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Der Geist aus Minnesota

Kevin Love fand gegen die Celtics zurück zu alter Stärke
© getty

Kevin Love absolvierte in Spiel 1 der East Finals gegen die Boston Celtics das wohl beste Playoff-Spiel seiner Karriere. Die Cleveland Cavaliers benötigen ihren Big Man in dieser Verfassung. LeBron fordert: Love braucht seine alte Minnesota-Mentalität!

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Vor mittlerweile zwei Jahren spielte Kevin Love die ersten Playoffs seiner Karriere, nachdem er sich den Cleveland Cavaliers angeschlossen und mit LeBron James und Kyrie Irving die neue Big Three des Ostens gebildet hatte. Obwohl die Cavs es damals bis in die Finals schafften, war die Postseason für Love schon nach der ersten Runde beendet - Kelly Oynyk hatte ihn im Kampf um den Rebound (positiv ausgedrückt) die Schulter zerstört.

Nun läuft in den Eastern Conference Finals 2017 die Playoff-Revanche beider Teams. Und nachdem ausgerechnet besagter Olynyk zuvor in Spiel 7 gegen die Wizards zum Superhelden avancierte, lief die "Meme-Produktion" im Internet auf Hochtouren. Im Fokus: Kevin Love, wie er sich mit Schrecken im Gesicht an die Szene aus dem T.D. Garden erinnert.

"Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet", versicherte Love. "So etwas ist nichts, was mich belastet. Die Szene ist zwei Jahre her. Ich habe mich nur darauf konzentriert, dass wir erfolgreich in die Eastern Conference Finals starten."

Lue will Love mehr einbinden

Das tat der Champion aus Ohio mit Bravour - mit Love als zweitem Hauptdarsteller neben Playoff-Maschine LeBron James. Mit 32 Punkten (9/16 FG, 6/9 3FG) und 12 Rebounds legte der Big Man ein neues Playoff Career High auf. Der Abend von Love lässt sich getrost als Durchbruch in der laufenden Postseason bezeichnen, denn diese verlief für ihn bis dato mehr als bescheiden (13,8 Punkte).

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Das lag allerdings nicht nur an ihm. "LeBron hat in allen Spielen so überragend und dominant gespielt, dass es nicht einfach war, Kevin konstant in die Offense einzubinden", erklärte Head Coach Tyronn Lue, der auch den eigenen Fehler eingestand, darauf nicht ausreichend geachtet zu haben. "Aber wir haben das Problem besprochen und sind es angegangen. Kevin war bereit und hat die Performance abgeliefert, die wir von ihm brauchen."

So war in Boston nichts mehr zu sehen von der Passivität Loves, die zuvor teilweise bemängelt wurde. Er spielte aggressiv, bot sich im Post an, nutzte seine Mismatches aus, indem er konsequent zum Brett ging. Daraus generierte er Selbstvertrauen für seine Triples, für die er aufgrund der Celtics-Fokussierung auf James genügend Freiraum hatte.

James auf der Bank? Love übernimmt!

Er lieferte aber auch ohne den King auf dem Court. Als dieser zusammen mit Irving am Anfang des zweiten Viertels pausierte, riss Love die Verantwortung an sich, sodass der Gegner nicht von James' Abwesenheit profitieren konnte. Beispielsweise kam er zu Back-to-Back-Punkten aus dem Lowpost gegen Marcus Smart, der nach einem der Plays hilflos wie eine Schildkröte auf dem Rücken liegen blieb und ein Offensiv-Foul forderte.

Wer sich zurecht fragt, warum der kleine Guard Smart das "Opfer" darstellte: Al Horford verteidigte Deron Williams am Perimeter, da Coach Brad Stevens bei diversen Screens offenbar eine "Switch Everything"-Strategie vorgegeben hatte. Sehr gut möglich, dass das in Spiel 2 anders wird, wofür vermutlich auch Olynyk plädieren dürfte...

Nach 33 Minuten Spielzeit für Love stand also das Career High. Dass ein Double-Double an der Seite von James alles andere als selbstverständlich ist, zeigt folgendes Stats-Schmankerl: Der letzte Spieler, dem an der Seite von James ein Double-Double mit mindestens 30 Punkten und 10 Rebounds gelang, war Dwyane Wade.

Der Geist von Minnesota

Love selbst betont derweil, dass ihm egal sei, wie groß seine Rolle auf dem Parkett ist. "Ich sage zu Coach Lue immer wieder: 'Es interessiert mich nicht, ob ich 25 Würfe in einem Spiel bekomme oder 5'." Doch auch er wird wissen, dass es spätestens in den Finals nicht mehr reichen wird, dass die Big Three der Cavs phasenweise eher an ein (extrem erfolgreiches) Ein-Mann-Abrissunternehmen erinnern.

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Dabei geht es gar nicht primär um die von Love angerissene Thematik der Wurfanzahl. Wichtiger ist die Körpersprache, mit der er dem Gegner signalisiert, jedes übertriebene Doppeln gegen James zu bestrafen. LeBrons Ansage geht in eine ähnliche Richtung: "Wir brauchen die Mentalität von Kevin, die er in Minnesota hatte, wo er jedes Spiel entscheiden konnte. Und dabei geht es keinesfalls darum, dass seine Usage Rate hier genauso hoch ist wie damals."

Wie diese Mentalität aussieht, meint James erkannt zu haben: "Ich habe es heute Morgen schon in Kevins Gesicht gesehen, dass er diese Art von Spiel für uns abliefern wird", erklärte er.

Sollte sich Loves Gesichtsausdruck vor Spiel 2 (2.30 Uhr live auf DAZN) nicht wandeln, wird es dunkel für die Celtics. Playoff-LeBron macht schließlich schon genug Ärger - da kann man einen Love mit Minnesota-Mentalität nicht auch noch gebrauchen.

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