NBA

Schneid abgekauft. Schon wieder!

Von Philipp Dornhegge
Joakim Noah und die Chicago Bulls gewannen das Auftaktspiel am 1. Weihnachtstag in Brooklyn
© getty

Mit einer erstklassigen Defensivleistung haben die Chicago Bulls (11-16) am 1. Weihnachtstag einen 95:78-Sieg (BOXSCORE) bei den Brooklyn Nets (9-19) eingefahren. Die Gäste kauften dem Gegner zu Beginn der zweiten Hälfte den Schneid ab.

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Nach ausgeglichener erster Hälfte zog Chicago im dritten Viertel die Zügel an, fuhr den vierten Auswärtssieg des Jahres ein und stürzte die Nets in eine immer tiefere Krise.

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Taj Gibson (20) war bester Scorer der Gäste, Jimmy Butler (15), Carlos Boozer (14), Mike Dunleavy, D.J. Augustin (je 13) und Joakim Noah (10) punkteten ebenfalls zweistellig.

Bei den Gastgebern aus Brooklyn konnten nur Deron Williams (18) und Mirza Teletovic (17) überzeugen. Reggie Evans griff immerhin 13 Rebounds ab.

Der Star des Spiels: Jimmy Butler. Chicago verlässt sich natürlich auf eine ausgeglichene Scoring-Verteilung, genauso sah es auch gegen Brooklyn aus. Butler avancierte dennoch erstens zum zweitbesten Scorer, zweitens aufgrund seines unvergleichen Einsatzes in der Defense zum Matchwinner. Joe Johnson, Alan Anderson und die anderen Flügelspieler der Nets hatten gegen Butler überhaupt nichts zu melden. Kaum schlechter als Butler: Topscorer Taj Gibson.

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Der Flop des Spiels: Andray Blatche. In Abwesenheit von Brook Lopez ist auch und vor allem sein Backup gefragt, das fehlende Scoring aufzufangen und in der Defense einen Schritt nach vorn zu machen. Nichts davon war gegen Chicago zu sehen. Blatche war anfangs bemüht, hatte aber Pech und steckte wie die ganze Mannschaft schnell auf. Am Ende standen 7 Punkte, 5 Rebounds und eine Wurfquote von 9 Prozent zu Buche (1/11 Field Goals).

Das fiel auf:

  • Nachdem er in seiner ersten NBA-Spielzeit kaum eine Rolle gespielt hatte, ist Mirza Teletovic aus der Nets-Mannschaft inzwischen kaum mehr wegzudenken. Aufgrund der vielen Verletzungen rutschte der Bosnier gegen Chicago sogar in die Starting Five - und könnte da eine Weile bleiben. Gegen die Bulls zeigte der Vierer sein ganzes - und gar nicht mal so kleines - Offensivarsenal: Er streute drei Dreier ein, zog zum Korb und versenkte einen Floater, dann erteilte er Mike Dunleavy eine Lehrstunde im Low Post. In der Defense hatte Teletovic zwar seine Mühe mit dem Big-Man-Duo Boozer und Noah, aber wie viele Teams bieten schon ein solches Power-Duo auf?
  • D.J. Augustin, vor kurzem erst von den Toronto Raptors entlassen, hatte bislang einen mehr als respektablen Job für die Bulls gemacht. Nach zuletzt drei Starts kehrte der Spielmacher in seinem siebten Spiel für die Bulls wieder auf die Bank zurück, doch auch als Reservist machte er sich bemerkbar. Insbesondere in Sachen Tempoverschärfung ist er nach Derrick Roses Aus ein Gewinn, dazu überzeugte er mit guter Ballkontrolle und vermied gezwungene Aktionen. Augsutin verteilte 5 Assists und nagelte zwei Dreier rein.
  • Die Nets vermissen mit Brook Lopez ihren vielleicht wichtigsten Offensivspieler. Dass Brooklyn gegen Chicago aber ausgerechnet in Sachen Ballkontrolle Probleme hatte, war jedoch sicher anders gedacht und lässt sich mit dem Fehlen des Centers kaum entschuldigen. Zur Halbzeit stand das Team bereits bei 11 Ballverlusten, viele resultierten aus völlig überhasteten Aktionen. Dazu kamen im zweiten 11 Fehlwürfe bei den ersten 12 Würfen. Eigentlich war es ein Wunder, dass Brooklyn nur hauchdünn hinten lag.
  • Chicago hatte vor allem im ersten Viertel große Mühe, in die Gänge zu kommen. Bei den ersten 15 Angriffen unterliefen den Bulls 5 Turnover, zur Halbzeit waren es 10. Der Ball lief zwar nach dem schwachen Start meist gut durch die Reihen, aber gerade von außen wollte der Ball einfach nicht durch die Reuse fallen. Nur 1 von 8 Dreiern fanden ihr Ziel in der ersten Hälfte, in der zweiten lief es besser (4/9).
  • Kürzlich hatte Jason Kidd angemahnt, dass seine Mannschaft aktuell zu schnell aufstecke, wenn der Gegenwind stärker würde. Exakt dieses Problem wurde gegen Chicago deutlich: Während das Spiel in der ersten Hälfte vor sich hin plätscherte, war Brooklyn im Spiel. Doch als Chicago die Schrauben anzog und einen Run startete, gab Brooklyn fast augenblicklich auf. Die Spieler hatten offensiv überhaupt keine Ideen und verschlimmerten dies mit schlampiger Defense. Chicago bekam im dritten Viertel Layup über Layup, gewann alle 50-50-Bälle und kaufte dem Gegner fast mühelos den Schneid ab. Irgendwie war es wieder wie in den letztjährigen Playoffs.
  • Brooklyn ging mit einem 58:77-Rückstand ins letzte Viertel, Jason Kidd entschied sich dafür, sich beim Versuch eines Comebacks auf die Ersatzleute zu verlassen. Eine seltsame Entscheidung, waren Deron Williams und Mirza Teletovic doch die einzigen verlässlichen Scoring-Optionen. Nach 3:15 Minuten sah Kidd ein, dass es ohne Williams nicht geht. Am Ausgang des Spiels änderte das freilich nichts.

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