NBA

"2011 war keine Frage des Geldes"

Donnie Nelson arbeitet seit 1998 mit Dirk Nowitzki zusammen
© getty

Seit elf Jahren leitet Donnie Nelson als General Manager die Geschicke der Dallas Mavericks und überzeugte die Franchise einst, Dirk Nowitzki zu draften. Im Interview spricht der 53-Jährige über dessen neuen Vertrag, die Neuzugänge im Team und die Super-Warriors. Außerdem äußert er sich zu Mark Cuban als US-Präsident und zu den Free-Agency-Problemen in Dallas.

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SPOX: Herr Nelson, Sie haben in dieser Offseason einen alternden 38-Jährigen, der kaum springen oder rennen kann, mit einem Zweijahresvertrag über 50-Millionen Dollar ausgestattet. Ist das nicht ein bisschen viel?

Donnie Nelson: (lacht) Dirk Nowitzki ist jeden Penny wert. Er hatte vergangene Saison trotz des hohen Alters eines seiner besten Jahre und er verkörpert unsere Organisation wie kein anderer. Dirk ist unsere DNA - und war das in allen 18 Jahren, die er hier in Dallas ist. Er ist nicht einfach nur ein Basketballer. Er ist die Seele dieses Teams.

SPOX: Nachdem er zuletzt zweimal einen geringer dotierten Vertrag unterschrieben hatte, um dem Team zu helfen, wird Nowitzki kommende Saison wieder in die Top 10 Verdiener der Liga aufsteigen. War das seine oder ihre Idee?

Nelson: Dirk ging es nie ums Geld. Es ist für ihn lediglich ein Nebenprodukt seines Erfolgs. Was Dirk in der ganzen Zeit verdient hat, wird er in seinem Leben nicht ausgeben können. Sein Vertrag hat mehr mit der Liebe zum Basketball zu tun. Und mit dem Gefühl, dass er hier noch etwas zu erledigen hat. Er will seine Karriere hier in Dallas beenden und wird einer der beiden einzigen Spieler sein, der 20 Jahre lang für ein Team gespielt hat.

SPOX: Und dafür wollten Sie ihn also entlohnen?

Nelson: Genau. Dirk und Mark Cuban haben seit vielen, vielen Jahren eine besondere Beziehung zueinander und sie sind die Hauptgründe für die erfolgreichste Zeit der Franchise-Geschichte. Dirk hat immer zu seinen Werten gestanden. Es überrascht mich kein bisschen, dass er diesen Weg gewählt hat, aber gerade in der heutigen Sportwelt ist es wieder einmal ein besonderes Beispiel, was für ein großartiger Kerl er ist. Es ist eine Ehre und ein Privileg, mit ihm jetzt schon so lange eine Kabine teilen zu dürfen.

SPOX: Gab es in dieser Offseason einen Moment, an dem Sie dachten, Nowitzki könnte die Mavericks verlassen? Es gab ja Spekulationen um einen Wechsel zu den Warriors.

Nelson: Ich kenne Dirk lange genug, um zu wissen, wie er tickt. Seine Entscheidungen waren immer ziemlich vorhersehbar. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte mir keine Sorgen gemacht. Denn jedes Mal, wenn ein Spieler seines Kalibers auf dem Markt ist, gerade nach so einer Saison, dann gibt es immer das Risiko, dass ihm eine Franchise genau sein Traum-Szenario bietet. Diesen Sommer war es eine besondere Situation, da es aufgrund des Salary Cap Anstiegs deutlich mehr Geld als Talent auf dem Markt gab. Lassen Sie es mich so sagen: Ich war erleichtert, als der Vertrag unterschrieben war.

SPOX: Sie haben weder Hassan Whiteside noch Mike Conley verpflichten können und zudem Chandler Parsons verloren. Dann ging Kevin Durant zu den Warriors und die Lage der Mavs änderte sich schlagartig. Was haben Sie gedacht, als Sie davon erfahren haben?

Nelson: Als erstes habe ich natürlich über Kevins Entscheidung nachgedacht. Ich hatte schon so eine Ahnung, dass er die Oklahoma City Thunder verlassen würde, als er sagte 'das wird eine Basketball-Entscheidung'. Er hat nach neun starken Jahren in der Liga noch keinen Ring geholt und mit der Wahl der Warriors ist er jetzt in einer Position, um das zu schaffen. Ich finde das kein bisschen verwerflich. Wir leben in einem freien Land und jeder kann die Entscheidung treffen, die er für sich als richtig erachtet.

SPOX: Und was war Ihr zweiter Gedanke?

Nelson: Naja, mein Herz hat KD mit der Entscheidung nicht gebrochen. (lacht) Wir waren vorher schon in Gesprächen mit Harrison Barnes und wir wussten, dass es eine sehr gute Chance gab, ihn zu bekommen. Sonst hätten wir ihm, der ja Free Agent war, das Offer Sheet nicht vorgelegt. Mit dem KD-Wechsel war der Deal dann in trockenen Tüchern, da die Warriors nicht genug Geld hatten, um beide Spieler unter Vertrag zu nehmen.

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SPOX: Die Warriors haben auch ohne Durant schon die beste Saison in der NBA-Geschichte hingelegt. Ändert der KD-Wechsel überhaupt etwas an der Situation in der Western Conference?

Nelson: Auf jeden Fall. Ich kenne kein anderes Team im Westen beziehungsweise der gesamten NBA, das so talentiert ist wie die Warriors. So verrückt das klingen mag: Die Warriors können 74 Spiele gewinnen und den Rekord aus dem letzten Jahr brechen. Und natürlich sind sie der Favorit auf den Titel.

SPOX: Bei den Warriors war Harrison Barnes eher ein ruhiger Typ, im Rampenlicht standen andere Spieler wie Steph Curry. Sehen sie in ihm einen zukünftigen Leader der Mavs? Was für ein Typ ist er?

Nelson: Er kommt wie ich aus Iowa und bringt die besondere Arbeitseinstellung aus dem mittleren Westen mit. Ein Team zu führen, bedarf Erfahrung und man muss es sich auch verdienen. Das wird mit der Zeit kommen, er hat aber definitiv die Anlagen dafür. Er hat die richtige Einstellung und Rückgrat.

SPOX: Sie schlugen kurz nach seiner Verpflichtung ein weiteres Mal zu und holten Andrew Bogut, ebenfalls aus Oakland. Warum haben die Warriors Sie als Partner für den Trade ausgewählt? Viele Teams haben gehofft, dass die Warriors ihn und sein Gehalt dort abladen.

Nelson: Eigentlich müssten Sie dazu bei Golden State nachfragen, aber mein Vater und ich haben zehn Jahre bei den Warriors verbracht. Zu einer Zeit, als das Leben in der Western Conference noch deutlich schwieriger war. Er war Head Coach, ich war Assistant Coach. Wir haben eine lange und feste Beziehung, er und der damalige GM Larry Riley haben bei seinem zweiten Engagement zum Beispiel Steph Curry gedraftet. Die Beziehung zwischen uns allen, auch mit Bob Myers und Jerry West, ist wirklich gut. Aber auch Andrew war Teil der Entscheidung, wie ich gehört habe. Sie haben ihn gefragt und er wollte nach Dallas.

SPOX: Wie verlief die Kommunikation mit Chandler Parsons vor und während der Free Agency?

Nelson: Sie lief ziemlich gut. Chandler und Mark haben eine einzigartige Beziehung und wir hatten über die gesamte Zeit einen guten Kontakt zu Chandlers Agenten. Ich denke, dass sie verstanden haben, dass wir ihn halten wollten - aber nur bis zu einem bestimmten Preis. Sein Agent hat es geschafft, für ihn einen Max-Vertrag rauszuholen und ab dem Punkt mussten wir gratulieren, ihn ziehen lassen und ihm alles Gute wünschen.

SPOX: Nur wenige Leute hatten bisher von Nicolas Brussino gehört, er hatte bis vor zwei Wochen nicht einmal eine englische Seite bei Wikipedia. Wer hat Ihnen gesagt, dass dieser Junge einen Mehrjahresvertrag wert ist?

Nelson: Das war für uns gar keine Frage. Es gibt in Argentinien eine Menge guter Spieler. Ich weiß nicht, ob da irgendwas im Trinkwasser ist oder woran es liegt. (lacht) Aber dort herrscht eine gute Mentalität, die Spieler hängen sich rein und sind ehrgeizig. Nicolas hat die richtigen Werkzeuge. Er ist groß, besitzt Länge, kann gut mit dem Ball umgehen, exzellent passen und werfen. Nehmen Sie Manu Ginobili, Luis Scola, Andres Nocioni - sie alle spielen mit großer Leidenschaft. Und auch wenn Nicolas noch jung ist, sind wir überzeugt, dass es sich lohnen wird, auf ihn zu setzen und in ihn zu investieren.

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