NBA

Alles umsonst?

Von SPOX
Andre Iguodala und Stephen Curry schauen dem Gegner beim Jubeln zu
© getty

Durch die verlorenen Finals gerät die 73-Siege-Saison der Golden State Warriors in den Hintergrund - auch wenn die Akteure sich den Erfolg nicht nehmen lassen wollen. Die Dubs verloren die Serie auch, weil sie sich nicht mehr auf ihre Stärken besannen. Der Blick geht aber jetzt schon nach vorne.

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Als die Golden State Warriors gerade ihren 73. Sieg der Saison eingefahren hatten, wurde Draymond Green gefragt, was dies für ihn bedeuten würde. "Das bedeutet, dass ich Teil des besten Teams aller Zeiten bin", sagte der Forward damals.

Das beste Team aller Zeiten - es steht nach diesem denkwürdigen Game 7 ohne Titel da. Die Warriors waren schon auf der Zielgeraden zum Repeat, waren kurz davor, ihre historische reguläre Saison zu krönen. Sie führten gegen die Cavaliers mit 3-1: Ein Vorsprung, den noch nie ein Team in den Finals verspielt hatte.

Doch dann kam der Einbruch. Das Anfang vom Ende war die Suspendierung von Green in Spiel 5, die den Dubs gewissermaßen den Fokus raubte. Wenn sie sich öffentlich äußerten, dann meist zu den Auswirkungen der Sperre beziehungsweise hinterher zu den Auswirkungen von Greens Rückkehr. Über ihre Stärken redeten sie kaum noch - und vergaßen sie auch auf dem Feld.

Zu wenig Ball Movement

Es hatte phasenweise den Anschein, als würden sich die Warriors auf den "normalen" Lauf der Dinge verlassen - schließlich hätte dieser in einem Titel gemündet. Sie hatten erst drei Heimspiele in der ganzen Saison verloren, hatten während der Ära von Steve Kerr noch nie (!) drei Pleiten in Folge kassiert - was sollte da schon geschehen? Dann kam Spiel 5, Spiel 6 - und nun Spiel 7.

Zugegeben, ein Spiel 7 der Finals folgt grundsätzlich seinen eigenen Gesetzen. Doch gerade in der ersten Halbzeit hatten sich die Warriors offenbar wieder berappelt. Sie ließen den Ball laufen, fanden so den freien Mann, der dann mit Selbstvertrauen abdrückte - 10 Dreier hatten sie zur Pause schon auf dem Konto.

Es kamen allerdings nur fünf weitere dazu - was auch daran lag, dass die Warriors immer mehr in Einzelaktionen verfielen. Darauf hatte der Gegner nur spekuliert: Denn diese Vorgehensweise machte es seiner ohnehin schon überragenden Defense leichter, jeden Wurf noch ein bisschen mehr zu erschweren.

"Sie haben es verdient"

So stand es in der Schlussphase eine halbe Ewigkeit lang unentschieden, während die Dubs verzweifelt versuchten, den Ball irgendwie durch die Reuse zu befördern. Es klappte nicht - die letzten 9 Versuche des Spiels verfehlten allesamt ihr Ziel. Auf der anderen Seite machte es Kyrie Irving bekanntlich besser und entschied die Finals. "Beide Teams haben im vierten Viertel hervorragend verteidigt. Letztendlich haben ein paar Key-Plays das Spiel entschieden. Besonders Kyries Dreier war unglaublich", erkannte auch Steve Kerr.

Von diesen Key-Plays gab es eine Menge, schließlich gab es insgesamt 20 Führungswechsel zu bestaunen, bis weit in die Schlussphase hinein. Es war ein Schlagabtausch - wenn auch nicht mit hoher Trefferquote. Dabei haben sich die Dubs zu sehr auf das langsame und auf Isolations ausgerichtete Spiel des Gegners eingelassen, der dafür einfach die geeigneteren Spieler hat.

"LeBron und Kyrie haben ihr Team geschultert. Sie haben es verdient", gab hinterher auch Green zu, der sich durch seine intensive Gratulation an LeBron James als fairer Sportsmann erwies. Auch Kerr zollte dem frischgebackenen Champion Respekt: "Glückwusnch an Tyronn und seinen Stab. Sie haben in den letzten Spielen einen großartigen Job gemacht. Sie haben den Titel verdient."

Die "ja, aber"-Saison

War also alles umsonst? Die 73 Siege? Der phänomenale Start in die Saison? Das fulminante Comeback gegen die Thunder? Es wird wohl nicht zu verhindern sein, dass diese Spielzeit als die große "ja, aber"-Saison der Warriors in die Geschichtsbücher eingeht. 73 Siege, aber halt kein Titel.

"Wir hatten einen unglaublichen Run, der leider nicht so geendet ist, wie wir uns das vorgestellt haben", erklärte Kerr. Wegnehmen lassen wollen sie sich ihre Erfolgserlebnisse aber trotzdem nicht: "Ich sehe nicht ein, wegen der verlorenen Finals die Saison als gescheitert anzusehen", sprach ein fast schon trotziger Green in die Mikrofone.

Auch Stephen Curry, der mit Selbstkritik nicht sparte, hatte schon was Positives ausgemacht. Direkt nach dem finalen Buzzer stand er zusammen mit Andre Iguodala unter dem Korb und schaute dem Gegner wie paralysiert beim Zelebrieren zu: "Am Ende des Tages wollen wir dieses Gefühl als Antrieb nutzen, um als Team zusammen zu bleiben und um eines Tages wieder hier her zurückzukommen", so der MVP der regulären Saison.

"Macht euch keine Sorgen"

Irgendwelche Ausreden bezüglich seines Gesundheitszustands wiegelte er wie gewohnt ab. "Mir geht's gut, macht euch keine Sorgen. Ich habe jetzt drei Monate Zeit, um mich auf die nächste Saison vorzubereiten. Und ich kann euch versichern, dass ich mich heute nicht beim Feiern verletzten werde."

Der Splash Brother hatte also schon Minuten nach der wohl bittersten Pleite seiner Karriere den Humor wieder gefunden. Genau mit dieser Lockerheit und Unbekümmertheit sind er und sein Team dahin gekommen, wo sie sind - und wollen da erst einmal bleiben. Die Zukunft sieht trotz des Nackenschlags rosig aus, die Dubs bleiben das "Team to beat".

Das sieht auch Las Vegas so: Das Paradies der Sportwetten hat die Dubs direkt als Topkandidaten auf die Championship 2017 gelistet.

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