NBA

Tradition verpflichtet

Walt Frazier und Jerry West gehörten in den 70ern zu den Stars ihrer Teams
© getty

Die New York Knicks und Los Angeles Lakers (ab 20 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) lieferten sich in der Vergangenheit epische Finals-Schlachten. Die Gegenwart sieht äußerst trostlos aus, doch beide Teams verfolgen einen Plan und dafür ist auch die aktuelle, verkorkste Spielzeit von Bedeutung.

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Ausgangslage:

Vom Glanz der Traditionsfranchises ist aktuell nicht mehr viel übrig. Beide Teams finden sich in den finsteren Niederungen ihrer jeweiligen Conferences wieder. Dabei war dies - anders als bei vielen ihrer Tabellennachbarn - überhaupt nicht beabsichtigt. Vor der Saison sprach Knicks-Präsident Phil Jackson unverblümt von den Playoffs. Neu-Coach Derek Fisher und die Installation der Triangle Offense sollten New York (9-37) den Erfolg zurückbringen.

Die Realität ist weitaus trüber, so dass die Knickerbocker die Reißleine zogen und sich einem klassischen Rebuild um Carmelo Anthony verschrieben. Der teure Vertrag von J.R. Smith wurde zusammen mit Iman Shumpert gen Cleveland veschifft, Center Samuel Dalembert entlassen. Dem Vernehmen nach könnten Jose Calderon und Pablo Prigioni die Nächsten sein, die den Big Apple verlassen müssen.

Zwischenzeitlich blieb New York 16 Spiele ohne Sieg, zuletzt gewannen Melo und Co. allerdings vier von sechs Partien. Der überraschende Erfolg führt allerdings keineswegs zu einem Umdenken, der Weg ist klar gesteckt. Fisher hat bis Saisonende die Zeit zu schauen, welche Rollenspieler in sein System passen und sich somit für ein weiteres Engagement anbieten. Zudem soll der Draft auch für die Knicks endlich mal wieder ein Erfolg werden.

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Ähnliches verfolgen auch die Los Angeles Lakers (13-34). Nachdem Kobe Bryant im dritten Jahr in Serie die Saison aufgrund einer schweren Verletzung vorzeitig beenden musste, ist die Saison in Tinseltown quasi abgehakt. Dabei waren die Prognosen bereits vor der Spielzeit nicht gerade rosig, auch wenn man das in L.A. nach außen anders verkaufte.

Die Playoffs waren nie in Reichweite, dafür reicht der aktuelle Kader der Lakers im starken Westen einfach nicht. Natürlich trugen auch die Verletzungen von Steve Nash und Rookie Julius Randle zur Misere bei. Los Angeles setzt alles auf die kommende Offseason, die Akquirierung von namhaften Free Agents und den Draft. Dabei müssen sie aktuell noch um ihren Pick bangen, der gehört ab Rang 6 nämlich den Suns. Doch vorher gilt es für beide Mannschaften, die Saison ordentlich zu Ende zu bringen.

Die Stars der Teams:

Eigentlich ist diese Frage recht leicht zu beantworten. Carmelo Anthony und Kobe Bryant gehören zu den Gesichtern der Liga und sind auf der ganzen Welt bekannt. Da die Black Mamba nun einmal ausfällt, hatte sich Nick Young schon in Position gebracht. "Gebt mir einfach den Ball und geht aus dem Weg", lautete Swaggy Ps vollmundige Ankündigung, die er bislang aber noch nicht in die Tat umsetzen konnte. Young verstauchte sich am Montag im Training den Knöchel und ist auch für die Partie gegen die Knicks fraglich.

Dies spiegelt das ganze Dilemma der Lakers wider. Nach Kobe kommt lange gar nichts und erst recht niemand, der das Label "Star" verdient. In New York hält Melo einsam die Fahne hoch. Der Forward liegt zahlenmäßig zwar hinter der vergangenen Saison zurück, aber ist weiter der Eckpfeiler der Franchise - erst recht nach seiner Vertragsverlängerung im Sommer.

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Das Schlüsselduell:

In Zeiten ausgedünnter Kader und fehlender Superstars ist es schwierig das Schlüsselduell zu bestimmen, schließlich gibt es keine klaren Hierarchien. Natürlich überstrahlt Anthony alles und wird auch den Ball bekommen, wenn es in die Crunch Time geht. Doch Sieg oder Niederlage hängt viel mehr davon ab, ob der Rest produktiv ist, ob Melo genug Unterstützung bekommt. Und da sind vor allem auf Tim Hardaway Jr. oder Langston Galloway gefragt. Auch die Lakers sind ohne Kobe und Young schwächer, aber auch weniger ausrechenbar. Mal ist es Jordan Hill, dann wieder Jeremy Lin oder Wes Johnson, der abliefert. Es ist die Chance für den Rest, sich zu präsentieren.

Geschichte:

Es sind zwei der traditonsreichsten Franchises der Liga, einzig die Celtics versprühen ein ähnliches Flair. Dabei gewannen die Knicks in ihrer langen Geschichte nur zwei NBA-Titel. 1970 und 1973, beide Male gegen Los Angeles. Drei weitere Male setzten sich die Lakers im Finale durch. Die Serie 1970 entwickelte sich dabei zu einem wahren Krimi. New York holte sich im heimischen Madison Square Garden Spiel 1, verlor den Heimvorteil allerdings in der zweiten Partie. Jerry West versenkte die entscheidenden Freiwürfe für die Lakers.

Es ging nach L.A. und Spiel 3 wurde eine der denkwürdigsten Begegnungen in der NBA-Geschichte. West sorgte 15 Sekunden vor dem Ende mit einem 20-Footer für den Ausgleich, doch Dave DeBusschere traf postwendend auf der Gegenseite.

Den Lakers blieben drei Sekunden, Wilt Chamberlain empfand es als aussichtslos, warf den Ball lustlos zu West und machte sich bereits auf den Weg in die Kabine, doch West feuerte den Ball von der Mittellinie in Richtung Korb - und traf! Overtime! Dreier gab es noch nicht. Die Knicks blieben aber cool und holten sich die Partie in der Verlängerung.

West und Elgin Baylor gewannen die vierte Partie für Los Angeles, mit einem 2:2 in der Serie ging es zurück in den Big Apple. Die Knicks führten in Spiel 5 bereits komfortabel, doch dann knallte Superstar Willis Reed hart auf den Boden und musste die Partie mit einer Fußverletzung verlassen. Die Lakers kamen zurück, führten bereits mit 16 Punkten, aber die Knicks starteten ein siegreiches Comeback.

Elgin Baylor: Leben und Wirken in L.A.

Ohne Reed ging es zurück nach Los Angeles. Chamberlain nutzte dies und legte mit 45 Punkten eine wahnsinnige Performance hin. Spiel 7 musste entscheiden und alles sah danach aus, dass Reed wieder passen müsste, aber der Big Man biss auf die Zähne und verwandelte den Garden allein durch seine Präsenz in ein Tollhaus. Als er dann auch noch die ersten vier Punkte der Partie erzielte, gab es kein Halten mehr.

Auch wenn Reed danach nicht mehr weiterspielen konnte, waren die Lakers total eingeschüchtert. Angeführt von Walt Frazier, der 36 Punkte, 19 Assists und 7 Rebounds erzielte, gewannen die Knicks deutlich mit 113:99 und holten ihre erste Championship.

Walt Frazier: Ins Herz New Yorks gestohlen

Rookies:

Teams im Umbruch sind in der Regel ein Tummelplatz für Rookies und so hat sich auch bei den Knicks ein Guard ins Rampenlicht gespielt, der eigentlich schon in New York gescheitert war. Ungedraftet durfte sich Langston Galloway in der Summer League den New Yorkern anschließen, wurde aber dennoch kurz nach Saisonstart entlassen.

Langston Galloway: Don't call it Langsanity!

Im zweiten Anlauf lief es dann besser, um nicht zu sagen, es lief fantastisch. Aktuell legt er im Schnitt 11,9 Punkte, 3,9 Rebounds und 3,0 Assists auf. Sechs Mal durfte er bereits starten. Anthony höchstpersönlich holte bereits den Linsanity-Vergleich aus der Schublade. Zu Galloway gesellen sich noch der ebenfalls ungedraftete Travis Wear und Zweitrundenpick Cleanthony Early. Beide durften ebenfalls bereits starten und haben einen festen Platz in der Rotation der Knicks.

Auch die Lakers haben drei Rookies im Kader. Der prominenteste ist dabei zum Zuschauen verdammt. Gleich in der ersten Partie der Spielzeit brach sich Julius Randle den Fuß, die Ausfallzeit für den siebten Pick? Niederschmetternd! Saisonaus! Randle kann damit erst in der kommenden Saison zum Hoffnungsträger aufsteigen.

Die Verletztenmisere war für Jordan Clarkson dagegen ein Glück. Der Zweitrundenpick rutschte so in die Rotation und stand in den letzten vier Partien sogar in der Starting Five, Jeremy Lin kam stattdessen von der Bank. Der Dritte im Bunde ist Tarik Black. Der Big Man begann die Saison bei den Houston Rockets und lieferte dort als Ersatz-Starter des verletzten Dwight Howard ordentliche Zahlen ab. Als die Texaner dann aber Josh Smith verpflichteten, musste Black weichen. Die Lakers schlugen zu und er dankt es ihnen mit produktiven Minuten.

Stimmen:

Carmelo Anthony (New York Knicks) über Kobe: "Es ist hart, meinen Bruder all das durchmachen zu sehen, mit so vielen schweren Verletzungen umgehen zu müssen - speziell so spät in seiner Karriere. Ich kenne ihn und weiß, dass das nicht die Art ist, auf die er die Bühne verlassen möchte. [...] Wir versuchen zu gewinnen, ob er da ist oder nicht. Es ist Super Bowl Sunday, aber wir wollen gewinnen."

Derek Fisher (New York Knicks): "Wir werden Amar'e wohl frühestens am Dienstag wieder sehen. Er will zwar gegen die Lakers spielen, aber wir werden wohl sehr konservativ an die Sache herangehen und abwarten, wie er am Montag trainiert."

Prognose:

Die Lakers reisen mit einem Double-Overtime-Sieg gegen die Bulls nach New York. Das gibt dem Team natürlich Selbstvertrauen. Doch auch bei den Knicks sieht man längst nicht mehr so schwarz. Die Siege zuletzt hoben die Stimmung, New York spielt befreit auf und holt sich die Partie.

Die Partie in der Statistik

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