäuscht sind. Aber das ist nun einmal so und gehört dazu, es gibt eben nur einen MVP und die Plätze im All-Star Game sind begrenzt.

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