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Macht Kleinvieh auch Mist?

Russell Westbrook (l.) gegen Jeff Green: Letzterer wird jetzt im Jersey der Clippers auflaufen
© getty

Während die Titelfavoriten aus Golden State und San Antonio nicht eingreifen, verstärken sich andere Contender wie die Cavaliers, Clippers und Thunder, allerdings ohne die ganz großen Namen. Reicht das zum Angriff auf die Spitze? Und welche Pläne verfolgen Teams wie die Grizzlies oder Pistons? SPOX ordnet die wichtigsten Trades der vergangenen Tage ein.

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Jeff Green zu den Clippers

Los Angeles (36-18) erhält: Jeff Green

Memphis (31-22) erhält: Lance Stephenson, Erstrundenpick 2019

Das bringt der Trade den Clippers:

In der Theorie hat sich der "Contender aus der zweiten Reihe" verstärkt, ohne dafür einen allzu hohen Preis zu zahlen. Der volatile und nicht gerade treffsichere Stephenson ist weg, dafür hat man einen großen Swingman geholt - für genau das Loch in der Starting Five zwischen den Guards Paul und Reddick sowie den Big Men Griffin und Jordan. Da die Rückkehr von Griffin aber noch aussteht, kann Green auch den Stretch Forward geben. Doc Rivers kennt Green noch aus seiner Zeit bei den Boston Celtics und traut ihm offenbar zu, ohne viel Druck die offenen Würfe zu treffen.

Die Frage ist nur, ob Green diese Rolle des "3-and-D"-Spielers auszufüllen vermag. Schließlich hatten ihn die Grizzlies für genau diese Rolle vor einem Jahr verpflichtet. Nicht einmal 31 Prozent von Downtown und überschaubare Defense machten ihn aber für das Team entbehrlich, das nach Shootern von draußen geradezu lechzt. Einen, wenn auch von 1-14 geschützen Pick für ihn abzugeben ist schon teuer - bis 2021 kann das Team nun keine First-Rounder mehr abgeben.

Das bringt der Trade den Grizzlies:

Memphis kann angesichts des gescheiterten Experiments mit Green - er kam im letzten Jahr für einen Erstrundenpick aus Boston - zufrieden sein, erneut einen First-Rounder bekommen zu haben. Stephenson verdient weniger und kann im Sommer ohne Aufpreis aus seinem Vertrag entlassen werden, man spart also ein hübsches Sümmchen ein. Der Pick kann helfen, den Kader in den kommenden Jahren umzubauen, dazu kommen die vielen Zweitrundenpicks aus dem Lee-Trade.

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Für die laufende Saison fehlen nun nicht nur der verletzte Gasol, sondern ohne Lee und Green auch die Spieler auf dem Flügel. Es scheint, als setze man keine besonders große Hoffnungen mehr in die laufende Saison, danach kann man mit Cap Space und den Picks den Kader neu aufstellen.

Die Spox-Bewertung:

Der Trade macht die Clippers besser - aber wie viel besser denn nun wirklich? Wenn Green keine absolute Renaissance unter Doc erlebt, scheint es immer noch nicht zu reichen, um die ganz großen Fische anzugreifen - und dann kann Green im Sommer auch noch kostenlos gehen. Betrachtet man das Alter von CP3, ist der Pick von 2019 vielleicht zu verschmerzen, vielleicht wäre aber auch mehr rauszuholen gewesen (Channing Frye?). Stephenson wird man nicht vermissen.

Bei den Grizzlies ist die Sache klar: Geld sparen, Picks sammeln. Wenn sich Stephenson keine riesengroßen Dummheiten leistet, hat der Trade nur positive Seiten. Wenn man von der Schwächung für den Rest der Saison absieht.

Courtney Lee nach Charlotte

Memphis (31-22) erhält: P.J. Hairston, Chris Anderson, Zweitrundenpick 2017 (von Miami), Zweitrundenpick 2018 (Charlotte), Zweitrundenpick 2019 (Boston via Miami), Zweitrundenpick 2019 (Brooklyn via Charlotte)

Charlotte (27-26) erhält: Courtney Lee (Memphis)

Miami (29-24): Brian Roberts (Charlotte)

Das bringt der Trade Memphis:

Da Marc Gasol mit einem gebrochenen Fuß lange ausfallen wird und Backup Brandan Wright auch noch nicht fit ist, braucht Memphis dringend Verstärkung auf den großen Positionen. Die kommt nun vom South Beach in Form von Heat-Bankdrücker Chris Andersen. Der Birman muss zeigen, dass er nach nur sieben Partien diese Saison noch eine Rolle auf dem NBA-Parkett spielen kann.

Dass die Grizzlies Courtney Lee abgeben, verwundert ein wenig, schließlich ist er einer der wenigen im Team, der von Downtown treffen kann. In P.J. Hairston erhalten sie allerdings einen jungen, talentierten Zweier im Tausch. Mehr Upside hat er definitiv. Das Problem: Hairston ist noch nicht so weit. Weder spielerisch noch menschlich. Letzteres ist auch wohl der Hauptgrund, weshalb die Hornets ihn abgeben wollten.

Das bringt der Trade Charlotte:

In Lee erhalten die Hornets einen gestandenen Veteranen und guten Verteidiger. Das ist ein Upgrade zu Jeremy Lin, der zuletzt öfter auf der Zwei starten durfte. Durch den erneuten Ausfall von Michael Kidd-Gilchrist ist Charlotte auf dem Flügel dürftig besetzt, anscheinend suchten die Verantwortlichen statt des manchmal übereifrigen Jungspunds Hairston Konstanz und Ruhe in Lee. Lin ist ohnehin eher ein Typ für die Second Unit.

Auf Brian Roberts zu verzichten, ist für die Hornets kein großer Verlust. Beide Zweitrundenpicks, die Charlotte nach Memphis schickt, sind allerdings nicht geschützt. Bei in luftige Höhe schießendem Salary Cap werden Picks aufgrund des festgelegten niedrigen Gehalts generell immer wichtiger und Spieler wie Draymond Green, Isaiah Thomas oder Paul Millsap haben gezeigt, dass auch in der zweiten Runde immer mal wieder zukünftige Stars zu haben sind.

Das bringt der Trade Miami:

Brian Roberts hätte in Miami als dritter Point Guard agieren und sich hinter Goran Dragic und Beno Udrih in der Rotation einordnen können. Wie gesagt: hätte. Die Blazers waren bereit, ihn den Heat zusammen mit einem Zweitrundenpick gegen ein bisschen Cash abzunehmen. Da freut sich Pat Riley und streicht damit Andersens 5 Mio. Dollar komplett aus den Büchern. Und schwups ist Miami unter der Luxussteuer-Grenze - das war das wesentliche Ziel der Transaktion.

RUDNBA Die Clippers rüsten auf: Der Trade-Deadline-Day im Ticker

Was die Picks angeht, so ist der 2019er Pick Top 55 geschützt und verfällt, sollte Memphis ihn nicht nutzen können. Das ist tendenziell gut für Miami, da die Wahrscheinlichkeit groß ist, den Pick zu behalten. Der zweite Pick (2017) ist dafür etwas wertvoller. Er ist von 41-60 geschützt, was bedeutet, dass er nur nach Memphis geht, wenn die Heat zwischen Position 31 und 40 ziehen dürfen. Ansonsten verwandelt er sich in einen ungeschützten Zweitrundenpick für den Draft 2018.

Die Spox-Bewertung:

Ein Tauschgeschäft, das die Kräfteverhältnisse in der Liga nicht verändern wird. Soviel ist sicher. Kurzfristig scheint sich der Deal für die Hornets zu lohnen, die mit Courtney Lee den besten Spieler an Land gezogen haben. Die Entwicklung von P.J. Hairston kann in beide Richtungen verlaufen, daher könnte Memphis später profitieren. Vor allem durch die ertradeten Picks.

Tobias Harris nach Detroit

Detroit (27-27) erhält: Tobias Harris

Orlando (23-29) erhält: Brandon Jennings, Ersan Ilyasova

Das bringt der Trade Detroit:

Wie schon im vergangenen Sommer tätigte Detroit den ersten Move in der Liga und brachte den Stein damit ins Rolle. Der damals aus Milwaukee geholte Ersan Ilyasova muss die Motor City nun schon wieder verlassen. Dafür kommt nun mit Tobias Harris ein fünf Jahre jüngerer Forward nach Detroit.

Harris hat zwar diese Saison nicht so gut von Downtown getroffen wie vergangenes Jahr, doch das war auch der Situation in Orlando geschuldet. Nikola Vucevic ist eher im Midrange Game zu Hause, das verschaffte Harris nicht den nötigen Platz, den er gebraucht hätte. Mit Brett-Center Andre Drummond erwartet ihn bei den Pistons das genaue Gegenteil und das Lineup mit Reggie Jackson, Kentavious Caldwell-Pope, Marcus Morris und Harris klingt auf dem Papier richtig gut.

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Jennings kommt von einer Achillessehnen-Verletzung zurück und wohl niemand kann derzeit beurteilen, ob er noch Starter-Format hat. Mit Steve Blake hat van Gundy einen soliden Backup auf der Eins, daher wird er den Verlust von Jennings nicht betrauern. Mit erst 26 Jahren ist Marcus Morris der Senior der ersten Fünf, der aber ohnehin früher oder später vom aufstrebenden Stanley Johnson (19 Jahre) ersetzt wird.

Schauen wir auf das Finanzielle: Die Pistons haben mit Harris' Vierjahresvertrag über 64 Millionen Dollar nun einen ordentlichen Brocken in den Büchern, doch vermutlich hätten sie in der Offseason mehr für einen Spieler dieses Kalibers hinblättern müssen. Zudem schicken sie mit Jennings Salär (8,3 Mio. Dollar) und Ilyasovas Gehalt (8 Mio. Dollar) annähernd die gleiche Menge Ausgaben nach Orlando. Dazu ist Harris' Vertrag teamfreundlich, da das Gehalt ab der zweiten Saison niedriger wird.

Das bringt der Trade Orlando:

Die Jungspunde in Florida brauchen ein wenig Führung, daher ist es nur allzu verständlich, dass die Magic sich zur Deadline auf die Suche nach Veteranen gemacht haben. Allerdings mutet etwas seltsam an, dass sie Harris traden, nachdem sie ihn im Sommer erst mit einem neuen Vertrag ausgestattet haben.

Die Leistungssteigerung von Aaron Gordon führte schlussendlich dazu, dass der Tweener nun sein Glück in Detroit suchen darf und - ebenfalls wichtig - von dort zukünftig seine Überweisungen erhält. Die Verträge von Jennings und Ilyasova laufen beide aus, was Orlando im Sommer zusätzlichen Cap Space von 16 Mio. Dollar beschert. Das ist beim anstehenden Wettbieten um die wenigen namhaften Free Agents nicht zu verachten.

Vielleicht kann Elfrid Payton noch ein paar Kniffe von Jennings lernen, vielleicht entpuppt sich der Neuankömmling auch als solide Backup-Option. Jennings und Ilyasova bringen Erfahrung mit, die Orlando gut gebrauchen kann. Und Scott Skiles coachte beide Spieler bereits zwei Jahre bei den Milwaukee Bucks. Sie kennen also sein Konzept. Zudem erhält der eigentliche Slam-Dunk-Champion Gordon nun die Chance, sein Können noch häufiger auf dem Parkett zu zeigen.

Die Spox-Bewertung:

Ein richtig guter Deal für die Pistons, die mit Harris den Angriff auf die Playoffs - aktuell belegen sie Rang neun - mit ordentlich Feuer angehen können. Die Aggressivität von van Gundy, erst Jackson zur Trade-Deadline 2015 zu ergattern und nun Harris zu holen, könnte sich auszahlen. Der junge Kader hat das Potenzial, in zwei Jahren im Konzert der Großen mitzuspielen.

Orlando setzt auf Gordon und auf Cap Space - beides keine schlechten Pferde, doch ob das einen Harris ersetzen kann? Die Antwort kann erst gegeben werden, wenn die Magic im Sommer einen Free Agent an Land ziehen können - oder wenn Gordon steil geht. Die Veteranen können die Schwächung durch den Harris-Verlust erst einmal auffangen, doch Orlando die Playoffs sind wohl weg. Es bleiben einige Fragezeichen.

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