NBA

Irving treibt Ost-Comeback an

Von Philipp Dornhegge
Kyrie Irving verzauberte die Zuschauer und stellte so manchen West-All-Star bloß
© Getty

Beim 63. NBA All-Star Game hat in einem High-Scoring Game der Osten etwas überraschend den Westen besiegt. Beim 163:155 (BOXSCORE) erzielte Kyrie Irving 31 Punkte und sammelte 14 Assists und wurde zum MVP gewählt.

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Vor dem Beginn der Partie sorgte Grammy-Gewinner Pharrell Williams für die musikalische Untermalung und wurde von Nelly, Snoop Doog, Busta Rhymes sowie Diddy begleitet. Die kanadische Hymne sang Serena Ryder, die amerikanische wurde von Gary Clark Jr. als Gitarren-Version intoniert.

Und in der Halbzeit lieferten gleich mehrere Stars kräftig ab: Clark Jr. war erneut dabei, dazu traten Blasmusiker Trombone Shorty, "Electric Lady" Janelle Monae und die Kultband Earth Wind & Fire auf. Die vier Acts spielten gemeinsam, ergänzten sich prächtig bildeten ein rundes Ganzes.

Auf dem Court sah es dann - wie üblich bei einem All-Star Game - nicht immer ganz so rund aus. Das Niveau war mäßig, auch weil die Mannschaften herzlich wenig Interesse an Defense zur Schau stellten. Umso mehr entschädigten die Stars aber mit spektakulären Offensivaktionen.

Kevin Durant (10 Rebounds) und Blake Griffin avancierten mit je 38 Punkten zu den Topscorern der Partie und schnupperten am Rekord von Wilt Chamberlain (42), Steph Curry (12 Punkte, 11 Assists) und der letztjährige MVP Chris Paul (11 Punkte, 13 Assists) verbuchten Double-Doubles.

Kyrie Irving konnten sie alle die Show aber genauso wenig stehlen wie Carmelo Anthony mit seinen acht Dreiern (30). Irving drehte nach verhaltener erster Hälfte gewaltig auf, führte den Osten nach einem 18-Punkte-Rückstand zurück ins Spiel und wurde letztlich mit 31 Punkten (14/17 Field Goals), 5 Rebounds, 14 Assists verdient MVP.

Trotz erneut starker Zahlen war LeBron James (22 Punkte, 7 Rebounds, 7 Assists, 3 Steals) nur eine Randnotiz und versemmelte alle sieben seiner Dreierversuche, Dirk Nowitzki spielte auf eigenen Wunsch lediglich acht Minuten und blieb als einziger Akteur ohne Punkt.

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Die Reaktionen:

Kyrie Irving (Cavaliers): "Das ist eine große Ehre für mich. Aber es gab mehrere MVPs heute. Eigentlich waren wir alle MVPs. Unsere Superstars haben uns gesagt, dass wir uns in jedem Angriff voll reinhängen sollen, dass wir auch in der Defense alles geben sollen. Wir hatten einen Gameplan, und haben uns so gut daran gehalten wie möglich."

LeBron James (Heat): "Kyrie ist ein besonderer Spieler. So einfach ist das. Er ist ein ganz besonderer Spieler, ein sehr smarter Spieler. Er kann werfen, in die Zone ziehen, in Korbnähe treffen - er hat das komplette Paket."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beim Westen ersetzt Harden den verletzten Bryant in der Starting Five, Davis rückte bekanntermaßen als Injury Replacement nach. Nowitzki und Parker wollen offenbar ihre Kräfte schonen. Wade startet an der Seite von Irving, George, Anthony und James, will aber pro Halbzeit nur ein paar Minuten spielen.

4.: Die West-All-Stars ballern hier anfangs gewissenlos Dreier über Dreier, aber es fällt nichts. Der Osten macht's richtig, und zieht erst mal konsequent zum Korb. LeBron gibt die Richtung vor. Schneller 17:9-Start.

8.: Griffin hat jetzt sieben seiner acht Würfe getroffen - bis auf einen Tip-In waren das alles Dunks! Der Clipper steht bei 14 Punkten, der Westen ist auf 27:30 dran.

12.: Nowitzki ist noch nicht im All-Star Game angekommen. Zunächst versemmelt der Deutsche einen machbaren Midrange Jumper mit der Sirene zum Viertelende vergibt er einen offenen Dreier. Nach dem ersten Abschnitt steht es 44:42 für den Westen.

17.: Ja ist denn immer noch Dunk Contest?! Nach einem Ballverlust wird All-Star-Debütant Wall auf die Reise geschickt, ohne Gegenwehr zeigt er wieder einen spektakulären Double-Pump Reverse Jam. Fehlte eigentlich nur das Wizards-Maskottchen. 56:56.

20.: Davis ist im Spiel - und sofort herrscht hier eine ganz andere Stimmung. Und nachdem der Lokalmatador sofort drei Alley-Oop-Dunks zeigt, kocht die Arena. Ganz nebenbei zieht der Westen davon, 69:58.

24.: Durant vs. LeBron: Da haben wir das mit Spannung erwartete One-on-One-Duell! Allerdings macht der Thunder-Star keine großen Faxen und versenkt einfach einen Dreier. Das ist der Schlusspunkt der ersten Hälfte, der Westen führt 89:76! Übrigens ein All-Star Game Scoring Record.

30.: Der Westen bleibt tonangebend - und sorgt außerdem gerade für das größere Spektakel. Curry dribbelt sich den Ball selbst von hinten durch die Beine, vernascht damit zwei Mann und schließt per Layup ab. 115:101 für den Westen.

35.: Oh, das kommt früh: Wall zieht im Mismatch gegen Love die Defensivschrauben an und erzwingt einen Ballverlust, der Osten kommt hier mächtig auf. 118:123 steht es nur noch, das könnte spannend werden.

39: Ooooh! Howard findet sich in einem Mismatch mit Irving wieder, Uncle Drew bittet zum Tanz. Gegen den Super-Ballhandler sieht Howard ganz alt aus, mit seinem Layup verkürzt Irving auf 131:132.

46.: Da ist der Scoring-Rekord gefallen! Irving trifft einen Dreier, bringt den Osten mit 153:152 in Front - und schraubt das Gesamtpunktekonto auf 305. Der alte Rekord für ein All-Star Game lag bei 303 (1987).

48.: Der Osten tritt als geschlossene Einheit auf, beim Westen macht Durant am Ende zu viel allein. 163:155 heißt es daher am Ende, wer hätte das gedacht?

Osten vs. Westen: Hier geht's zum BOXSCORE

Der MVP: Kyrie Irving. Nachdem der Osten anfangs richtig weit zurückgefallen war, konzentrierte sich bei der Bestimmung der MVP-Kandidaten früh alles auf Durant und Griffin. Im Osten kam allenfalls Carmelo Anthony in Frage. Doch in der zweiten Hälfte lief alles über den Guard der Cavaliers.

Irving führte das Comeback seiner Mannschaft an, lieferte von allen Spielern (mit Ausnahme von Griffin) die beste Show und zeigte alles, was man sich in Cleveland Abend für Abend wünschen würde. Mit 31 Punkten und 14 Assists wurde er schließlich verdient MVP. Nachdem er den Award 2013 in der Rising Stars Challenge abgestaubt hatte, ist Irving endgültig bei den großen Jungs angekommen.

Der Flop des Spiels: LaMarcus Aldridge. Ähnlich wie Dirk Nowitzki ist Aldridges Spielweise nicht unbedingt geschaffen für das All-Star Game. Der Blazers-Big-Man ist eher ein Shooter denn ein spektakulärer Dunker.

Insofern war von ihm kaum zu erwarten, dass er die Fans in der New Orleans Arena zum Toben bringen würde. Dass er aber auch seine Midrange Jumper nicht trifft, war dann doch überraschend. Aldridge versenkte nur zwei seiner neun Würfe (22 Prozent) - die mieseste Quote aller Spieler. Abgesehen vom nahezu untätigen Nowitzki natürlich (0/2).

Das fiel auf:

  • Der Westen hatte klare Größenvorteile im Starting-Five-Vergleich, doch es war der Osten, der den Ball anfangs immer wieder unter den Korb brachte. Die West-Stars Curry, Durant, Kevin Love und James Harden waren dagegen zu sehr darauf erpicht, von außen Feuer zu fangen. Das klappte jedoch nicht, ergo ein früher Rückstand. Erst Griffins Flugshow sorgte für mehr Parität.
  • Im zweiten Viertel kamen die ersten Reservisten länger zu Spielzeit - und der Rhythmus wurde sichtlich gestört. Ob Nowitzki, Aldridge oder Tony Parker: Gerade im Westen sah man einige Kandidaten, die nicht richtig in Fahrt kamen. Umso erfreulicher war der Einsatz von All-Star-Neuling Anthony Davis, der sich mit drei Alley-Oop-Dunks einbrachte. Umso unverständlicher, dass Coach Scott Brooks den Lokalmatador nur 9 Minuten spielen ließ.
  • Beim All-Star Game wird traditionell wenig Defense gespielt. Aber die 2014er Ausgabe ging in die Geschichte ein als das Spiel, bei dem die meisten Punkte aller Zeiten erzielt wurden. Es ging hin und her, aus allen Lagen wurde auf den Korb geballert. Kein Wunder, dass Dirk Nowitzki damit nicht viel anfangen konnte.
  • Der Halbzeitpunkterekord war nicht die einzige historische Marke, die geknackt wurde: Die Mannschaften brachen mit 318 Punkten auch den All-Time Scoring Record insgesamt (zuvor 303), Carmelo Anthony stellte mit acht Dreiern eine neue Bestmarke auf. Dazu war Blake Griffin der erste Spieler seit Wilt Chamberlain 1962, der zehn Field Goals in einer Halbzeit verbuchte, zusammen mit Teamkollege Kevin Durant erzielte er 76 Punkte - auch das ein Rekord. Außerdem wurden noch nie so viele Dreier genommen wie 2014 (100). Zu guter Letzt erzielte Irving 24 Punkte in der zweiten Hälfte und stellte Glen Rice' Rekord ein.
  • Man kennt das ja: Lange Zeit plätschert das Spiel vor sich hin, gegen Ende der Partie wollen beide Mannschaften aber gern gewinnen und verteidigen dann auch. Auch 2014 nahm die Intensität in der Schlussphase merklich zu, Angriffe wurden konsequenter und zielgerichteter ausgespielt. Kyrie Irving und Carmelo Anthony auf der einen Seite, Kevin Durant und Blake Griffin auf der anderen waren die tragenden Säulen ihrer jeweiligen Mannschaft. Doch insgesamt wirkte der Osten eingespielter, man sah mehr Uneigennützigkeit und weniger Egos.

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