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NBA: Mike Conley bei den Utah Jazz - Einst Ikone, nun Schattenmann

Mike Conley spielt seit dieser Saison für die Utah Jazz.
© getty

Der Trade von Mike Conley von den Memphis Grizzlies zu den Utah Jazz galt vor der Spielzeit als großer Coup für das Team vom Salzsee. Der Point Guard hat im Mormonenstaat aber noch Anlaufschwierigkeiten. Trotzdem liefert Conley auch so genau das, was die Jazz für einen tiefen Playoff-Run brauchen.

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Nah dran, aber nicht gut genug - so ließen sich die Utah Jazz in den vergangenen Jahren beschreiben. Hinter den Golden State Warriors und den Houston Rockets hatten sich die Mormonen dank Donovan Mitchell und Rudy Gobert als dritte Kraft im Westen etabliert, in den Playoffs scheiterten die Jazz aber jeweils deutlich an Houston (jeweils 1-4).

Die Problemfindung war einfach, die Defense war zwar gut, offensiv das Team jedoch zu abhängig von Mitchell, dem gerade einmal 23 Jahre alten Guard. Dies wurde im Sommer adressiert, Ricky Rubio wurde nicht verlängert, dafür schnappte sich Utah für den Flügel unter anderem Bojan Bogdanovic sowie Jeff Green und füllte den Kader auch ansonsten sinnvoll auf.

Der vermeintlich beste Move war aber der Trade für Mike Conley, der zwölf Jahre lang für die Memphis Grizzlies auflief und über die Jahre zur Franchise-Ikone aufstieg. Auch dort wurde wie in Utah vieles im Kollektiv aufgefangen, jedoch war Conley als einziger echter Ballhandler zumeist der Initiator. Am Salzsee ist das anders, erstmals in seiner Karriere spielt ein potenzieller All-Star neben ihm im Backcourt.

Mike Conley: Schwacher Saisonstart bei den Utah Jazz

Mit 32 Jahren (und einer schweren Achillessehnenverletzung 2017) ist dies eigentlich positiv, mit weniger Aufmerksamkeit könnte Conley effizienter spielen und in großen Momenten zur Stelle sein. So zumindest die Theorie, die Praxis sieht bisher auf dem Papier etwas anders aus. In 17 Partien legte der Point Guard bisher 14,8 Punkte und 4,6 Assists bei Quoten von lediglich 37,3 Prozent auf, so schlecht traf Conley in seiner langen Karriere noch nie.

Immerhin: Der Distanzwurf ist ein Lichtblick, über die vergangenen zehn Partien versenkte Conley gute 39,6 Prozent bei über fünf Versuchen pro Spiel - trotz des eher mageren Auftritts gegen die Bucks (6 Punkte, 9 Assists, 0/3 Dreier). Es ist ein wichtiger Umstand, nachdem der Veteran so fürchterlich in die Saison gestartet war. 1/16 zum Auftakt, 0/7 nur wenige Tage später, das nagte sichtlich an Conley.

"Mein Problem ist, dass ich zu spät erkenne, wann ich offen bin", gestand Conley nach der Niederlage bei den Los Angeles Lakers im zweiten Saisonspiel. "Einige Male hätte ich einfach werfen sollen, aber ich bin es gewohnt, den freien Mann zu finden." Der Guard verglich es mit Treibsand, je härter er es versuche, desto tiefer werde er nach unten gezogen.

Die Statistiken von Mike Conley in den vergangenen vier Jahren

SaisonTeamSpiele / MinutenPunkteReboundsAssistsFG%3FG%
2016/17Grizzlies69 / 33,220,53,56,346,040,8
2017/18Grizzlies12 / 31,117,12,34,138,131,2
2018/19Grizzlies70 / 33,521,13,46,443,836,4
2019/20Jazz17 / 30,614,83,24,637,334,8

Mike Conley: Neue Mitspieler und der Zahn der Zeit

Die Umstellung war doch größer als gedacht, das zeigte auch das Zusammenspiel mit Rudy Gobert. Conley spielte fast seine komplette Laufbahn mit Marc Gasol auf Center, dem kompletten Gegenteil zu Gobert. Während Gasol vor allem mit seiner Spielintelligenz glänzte und als Pick'n'Pop-Partner brillierte, setzt der Franzose auf seine überragende Athletik, um zum Korb abzurollen.

Dies ist eine große Umstellung, die Conleys Spiel natürlich verändert. Er kommt nicht mehr so häufig zum Korb wie noch für die Grizzlies, pro Partie nimmt Conley rund zwei Würfe weniger in der Zone. Ebenfalls auffällig: Der Floater, in der Vergangenheit eine echte Stärke, fällt bisher nur zu 30 Prozent.

Das wird sich mit Sicherheit über die Saison normalisieren, doch es sticht ins Auge, dass Conley sich nicht mehr so leicht Platz mit seinen Drives verschaffen kann. Das mag einerseits mit dem neuen Team und den fehlenden Automatismen zusammenhängen, andererseits wirkt der 32-Jährige eine Ecke langsamer als noch vor ein paar Jahren.

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© nba.com

Utah Jazz: Conley rückt ins zweite Glied

Verwundern sollte das nicht. Neben seiner Achillessehnenverletzung hatte Conley immer wieder kleinere Verletzungen, mehr als 70 Partien absolvierte der frühere vierte Pick aus dem Draft von 2007 zuletzt 2013/14.

Zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere ist es deswegen genau richtig, dass Conley nun in Salt Lake City ins zweite Glied rückt. Als Verteidiger bleibt er auf der Eins überdurchschnittlich, für die Punkte sind vornehmlich Mitchell oder Bogdanovic zuständig.

Spielt dieses Trio zusammen, klickt es für Utah. Bisher waren es 318 Minuten, in denen Utah fast 14 Punkte auf 100 Ballbesitze mehr als der Gegner erzielte. Das Offensiv-Rating von 114,8 ist dazu das Beste aller Jazz-Dreiergespanne, die mindestens 100 Minuten zusammen auf dem Feld standen.

Utah Jazz: Das Zusammenspiel wird besser

Vielmehr sind die schwachen Bank-Lineups dafür verantwortlich, dass die Jazz mit ihrer Offense nur auf Platz 21 liegen (106,2 Punkte auf 100 Ballbesitze). In den entscheidenden Phasen stehen Conley, Bogdanovic und Mitchell aber sowieso auf dem Feld und der am Ende überzeugende Sieg bei den Minnesota Timberwolves in der vergangenen Woche malte ein Bild, wie es in den heißeren Saisonphasen aussehen könnte.

Im vierten Viertel war die Partie ausgeglichen, bevor Conley, Mitchell und Bogdanovic zusammen gleich sieben Dreier trafen und sich diese fast alle gegenseitig auflegten. "Der Ball lief, langsam kommen wir dahin, wo wir hin wollen", befand auch Gobert. "Wir verstehen nun, wann wir welches Play laufen müssen."

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© NBA

Es macht die Jazz auf jeden Fall schwieriger auszurechnen. In der Vergangenheit war das Team von Quin Snyder zu abhängig von Mitchell, gerade weil Rubio zwar ein genialer Spielmacher ist, doch seine Wurflimitationen in der Liga bestens bekannt sind. Utah stellt weiterhin eine der besten Verteidigungen der Liga, ist aber auch variabler geworden und steht trotz einiger Holprigkeiten bei einer Bilanz von 11-6 und damit erneut in der Spitzengruppe der Western Conference.

Conley hat daran trotz gewisser Schwierigkeiten seinen Anteil. Mit einem Salär von über 32 Millionen Dollar mag er überbezahlt und über den Zenit seiner Karriere hinaus sein, doch als überqualifizierter Rollenspieler kann er Utah im Verbund mit Mitchell, Bogdanovic und Gobert auf das nächste Level hieven. Der Start war holprig, doch am Salzsee ist alles auf die Monate April, Mai und eventuell Juni ausgerichtet - mit dem Luxus, einen Mike Conley in der Hinterhand zu haben.

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