NBA

Flammen der Hoffnung

LeBron James stand in der Quicken Loans Arena wie immer im Mittelpunkt
© getty

Die Cleveland Cavaliers wurden von manchen nach den bösen Pleiten in den beiden ersten Spielen bereits abgeschrieben, zeigten mit einem beeindruckenden Sieg in Spiel 3 aber mit Nachdruck sowohl, dass eine Best-of-Seven-Serie nicht nach zwei Matches entschieden ist, als auch dass der Heimvorteil in einer Finalserie immer noch enorm wichtig ist. Am Ende bleibt die Frage: Wer braucht schon Liebe?

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"Do or die", hatte LeBron James nur gesagt, als er im Vorfeld auf die Bedeutung von Spiel 3 der Finalsserie für seine Cleveland Cavaliers angesprochen wurde. Man konnte dem Superstar der Cavs nur beipflichten. Nach den beiden denkwürdigen Auftaktpleiten stand Cleveland schon mit dem Rücken zur Wand. Die beiden ersten Auswärtsspiele verlieren? Kein Problem. In der Fremde derart untergehen? Kein gutes Zeichen.

Wer die ersten beiden Spiele verfolgt hatte, der konnte den Cavs eigentlich nur wenig Hoffnung machen. Zu deutlich waren die Warriors überlegen, zu schwerfällig wirkte Cleveland an beiden Enden des Feldes. Es hätte niemanden verwundert, wenn die Dubs, die seit fünf Playoffspielen in Folge unbesiegt waren und in Oakland übermächtig wirkten, auch das erste Spiel in Cleveland gewonnen hätten.

"Do or die" war als Überschrift also durchaus angebracht. Auf den Shirts der Zuschauer prangten die Worte "All In". Es war an den Spielern der Cavs jene Sätze nicht als leere Floskeln stehen zu lassen und den eigenen Fans wieder ein wenig Hoffnung zu geben. Sie enttäuschten nicht. Sie überrannten die Warriors, sie dominierten sie und sie sorgten nicht nur für einen kleinen Funken Hoffnung.

Spannung? Noch kaum

"Wir haben endlich wieder zu unserem Spiel gefunden und waren gleich im Flow", meinte James nach einem Spiel, in dem die Cavs die Machtverhältnisse umgekehrt und aus einer 33-Punkte-Pleite im zweiten Spiel einen umjubelten 30-Punkte-Sieg in der heimischen Arena gemacht hatten.

Die Cavs zeigten also, dass sie, wenn es gut läuft, nicht einfach nur mithalten können, sondern ihrerseits auch in der Lage sind den amtierenden Champion zu dominieren. Spannend war dadurch zwar noch keines der Finalspiele, die Serie an sich gewinnt durch die kuriosen Spielverläufe allerdings durchaus an Dramatik.

Dass die Cavs wieder zu ihrem Spiel gefunden haben, lag auch daran, dass Head Coach Tyronn Lue dieses Mal an den richtigen Stellschrauben gedreht hatte. James sprach im Anschluss von großartigen Workouts. Lue konkretisierte die Aufgaben. "Wir haben in den letzten Tage daran gearbeitet, uns mehr in der Verteidigung zu bewegen und Verwirrung bei ihnen zu stiften", so der Cavs-Coach.

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"In den ersten zehn Minuten verloren"

In der Tat war auffällig, wie viel besser die Cavs in der Defense agierten, wie eng sie plötzlich an den Gegenspielern waren. Konnten in den ersten beiden Begegnungen bis auf Curry und Thompson fast alle Spieler der Dubs frei abdrücken, war Cleveland dieses Mal kollektiv zur Stelle. Der Champ war schnell genervt.

"Wenn sie ihre Dreier werfen können und in die Transition kommen, dann tun sie dir weh. Heute haben wir genau das mit unserer Defense verhindert. Und immer wenn sie ins Rollen kamen, haben wir eine Auszeit genommen", betonte Lue den Plan in der Defensive. Die Warriors fanden offensiv kaum Lösungen, schmissen Airballs und leisteten sich etliche Turnover.

So musste Stephen Curry anschließend feststellen: "Wir haben das Spiel in den ersten zehn Minuten verloren." In der Tat war vor allem die Energie, welche die Cavs von Beginn an aufs Feld brachten, spielentscheidend. Cleveland wirkte hungriger, aggressiver, einsatzfreudiger. Der Heimvorteil schien wie schon zuvor in Oakland sehr bedeutend zu sein.

Irving blüht auf

Doch nicht nur hinten, sondern auch in der Offensive ging der Gameplan von Lue auf. Auch hier galt: Mehr Bewegung, mehr Spielfluss, mehr Penetration für Irving, mehr Würfe für LeBron und Smith sowie Thompson für die Drecksarbeit in der Mitte. Das Konzept ging auf, was gerade an Kyrie Irving lag.

"Im zweiten Spiel war ich einfach nicht im Rhythmus, da haben wir auch zu viele Isolations gespielt. Heute haben die Switches viel besser geklappt und ich habe konstant den Korb attackiert", resümierte der Spielmacher. Coach Lue ging noch weiter und betonte: "Niemand kann ihn im Eins-gegen-Eins stoppen, wenn er so attackiert. Das wollte ich von ihm."

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Irvings Drives öffneten Räume für Smith, der viel aktiver agierte als zu Beginn der Serie. Umgekehrt ebnete die Gefahr, die in diesem Spiel vom Shooting Guard ausging, auch den Weg für die Drives der beiden Cavs-Stars. "Wenn J.R. die Dreier trifft, macht das unser Spiel um ein Vielfaches einfacher", meinte auch Lue erleichtert.

Dazu überstand Cleveland eine kritische Phase in Hälfte zwei, als sich ein Comeback der Warriors anbahnte. Doch im Gegensatz zu den vorherigen Spielen traf James endlich auch mal ein paar Jumper, sodass sich die Defense nicht nur auf seine Penetration konzentrieren konnte. Das ist einer der Schlüssel.

Trotz der gleichen Teams standen sich in Spiel 2 und 3 zwei in vielerlei Hinsicht völlig unterschiedliche Mannschaften gegenüber. Offen bleibt aber die Frage, ob die eklatante Leistungssteigerung der Cavaliers nur mit den taktischen und mentalen Veränderungen zu tun hat - oder mit einer Personalie, die sich in Spiel 3 tatsächlich entscheidend verändert hat.

Erfolg dank Love-Ausfall?

Als bekannt wurde, dass mit Kevin Love ein Teil der Big Three wegen einer Gehirnerschütterung ausfallen würde, klang das zwar zunächst wie ein Schock, doch nicht wenige sahen im Ausfall auch eine Chance. Schließlich war zuvor vor allen Dingen Loves defensive Labilität und die schwache Verteidigung gegen Green eines der großen Probleme der Cavs.

Ohne Love funktionierte genau das außerordentlich gut. James nahm sich persönlich der Deckung von Green an und nahm diesen offensiv beinahe komplett aus dem Spiel. Dafür konnte sich Jefferson um die Verteidigung von Barnes kümmern. Die Switches gelangen deutlich schneller. Ein ähnliches Szenario wäre mit Love nicht möglich gewesen.

Gleichzeitig fehlte der Power Forward offensiv aber keineswegs, das Spacing der Cavs funktionierte sogar deutlich besser, wobei Jefferson auch in Richtung Zone dribbeln konnte. "Richard hat uns jede Menge Physis, Energie und Tempo gegeben, was gerade gegen Barnes wichtig war", offenbarte Lue auch. Es waren genau jene Werte, die Love nicht mitbringt, die den Cavs in diesem Spiel aber enorm halfen.

Es bleibt nur ein Sieg

Da Love für das vierte Spiel wohl wieder verfügbar sein wird, steht Lue vor der Entscheidung, ob er weiter auf seine in Spiel 3 so erfolgreiche Starting Five setzt und Love auf der Bank lässt oder ob er seine Big Three gleich wieder zusammen auf dem Feld lässt.

Mit oder ohne Love hat sich trotz des eindrucksvollen Sieges relativ wenig an der Ausgangssituation geändert. Auch im nächsten Spiel geht es wieder um "Do or die". James meinte dazu richtig: "Am Ende ist es nur ein Sieg. Egal, ob du mit einem Punkt oder mit 30 gewinnst, es bleibt nur ein Sieg."

Es bleibt letztlich allerdings ein Sieg, der Cleveland eine große Flamme der Hoffnung gibt.

Der Spielplan im Überblick