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"Das erinnert mich an 2011"

Dirk Nowitzki und die Mavs zeigten in Spiel 2 gegen OKC die nötige Aggressivität
© getty

Mit einem Überraschungs-Sieg glichen die Dallas Mavericks die Erstrundenserie gegen die Oklahoma City Thunder aus. Vor Spiel 3 (ab 1 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) spricht Coach und Taktik-Guru Nick Hauselman, Gründer von bballbreakdown.com, im Interview über die Schlüsselspieler der Mavs, Dirks Positionsspiel und OKCs Probleme in der Postseason. Außerdem: Was passiert, wenn Dallas Spiel 3 gewinnt?

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SPOX: Coach, wie haben Sie die wilde letzte Sequenz von Spiel 2 gesehen? Dallas hätte eigentlich verlieren müssen, oder?

Coach Nick: Ja, eigentlich schon. (lacht) Wenn du in Transition ein Zwei-gegen-Eins mit Russell Westbrook und Kevin Durant hast, dann solltest du schon in der Lage sein, zu scoren. Entweder direkt oder mit Hilfe von Freiwürfen. Es war kaum zu glauben. Aber die Mavs hatten den Vorteil, dass die Referees in den letzten Sekunden häufig dazu tendieren, nur ganz offensichtliche Fouls zu pfeifen - gar nicht zwangsläufig bewusst. Sie wollen, dass die Spieler das Spiel entscheiden. Ich sage gar nicht, dass Dallas gefoult hat, sie haben diese letzte Possession nur wirklich aggressiv verteidigt.

SPOX: War es ein perfektes Spiel für die Mavs oder hätten sie noch etwas besser machen können?

Coach Nick: Jedes Spiel, das Dallas gegen OKC gewinnt, ist ein perfektes Spiel. (lacht) Aber Raymond Felton hätte zum Beispiel seine beiden Freiwürfe treffen und damit selbst das Spiel entscheiden können. Aber am Ende ist auch das egal, wenn du gewinnst. Felton hat gespielt wie ein All-Star, auf mehr kann Dallas wirklich nicht hoffen. Auch Justin Anderson, den ich sehr mag, hat nach der Kritik an Carlisle nach Spiel 1 dieses Mal mehr Minuten bekommen und war von der Bank produktiv.

SPOX: Defensiv war Anderson stark, aber in der Offense hat er seinen Platz noch nicht wirklich gefunden. Wie kann Dallas ihn in Spiel 3 besser einbinden?

Coach Nick: Es ist nicht leicht für ihn, da es seine ersten Playoffs sind und er sich dementsprechend offensiv noch sehr zurückhält. Er steht häufig in der Ecke und sorgt für Spacing, wobei er eigentlich keinen allzu starken Dreier hat. Trotzdem muss OKC ihn respektieren. Aus dieser Position ist er aber auch mehrere gute Cuts gelaufen und hat gescort. Dadurch kann er Schritt für Schritt die Unsicherheit ablegen, die er als junger Spieler in den Playoffs hat. Dagegen hilft nur, auf dem Feld zu stehen. Und jede Minute, die er spielt, ist gut für ihn.

SPOX: Grenzt das schon an irrationales Selbstvertrauen, mit welcher Einstellung Anderson, Felton und auch Wes Matthews an die Matchups gegen KD und Russ rangegangen sind?

Coach Nick: Unabhängig von ihrer und von Dallas' Situation: Diese Jungs spielen gerade richtig guten Basketball. Das dürfen wir nicht vergessen. In solchen Momenten kommt ihr Talent zum Vorschein und Anderson beispielsweise ist ein sehr talentierter Spieler. Auf längere Sicht wird er gegen Durant überfordert sein und ihn nicht am Scoren hindern können, denn wir reden hier von Kevin Durant. Aber in einem Spiel kann das schon mal klappen, vielleicht auch in zwei. Und es wäre interessant zu sehen, wie die Thunder mit dem riesigen psychologischen Druck umgehen würden, sollte es wirklich zu einem entscheidenden Game 7 kommen.

SPOX: Apropos Psychologie: Was halten Sie von Charlie Villanuevas Auftritt während des Pregame-Rituals der Thunder? Einfach ein wenig psychologische Kriegsführung oder eine Unsportlichkeit?

Coach Nick: Man könnte auch sagen, dass der Tanz von Westbrook und Cameron Payne unsportlich war. Es kommt darauf an, ob man so etwas wie einen ausgedehnten Tanz beim Einwerfen macht oder den Start des Spiels damit verzögert. Aber ehrlich gesagt fand ich die ganze Sache urkomisch. (lacht) Ich liebe so etwas. Es war lustig zu sehen, wie Russ reagiert und ihn zur Seite geschoben hat, es war ja alles friedlich. Trotzdem wäre es sicher nicht schlecht, wenn sich Westbrook etwas mehr auf das Spiel fokussieren würde. Letztendlich gehören aber auch diese Kleinigkeiten zum Unterhaltungsprogramm.

SPOX: Was kann Dallas aus der Defensivleistung gegen Durant (7/33 FG) mit ins dritte Spiel nehmen?

Coach Nick: Viele Beobachter haben gesagt, dass er einfach nichts getroffen hat, aber es eigentlich gute, offene Würfe waren. Das stimmt auch für einige, aber man hat gesehen, dass Durant angefangen hat, über die Fehlwürfe nachzudenken. Ich kann mir gut vorstellen, dass Coach Carlisle nach dem schwachen Start vorgeschlagen hat, ihm ein wenig Platz zu geben. So konnte Dallas verhindern, dass er über einfache Abschlüsse am Korb einen Rhythmus findet, und hat ihn zu diesen Würfen gezwungen. So war es damals auch bei LeBron James in den Finals 2014 gegen San Antonio. Die Spurs haben ihm irgendwann einen Meter Platz gegeben und er wusste einfach nicht, was er machen sollte, weil sein Jumper nicht gefallen ist. So ähnlich hat es bei KD auch ausgesehen. Aber das wird nicht noch einmal passieren. Dafür ist Durant einfach ein zu guter Shooter.

SPOX: Dallas hat es in Spiel 2 zudem geschafft, die starke Transition-Offense der Thunder einzuschränken, die sie in Spiel 1 überrollt hat. Was ist dafür in Spiel 3 notwendig?

Coach Nick: Die Mavs haben sich in Spiel 2 nur zwölf Ballverluste geleistet, das ist schon einmal ein guter Weg. Aber man muss noch genauer hinschauen: Nur wenige davon waren Live-Ball-Turnover, also beispielsweise Steals. Die sind gegen OKC tödlich. Wichtig ist, dass die Mavs in der Halfcourt-Offense zum Wurf kommen. Denn auch bei Fehlwürfen hat Dallas eine bessere Chance, schnell zurückzukommen als bei einem Ballverlust. Und Carlisle hat wirklich einen herausragenden Job gemacht, Spielzüge zu designen, die Dallas in der Offense gute Würfe beschert haben.

SPOX: Welches Matchup sollten die Mavs im Setplay eher suchen: Dirk Nowitzki gegen Serge Ibaka oder gegen Steven Adams?

Coach Nick: Das muss man differenziert betrachten. Grundsätzlich ist das Matchup gegen Ibaka für Dirk ein besseres, aber es kommt auch auf die Position an, wo er den Ball bekommt. Er hat sich einige Male gut gegen Ibaka im Post durchgesetzt, da hat er den Vorteil und sollte in der Regel entweder zum Korberfolg oder zu Freiwürfen kommen. Gegen Adams ist das anders, da hat Nowitzki deutlich mehr Schwierigkeiten beim Post-Up. Dafür hat Adams nicht so lange Arme wie Ibaka und kann Dirk am Elbow kaum am Wurf hindern. Dennoch werden die Thunder ihn weiter primär mit Ibaka verteidigen, da er beweglicher ist und Dirk bis an die Dreierlinie verfolgen kann.

SPOX: Ist es nicht verrückt, dass Nowitzki auch mit 37 Jahren noch solche Probleme für die Verteidigung verursacht?

Coach Nick: Einfach unglaublich. Und genau das ist der Motor der Mavs-Offense. Er ist so ein Magnet, dass die Thunder sich in Spiel 2 nicht getraut haben, ihn im Pick-and-Roll für eine Sekunde zu verlassen. Das eröffnet natürlich Möglichkeiten für die Guards. Und hier macht sich die Erfahrung von Felton und Deron Williams bemerkbar, die genau wissen, welche Situationen sie nutzen können. Dallas ist unheimlich gut darin, Mismatches zu erkennen und auszunutzen.

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