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NBA - Mavs-Legende Dirk Nowitzki: Die Lieblings-Erinnerungen der Redakteure

Von SPOX
Dirk Nowitzki gehört zu den größten Legenden der deutschen Sportgeschichte.
© SPOX

Es ist soweit, die Dallas Mavericks haben am Christmas Day eine Statue zu Ehren von Dirk Nowitzki enthüllt. Vollkommen zu Recht! Zu diesem feierlichen Anlass erinnern wir uns an den besten deutschen Basketballer aller Zeiten. Von persönlichen Begegnungen über wilde Nächte vor dem Fernseher bis hin zu seinem vielleicht berühmtesten Markenzeichen.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich zum Anlass von Dirk Nowitzkis Karriereende am 10. April 2019.

Florian Regelmann (Chefreporter SPOX): Was fällt mir zum Tall Baller from the G ein? Erst mal fallen mir unzählige Nachtschichten ein, die irgendwann dazu führten, dass ich Mavs-Heimspiele phasenweise nur noch wegen Dirk ertragen konnte. Ich sage nur: Come on, AAC! Let's go Mavs! Gerade mal einen Spielbericht aus 2009 angeklickt, damals haben wir offenbar Noten gemacht. Wusste ich gar nicht mehr. Dirk hatte beim Sieg gegen die Clippers eine 2, so wie Erick Dampier auch. Wahrscheinlich Dampiers einzige 2 ever. Mir fällt der SPOX-Livestream von Spiel 7 gegen die Spurs ein mit Buschi und Coach Bauermann am Mikro in geiler Büro-Umgebung, nachdem ich zuvor in gewohnter Manier einen Sweep für San Antonio prognostiziert hatte. Legendäre Starting Five der Mavs damals: Calderon, Ellis (Closer!), Marion, Dirk und Dalembert.

Nein, die eindrücklichste Erinnerung war aber die persönliche Begegnung, als ich Dirk zum ersten Mal live in Dallas treffen und interviewen durfte. Dirk hat auch an diesem Tag nach dem Spiel wie immer ewig gebraucht, bis er mal geduscht hatte und sich der Journalisten-Meute stellte. Nachdem die US-Kollegen fertig waren, haben wir über eine halbe Stunde gequatscht. Wir waren die letzten in der Kabine. "Wir sehen uns dann in NY, mein Lieber!", rief er zum Abschluss noch hinterher. Dort sollte wenige Tage später das All-Star Game stattfinden.

Während ich durch die Katakomben ging, kam ein Gefühl in mir auf, das ich bis heute nur ein weiteres Mal in meinem Journalisten-Leben hatte - und zwar nach einem Interview mit Roger Federer: Unfassbar, was für ein cooler Typ das ist. Dirk steht für mich in einer Reihe mit Roger, wenn es um die größten Sportler aller Zeiten geht, die es trotzdem schaffen, menschlich noch beeindruckender zu sein. Wie auch immer sie das hinkriegen.

Alex Schlüter (Kommentator DAZN): 2001 - Verdammt, war mein Trainer sauer, als ich irgendwann anfing, mich zu benehmen wie Dirk. Die X-Beine bei den Freiwürfen, das ständige Zupfen am Trikot, die Frisur. All das tat meinem Spiel nicht gut, war aber Teil tiefster Verehrung für den größten Sportler Deutschlands. Ich bin und war eigentlich kein klassischer Fan-Boy, ich habe nicht einmal richtige Lieblingsmannschaften, egal in welcher Sportart. Bei Dirk ist es anders, war es immer. Basketball fand ich schon vor ihm toll. MJ war Gott, Shaq ein Monster - Dirk war anders. Der Typ von nebenan, der es mit den Überathleten aufnahm.

Zeitsprung - 2015. Ich war beruflich schon eine Weile im Sport angekommen. Kommentar, Moderation, Interviews - vieles unglaublich toll und doch schnell Routine. Nun war es wieder anders. Die Mavs spielten in Philadelphia und ich sollte mein erstes Interview mit Dirk machen. Ausgerechnet vor dieser Partie hatte der schreckliche Terroranschlag in Paris stattgefunden. Mein Chef wollte dazu eine Aussage von Dirk haben. Als wären Basketballfragen bei meinem Puls nicht herausfordernd genug gewesen. Nun auch noch so ein Thema, auf das er sicher überhaupt keine Lust haben würde.

Die Minuten nach dem Buzzer fühlen sich heute an wie der benebelte Rückblick auf eine durchzechte Partynacht. Die Stimme des Pressesprechers: "Who do you want?". Meine unsensible Antwort: "Only Dirk!". Die Fragen zum Spiel, zu seiner Saison. Alles etwas zittrig, aber passt schon irgendwie. Dann Paris. "Du hast es wahrscheinlich mitbekommen. Drüben in Europa ist etwas Schreckliches passiert." Die kurze Denkpause. Der Stimmungswechsel: "Ja, natürlich. Es ist wahnsinnig traurig. Wir leben in einer verrückten Welt. Aber es ist auch ein tolles Zeichen, wenn man jetzt sieht, wie viele Leute Anteil an den Opfern von Paris haben."

"Danke, Dirk!" Dirks Lächeln: "Na klar, gern. Wie lange seid ihr noch hier drüben, gefällt's euch?" Smalltalk. Wahnsinn. Ich verkneife mir ein: "Ich wollte immer so spielen wie du."

Der Weg zurück zum Auto ist in meinen Erinnerungen wieder klarer. Ich fing an zu hüpfen, vor Freude und Erleichterung. Ein bisschen dürfte ich ausgeschaut haben wie Dirk bei seinem Flamingo-Shot - gut, dass mein Trainer mich hier nicht sehen konnte...

Ole Frerks (NBA-Ressortleiter SPOX): 2011 verfolgte ich die NBA noch als (quasi-)normaler Student und der Playoff-Run packte mich, ohne dass ich ein Mavs-Fan gewesen wäre. In sportlicher Hinsicht, klar. "If I'm Serge Ibaka, I'm naming my first son Dirk", von Jeff Van Gundy ist einer der Sprüche des Jahrtausends, mindestens.

Aber auch insofern: Wer NBA-Fan in Deutschland ist, weiß ja, wie einsam es ist, sich nachts um 2 zu wecken, alleine ein Spiel zu gucken, seine Emotionen mit niemandem (Twitter zählt nicht) zu teilen, und dann nochmal zu schlafen oder sich zur Schule, Uni oder Arbeit zu schleppen. 2011 war das am Anfang genauso. Die Serie gegen Portland habe ich noch komplett alleine gesehen und am nächsten Tag den Kommilitonen erklärt, wo die Augenringe herkommen.

Mit jeder Serie, mit jedem weiteren Sieg stieg das Interesse aber. In den Finals hockten nachts dann teilweise zehn Leute in meiner Bude und haben mitgefiebert, die Nachbarn dürften es mir bis heute danken. Selber Schuld, sie hätten auch mitschauen dürfen! Wach waren sie ab einem gewissen Zeitpunkt ja sowieso, das war angesichts der Lautstärke unvermeidlich.

Genau daran denke ich aber gerne zurück - die Faszination Dirk ging so weit über den kleinen Kreis der NBA-Nerds in Deutschland hinaus, dass sich auch jeder andere für seinen Triumph begeistern konnte, und dafür sogar den "Daywalker-"Lifestyle in Kauf zu nehmen bereit war. So toll ist es nämlich gar nicht, wochenlang im Halbschlaf durch die Gegend zu irren. Aber das war es wert. Immer und immer wieder.

Robert Arndt (Redakteur SPOX): Ich kann mich dem Kollegen Frerks nur anschließen. 2010, 2011 waren für mich die ersten Jahre als Student, in denen ich mir Nächte um die Ohren geschlagen habe, um Playoffs-Spiele live zu sehen. Davor wurde oft auf CNN World Sport geschaut oder im Zweifel der Videotext bei DSF gecheckt. Umso mehr fieberte ich jedem Sommer entgegen, als Dirk auch mal zu erträglichen Zeiten im Free-TV aufzockte.

So blieben mir bis heute vor allem Nowitzkis Auftritte beim DBB-Team in Erinnerung, natürlich mit dem Highlight des Halbfinals 2005 gegen Spanien. Die Iberer waren schon damals gespickt mit Stars wie den jungen Jose Calderon, Fran Vazquez und vor allem La Bomba, Juan Carlos Navarro. Schon damals hatte ich das Gefühl, dass jeder Floater vom Barca-Star saß und genau das war der Fall, als der Shooting Guard die Spanier mit eben einem solchen Floater von der Freiwurflinie 20 Sekunden in Führung brachte.

Was dann aber passierte, war der pure Wahnsinn, ein großartiger Moment in der deutschen Sportgeschichte, wo alles passte. Da war natürlich Nowitzki, der Maskenmann Jorge Garbajosa mit einem Fake erst ausstiegen ließ und dann auch noch über einen zweiten Verteidiger den Jumper im Fallen zum Sieg traf. Und da war auch noch Frank Buschmann, der diesen Moment passend einfing.

"Sie liegen mit einem zurück, sie haben es in der Hand. Ball ist bei Nowitzki, da muss er hin." Spannung pur, Nummer 14 steigt hoch, dann folgt die Explosion! "JAAAA, JAAAA UND VERTEIDIGEN, VERTEIDIGEN JETZT." Die Stimme senkt sich wieder, "Auszeit Spanien." Besser konnte man diese Achterbahnfahrt der Gefühle einfach nicht einfangen. 3 Sekunden hatten die Spanier noch, Calderons Dreier war zu kurz. Dass Deutschland dann das Finale gegen Griechenland verlor? Geschenkt!

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